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Schwangerschaft und Geburt Zwillingsschwangerschaft: Was jetzt für dich wichtig ist

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© Valery Kudryavtsev / iStock
Zwillinge? Wunderbar! Oh weh! Mit der Nachricht einer Zwillingsschwangerschaft spielen bei vielen Eltern die Gefühle verrückt. Wie häufig sind Zwillingsschwangerschaften überhaupt? Was ist anders als bei Einlingsschwangerschaften? Sind die Risiken höher? Hier beantworten wir die wichtigsten Fragen.

Artikelinhalt

Auf einen Blick

  • Nur 1,8 Prozent aller Schwangerschaften sind Zwillingsschwangerschaften.
  • Eineiige Zwillinge sind noch seltener. Nur 20 bis 30 Prozent aller Zwillingsschwangerschaften sind eineiig.
  • Ein hoher hCG-Wert ist kein eindeutiger Indikator für eine Zwillingsschwangerschaft.
  • Eine Zwillingsschwangerschaft gilt als Risikoschwangerschaft und wird von Ärztin und Hebamme engmaschiger überwacht.
  • Auch beim Stillen mit Zwillingen richtet sich die Milchmenge nach der Nachfrage.

Wie häufig ist eine Zwillingsschwangerschaft?

Eine Zwillingsschwangerschaft ist eher selten. In Deutschland kamen 2018 knapp 790.000 Kinder zur Welt. Circa 28.200 davon waren Zwillinge. Das sind nur rund 1,8 Prozent.
Eineiige Zwillinge sind noch seltener: Nur in 20 bis 30 Prozent aller Mehrlingsschwangerschaften kommen eineiige Zwillinge zur Welt.

Stimmt es, dass immer mehr Zwillinge geboren werden?

Ja, die Zahl der Zwillingsgeburten ist laut Statistischem Bundesamt seit 1977 stetig gestiegen. Waren vor 43 Jahren von knapp 800.000 Neugeborenen nur circa 15.000 Mehrlingskinder, lag die Zahl der Mehrlinge 2014 mit ungefähr 27.000 Neugeborenen bei 700.000 Kindern fast doppelt so hoch. Und noch immer steigt die Zahl der Zwillingsgeburten leicht an.
Wissenschaftler und Ärzte sehen vor allem zwei Gründe dafür:

1. Das Durchschnittsalter der Mütter steigt. Mit höherem Alter kann es zu Unregelmäßigkeiten im Zyklus kommen, zum Beispiel auch zu doppelten Eisprüngen – aus denen dann zweieiige Zwillinge entstehen können.
2. Fertilitätsbehandlungen führen öfter zu Mehrlingsschwangerschaften. Bei der In-Vitro-Fertilisation (IVF) dürfen zum Beispiel zwei befruchtete Eizellen eingesetzt werden.

Wie entstehen Zwillinge?

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© LPETTET / iStock

Das kommt darauf an, ob es sich um eineiige oder zweieiige Zwillinge handelt. Bei eineiigen Zwillingen teilt sich die befruchtete Eizelle in einem sehr frühen Stadium noch einmal. Aus jeder Hälfte entsteht dann ein Embryo. In unserem Artikel "Eineiige Zwillinge: Alles über das besondere Wunder der Natur" findest du alle Antworten zu diesem Thema.

Zweieiige Zwillinge entstehen aus zwei verschiedenen Eizellen, die jeweils von einem  Spermium befruchtet werden. Zweieiige Zwillinge sind sich deshalb auch nicht ähnlicher als andere Geschwister und können auch unterschiedliche Geschlechter haben.

Kann ich am hCG-Wert eine Zwillingsschwangerschaft erkennen?

Nein. Zwar wird das Schwangerschaftshormon hCG (humanes Choriongonadotropin) bei einer Zwillingsschwangerschaft häufig stärker ausgeschüttet als bei einer Schwangerschaft mit einem Kind, ein eindeutiges Anzeichen für Zwillinge ist es aber nicht.

Warum nicht? hCG ist ein Botenstoff und bewirkt die Ausschüttung des Hormons Progesteron, das den Körper auf die Schwangerschaft vorbereitet. Da der hCG-Wert in der ersten Zeit der Schwangerschaft sprunghaft ansteigt, wird er als Indikator bei Schwangerschaftstests genutzt. Ein überdurchschnittlich hoher hCG-Wert kann neben einer Zwillingsschwangerschaft allerdings auch andere Gründe haben, etwa eine Eierstockzyste oder die Einnahme bestimmter Medikamente, die den HCG-Wert erhöhen.

Umgekehrt kann auch bei einer Zwillingsschwangerschaft ein durchschnittlicher hCG-Wert vorliegen. Wirkliche Sicherheit kann dir also nur deine Gynäkologin geben. Sie kann schon sehr früh erkennen, ob sich ein oder zwei Kinder entwickeln. Ab der achten Schwangerschaftswoche kann sie es dir dann durch eine Ultraschalluntersuchung mit Gewissheit sagen.

Wie unterscheidet sich eine Zwillingsschwangerschaft zu einer Schwangerschaft mit einem einzelnen Kind?

Zwillingsschwangerschaft-Bauch
© Taborsk / iStock

In den ersten Wochen unterscheidet sich eine Zwillingsschwangerschaft kaum von einer Schwangerschaft mit einem einzelnen Kind. Wirklich fühlen kann man den Unterschied in dieser Zeit noch nicht.
Im Laufe der Schwangerschaft wird die Belastung für die Mutter stärker, weswegen es auch häufiger zu den bekannten Schwangerschaftsbeschwerden kommt:

  • Bluthochdruck
  • Wassereinlagerungen
  • Krampfadern
  • Sodbrennen
  • Blutarmut (Schwangerschaftsanämie)
  • Schwangerschaftsdiabetes
  • Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie)
     

Abgesehen von den verstärkten Schwangerschaftsbeschwerden, die in erster Linie hauptsächlich dir auffallen werden, wird auch dein Umfeld sehen können, dass du mit zwei Babys schwanger bist. Denn dein Bauch wird ein gutes Stück größer sein, als mit einem einzelnen Kind. Und da beide Krümel zeitgleich an Gewicht zulegen und beide ihren eigenen Anteil Blut benötigen, wirst du im Vergleich zu einem einzelnen Kind bis zur Geburt auch knapp doppelt so viel Gewicht zunehmen.

Besteht bei einer Zwillingsschwangerschaft ein höheres Risiko?

Ja. Auch wenn Zwillinge heutzutage in den allermeisten Fällen problemlos auf die Welt kommen, gilt eine Schwangerschaft mit Zwillingen immer noch als Risikoschwangerschaft. Dieses Risiko entsteht durch mehrere Faktoren:

1. Teilen sich die Feten eine Plazenta, kann es passieren, dass sie sich gegenseitig die Nährstoffe streitig machen.
2. Es kommt häufiger zu Nabelschnurkomplikationen (beispielsweise zu einer Nabelschnurumschlingung)
3. Durch die stärkere Dehnung der Gebärmutter kommt es oft zu einer Frühgeburt.

Dadurch ist die Überwachung einer Zwillingsschwangerschaft wesentlich engmaschiger, so dass Gynäkologin und Hebamme bei sämtlichen möglichen Komplikationen sofort reagieren können. Übrigens: Mütter von Zwillingen haben einen um vier Wochen verlängerten Mutterschutz nach der Geburt. Mehr zum Mutterschutz findest du im Mutterschutzgesetz des Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz.

Werden Zwillinge früher geboren?

Ja, die durchschnittliche Schwangerschaftsdauer ist bei Mehrlingsschwangerschaften kürzer. Knapp die Hälfte aller Zwillinge kommen vor der 37. Schwangerschaftswoche auf die Welt. Sollten Mutter und Babys gesund sein und es liegen keine Komplikationen vor, werden die Ärzte versuchen, eine vaginale Geburt zu ermöglichen.

Zwillinge stillen

Nach der Geburt: Kann ich beide Babys stillen?

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© Aksakalko / iStock

Grundsätzlich: Ja! Die Natur hat es so eingerichtet, dass die Milchmenge durch die Nachfrage bestimmt wird. Das heißt: Wenn du Zwillinge stillst, produziert dein Körper auch genug Milch, dass beide sattwerden. Trotzdem kann der Stillstart mit Zwillingen eine ganz schöne Herausforderung sein, gerade, wenn du zum ersten Mal stillst. So werden die Brustwarzen am Anfang oft noch schneller wund, wenn zwei hungrige Babys nuckeln. Auch der Zeitaufwand ist enorm – manche Zwillingsmütter berichten, dass sie die ersten Wochen fast nur mit dem Stillen beschäftigt waren. Hier ein paar Tipps, damit der Stillstart auch mit zwei Babys gut klappt:

  • Suche dir schon vor der Entbindung eine Hebamme oder Stillberaterin, die im Wochenbett zu dir kommt und dir bei eventuellen Fragen und Problemen zur Seite steht.
  • Nimm (zum Beispiel über Blogs und Foren) Kontakt mit anderen Zwillingsmüttern auf, die Erfahrung mit dem Stillen haben.
  • Überlege, ob es für dich in Frage kommt, beide Kinder immer gleichzeitig zu stillen. Es braucht vielleicht einige Zeit, bis beide Kinder sich darauf eingestellt haben, macht dir den Alltag aber deutlich leichter.

Mehr zum Thema Alltag mit Zwillingen findest du in unserem Artikel "Zwillinge: Doppeltes Glück – und jetzt?". Hilfe kann dir auch das Forum unseres Partner-Portals urbia.de liefern, in dem sich Zwillingseltern austauschen. Oder du besuchst unsere Autorin Anne Attersee mit ihrem Blog „Einer schreit immer“. Dort bekommst du hautnahe Einblicke in das Leben mit Zwillingen.

Quellen:
Informationsdienst Wissenschaft
Ärzteblatt
Familienplanung
Gesundheitsinformation
Frauenärzte im Netz


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