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Kinderkrankheiten Windpocken: Ansteckung, Symptome, Risiken und Impfung

Junge mit Windpocken weint
© VladartDesign / iStock
Windpocken - der Name klingt harmlos, und viele halten die Infektion mit dem Varizellen-Zoster-Virus für eine ungefährliche Kinderkrankheit. Das ist sie aber nicht immer: In der Schwangerschaft, für Neugeborene und für Erwachsene kann die Infektion gefährlich werden. Alles über Ansteckung, Symptome, Risiken und Impfung.

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Auf einen Blick

  • Die Windpocken sind eine Viruskrankheit, die durch Tröpfchen- oder Schmierinfektion übertragen wird.
  • Symptome sind zu Beginn allgemeines Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen. Im weiteren Verlauf der Krankheit kommen Fieber und der typische, stark juckende Ausschlag in Form von Knötchen und Bläschen hinzu.
  • Die Inkubationszeit beträgt meist etwa 14 Tage. Selten auch acht bis 21 Tage.
  • Die Ansteckungsfähigkeit beginnt bereits ein bis zwei Tage vor Auftreten des Ausschlags und endet wenn alle Bläschen des Ausschlags restlos verkrustet sind.

Woher kommt der Name "Windpocken"?

Wahrscheinlich davon, dass die Krankheit (medizinisch auch Varizellen genannt) ganz besonders ansteckend ist. Wie die meisten Viruserkrankungen werden auch Windpocken durch Tröpfcheninfektion übertragen, also durch Husten und Niesen. Das Varizellen-Virus scheint aber besonders lange in der Luft bleiben zu können, eine Ansteckung über mehrere Meter Entfernung ist möglich. Daher die Vorstellung, dass das Windpockenvirus mit dem Wind weitergetragen wird.

Windpocken

Kann man sich trotzdem vor einer Ansteckung schützen?

Kaum. Das Virus wird nicht nur durch Husten und Niesen übertragen, sehr ansteckend ist auch die gelblich-klare Flüssigkeit in den Bläschen, die sich auf der Haut entwickeln. Kratzt das Kind die juckenden Bläschen auf und fasst danach etwa eine Türklinke an, kann das Virus auch dort lange ansteckend bleiben. 90 Prozent der Menschen, die Kontakt mit dem Virus haben, erkranken auch.
Wer sich auf keinen Fall anstecken darf, etwa als Schwangere ohne Windpockenschutz, sollte sich konsequent von Erkrankten fernhalten und auch nicht mit Kindern arbeiten. Und natürlich sehr auf Hygiene und Gesundheit achten. Mehr darüber im Artikel "Jetzt bloß nicht krank werden, Mama!"

Was sind die wichtigsten Symptome?

Am Anfang klagt das Kind nur über allgemeines Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen. Nach ein, zwei Tagen kommt Fieber dazu (selten über 39 Grad) und der Ausschlag entwickelt sich. Zuerst taucht er am Rumpf und im Gesicht auf, dann am ganzen Körper, sogar auf der behaarten Kopfhaut, auf den Genitalien und auf den Schleimhäuten. Aus den roten Knötchen entwickeln sich Bläschen, die platzen und verschorfen. Da ständig neue Knötchen nachkommen, ist das Kind irgendwann am ganzen Körper übersät von Knötchen, Bläschen und Krusten unterschiedlicher Größe - durchschnittlich rund 250 Stück. Deshalb spricht man auch von einem "Sternenhimmel-Muster". Dieser auffällige und stark juckende Ausschlag ist das typische Symptom von Windpocken. Nach drei bis fünf Tagen klingt er langsam wieder ab.
Allerdings können Windpocken sehr unterschiedlich verlaufen. Kleine Kinder entwickeln meist weniger Ausschlag als ältere und bei ihnen gibt es auch nur selten Komplikationen. Oft fühlen sie sich nach den ersten zwei Tagen gar nicht mehr krank und müssen dann auch nicht unbedingt im Bett bleiben. Jugendliche und Erwachsene dagegen entwickeln oft schwerere Symptome.
Allerdings: Windpocken können sehr unterschiedlich verlaufen. Kleine Kinder entwickeln meist weniger Ausschlag als ältere und bei ihnen gibt es auch nur selten Komplikationen. Oft fühlen sie sich nach den ersten zwei Tagen gar nicht mehr krank und müssen dann auch nicht unbedingt im Bett bleiben. Jugendliche und Erwachsene dagegen entwickeln oft schwerere Symptome.

Wie lange dauert die Inkubationszeit?

Die Inkubationszeit, also die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Infektion, beträgt meist etwa zwei Wochen, kann seltener aber auch zwischen 8 und 21 Tagen dauern.

Wie sehen Windpocken aus?

Was passiert, wenn Erwachsene Windpocken bekommen?

Bei Erwachsenen verlaufen Windpocken meist schwerer, und es kommt häufiger zu Komplikationen. Besonders gefährlich ist eine Lungenentzündung, die etwa bei 20 Prozent der Erwachsenen auftritt und einen schweren Verlauf nehmen kann. Das betrifft auch und besonders schwangere Frauen. Auch Störungen des zentralen Nervensystems sind möglich, etwa Gleichgewichtsstörungen und Hirnhautreizung.

Wie kann man Windpocken von Röteln, Ringelröteln, Masern und Scharlach unterscheiden?

All diese Kinderkrankheiten sind mit Hautausschlag verbunden. Allerdings ist der Ausschlag bei Windpocken sehr charakteristisch durch die "Sternenhimmel"-Form, bei der Bläschen, Knötchen und Krusten über den ganzen Körper verstreut sind. Weder bei Röteln, Ringelröteln, Masern noch bei Scharlach oder Hand-Fuß-Mund-Krankheit sieht der Ausschlag so aus.

Wie lange sind Windpocken ansteckend?

Die Ansteckungsfähigkeit der Varizellen beginnt ein bis zwei Tage vor Auftreten des Ausschlags und endet, wenn restlos alle Bläschen vollständig verkrustet sind.
Wichtig: Seit 2013 besteht eine bundesweite Meldepflicht für Windpocken, es gelten die Regelungen des Infektionsschutzgesetzes.  Das heißt: Ein Kind mit Windpocken darf nicht in die Krippe, Kita oder Schule, solange es noch ansteckend ist. Schon beim Verdacht auf die Infektion müssen die Gemeinschaftseinrichtungen informiert werden. Auch vor dem Arztbesuch sollte man vorher die Praxis informieren, dass man mit einem Kind kommen will, das eventuell an Windpocken erkrankt ist.

Gibt es eine wirksame Behandlung gegen den Juckreiz?

Ärzte empfehlen als Behandlung vor allem, die Bläschen mit einer einer speziellen Lotion zu betupfen. Außerdem können sie juckreizmindernde Tropfen verschreiben. Ablenkung hilft auch, und man kann versuchen, dem Kind nachts leichte Handschuhe überzuziehen, damit es die Bläschen nicht im Schlaf aufkratzt. Da man aber das Kind nicht rund um die Uhr von Kratzen abhalten kann, ist es außerdem gut, ihm die Fingernägel kurz zu schneiden.
Weniger kratzen heißt meistens auch: weniger Narben. Denn durch das Kratzen können sich die Bläschen noch weiter entzünden, die Gefahr der Narbenbildung ist größer. Aber: Selbst wenn man gar nicht kratzt, kann der Ausschlag Narben hinterlassen.

Wie gefährlich sind Windpocken in der Schwangerschaft?

Wenn die Schwangere nicht geimpft ist und die Krankheit auch nicht durchgemacht hat, hat sie keine Antikörper im Blut. Deshalb kann sie sich anstecken und damit ihr ungeborene Baby gefährden. Steckt sich das ungeborene Kind im ersten oder zweiten Drittel der Schwangerschaft an, kann das "Fetale Varizellen-Syndrom" auftreten, bei dem eine Vielzahl von Schäden entstehen kann, von Lähmungen und anderen neurologischen Störungen über Augenschäden bis zu Skelettfehlbildungen.

Können auch Neugeborene Windpocken bekommen?

Leider ja, und das ist sogar besonders gefährlich. Erkrankt die Schwangere an Windpocken und steckt sich das Baby innerhalb von 5 Tagen vor der Geburt oder kurz nach der Geburt an, ist sein unreifes Immunsystem dem Virus hilflos ausgeliefert. Deshalb verlaufen Windpocken bei Neugeborenen besonders schwer, und bis zu 30 Prozent sterben an der Infektion. Das größte Risiko tragen Babys, die zwischen dem 5. und 10. Lebenstag an Varizellen erkranken.

Ist man nach überstandenen Windpocken immun?

Ja, wer Windpocken durchgemacht hat, ist dagegen lebenslang immun. Aber: Das Virus verbleibt im Körper und kann in höherem Alter eine sehr schmerzhafte Gürtelrose (Herpes Zoster) verursachen, vor allem bei alten und immungeschwächten Menschen.

Warum empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) eine Windpocken-Impfung schon für Babys?

Aus mehreren Gründen: Zum einen stecken sich Kinder meist schon ab dem 2. Lebensjahr mit Windpocken an. Für einen vollen Impfschutz sind zwei Impfungen notwendig. Man muss also früh mit der Impfung beginnen, damit das Kind rechtzeitig geschützt ist. Zum anderen soll die Krankheit durch flächendeckendes Impfen in Deutschland möglichst ausgerottet werden, damit Schwangere und Neugeborene nicht mehr in die Gefahr kommen, sich anzustecken.
Die Windpocken-Impfung wird aber auch empfohlen für alle bisher nicht geimpften größeren Kinder und Jugendliche und für alle Frauen mit Kinderwunsch.
Wie stark die Krankheit seit der Einführung der Impfung zurückgedrängt werden konnte, beschreibt Dr. Ulrich Fegeler von den "Kinderärzten im Netz": "In Deutschland kam es laut Angaben des Robert Koch Instituts vor Einführung der Varizellenschutzimpfung 2004 jährlich zu etwa 750.000 Windpocken-Erkrankungen. Stichproben nach Einführung der Impfung zeigten von 2005 bis 2012 einen Rückgang der Erkrankungen in allen Altersgruppen. Der stärkste Rückgang war bei den ein- bis vierjährigen Kindern zu beobachten. Bei dieser Altersgruppe wurden etwa 91% weniger Fälle pro Praxis gemeldet. Auch mussten weniger Kinder aufgrund von Komplikationen durch Windpocken im Krankenhaus behandelt werden."
 

Was gibt es bei der Windpocken-Impfung zu beachten?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt das Impfen gegen Windpocken in zwei Schritten: Die erste Impfung sollte im Alter von 11 bis 14 Monaten und die zweite im Alter von 15 bis 23 Monaten erfolgen. Die erste Impfung kann der Arzt praktischerweise im Rahmen der U6- Früherkennungsuntersuchung und zusammen mit der sogenannten MMR-Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln geben. (Es gibt dafür auch Vierfach-Impfstoffe.) Das Impfen muss nur dann verschoben werden, wenn das Kind schwer erkrankt ist.
Die Impfung ist gut verträglich. Rötungen und Schwellungen an der Einstichstelle sind möglich, die nach wenigen Tagen abklingen. Dazu können kurzzeitig Symptome wie Fieber oder Müdigkeit auftreten. Schwere Nebenwirkungen kommen nur sehr selten vor.


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