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Wehen Alles über Geburtswehen: Wie du sie erkennst & wie sie sich anfühlen

Frau unter Wehen stützt sich am Bett ab
© RealCreation / iStock
Wie fühlen sich Wehen an? Wie weh tun sie wirklich? Und woran merke ich, ob die Geburt losgeht? Hier beantworten wir deine wichtigsten Fragen rund um die Wehen. Und sagen dir, wie du erkennst, dass es Zeit ist, sich auf den Weg in die Klinik zu machen.

Artikelinhalt

Auf einen Blick

  • Als Wehen bezeichnet man das rhythmische Zusammenziehen der Gebärmutter vor, während und nach der Geburt.
  • Häufige Anzeichen: ein harter Bauch, Rückenschmerzen oder ein Ziehen im Unterleib, das an einen Periodenschmerz erinnert.
  • Wehen können bereits ab der 25. SSW als Übungswehen und ab der 36. SSW als Senk- oder Vorwehen auftreten.
  • Treten die Kontraktionen über eine Zeitspanne von einer halben Stunde alle drei bis fünf Minuten auf, ist es Zeit, ins Krankenhaus zu fahren.

Vor allem während der ersten Schwangerschaft stellen sich fast alle Frauen diese Frage: Woran erkenne ich, dass die Wehen eingesetzt haben und die Geburt unmittelbar bevorsteht? "Du wirst es spüren", behaupten dann diejenigen, die bereits ein Kind haben und wissen, wie sie sich anfühlen. Wir erklären es etwas genauer.

Geburt geht los

Wie fühlen sich Wehen an?

Jede Gebärende empfindet Wehen unterschiedlich. Generell gilt: sie kündigen sich langsam an und entwickeln eine ganz eigene Dynamik. Leichte Wehen werden oft mit Rückenschmerzen verwechselt und viele Frauen beschreiben, dass Geburtswehen sich ähnlich wie Regelschmerzen anfühlen, allerdings sind sie in ihrer Intensität viel stärker. Sie beginnen mit einem dumpfen Gefühl, das sich noch schwer einordnen lässt, und steigern sich allmählich zu intensiven Schmerzen.

Wie kann ich Wehen erkennen und unterscheiden?

Wehen: Alles über Geburtswehen: Wie du sie erkennst & wie sie sich anfühlen
© 4maksym / iStock

Wehen treten nicht nur während der Geburt auf, sondern schon weit vorher in der Schwangerschaft und sogar auch noch nach der Geburt. Hier ein Überblick über die verschiedenen Arten von Wehen, von Übungswehen bis hin zu Nachwehen:

Wehenart

Zeitraum

Symptome und Funktionen

Übungswehen

ab ca. 25 SSW

  • Dein Körper bereitet sich nun auf die Endphase deiner Schwangerschaft vor.
  • Du erkennst sie daran, dass dein Bauch hin und wieder für eine kurze Zeit hart wird, weh tun sie nicht.
  • Die Übungswehen haben noch keine Kraft, um die Geburt auszulösen.


Senkwehen
 

ab ca. 36. SSW

  • Sie treten in den letzten Wochen vor der Geburt auf und heißen so, weil sich der Kopf des Babys tiefer in das Becken der Mutter senkt. Da sich damit der ganze Bauch senkt, bekommst du wahrscheinlich leichter Luft und dein Magen hat wieder mehr Platz.
  • Wie du sie erkennen kannst? Bei manchen Schwangeren machen sie sich durch ein leichtes Ziehen im Rücken und allgemeines Unwohlsein bemerkbar. Andere spüren sie wiederum gar nicht.

Vorwehen

ab ca. 36. SSW

  • Die Vorwehen treten noch sehr unregelmäßig auf, sind weder stark noch von langer Dauer.
  • Der Bauch wird hart, es schmerzt im Rücken- und im Leistenbereich sowie im Unterleib durch das Zusammenziehen der Gebärmutter, manchmal strahlt es bis in die Beine aus. Damit fühlen sie sich ähnlich an wie echte Wehen.
  • Was jetzt helfen kann, um dich und deinen Körper zu entspannen: Ein warmes Bad (aber bitte nur, wenn du nicht allein bist). Vor allem ist es hilfreich, um zu erkennen, ob es sich bereits um echte Wehen handelt. Denn die lassen sich durch ein warmes Bad nicht beeinflussen, Vorwehen schon.
  • Genauso hilfreich kann es jetzt sein, dich einfach hinzulegen und dich unter einer Decke einzukuscheln. Nun warte ab, was passiert. Wenn du nach einer gewissen Zeit kein Ziehen mehr spürst, dann waren es definitiv Vorwehen. Bis die Geburt tatsächlich losgeht, können dann noch einige Tage vergehen.


Eröffnungswehen
 

Beginn der Geburt

  • Während die Vorwehen noch nicht die Kraft haben, den Muttermund zu öffnen, sorgen die Eröffnungswehen, ihrem Name entsprechend, genau dafür. Dabei verkürzt sich der Gebärmutterhals, bis er ganz verschwindet – ähnlich wie ein Rollkragen, wenn man den Kopf hindurchschiebt.
  • Die Wehen sind noch nicht so schmerzhaft und lang (zwischen 30 und 45 Sekunden), sodass du dich noch ziemlich normal unterhalten und andere Dinge machen kannst. Das wird aber zunehmend schwerer, wenn die Abstände kleiner und die Schmerzen intensiver werden.
  • Gegen Ende der Eröffnungsphase, wenn sich der Muttermund fast auf die Größe des Babykopfs geöffnet hat, kommen die Wehen alle drei bis fünf Minuten und halten jetzt etwa eine Minute an. Sie sind so intensiv, dass du voll und ganz darauf konzentriert bist.

Übergangswehen
 

Während der Geburt

  • Die Übergangswehen sind besonders intensiv und werden von vielen Frauen als der schwierigste Teil der Geburt empfunden. Nun ist der Muttermund ganz offen, das Kind muss nur noch etwas tiefer ins Becken rutschen. Jetzt wird jede Menge Oxytocin ausgeschüttet. Es sorgt nicht nur für die starken Geburtswehen, sondern lässt auch jede Gebärende über sich hinauswachsen und alles um sich herum vergessen.
  • Jetzt ist die Unterstützung der Hebamme und deines Partners besonders gefragt, denn viele Gebärende kommen in dieser Übergangsphase an einen Punkt, an dem sie glauben, dass es nicht mehr weiter geht. Das ist aber meistens ein Anzeichen dafür, dass bald die Presswehen einsetzen, die das Baby nach draußen schieben.

Presswehen
 

Kurz vor Ende der Geburt

  • Die Presswehen haben eine besondere Kraft. Sie sind ein Reflex, dem du jetzt unweigerlich nachgehen musst. Sie äußern sich durch ein intensives Druckgefühl, ähnlich wie wenn du aufs Klo musst.
  • Eventuell weist dich die Hebamme an, dem Pressdrang nicht gleich oder erst einmal nicht mit voller Kraft nachzugeben, damit das Gewebe geschont wird. 
  • Dann ist es soweit: Mit einigen Presswehen kommt zuerst das Köpfchen, dann die Schultern und meist mit einem Schwapp Fruchtwasser Rumpf und Beine. Es ist (fast) geschafft. 

Nachwehen

Unmittelbar nach der Entbindung

  • Die Nachwehen sorgen dafür, dass die Nachgeburt (Plazenta und Eihäute) vom Körper abgestoßen wird. Außerdem bewirken sie direkt im Anschluss daran, dass sich die Blutgefäße in der Gebärmutter wieder zusammenziehen und so die Blutung gestoppt wird.
  • Beim zweiten und jedem weiteren Kind werden die Nachwehen stärker. Denn damit sich die Gebärmutter wieder zusammenzieht, muss sie mehr Kraft aufwenden.

Wodurch werden die Geburtswehen ausgelöst?

Dass sie zum Ende der Schwangerschaft einsetzen, dafür sorgt das Zusammenspiel der Hormone zwischen Mutter und Kind. Wenn es das Signal gibt, nun aus dem Mutterleib raus zu wollen, dann wird vom weiblichen Gehirn das Hormon Oxytocin ausgeschüttet. Das wiederum löst die Kontraktionen, das rhythmische Zusammenziehen der Gebärmutter, aus. Diese entwickeln sich schließlich – meist über mehrere Stunden hinweg – zu echten Wehen. 

Woran merke ich noch, dass es bald losgeht?

  • Viele Frauen verspüren kurz vor der Geburt einen großen Drang, alles perfekt fürs Baby herzurichten. Das ist der sogenannte Nestbautrieb. Dieser reicht vom mehrmaligen Sortieren der längst bereitliegenden Babywäsche bis zum Hausputz.
  • Leichter Durchfall und zunehmende Rückenschmerzen können weitere Indikatoren sein.
  • Bei etwa einem Viertel der werdenden Mütter äußert sich der Geburtsbeginn durch eine leichte Blutung. Das Sekret ist mit zähem Schleim vermischt. Der Grund: Wenn sich der Muttermund zu öffnen beginnt, löst sich der Schleimpfropf, der den Gebärmutterhals in der gesamten Schwangerschaft fest verschlossen hat. Meist setzen spätestens ein bis zwei Tage danach die Wehen ein.
  • Etwa 10 bis 15 Prozent der Schwangeren haben einen Blasensprung, bevor die Wehen einsetzen, während bei dem Rest die Fruchtblase meist bei der Geburt platzt. Nur selten öffnet sich die Fruchtblase im Schwall, meist tröpfelt das Fruchtwasser nur ein bisschen. Im Gegensatz zu Urin ist es geruch- und farblos. Meist setzen die Wehen unmittelbar oder leicht zeitversetzt mit dem Blasensprung ein.

Wann ist die Zeit reif fürs Krankenhaus?

Wenn der Geburtstermin näher rückt, gelingt es nur wenigen werdenden Müttern, ruhig auf das Einsetzen der Wehen zu warten. Das System der medizinischen Vorsorge macht Schwangere leider auch nicht gelassener. Im Gegenteil: Es erzieht dazu, wegen jeder noch so kleinen Auffälligkeit zum Arzt zu gehen. In sich hineinhören, dem Körper vertrauen – das sehen viele Frauen als Luxus, den man sich erst erlauben kann, wenn medizinisch alles abgecheckt ist. Die Folge: Heute kommt mehr als die Hälfte der Frauen in die Klinik, wenn es noch gar nicht Zeit dafür ist. Die Wehen sind noch unregelmäßig, entwickeln keine Kraft. Der Muttermund ist nur ein bis zwei Zentimeter offen, man könnte noch ganz entspannt daheim auf dem Sofa oder in der Wanne liegen und die ersten Wehen hier ungestört erleben. Dieses heimische Erleben ist wertvoll, denn es bringt dich viel natürlicher in die Geburt hinein, als wenn du direkt den Weg in den Kreißsaal suchst.

Der Zeitpunkt, ins Krankenhaus zu fahren, ist aber definitiv erreicht, wenn die Kontraktionen über eine Zeitspanne von einer halben Stunde alle drei bis fünf Minuten einsetzen und so stark sind, dass du dich nur noch darauf konzentrieren kannst. Außerdem solltest du zeitnah in die Klinik fahren, wenn die Fruchtblase geplatzt ist. Denn Fruchtwasser ist eine warme, nährstoffreiche Flüssigkeit, Bakterien breiten sich darin schnell aus. Ist es nicht die erste Geburt, empfiehlt es sich generell, etwas früher los zu fahren. Letztlich bleibt es aber deine Entscheidung, wie lange du in den Wehen lieber nicht mehr ohne Beistand bist.

Hebamme Andrea Ramsell

Was ist, wenn ich die Schmerzen nicht aushalten kann?

Viele Schwangere fürchten sich vor dem, was ihnen bei der Geburt bevorsteht, vor allem, wenn es das erste Kind ist. Das beste Mittel gegen Ängste: gute Informationen!

  • Suche dir früh eine Hebamme und einen guten Vorbereitungskurs, in dem auch über die Geburt gesprochen wird.
  • Halte dich fern von Müttern, die gerne mit Horrorgeschichten hausieren gehen, und halte dich an Freundinnen, die dir Mut machen.
  • Vertraue deinem Körper: Er bereitet sich neun Monate darauf vor, das Baby zur Welt zu bringen und ist bestens darauf vorbereitet. Unter anderem kreisen bei der Entbindung körpereigene, hoch wirksame Schmerzmittel im Blut.
  • Wehenschmerz ist ein produktiver Schmerz – jede Wehe bringt dich deinem Baby ein bisschen näher.
  • Informiere dich bei deiner Hebamme und deinem Arzt über die verschiedenen Möglichkeiten, den Wehenschmerz zu lindern oder sogar ganz zu nehmen (eventuell kommt eine PDA für dich in Frage). Manchmal hilft allein schon dieses Wissen, um mit dem Wehenschmerz besser zurechtzukommen.

Was kann ich tun, wenn ich über dem Termin bin?

Der Geburtstermin ist vergangen und es tut sich einfach nichts? Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um die Wehen zu locken. Wichtig ist: Nichts auf eigene Faust versuchen, sondern bitte immer in Rücksprache mit deiner Hebamme oder Arzt. 15 Maßnahmen, um die Wehen zu fördern – von Sex über Himbeerblättertee bis hin zum Wehencocktail – haben wir für dich zum Nachlesen zusammengestellt. Wenn sich im Krankenhaus über Stunden hinweg nichts tut, gibt es die Möglichkeit, die Geburt mit einem Wehentropf medikamentös einzuleiten oder zu beschleunigen.

Unsicher? Die Hebamme weiß Rat!

Paar kurz vor der Geburt im Krankenhaus
© RyanJLane / iStock

Oft setzen die Wehen mitten in der Nacht ein. Du möchtest ungern allein bleiben mit der Entscheidung, ob du die ersten Wehen noch zu Hause abwarten kannst oder schon in die Klinik fahren sollst? Dann rufe im Krankenhaus an und lass dich mit dem Kreißsaal verbinden. Die Hebammen vor Ort beraten dich dann. Wenn du bereits vorab Kontakt zu einer Hebamme hast, kannst du auch sie anrufen.
 


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