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Vorbildfunktion 8 Dinge, die Söhne von ihren Vätern hören sollten

Vorbildfunktion: Vater trägt seinen Sohn auf der Schulter
© AleksandarNakic / Getty Images
Dir fällt es schwer, Gedanken und Emotionen vor Kindern laut auszusprechen? Warum gerade das so wichtig in einer Vater-Sohn-Beziehung ist, wollen wir erklären – Stichwort: Vorbildfunktion ...

Alle Eltern haben eine gewisse Vorbildfunktion gegenüber ihren Kindern, ganz klar. Darum haben sie tagtäglich unzählige Ratschläge, Ermahnungen und Regeln für ihren Nachwuchs parat: "Nein, das darfst du noch nicht …", "Nimm das bitte nicht in den Mund …" , "Spring da bloß nicht runter …" – solche Formulierungen gehen den meisten leicht über die Lippen.

Aber wie sieht es mit Gesprächen über die eigenen Gefühle aus? Dies scheint einigen (und ganz besonders Vätern mit ihren Sprösslingen) oft nicht so leicht zu fallen. Aber keine Sorge, es gibt einen entscheidenden Tipp, wie Väter indirekt mit ihren Söhnen kommunizieren können. Indem sie nämlich die Neugier ihrer Kinder ausnutzen und bewusst darauf achten, was sie vor ihren Söhnen sagen – während sie belauscht werden. Besonders in solchen Situationen schauen sich die Kleinen viel von den Großen ab. Zwar ist dies keine neue Erkenntnis, aber eine, die alle bewusst ausnutzen sollten. 

J. Stuart Ablon Ph. D., der Professor für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Harvard Medical School ist, hat viel über Mitgefühl bei Kindern geforscht und meint, dass die indirekten Dinge, die Kinder von ihren Eltern hören und lernen, oft genauso wichtig sind. "Wenn Kinder etwas belauschen, hören sie, wie jemand mit jemand anderem interagiert." Gerade für Väter sei es wichtig, mit ihren Söhnen etwas offener mit gewissen Dingen umzugehen, weil Eigenschaften wie Verletzbarkeit und Sensibilität für Jungs oft immer noch negativ behaftet seien. So könne man den Umgang mit anderen Menschen, Empathie und emotionale Intelligenz bei Kindern fördern.

Das kann zum Beispiel die Art und Weise sein, wie man sich entschuldigt,  Komplimente ausspricht, Liebe in Worte fasst oder sich verletzlich zeigt. Denn eins ist sicher: Kinder können unsere Gedanken nicht lesen.Darum sei es so wichtig, sie öfter mal laut auszusprechen und die Kleinen so an unseren Beweggründen, Emotionen und Überlegungen teilhaben zu lassen, so der Professor.

Diese 8 Dinge sollten Söhne von ihren Vätern hören 

1. Mit Misserfolgen richtig umgehen

Ob beim Reparieren der Kommode oder beim Kochen – wenn etwas schiefgeht und mal nicht so läuft, wie du es dir wünscht, ist es ratsam, Ruhe zu bewahren. Anstatt zu fluchen, sag lieber etwas wie: "Mist, das habe ich verbockt!" Frustration ist in Ordnung und mal zu scheitern ganz normal. Wichtig ist nur, den anschließenden Denkprozess auszusprechen. Sag beispielsweise etwas wie: "Ich könnte X ausprobieren, aber das könnte wegen Y nicht funktionieren, also machen wir es vielleicht doch anders." So lernt dein Sohn, dass es keinen Grund gibt, aufzugeben und er Einfluss auf die Welt hat.

2. Über Emotionen & Gefühle sprechen

Sich vor deinem Kind über etwas zu freuen und glücklich zu sein, ist sehr wichtig. Mindestens genauso wichtig ist es aber auch, zu zeigen, wenn du mal traurig bist. Falls du deinem Sohn vorleben möchtest, dass Sorgen zum Leben dazu gehören, erkläre ihm, dass es wichtig ist, darüber zu sprechen und es nichts bringt, sie zu unterdrücken – ansonsten kann man sie nicht lösen. Dadurch wird dein Kind gut mit stressigen Situationen umgehen können.

3. Konkrete Liebeserklärungen machen

Zur Verabschiedung der Mama noch schnell "Ich liebe dich" zu sagen ist die klassische Variante, wie Eltern ihren Kindern im Alltag vorleben, dass sie sich lieben. Noch viel bedeutender ist es allerdings, wenn du deiner Frau in Gegenwart der Kinder sagst, was du an ihr liebst. "Mama ist einfach die Beste, weil sie so gut xx kann" oder "Mama hat die Tasche schon gepackt, weil sie so vorausschauend ist und immer für uns alle mitdenkt. Sie ist einfach toll." So lernt dein Sohn, dass das Leben mit ihr noch besser ist. Im Vergleich dazu sollte dir bewusst sein, dass Kinder genauso jedes genervte Augenrollen wahrnehmen. Mit solchen Gesten vor deinem Kind solltest du sehr achtsam sein.  

4. Hilfe einfordern 

Jemand Fremdes nach dem Weg oder die Ehefrau um Rat zu fragen oder den besten Freund beim Streichen um Hilfe zu bitten – durch solche Situationen wird dein Sohn sehen, dass Papa nicht alles alleine lösen kann und stark genug ist, um nach Unterstützung zu fragen. So lernen Kinder, dass es um Zusammenarbeit geht und nicht nur ums Delegieren.

5. Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten?

"Welches Blatt gehört zu welchem Baum?", "Auf welchem Kontinent leben Giraffen?" –  Kindern Fakten und Wissen zu vermitteln ist wichtig, dennoch solltest du nicht vergessen, auch einfach mal kreativ zu sein und deinem Sohn zu zeigen, dass man die Welt aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten kann. Spiele zum Beispiel Schattenspiele beim Zubettgehen oder schau gemeinsam mit deinem Sohn in den Himmel und spiel mit ihm Wolkenraten. 

6. Als Vorbild Empathie zeigen

Zeig deinem Sohn, dass du für deine Mitmenschen Mitgefühl und Verständnis hast und du offen für deren Gefühle bist. Erkläre deinem Kind, dass du versuchst, zu verstehen, was eine andere Person fühlen könnte oder durchmacht. Und erkläre ihm, dass so Beziehungen zwischen Freunden wachsen. Zeig ihm, wie man Fragen stellt, neugierig ist und seinem Gegenüber den Raum gibt, um über sich sprechen zu können. So wird dein Kind großzügig und geduldig. Und wie J. Stuart Ablon sagt: "Reden ist einfacher als zuhören."

7. Apropos Freundschaft … 

Freunde sind etwas Wertvolles. Das solltest du deinem Sohn definitiv vorleben. Zeig ihm, dass du nicht nur Spaß mit ihnen hast, sondern sie auch nach Rat und Unterstützung fragst. Zeig ihm, dass du dich auf deine Freunde verlassen kannst und das Zusammensein einen ganz besonderen Mehrwert hat. 

8. Schuldgefühle sind okay! 

Kennst du jemanden, der keine Fehler macht? Mit Sicherheit nicht. Wir alle machen mal etwas falsch. Bedeutend ist jedoch, dass du nicht nach Ausreden suchst, sondern dich entschuldigst. Falls das Klärungsgespräch nicht vor deinem Kind stattfindet, wäre es gut, wenn die große Entschuldigung noch mal vor deinem Kind ausgesprochen oder mit einer Geste wie einem Blumenstrauß gezeigt wird. Es ist wertvoll, wenn deinem Jungen vorgelebt wird, dass du Wiedergutmachung leistest und Dinge für die Zukunft verbessern möchtest. "Es ist in Ordnung, sich zu irren und Fehler zu machen", meint Ablon. Das sei wichtig, damit dein Kind dich – und die Zustimmung der anderen Partei – direkt hören kann. Dies seien bedeutsame Lektionen, besonders für das spätere Erwachsenenleben. 

Dieser Text ist ursprünglich bei BRIGITTE.de erschienen.

Verwendete Quellen: fatherly.com, stuartablon.com

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