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Unfruchtbarkeit Mögliche Ursachen für die Kinderlosigkeit

Ursachen für Unfruchtbarkeit
Ursachen für Unfruchtbarkeit
© gpointstudio / Thinkstock
Kinderkriegen: die einfachste Sache der Welt? Nicht für alle Paare. Mögliche Ursachen für die Unfruchbarkeit gibt es viele. Ein Überblick.

Unfruchtbarkeit durch stressigen Alltag oder falsche Ernährung?

Unerfüllter Kinderwunsch ist ein Problem, das beide Partner betrifft. Aber nicht immer liegt eine Erkrankung vor, wenn sich der ersehnte Nachwuchs nicht einstellt. Großen Einfluss auf die Fruchtbarkeit hat der Lebenswandel - vor allem Stress, übermäßiger Alkohol- und Kaffeegenuss, Rauchen und auch psychische Aspekte können sich negativ auswirken. Starkes Über- oder Untergewicht der Frau können ihre Fruchtbarkeit ebenso beeinträchtigen wie bestimmte Medikamente. Wer plant, ein Baby zu bekommen, sollte deshalb seinen Alltag kritisch überprüfen.

Dr. Frank Nawroth    

Unfruchtbarkeit: erste Ursachenforschung

Spermiogramme sind nur Momentaufnahmen

Vor der Behandlung der ungewollten Kinderlosigkeit stehen stets ausführliche Untersuchungen und ein persönliches Beratungsgespräch. Die Frau kann bei ihrem Frauenarzt ihren Zyklus untersuchen lassen: Per Ultraschall betrachtet der Mediziner das sich entwickelnde Eibläschen. Außerdem wird er verschiedene Hormone im Blut bestimmen lassen, vor allem das "luteinisierende Hormon" (LH), das den Eisprung auslöst. Ist der Zyklus unregelmäßig, wird der Arzt raten, mit Hilfe bestimmter Urintests die fruchtbaren Tage noch exakter als bisher zu bestimmen.
Auch der Mann sollte sich untersuchen lassen: Beim Andrologen (in der Regel ein Urologe oder Hautarzt mit einer Zusatzausbildung) kann er unkompliziert ein Spermiogramm erstellen lassen. Der Androloge untersucht die Samenflüssigkeit, vor allem die Dichte der Spermien, ihre Beweglichkeit und ihre Form. Mindestens 20 Millionen Spermien pro Milliliter Samenflüssigkeit, von denen die Hälfte gut beweglich sein sollte, gelten als Richtwert. Ist das Spermiogramm nicht so, wie es sein sollte, wird nach einem gewissen Zeitabstand die Samenflüssigkeit noch einmal untersucht. Denn Spermiogramme sind Momentaufnahmen: So können etwa akute Infektionen die Fortpflanzungsfähigkeit vorübergehend beeinträchtigen. Einige Wochen später kann das Ergebnis schon wieder besser aussehen.
Sind Zyklus und Spermiogramm normal, lautet die nächste Frage: Sind die Eileiter durchgängig? Erkennen lässt sich das bei einer Bauchspiegelung. Der Arzt beobachtet die Eileiter-Trichter mit einem Sichtrohr, das er durch die Bauchdecke in die Bauchhöhle der Frau einführt. Gleichzeitig spritzt ein Assistent über die Gebärmutter eine gefärbte Flüssigkeit in die Eileiter. Wenn die Flüssigkeit ungehindert in den Bauchraum fließt, ist alles okay: Die Eileiter sind durchgängig. Myome, Zysten oder ungewöhnliche Formen von Organen lassen sich per Ultraschall feststellen, unter Umständen wird der Arzt auch eine Gebärmutterspiegelung vornehmen. Weitere Urintests oder ein Abstrich an den Eileitern geben Auskunft über mögliche Infektionen.
Die Hormonwerte des Mannes kann der Experte per Bluttest überprüfen. Er wird auch den Hoden, den Hodensacke und den Samenstrang abtasten sowie die Größe und Form der Hoden begutachten. Möglicherweise untersucht er über den Enddarm auch die Prostata und die Samenblase. Mögliche Infektionen lassen sich durch einen Urintest ausschließen.
Möglich ist auch noch der Postcoital- oder Sims-Huhner-Test. Er wird rund um den Eisprung und bis zu zwölf Stunden nach dem Geschlechtsverkehr durchgeführt. Dabei wird Schleim vom Muttermund genommen und mikroskopisch untersucht, ob und wie viele bewegliche Spermien vorhanden sind. Der Test liefert Hinweise auf Unfruchtbarkeit des Mannes oder auf ein ungesundes Scheidenmilieu. Daneben kann er den Verdacht auf eine mögliche Sperma-Allergie erhärten.
Nach dieser Serie von Untersuchungen ist die Ursache der Kinderlosigkeit meist bekannt. In etwa 40 Prozent der Fälle liegt sie beim Mann, in ebenfalls etwa 40 Prozent bei der Frau. Bei 20 Prozent sind beide Seiten beteiligt oder es lässt sich keine Ursache finden.

Dr. Frank Nawroth    

Fruchtbarkeitsstörungen bei der Frau

  • Störung der Eizellreifung (häufige Ursache: Gelbkörperschwäche).
  • Ausbleiben des Eisprungs.
  • Eileiterbedingte Unfruchtbarkeit, etwa durch eine Infektion mit Chlamydien.
  • Endometriose (Wachstum von Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter).
  • Verschluss des Gebärmutterhalses durch einen Schleimpfropfen, der sich durch Infektionen oder Hormonstörungen auch während des Eisprungs nicht verflüssigt.
  • Myome (gutartige Tumore) in der Gebärmutter.
  • Antikörper gegen Eizelle oder Spermien.
  • Hormonelle Störungen (beispielsweise das PCO-Syndrom eine Überproduktion des Hormons Prolaktin oder eine Schilddrüsenfehlfunktion)
  • vorzeitiges Klimakterium (Wechseljahre): Funktionsverlust der Eierstöcke.
  • eher selten: angeborene organische Fehlbildungen von Eierstöcken, Eileiter oder Gebärmutter.
  • auch eine Neigung zu wiederholt auftretenden Zysten kann die Fruchtbarkeit vermindern.

Fruchtbarkeitsstörungen beim Mann

  • OAT-Syndrom (die häufigste Diagnose: Die Zahl der Spermien ist zu gering, ihre Beweglichkeit eingeschränkt und das Aussehen nicht normal).
  • Verschluss der Samenleiter, etwa durch eine Chlamydien-Infektion.
  • Krampfadern im Hodensack.
  • Verletzungen der Hoden (zum Beispiel durch einen Unfall).
  • körpereigene Spermienantikörper.
  • Eine Mumps-Erkrankung in der Kindheit
  • Ein nicht rechtzeitig korrigierter Hodenhochstand in der Kindheit.
  • Eine frühere Chemotherapie.
  • Chromosomenanomalien (zum Beispiel das Klinefelter Syndrom, bei dem der Mann ein zusätzliches X-Chromosom hat).
  • Durchblutungsstörungen.
  • Diabetes.
  • Fehlen des Samenleiters (häufig bei Männern mit Mukoviszidose).
  • selten: Impotenz/Erektions-/Ejakulationsstörungen.
Dr. Frank Nawroth    

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