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Studie zur Aufklärung Wie kommt das Baby in Mamas Bauch?

Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren sind begeisterte Fragensteller - auch in Bezug auf ihren Körper und ihre Sexualität. Was Kinder in Deutschland über Aufklärung wissen und wie Eltern mit dem Thema umgehen, haben wir in einer großen Studie ermittelt.

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Wie viel wissen Kinder über Liebe und Sexualität? Was möchten sie genauer wissen? Sprechen ihre Eltern ausreichend mit ihnen über alle wichtigen Themen? Im Auftrag von ELTERN FAMILY hat das Forschungsinstitut Iconkids & Youth 742 Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren sowie deren Mütter repräsentativ zum Thema Aufklärung befragt.

Peinlich? Über Sexualität reden

Was haben die Worte Schnecke, Brötchen, Pizi, Momo und Hummel gemeinsam? Sie alle - und viele weitere - wurden von den Kindern auf die Frage "Wie bezeichnet ihr die Geschlechtsteile bei Mädchen oder Frauen?" genannt. Für den männlichen Gegenpart wurden so ausgefallene Wortkreationen wie Pilli, Schnippel, Pimpun, Bibli und Kränchen angegeben.
So kreativ die Namensgebung für die Geschlechtsmerkmale ist, so schwer tun sich viele Eltern, gerade mit den jüngeren Kindern über Sexualität zu sprechen. Das zeigen die Antworten auf die Frage
"Es fällt mir leicht, Gespräche über Aufklärung und Sexualität mit meinem Kind zu führen"
Dem stimmten

  • 40 Prozent der Mütter bei den Sechs- bis Siebenjährigen
  • 43 Prozent bei den Acht- bis Neunjährigen
  • und 52 Prozent bei den Zehn- bis Zwölfjährigen zu.

Warum ist es so schwierig, über Sexualität und Liebe zu sprechen? Dazu die Psychologin Elisabeth Raffauf: "Weil Eltern da etwas Paradoxes tun müssen: Im Grunde ist Sexualität zwischen ihnen und ihren Kindern tabu - schon weil unbewusst das Thema Inzest mitschwingt. Gleichzeitig sind Eltern die engsten Bezugspersonen des Kindes und haben - wenn es gut läuft - ein Vertrauensverhältnis zu ihm. Dieser Zwiespalt verunsichert viele Mütter und Väter."Fragenstellen und Reden ist auch für Kinder nicht einfach, wie diese Aussagen zeigen: "Wenn ich etwas wissen will, dann frage ich"
Stimmt, sagen 42 Prozent der Jungen und 47 Prozent der Mädchen

"Mit meinen Eltern kann ich nicht über Sachen wie meinen Körper oder Sex reden - das ist mir peinlich."
Stimmt, sagt etwa jedes dritte Kind.

"Ich rede nicht gern über solche Sachen, weil ich Wörter wie Scheide, Penis, Busen und so nicht gerne sage."
Stimmt, sagen knapp 37 Prozent aller befragten Kinderr und sogar über die Hälfte (52 Prozent) der sechs- bis siebenjährigen Mädchen.

"Frag mal Mami" - Väter und Aufklärung

Sind Liebe und Sex weibliche Themen? Wenn es um die Aufklärung der eigenen Kinder geht, offenbar schon. Da halten sich die meisten Väter nämlich raus und überlassen die Aufgabe der Mutter - vor allem, wenn die Kinder noch im Grundschulalter sind. Aber: Auch die Kinder gaben in unsere Umfrage an, lieber mit Mama als mit Papa über Sexualität und Liebe sprechen zu wollen. Wobei gerade in der Grundschulphase, in der die meisten Väter das Gespräch scheuen, die Bereitschaft der Kinder, mit Papa über Aufklärungsthemen zu sprechen, größer ist als bei den Zehn- bis Zwölfjährigen.

Die Ergebnisse:
"Die Gespräche habe hauptsächlich ich geführt."
Stimmt, sagten

  • bei den Sechs- bis Siebenjährigen 80 Prozent der Mütter.
  • bei den Acht- bis Neunjährigen 64 Prozent der Mütter.
  • bei den Zehn- bis Zwölfjährigen 58 Prozent der Mütter.


"Die Gespräche hat hauptsächlich der Vater geführt."
Stimmt, sagten

  • bei den Sechs- bis Siebenjährigen 2 Prozent der Mütter.
  • bei den Acht- bis Neunjährigen 6 Prozent der Mütter.
  • bei den Zehn- bis Zwölfjährigen 7 Prozent der Mütter.


"Mit wem würdest du am liebsten über die Dinge sprechen?"

  • "Mit Mama" sagten 47 Prozent der Mädchen und 24 Prozent der Jungen.
  • "Mit Papa" sagten 15 Prozent der Jungen und 3 Prozent der Mädchen.
  • "Mit dem Freund/der Freundin", sagten 17 Prozent der Sechs- bis Siebenjährigen und 47 Prozent der Zehn- bis Zwölfjährigen.

Sexualität und Liebe - was interessiert Kinder?

Wertschätzung schützt besser als Angst

Die Sechs- bis Siebenjährigen - neugierig auf die Babys
Jüngere Kinder sind vor allem daran interessiert, wie das Leben einmal begonnen hat. "Dabei geht es weniger um die Beschreibung von Sex als vielmehr darum, wie sie im Bauch der Mutter herangewachsen sind", erklärt die Psychologin Elisabeth Raffauf. "Details über Zeugung selbst interessieren sie oft nur an der Oberfläche, und sie beenden das Thema nicht selten mit Sätzen wie: 'Wenn ich das machen muss, um Kinder zu kriegen, will ich aber keine'.

Die Top-Antworten der Sechs- bis Siebenjährigen zum Thema "Über welche Dinge würdest du gerne noch mehr wissen?", beziehen sich daher weniger auf die Sexualität, als auf die Frage, woher die Babys kommen:

  • "Wie die Babys kommen", das interessiert 69 Prozent der Mädchen und 51 Prozent der Jungen sehr.
  • "Wie die Babys entstehen", darüber möchten 67 Prozent der Mädchen und 51 Prozent der Jungen mehr wissen.
  • "Über die Gefühle und was daran so schön sein kann", wollen 53 Prozent der Mädchen und 46 Prozent der Jungen mehr wissen.
  • "Über meinen Körper, und was darin passiert, wenn man älter wird, also über die Periode und Busen" - darüber würden 47 Prozent der Mädchen und 48 Prozent der Jungen gerne mehr wissen.


Die Acht- bis Neunjährigen: Neugierig und staunend
In diesem Alter rücken der eigenen Körper und seine Veränderungen in den Mittelpunkt des Interesses. Auch die Gefühle, die Liebe werden jetzt interessanter. Bei der Beantwortung von Aufklärungsfragen sollten Eltern mit Bildern und positiven Gefühlen arbeiten, das klappt in diesem Alter besonders gut, rät Ärztin Dr. Elisabeth Raith-Paula, die Aufklärungs-Workshops für Eltern und Kinder leitet. "Wir nennen den Muttermund zum Beispiel auch 'Das Tor zum Leben'. Das Wunderbare daran: Wer solche Bilder mit seinem Körper und mit Sexualität verknüpft, wird mit beidem sorgsam umgehen."

Die beiden Top-Antworten der Acht- bis Neunjährigen zum Thema "Über welche Dinge würdest du gerne noch mehr wissen?", sind:

  • "Über die Gefühle und was daran so schön sein kann", wollen 70 Prozent der Mädchen und 53 Prozent der Jungen mehr wissen.
  • "Über meinen Körper, und was darin passiert, wenn man älter wird, also über die Periode und Busen", darüber würden 68 Prozent der Mädchen und 55 Prozent der Jungen gerne mehr wissen.
  • "Über Sex und Liebe" - das Interesse wächst auch hier: Mehr darüber wissen wollen 65 Prozent der Mädchen und 52 Prozent der Jungen.
  • "Über Verhütung - also was man tun kann, damit man keine Babys bekommt", wollen 52 Prozent der Mädchen und 48 Prozent der Jungen mehr wissen.


Die Zehn- bis Zwölfjährigen: wie geht Sex?
"Noch mehr Sex und Liebe erfahren" - das ist das größte Thema bei Zehn- bis Zwölfjährigen, wenn es um die Frage "Über welche Dinge würdest du gerne noch mehr wissen?" geht. Dr. Elisabet Raith-Paula: "Mädchen und Jungen haben eine natürliche Wissbegier und möchten verstehen, was jetzt in Ihnen vor sicht geht. Aber wir nutzen diese Chance nur teilweise. Zum Beispiel stehen im Sexualkundeunterricht auch heute noch oft Ängste im Vordergrund. Dabei schützt Wertschätzung besser als Angst. Wenn Kinder also auf liebvolle Weise erfahren, wie großartig ihr Körper ist, werden sie ihn intuitiv schützen wollen.

Die Top-Antworten der Zehn- bis Zwölfjährigen zum Thema "Über welche Dinge würdest du gerne noch mehr wissen?"

  • "Über Sex und Liebe", wollen 73 Prozent der Mädchen und 62 Prozent der Jungen mehr wissen.
  • "Über die Gefühle und was daran so schön sein kann", wollen 69 Prozent der Mädchen und 58 Prozent der Jungen mehr erfahren.
  • "Über meinen Körper, und was darin passiert, wenn man älter wird, also über die Periode und Busen", darüber würden 67 Prozent der Mädchen und 56 Prozent der Jungen gerne mehr wissen.
  • "Über Verhütung - also was man tun kann, damit man keine Babys bekommt", diese Frage steht auf Position vier mit 58 Prozent der Mädchen und 51 Prozent der Jungen.

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