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Ernährung in der Stillzeit Thunfisch in der Stillzeit: Warum verzichten jetzt besser ist

Baguette-Brötchen mit Thunfischsalat auf einem Holzbrett
© gkrphoto / Shutterstock
Ob auf der Pizza, im Salat oder als Steak: Thunfisch ist lecker und eigentlich gesund, denn er enthält wichtige Fettsäuren und hochwertiges Eiweiß. Wir erklären, warum du auf Thunfisch in der Stillzeit trotzdem besser verzichtest.

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Die Empfehlung für die Ernährung in der Stillzeit lautet ganz klar: am besten zweimal in der Woche Fisch, davon einmal 70 Gramm Seefisch, denn er liefert die besonders hochwertigen Omega-3-Fettsäuren, dazu wichtiges Jod, Eisen, die Vitamine B 12 und D und jede Menge leicht verdauliches Eiweiß. Genauso deutlich ist aber die Warnung vor dem Verzehr von Thunfisch in der Schwangerschaft und in der Stillzeit, denn er ist oft mit hohen Dosen von Quecksilber belastet. Hier die Details:

Warum ist gerade Thunfisch so schwer belastet?

Alle Meere sind mit Quecksilber und andere Schwermetallen verseucht. Plankton nimmt es auf, kleine Fische fressen das Plankton, größere Fische fressen die kleinen Fische, und so reichert sich mit jedem Schritt in der Nahrungskette mehr Quecksilber in den Tieren an. Die größten Raubfische, etwa Haie und Thunfische, leben am längsten, fressen im Laufe der Jahre am meisten und speichern so besonders viel Schwermetalle im Körper. 

Aber es gibt doch Grenzwerte für Quecksilber in Thunfisch-Produkten. Reicht das nicht?

Stimmt, für Thunfisch und andere Seefische mit hoher Lebensdauer gilt europaweit ein Höchstgehalt von 1,0 Milligramm Quecksilber pro Kilogramm Frischgewicht. Für Fischarten, die keine erhöhten Methylquecksilbergehalte aufweisen, gilt ein Höchstgehalt von 0,5 Milligramm pro Kilogramm. „Bei Einhaltung dieser Höchstgehalte ist eine gesundheitliche Gefährdung der Allgemeinbevölkerung bei in Deutschland üblichen Verzehrgewohnheiten nicht zu erwarten“, so das Bundesinstitut für Risikobewertung. Allerdings gelten Schwangere und Stillende als besonders empfindliche Risikogruppe, wenn sie regelmäßig solchen Fisch essen. Zur Vorsicht rät es Schwangeren und Stillenden deshalb ganz vom Thunfisch-Genuss ab.

Gibt es auch Thunfisch, der weniger belastet ist?

Ja. 2016 hat die Stiftung Warentest Thunfisch in Dosen und tiefgekühlte Thunfisch-Steaks auf Schadstoffe geprüft. Das Ergebnis war besser als erwartet. Zitat aus dem Test-Artikel: „Wir fanden Quecksilber zwar in jeder Probe, aber nicht in hohen Gehalten. Alle liegen weit unter dem EU-Grenzwert von 1 Milligramm je Kilogramm Thunfisch. Der Grenzwert ist großzügiger bemessen als für andere Fischarten. Die dürfen maximal halb so viel Quecksilber aufweisen. Doch auch dieses Limit unterschreitet jede Probe im Test. Die Produkte mit dem meisten Quecksilber enthalten etwa ein Drittel des erlaubten Grenzwerts. Selbst Schwangere und Stillende könnten diese und alle anderen Produkte unserer Testauswahl essen.“

Die Stiftung Warentest führte die guten Ergebnisse vor allem darauf zurück, dass für diese Produkte vor allem junge Tiere und kleine Thunfischarten gefangen werden, die grundsätzlich weniger belastet sind. Das Problem: Immer wieder landet auch das Fleisch großer, alter Tiere in Fischkonserven – es besteht also das Risiko, trotzdem eine Dose mit stark belastetem Inhalt zu erwischen. Und: Der Test ist schon einige Jahre alt, die Quecksilber-Belastung wird inzwischen nicht geringer geworden sein.

Welche anderen Fische sind noch betroffen?

Betroffen sind auch alle anderen großen Raubfische, zum Beispiel Haie, Merlin, Granatbarsch, Heilbutt, Zackenbarsch und Meerforelle. Warum ist Quecksilber so gefährlich? Schon anorganisches Quecksilber, wie es etwa in Industrieabfällen vorkommt, ist hoch giftig. Noch giftiger aber ist Methylquecksilber, wie es in Fischen vorkommt. Dazu ein bisschen Chemie: Quecksilber ist eigentlich ein anorganischer Stoff. Erst in einem Körper wird es mit Hilfe von Bakterien in organisches Quecksilber umgewandelt. Dieses organische Quecksilber, auch Methylquecksilber genannt, reichert sich über die Nahrungskette im Fleisch von Tieren (und Menschen) an, und zwar vor allem im Eiweiß, also im Muskelfleisch. Und Thunfisch ist nun mal besonders fettarmer, eiweißreicher Fisch.

Methylquecksilber ist weder zu schmecken noch zu riechen. Darüber hinaus ist es „muttermilchgängig“, das heißt, das Gift gelangt ungehindert in die Muttermilch. „Etwa 95 Prozent des Methylquecksilbers wird vom Magen-Darmtrakt des Säuglings aufgenommen und kann das noch nicht vollständig entwickelte Gehirn beeinträchtigen. Es steht auch im Verdacht, sich auf diesem Wege auf Herz, Nieren und Immunsystem negativ auszuwirken“, so warnte der Berufsverband der Frauenärzte schon 2009.
Mögliche Folge einer Methylquecksilber-Vergiftung bei Kindern:

  • ein niedriger IQ     
  • allgemeine Lernschwierigkeiten     
  • Beeinträchtigung der Sprachfähigkeit und des Erinnerungsvermögens
  • schlechte visuell-räumliche Wahrnehmung     
  • verzögerte motorische Entwicklung

Auf welche Seefische kann man ausweichen?

Hering, Dorsch, Schellfisch, Scholle, Seelachs und Lachs sind gute Alternativen.

Was tun, wenn du stillst und in der letzten Zeit öfter mal Thunfisch gegessen hast?

Keine Sorge, zum einen ist die Chance groß, dass es sich um jungen, nur wenig belasteten Fisch gehandelt hat. Und außerdem: Die Dosis macht das Gift, von etwas Thunfisch auf deiner Pizza oder einem Thunfisch-Sandwich wird dein Baby keine Vergiftung davongetragen haben. Am besten, du verzichtest ab jetzt bis zum Ende der Stillzeit auf Thunfisch.

Fazit: Thunfisch ist wertvoll für die Ernährung durch seine hochwertigen Omega-3-Fettsäuren, dazu liefert er wichtiges Jod, Eisen, die Vitamine B 12 und D und jede Menge leicht verdauliches Eiweiß. Er enthält aber oft hohe Mengen des gefährlichen Methylquecksilbers, das beim  Stillen über die Muttermilch auch ans Baby weitergegeben wird. Methylquecksilber kann bei Kindern vor allem Gehirn und Nervensystem schädigen. Deshalb raten Fachleute von Thunfisch während der Stillzeit wird ab. Stillende Frauen sollten auf alternative Fischsorten zurückgreifen. 

Quellen:

Test.de: Fisch im Test: Wie viele Schadstoffe sind im Thunfisch? Ausgabe 9/2016

Berufsverband der Frauenärzte: Thunfisch & Co – für Schwangere und Stillende ein Risiko

Bundesinstitut für Risikobewertung, 2008: Verbrauchertipp für Schwangere und Stillende, den Verzehr von Thunfisch einzuschränken, hat weiterhin Gültigkeit,

NCBI, 2017: Mercury Exposure and Children’s Health

ELTERN

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