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Mit dem zweiten Kind schwanger Zwischen Müdigkeit, Kleinkind und Vorfreude

Schwanger mit dem Zweiten
© Mkovalevskaya / iStock
Die erste Schwangerschaft ist besonders aufregend. Das erste Mal Ultraschall, das erste Mal CTG und natürlich das erste Mal gebären. Die zweite Schwangerschaft rast irgendwie vorbei. Nichts mit bewusst in sich reinfühlen, bloß nichts Schweres heben, zum Schwangerschafts-Yoga gehen und liebevoll ein Schwangerschafts-Tagebuch führen. Weil alles schon mal da war? Nee. Weil man keine Zeit hat! Kind Nummer 1 will Mama. Und wie!

Während meiner ersten Schwangerschaft habe ich Vollzeit gearbeitet. Geht, kein Problem. Abends war ich natürlich müde und lag auf der Couch mit Schokolade und einer DVD Staffel von „The Wire“. Schön war das. In den letzten Wochen habe ich mit meinem Mann alle fünf Staffeln nochmal angeschaut. Ok und auch jeden Abend eine Tafel Schokolade weggeputzt. Dass das mit Kind und neuem Babybauch nicht gehen würde, ahnten wir schon. Aber dass sich die zweite Schwangerschaft so anders anfühlt, das hat uns überrascht.

Als meine Tochter ein Jahr alt war, gewöhnte mein Mann sie in der Kita ein und ich ging wieder halbtags arbeiten. Ups, und schon wieder schwanger, 5. Woche. Schnell merkte ich, diesmal ist es richtig anstrengend schwanger zu sein und arbeiten zu gehen. Obwohl ich nur halbtags im Büro saß und anschließend immer freudig in die Kita zu meiner Tochter lief, war ich einfach immer müde. Passierte nicht selten, dass ich beim Vorlesen am Nachmittag schon eingeschlafen bin. Mal weckte mich meine Tochter empört, mal spielte sie ruhig neben mir, bis ich selber erschrocken aus dem Power-nap hochfuhr.

Zweites Kind

Und je größer der Babybauch wurde, desto anstrengender wurde es

Sich mal eben mit der Kleinen auf den Boden im Kinderzimmer setzen und dabei noch Luft kriegen, schwer. Also lag ich immer schnell seitlich, wie die alten Römer. Das war nur auch immer eine so gute Einschlaf-Pose... 

Wenn ich mitten im Satz aufstehen wollte, ging das nicht ohne eine kurze Pause. Ächzend hievte ich mich hoch, wenn möglich an einem Stuhl. Das muss sehr unbeholfen ausgesehen haben, denn meine Tochter hing irgendwann an meinem Bein und umklammerte es fest, um mir zu helfen.

Kaum hatte ich meinen Platz im Kinderzimmer vorm Puzzle eingenommen, klingelte garantiert mein Handy. Aus dem Wohnzimmer. Oder meine Tochter verlangte nach Apfelstückchen. Obst ist gesund, also hoch mit mir.

Da meine Tochter noch so jung war, brauchte sie beim Anziehen Hilfe. Und ehrlich gesagt, brauchte ich die auch. Schuhe anziehen mit Babybauch zwischen dem Kind und Dir, ist kein Spaß. Ich hatte schon mit meinen Schuhen Probleme und war froh als nur noch Winterstiefel zum Reinschlüpfen angesagt waren. Schnürsenkel sah ich unter der Kugel doch schon gar nicht mehr.

Das hat in der Schlussphase auch zu wilden Intimhaar-Frisuren geführt, befürchte ich. Naja, wie gesagt, ich sah das alles ja nicht mehr.

Den Weg zur Kita saß meine Tochter noch im Kinderwagen. Beim Ein- und Aussteigen im Bus passierte es mir auch regelmäßig, dass ich mit dem Bauch gegen den Kinderwagengriff stieß. Das tat manchmal richtig weh. Ich ärgerte mich, weil ich nicht genug auf mein Ungeborenes aufpasste und im Alltag immer wieder ausblendete, dass ich schwanger war.

Ganz zu schweigen von Wutanfällen meiner Tochter: „ Ich alleine.“ Klar, immer schön, wo sie was alleine kann, aber nicht beim Straße überqueren. Also hinterher gerannt, strampelndes Kind unterm Arm eingeklemmt und in den Kinderwagen angeschnallt. Fand sie richtig doof, ging aber nicht anders. (Unnötig zu erwähnen, dass die Kleine ab dem Zeitpunkt, wo Baby Nummer 2 in dem Kinderwagen lag, UNBEDINGT auch wieder in den Kinderwagen wollte.)

Der Nachmittag auf dem Spielplatz war dann mein Workout: Der Kleinen auf die Schaukel helfen, die Rutsche hoch oder tröstend auf den Arm nehmen, alles absolute Kraftakte mit Babykugel.

Auch wenn Baby Nummer 2 noch nicht auf der Welt war, drängte es sich schon deutlich zwischen uns. Fürs Vorlesen vom Schlafengehen musste wir uns neue Positionen suchen, denn auf dem Schoß war mit der Kugel kaum noch Platz für die Kleine. Im Bett liegend konnte sie sich dann in meinen Arm kuscheln und ich las vor, bis ich selber wieder mal schlief.

Und dann das ewige schlechte Gewissen, dass ich mich nicht genug auf meine zweite Schwangerschaft konzentriere und zugleich meiner Erstgeborenen nicht mehr mit ganzer Kraft zur Verfügung stehe – anstrengend. Diese Gefühl holt einen ja gerne am Abend ein, wenn endlich Ruhe ist und man nur wenige Stunden „freie“ Zeit hat. Ganz toll, diese Zeit dann mit schlechtem Gewissen und neuen nicht wirklich einzuhaltenden Vorsätze für den nächsten Tag zu verbringen.

Dann war es immer gut, wenn mein Mann mit der nächsten DVD Serie winkte und wir uns es uns auf dem Sofa gemütlich machten. Allerdings durfte es in den neuen Serien nicht allzu heftig her gehen. Denn mit Kind sind Horror und alles was mit Kinderquälen zu tun hat, ein No go. Genau, mit dem Zweiten heult man besser.

Und Kinder spüren natürlich, dass sich was verändert. Ich besprach mit meiner Tochter, dass sie bald ein Geschwisterchen bekommen würde. Wir lasen die klassischen Geschwisterbücher, streichelten den Bauch und versuchten sie darauf vorzubereiten. Alles fein soweit, aber je näher der Stichtag rückte, um so anhänglicher wurde meine Große.

Das vereinfachte mir die Planung der Geburt nicht gerade. In Gedanken war ich wieder einmal nicht bei mir. Statt mir Gedanken darüber zu machen, wie und wo ich gern entbinden wollte, konzentrierte sich alles auf die Frage, wo bleibt meine Tochter währenddessen? Unsere Eltern wohnen zu weit weg, als dass man sie einspannen konnte. Und dann muss diese Planung ja so ungefähr jeden Wochentag und jede Uhrzeit beinhalten. Mein Mann wollte auch bei der zweiten Geburt dabei sein, fand ich toll. Aber wenn es hart auf hart gekommen wäre, wäre es mir wichtiger gewesen, er ist bei unserer Tochter, als bei mir.
 
Zum Glück sind dann unsere engsten Freunde eingesprungen.

Hat alles gut hingehauen. An einen Sonntagmorgen ging es los, so dass der Alltagstrubel draußen blieb. Nachmittags konnte unsere Große dann ihren kleinen Bruder im Krankenhaus bereits besuchen.
 
Ich weiß noch genau, wie zart und vorsichtig sie ihn berührte und küsste. Das werde ich wohl nie vergessen. Allerdings auch nicht, wie meine Tochter weinte, als die Fahrstuhltür im Krankenhaus zuging, weil ich noch mit dem Kleinen da blieb und sie mit Papa nach Hause ging. Das war hart.
 
Wie viel mit dem zweiten Kind anders ist, konnte ich damals noch nicht absehen, aber eine kleine Vorahnung hatte ich wohl. Denn ich entschied mich, drei Tage im Krankenhaus zu bleiben, um mich zu schonen und meinen kleinen Sohn in Ruhe kennenlernen zu können. Bevor der quirlige Familienalltag zu viert losgehen würde.


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