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Schilddrüse in der Schwangerschaft Schilddrüsenunterfunktion in der Schwangerschaft: Symptome und Behandlung

Schilddrüse in der Schwangerschaft: Schilddrüsenunterfunktion in der Schwangerschaft: Symptome und Behandlung
© AndreyPopov / iStock
In der Schwangerschaft spielt die Schilddrüse eine wichtige Rolle. Sie muss schließlich den höheren Hormonbedarf für Mutter und Kind decken. Gelingt das nicht, drohen Entwicklungsstörungen beim Säugling. Deshalb behalten Mediziner ihre Funktion sehr genau im Auge.

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Die Schwangerschaft ist ein Stresstest für die Schilddrüse. Kaum größer als eine Walnuss, steuert die Hormondrüse wichtige Funktionen in unserem Körper – die Verdauung, den Herzschlag, den Zyklus der Frau. Umso schwerer sind die Folgen, wenn die Schaltzentrale im Hals einmal nicht richtig funktioniert. Das gilt vor allem für eine Schwangerschaft. Während das Kind im Bauch heranwächst, arbeitet der Hormonhaushalt der werdenden Mutter auf Hochtouren. Besonders wichtig sind die Schwangerschaftshormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4). Sie kurbeln den Stoffwechsel an und sorgen über die Plazenta für eine gute körperliche und geistige Entwicklung des Embryos.

Ist dieser Mechanismus gestört, kann dies schwerwiegende Folgen für die Entwicklung des Kindes haben. "Gerade eine nicht erkannte Schilddrüsen-Unterfunktion, die sogenannte Hypothyreose, beeinträchtigt die Hirnentwicklung des ungeborenen Kindes. Zum Glück können wir inzwischen mit Jod-Tabletten und Hormon-Präparaten gut gegensteuern und damit schwere geistige Behinderungen und Fehlgeburten verhindern“, erklärt Dr. med. Holger Maul, Chefarzt der Frauenklinik Hamburg Nord-Ost in der Asklepios Klinik Barmbek. Voraussetzung dafür sei allerdings eine regelmäßige Untersuchung der Schilddrüsenfunktion. Diese Erkenntnis hat sich in der Fachwelt inzwischen durchgesetzt. Viele Frauenärzte behalten den Hormonhaushalt der Schwangeren genau im Blick.

Was passiert in der Schwangerschaft mit der Schilddrüse?

Während der Schwangerschaft wachst die Schilddrüse und erhöht ihre Hormonproduktion um bis zu 50 Prozent. Beides ist auf die stimulierende Wirkung des Schwangerschaftshormons HCG, kurz für humanes Choriongonadotropin, zurückzuführen. Durch diese erhöhte Aktivität steigt auch der Jod-Bedarf der Mutter während der Schwangerschaft und Stillzeit. Im Durchschnitt nehmen Frauen in Deutschland mit der Nahrung etwa 125 Mikrogramm Jod pro Tag zu sich. Bei Schwangeren steigt der tägliche Bedarf auf 250 Mikrogramm – fast doppelt so viel.

„Die Schilddrüse benötigt für die Hormonproduktion Jod. Die Vorräte des Spurenelements in unserem Körper sind begrenzt und müssen regelmäßig über die Nahrung aufgefüllt werden“, erklärt Maul. Den Mehrbedarf können Schwangere über die Nahrung kaum decken. Deshalb gehören heute Jod-Tabletten zu einer normalen Schwangerschaft-Vorsorge. Diese Unterstützung für die Schilddrüse ist vor allem in der frühen Phase der Schwangerschaft wichtig. Erst ab der 12. Woche ist die Schilddrüse des Kindes selbst in der Lage, Hormone zu produzieren. Bis zu dieser Zeit ist der Fötus komplett auf die mütterlichen Hormone angewiesen. Allerdings: Bei einer echten Unterfunktion der Schilddrüse hilft die Gabe von Jod nur bedingt. Dann muss mit Hormonen gegengesteuert werden.

Was passiert bei einer Schilddrüsenunterfunktion?

Droht ein Mangel an Schilddrüsen-Hormonen, versucht der Körper der Frau gegenzusteuern, und zwar mit dem Hormon Thyreotropin, besser bekannt als TSH, gebildet in der Hirnanhangdrüse. Gelingt das, liegen die Schilddrüsenhormone trotz einer leichten Unterfunktion noch im Normbereich. Nur der TSH-Wert ist deutlich erhöht und zeigt die Anstrengung des Hormonhaushalts. Mediziner sprechen von einer latenten Hypothyreose.

Stößt der körpereigene Schutzmechanismus an seine Grenzen, fallen auch Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) ab. Mediziner sprechen nun von einer „manifesten Hypothyreose". Spätestens jetzt wird es für das ungeborene Kind gefährlich. Im schlimmsten Fall drohen sogar Entwicklungsstörungen beim Baby. Vor allem geistige Behinderungen sind die Folge. Wird die Unterfunktion durch eine chronische Entzündung der Schilddrüse, der sogenannten Hashimoto-Thyreoiditis ausgelöst, steigt außerdem das Risiko für eine Fehlgeburt.

Wodurch entsteht eine Schilddrüsenunterfunktion?

Die häufigste Ursache für eine Unterfunktion ist eine Schilddrüsenentzündung. Deutlich seltener ist die Hypothyreose angeboren oder entsteht durch eine Störung der Hormonbildung im Gehirn. Auch schwerer Jodmangel in der Ernährung kann in seltenen Fällen zu einer Unterfunktion führen – meist verbunden mit einer Vergrößerung der Schilddrüse, auch Kropf genannt.

Woran erkennt man eine Schilddrüsenunterfunktion?

"Alleine an den Symptomen fällt es schwer, eine Schilddrüsenunterfunktion zu erkennen. Deshalb müssen wir Ärzte auf den Hormonspiegel der Schwangeren achten", erklärt Maul. So sorgt die Hypothyreose für Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Muskelschmerzen oder Verstopfungen. Symptome, unter denen auch viele Schwangere leiden. Zum Glück lassen sich durch die Messung des Hormonspiegels schon kleine Störungen bei der Produktion der Schilddrüsenhormone erkennen. Eine gute Orientierung bietet dabei der TSH-Wert, zusätzlich können auch die Werte von T3 und T4 gemessen werden. Übrigens: Eine nicht erkannte Schilddrüsenunterfunktion führt häufig zu Empfängnisproblemen. Deshalb prüfen auch Kinderwunschmediziner die Schilddrüsenwerte.

Schilddrüse in der Schwangerschaft: Schilddrüsenunterfunktion in der Schwangerschaft: Symptome und Behandlung

Wie wird eine Schilddrüsenunterfunktion behandelt?

Die Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion sei einfach und habe keine großen Nebenwirkungen, erklärt der Hamburger Geburtsmediziner. Die Mutter bekommt das fehlende L-Thyroxin in Tabletten-Form. Die Therapie schadet dem Kind nicht. Deshalb gehen viele Ärzte auf Nummer Sicher und verschreiben den Frauen auch bei kleineren Abweichungen im Hormonspiegel entsprechende Medikamente, um die Schilddrüse zu entlasten und möglichen Entwicklungsstörungen vorzubeugen. Bei Frauen, die bereits vor der Schwangerschaft wegen einer Unterfunktion behandelt wurden, ist oft zusätzlich eine Dosissteigerung erforderlich. Hier muss der Hormonspiegel der Mutter noch engmaschiger kontrolliert werden. Schließlich steigt Bedarf an Schilddrüsenhormonen im Laufe der gesamten Schwangerschaft stetig an.


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