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Gesundheit Risikoschwangerschaft: Was bedeutet dieser Vermerk für mich?

Gesundheit: Risikoschwangerschaft: Was bedeutet dieser Vermerk für mich?
© stevanovicigor / iStock
Etwa 80 Prozent aller werdenden Mütter bekommen heute den Vermerk "Risikoschwangerschaft" im Mutterpass eingetragen. Warum eigentlich? Welche Faktoren gelten als Risiko? Und was bedeutet das für die Schwangeren? Wir haben die Antworten.

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Auf einen Blick

  • Etwa 80% aller Schwangeren erhalten den Vermerk Risikoschwangerschaft.
  • Mögliche Gründe für eine Risikoschwangerschaft: Alter, Übergewicht, Bluthochdruck, Mehrlingsschwangerschaften.
  • Schwangere unter 18 und über 35 erhalten ebenfalls den Vermerk Risikoschwangerschaft.
  • Eine Risikoschwangerschaft ist kein Grund zur Sorge. Sie bedeutet lediglich eine intensivere Beteuung während der 40 Schwangerschaftswochen.
Dr. med Annette Klöpper, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe – Psychotherapie

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Dr. med. Annette Klöpper geprüft.

Was ist eine Risikoschwangerschaft?

Kein schönes Wort, das immer mehr Schwangere zu hören bekommen: "Risikoschwangerschaft". Kaum zu glauben, aber Tatsache: Nur eine von fünf Schwangeren trägt mittlerweile in Deutschland ihr Kind ohne ein vom Arzt vermerktes Risiko aus. Das Ergebnis ungesunder Lebensweise? Wohl kaum. Dann hätte der Prozentsatz bei unseren Müttern und Großmüttern noch wesentlich höher sein müssen.
Ursprünglich steckte eine gute Idee hinter dem Fragenkatalog, mit dem mögliche Schwangerschaftsrisiken erfasst werden sollen. Die Ärztin fand mit Hilfe der Fragen heraus, auf welche Frauen sie besonders gut aufpassen musste und für welche die normale Vorsorge genügte. Die Antworten werden übrigens im Mutterpass eingetragen.
Damit du nicht erschrickst, falls du gleich nach der Bestätigung der frohen Botschaft in diese Kategorie eingeordnet wirst, haben wir dir hier die wichtigsten Fakten zur Risikoschwangerschaft zusammengestellt.

Gesundheit: Risikoschwangerschaft: Was bedeutet dieser Vermerk für mich?

Welche Faktoren gelten als Risikoschwangerschaft?

Ursprünglich gab es 17 identifizierte Risikofaktoren – mittlerweile sind es stattliche 52. Dazu gehören unter anderem:

Nur zwei dieser Umstände, die gemeinsam auftreten, machen die Frau bereits zu einer Risikoschwangeren. Ob jedoch wirklich Gefahr droht, kann niemand mit Bestimmtheit sagen.

Was bedeutet es für mich, wenn eine Risikoschwangerschaft vorliegt?

Der Mutterpass ist ohnehin einer der wichtigste Begleiter während der Schwangerschaft. In ihm sind alle wichtigen Fakten für die Ärzte in aller Welt. Im Urlaub also auch ein absolutes Must-Have. Nicht vergessen!   Wenn Sie noch eine schöne Schutzhülle für Ihren Mutterpass suchen, schauen Sie in unsere Mutterpass-Galerie.
Der Mutterpass ist ohnehin einer der wichtigste Begleiter während der Schwangerschaft. In ihm sind alle wichtigen Fakten für die Ärzte in aller Welt. Im Urlaub also auch ein absolutes Must-Have. Nicht vergessen!
Wenn Sie noch eine schöne Schutzhülle für Ihren Mutterpass suchen, schauen Sie in unsere Mutterpass-Galerie.
© fotolia

Zunächst einmal bedeutet der Vermerk "Risikoschwangerschaft" nur, dass deine Ärztin oder dein Arzt die Vorsorge-Untersuchungen besonders sorgfältig durchführen (zuerst alle vier Wochen ein Termin, im letzten Schwangerschaftsdrittel sogar alle zwei) und bei Bedarf mit zusätzlichen Tests ergänzen wird.
Auch deine Geburtsklinik kann aus den Hinweisen auf eine Risikoschwangerschaft ablesen, ob bei der Entbindung spezielle Vorsichtsmaßnahmen nötig werden können. Oder ob damit gerechnet werden muss, dass dein Baby besondere medizinische Betreuung braucht.

Wer zahlt die häufigeren Untersuchungen während einer Risikoschwangerschaft?

Keine Sorge! Bei einer Risikoschwangerschaft übernehmen die Krankenkassen selbstverständlich die Kosten für die häufigeren Untersuchungen.

Verdienen Ärzte und Kliniken an einer Risikoschwangerschaft?

Sicher wird kein Arzt seine Patientin als Risikoschwangere einstufen, bloß um an ihr verdienen zu können. Fakt ist aber: Werdende Mütter mit dem Stempel "Risikoschwangerschaft" können öfter in die Praxis bestellt werden – die Kassen erstatten ja die Kosten. Und: Die Stellenberechnung für das medizinische Personal an Geburtskliniken hängt davon ab, wie viele Risiko-Geburten dort stattfinden.

Warum sprechen Ärzte bei Frauen ab 35 Jahren automatisch von einer Risikoschwangerschaft?

Bei Frauen ab 35 Jahren sprechen Frauenärzte und -ärztinnen ganz automatisch von einer Risikoschwangerschaft – egal, wie fit die werdende Mutter ist. Hergeleitet wird das jedoch vor allem aus der Statistik heraus: So haben ältere Schwangere – rein statistisch gesehen – ein etwas höheres Risiko, im Laufe der Schwangerschaft wegen einer Gestose oder eines Schwangerschaftsdiabetes behandelt zu werden.
Und: Die Kinder später Mütter sind häufiger von Chromosomenstörungen betroffen. Das heißt, sie bekommen entweder zu viel oder zu wenig Erbinformation mit. Die bekannteste Abweichung ist das Down-Syndrom (oder Trisomie 21), bei der ein Kind drei statt zwei Chromosomen 21 besitzt. Die Wahrscheinlichkeit für ein Kind mit Down-Syndrom steigt mit zunehmendem Alter: Bei einer 35-jährigen Frau liegt das Risiko, ein Kind mit diesen Chromosomen zur Welt zu bringen, bei 1:356, bei einer 20-Jährigen liegt es bei 1:1500. Da solche Gen-Defekte mit Hilfe der Pränataldiagnostik erkannt werden können, sind Ärzte übrigens verpflichtet, alle Schwangeren unabhängig vom Alter über die Möglichkeiten dieser Untersuchungen aufzuklären. Die Entscheidung für oder gegen solche Untersuchungen liegt allein bei der Frau.
 

Wieso werden auch besonders junge Mütter als Risikoschwangere eingestuft?

Ist eine Schwangere jünger als 18 Jahre, erhält sie automatisch den Vermerk Risikoschwangerschaft. Der Arzt möchte sie besonders gut beobachten, da in solch jungen Jahren die Wahrscheinlichkeit für vorzeitige Wehen und eine Frühgeburt erhöht ist. Auch eine Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie) tritt bei unter18-Jährigen häufiger auf.

Wie gehe ich damit um, wenn bei mir eine Risikoschwangerschaft vermerkt wird?

Bei einem Beschäftigungsverbot in der Schwangerschaft bekommt ihr das volle Gehalt und habt damit auch Anspruch auf Mutterschaftsgeld.
  • Bei einem Beschäftigungsverbot in der Schwangerschaft bekommt ihr das volle Gehalt und habt damit auch Anspruch auf Mutterschaftsgeld.
© dusanpetkovic / iStock

Ganz wichtig: Genieße deine Schwangerschaft! Die Bremer Frauenärztin und Psychotherapeutin Dr. Edith Bauer sagt:

  • Du entscheidest, wie viel Medizin du zulässt! Ein Kind zu erwarten ist etwas Natürliches. Versuche, nach dieser Grundhaltung zu leben.
  • Vertraue deinem Körper! Proportional zur anwachsenden medizinischen Vorsorge steigt das Sicherheitsbedürfnis werdender Mütter. Doch 97 Prozent der Kinder kommen gesund zur Welt. Dazu trägt ärztliche Vorsorge höchstens einen kleinen Teil bei.
  • Suche dir eine Ärztin, die mit der Hebamme kooperiert und nicht konkurriert! Viele gute Ärztinnen und Ärzte arbeiten mit Hebammen gleichberechtigt zusammen. Ich persönlich mache das seit über zwanzig Jahren und habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Wir bieten wechselnde Termine an, die Schwangeren können sich aber auch nur ärztliche oder nur Hebammenbetreuung wünschen.
  • Dein Arzt sollte sich wirklich für dein Befinden interessieren und nicht nur Befunde abhaken! Gute seelische Betreuung ist in der Schwangerschaft genauso wichtig wie vernünftige medizinische Vorsorge.

Kann die Einstufung als Risikoschwangerschaft auch wieder zurückgenommen werden?

Ja. Eine vorerst als Risikoschwangere eingestufte Frau kann im Laufe der Schwangerschaft durchaus wieder auf "normal" zurückgestuft werden. Zum Beispiel, wenn sich die Blutungsneigung gelegt hat.

Wie wird in anderen Ländern mit einer Risikoschwangerschaft umgegangen?

Andere Länder (etwa unsere niederländischen Nachbarn) sind da flexibler: Hier liegt die Schwangeren-Vorsorge in erster Linie in den Händen der Hebamme. Erkennt sie einen Faktor für eine Risikoschwangerschaft (zum Beispiel hohen Blutdurck), schickt sie die werdende Mutter für weitere Vorsorge und Behandlung zum Frauenarzt. Ist die Gefahr nach einiger Zeit vorbei, wird das im Mutterpass eingetragen und die Schwangere geht wieder als normale Patientin zur Hebamme.
Das Ergebnis: In Holland (und auch in den skandinavischen Ländern, die ein ähnliches System haben) gibt es deutlich weniger Risikoschwangerschaften als bei uns. Und das Ziel – gesunde Mutter, gesundes Baby – wird auch ohne Risikokatalog genauso oft erreicht.


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