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Muttermund und Schwangerschaft Warum die Portio in der Schwangerschaft so wichtig ist

Muttermund Schwangerschaft: Schwangere Frau mit Mädchen
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Ohne Muttermund (Portio) keine Schwangerschaft: Er lässt die Samenzellen ein, schützt das Ungeborene und öffnet sich für die Geburt. Hier erfährst du, was der Muttermund im Zyklus und während der Schwangerschaft alles leistet und wie er sich verändert.

Zusammen mit dem Gebärmutterhals dient der Muttermund als natürliche Schranke. Er hält Keime draußen und lässt Spermien nur ein, wenn du deine fruchtbaren Tage hast. Aber welche Funktion hat der Muttermund in der Schwangerschaft und während der Geburt? Wo liegt er eigentlich genau, wie sieht der Muttermund aus und wie weit öffnet er sich kurz vor der Geburt?

Der Muttermund: Was ist das eigentlich?

Das untere Ende des Gebärmutterhalses wird umgangssprachlich als Muttermund bezeichnet. Tatsächlich gibt es aber zwei Muttermünder. Die beiden ringförmigen Öffnungen schließen den Gebärmutterhals nach oben (innen) und unten (außen) hin ab. Der innere Muttermund ist der Übergang hin zur Gebärmutter, der äußere Muttermund ist die Öffnung zur Vagina. Beide Öffnungen sind von einer Schicht aus Schleimhaut umgeben. Gemeinsam mit dem inneren und äußeren Muttermund fungiert der Gebärmutterhals (Zervixkanal) als Schranke zwischen Uterus und Vagina. Der dort gebildete Zervixschleim verschließt die Öffnung und trägt dazu bei, dass keine Keime in deine Gebärmutter gelangen. Während deiner unfruchtbaren Tage wird so auch den Spermien der Weg Richtung Eizelle erschwert.

Wie verändert sich der Muttermund in der Schwangerschaft?

Während einer Schwangerschaft ist der Gebärmutterhals mit dem inneren und äußeren Muttermund fest verschlossen. Der Zervixschleim konzentriert sich schon vor der Einnistung zusammen mit einem wachsenden Anteil von Östrogenen und Progesteron zu einem Schleimpfropf, der den Gebärmutterhals sicher verschließt. Die natürliche Barriere schützt den Embryo vor eindringenden Keimen. Der Zervixkanal misst in dieser Zeit der Schwangerschaft drei bis fünf Zentimeter. Eine Verkürzung weit vor dem Geburtstermin kann auch ohne Wehen zu einer Öffnung des Muttermundes (Zervixinsuffizienz) und damit im schlimmsten Fall zu einer Frühgeburt führen. Deine Frauenärzt:in wird daher bei den anstehenden Vorsorgeuntersuchungen immer auch den Muttermund vorsichtig abtasten.

Was, wenn der Muttermund sich zu früh öffnet?

Hast du deutlich vor dem Ende der Schwangerschaft Blutungen, starken Ausfluss oder wehenähnliche Schmerzen, ist ein Besuch bei deiner Ärzt:in immer die richtige Entscheidung. Sie kann ausschließen, dass du unter einer Zervixinsuffizienz leidest und sich der Muttermund vorzeitig geöffnet hat. Denn dann droht eine Frühgeburt.

Hattest du bereits mehrere späte Fehl- oder Frühgeburten, spricht dein Arzt mit dir vielleicht über eine Totalen Muttermundverschluss (TMV), um die Geburt hinauszuzögern. Bei dieser für Mutter und Kind ungefährlichen Operation wird der Muttermund wieder verschlossen, um deinem Baby mehr Zeit zum Reifen zu geben. Auch nach einer TMV ist eine natürliche Geburt möglich. Dazu wird die Naht einige Wochen vor dem Geburtstermin unter örtlicher Betäubung wieder geöffnet.

Auch eine Cerclage oder ein Cerclage-Pessar sind mögliche Optionen, wenn der Muttermund sich zu früh öffnet. Bei einer Cerclage wird ein Kunststoffbändchen um den Gebärmutterhals gelegt und zugezogen, bei einem Cerclage-Pessar handelt es sich um ein Silikon-Ring, der als Stütze in die Scheide eingelegt wird, um eine Frühgeburt zu verhindern. Die Cerclage ist nicht unumstritten. Ist eine Infektion die Ursache der Zervixinsuffizienz, kann sie ein zusätzliches Risiko bedeuten. Daher wird die Behandlung heute nur noch wenig durchgeführt.

Der Muttermund während der Geburt

In den letzten Schwangerschaftswochen (ab der 36. SSW) verändert sich dein Körper und bereitet sich auf die Geburt vor. Dazu gehört auch die so genannte Zervixreifung. Dabei lockert sich das Gewebe rund um den Gebärmutterhals und ermöglicht die Öffnung des Muttermundes. Je weicher das Gewebe wird, desto weiter kann der Kopf deines Babys ins Becken rutschen. Dadurch verkürzt sich bereits der Gebärmutterhals. Im Anschluss öffnet sich nun leicht der Muttermund. Dadurch löst sich meistens der Schleimpfropf, der den Muttermund während der Schwangerschaft fest verschlossen hatte, und geht ab.

Als Hinweis auf die nahende Geburt nennt man diesen Vorgang auch "Zeichnen". Häufig geht auch ein wenig Blut mit ab. Also keine Sorge, wenn du in den letzten Wochen deiner Schwangerschaft dieses sogenannte Zeichnungsblut zusammen mit einem zähen, durchsichtigen Ausfluss in deinem Slip findest. Das ist ganz normal. Allerdings solltest du dir den Abgang des Schleimpfropfs auch nicht unbedingt als Startschuss für die Geburt vorstellen. Es kann durchaus noch etwas dauern, bis die ersten Wehen kommen.

Die Öffnung des Muttermundes zeigt also den nahenden Beginn der Geburt an. Kommen Wehen hinzu, verkürzt sich außerdem der Gebärmutterhals zunehmend und der Muttermund öffnet sich noch weiter. Für deine Geburtsbegleiter:innen ist die Größe der Öffnung des äußeren Muttermundes ein wichtiger Indikator dafür, in welcher Phase der Geburt du dich befindest.

In der Eröffnungsphase der Geburt sorgen nun die Wehen dafür, dass sich der Muttermund unter dem Druck des Köpfchens immer weiter dehnt. Erst der innere, dann der äußere. Hebammen vergleichen das gerne mit einem Rollkragenpulli, der über den Kopf gezogen wird. Kann deine Hebamme behutsam zwei Finger in den äußeren Muttermund stecken, ist er zwei bis drei Zentimeter geöffnet. Können Zeige- und Mittelfinger bereits ein "V" bilden, ist er vier Zentimeter weit. Bei acht Zentimetern beginnt meistens die Phase der Presswehen. Die maximale Öffnung des Muttermundes in der Endphase der (Austreibungsphase) liegt bei 9 bis 10 Zentimeter. In diesem Stadium kann deine Hebamme bereits das Köpfchen deines Babys fühlen.

Der Muttermund nach der Geburt

Nach der Geburt zieht sich dein Muttermund wieder zusammen. Allerdings sieht er nach der Rückbildung etwas anders aus. War der äußere Muttermund vor deiner ersten Schwangerschaft eher rund und hatte eine grübchenartige Form, ist er nach der Entbindung länglich. Er sieht nun aus wie ein Mund mit einem Querspalt. Dennoch ist er wieder verschlossen und seine Funktion ist nach wie vor dieselbe wie vor der Geburt.

Welche Rolle spielt der Muttermund bei Kinderwunsch?

Wenn du erst noch schwanger werden willst, kann dir der Muttermund einiges über deinen Zyklus verraten. Denn an den unfruchtbaren Tagen ragt der äußere Muttermund weiter in die Scheide als an den fruchtbaren. Bis zu drei Zentimeter kann der Unterschied sein. Mit etwas Übung lässt sich der Muttermund ertasten. Er fühlt sich jetzt hart an, etwa wie eine Nasenspitze.

Aber nicht nur die Beschaffenheit des Muttermundes selbst sagt etwas über deine Fruchtbarkeit aus. Auch der Zervixschleim, der im Gebärmutterhals gebildet wird, ist ein guter Indikator. An deinen unfruchtbaren Tagen ist der Schleim sehr zähflüssig und klebrig. Durch diese natürliche Schranke kommen die Spermien nicht ans Ziel. Eine Schwangerschaft ist sehr unwahrscheinlich.

Anders sieht es an den fruchtbaren Tagen aus. Der Zervixschleim ist dann klarer, dünnflüssiger und zieht Fäden, wenn du ihn zwischen Daumen und Zeigefinger auseinanderziehst. Viele Frauen empfinden ihre Vulva in diesen Tagen als feuchter. Auch der Muttermund hat sich verändert. An den fruchtbaren Tagen verlagert er sich nach oben und ist kaum noch zu ertasten. Wenn du ihn dennoch erreichst, fühlt er sich weich und etwas schwammig an. Oft passt sogar eine Fingerkuppe in die kleine Öffnung. In diesen Tagen vor und während des Eisprungs haben die Spermien freie Bahn – gute Voraussetzungen für eine Schwangerschaft. Nach der Ovulation wird sich der äußere Muttermund wieder langsam schließen.

Den Unterschied beim Ertasten des Muttermundes bemerkst du erst, wenn du ihn regelmäßig untersuchst. Mach dir am besten Notizen im Kalender, um Veränderungen zu dokumentieren. Mit der Zeit hilft dir das Tasten des Muttermunds, deinen Zyklus besser zu verstehen. 

Tipp: Wenn du einen Fuß auf einen Hocker oder die Toilette stellst, kannst du deinen Muttermund am besten ertasten.

Quellen:

Werner Rath / Ulrich Gembruch / Stephan Schmidt: Geburtshilfe und Perinatalmedizin. 2. Auflage 2010. Thieme Verlag.

Frauenärzte im Netz: Geburtsphasen – Geburt.

Frauenärzte im Netz (2018): Gebärmutterhalsumschlingung/Cerclage.

Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) (2021): S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Patientin mit Zervixkarzinom, AWMF-Registernr.: 032-033OL (Leitlinienprogramm Onkologie).

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