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Entwicklung Mein Kind ist 4 Jahre: Was es alles schon kann!

Kleiner Junge feiert seinen vierten Geburtstag mit einem Kuchen und Kerzen
© Romrodphoto / Shutterstock
Mit vier Jahren ist ein Kind im Durchschnitt etwas über ein Meter groß und wiegt 17 Kilo. Es knüpft in der Kita die ersten Freundschaften, liebt es, zu toben und interessiert sich vielleicht schon für Buchstaben. Die Trotzphase ebbt langsam ab. Dafür bringt euer Kita-Kind immer neue Schimpfwörter nach Hause und freut sich, wenn ihr euch aufregt.

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Im fünften Lebensjahr bedeutet Spielen vor allem Toben, Klettern und Fahren. Ob schon mit dem Rad oder einem Roller, das ist für euer Kind eher nebensächlich. Eine Einstellung, die die Erwachsenen sich öfter mal abschauen sollten: Wen interessiert es später schon, ob ein Kind mit vier oder fünf Jahren schwimmen oder radfahren gelernt hat? Schaut auf das, was euer Kitakind schon gut kann und lobt es! Vergleiche mit anderen Kindern kommen in der Schule noch früh genug. Die einen interessieren sich schon für Buchstaben und sollten dann auch dort gefördert werden, die anderen wollen sich möglichst lange austoben, trainieren dabei ihre Motorik und entdecken vielleicht die Liebe zur Natur. Auch sie lernen in der Kita noch, einen Stift zu halten. Nur vielleicht ein bisschen später.

So groß und schwer ist ein Kind mit 4 Jahren

Die Körpergröße und das Gewicht eines Kindes werden durch viele Faktoren beeinflusst. Die Größe ist vor allem genetisch bedingt. Kinder sehr großer Eltern werden als Erwachsene aller Voraussicht nach auch überdurchschnittlich groß sein. Diese erbliche Möglichkeit (Prädisposition) wird aber nur ausgeschöpft, wenn andere Einflüsse das Längenwachstum nicht bremsen. Dazu gehören mangelhafte Ernährung, Krankheiten und zu wenig Bewegung. Und diese Faktoren haben natürlich auch einen großen Einfluss auf das Gewicht eures Kindes.

Ihr seht, die Gene sind nicht alles. Gerade ein gesundes Körpergewicht könnt ihr positiv beeinflussen. Und wie viel wiegt nun ein Vierjähriges im Durchschnitt? Das lässt sich auf den Grafiken in eurem gelben U-Untersuchungsheft ablesen. Demnach sind Kinder rund um ihren 4. Geburtstag zwischen 95 und 112 Zentimeter groß und wiegen 14 bis 20 Kilo. Der Durchschnitt liegt bei 102 cm und 17 Kilo. Zwischen Jungen und Mädchen besteht in diesem Alter nur ein minimaler Unterschied. Pro Jahr kommen im Kleinkindalter etwa fünf bis sechs Zentimeter hinzu.

Wiegt euer Kind über 20 Kilo, hat es theoretisch Übergewicht. Euer Kinderarzt wird in diesem Fall aber nicht nur auf die sogenannte Perzentilkurve schauen, sondern das Gewicht ins Verhältnis zu seiner aktuellen Körpergröße setzen. Der Body-Mass-Index (BMI) ist oft aussagekräftiger. Übergewicht muss nicht immer durch ungesundes Essen oder zu wenig Bewegung entstehen. Es könnte auch eine Stoffwechselstörung dahinterstecken.

Entwicklung: Mein Kind ist 4 Jahre: Was es alles schon kann!
© Jacob Lund / Shutterstock

Bewegung ist das halbe Leben – besonders mit vier Jahren

Mit vier Jahren ist toben, klettern und fahren angesagt. Das macht nicht nur Spaß, sondern ist eine immer neue Herausforderung für eure kleinen Weltentdecker. Stück für Stück erklimmen sie höhere Klettergerüste und fahren schneller und sicherer. Dabei werden Tretroller und Laufrad nun langsam gegen das Fahrrad eingetauscht. Denn der Gleichgewichtssinn ist inzwischen gut ausgeprägt. Oft wird in diesem Alter aber auch alles genutzt, was der Fuhrpark zu Hause oder in der Kita so hergibt. Gut so, denn das schult Bewegungsabläufe, trainiert Arm- und Beinmuskulatur und fördert die Reaktionsfähigkeit. Einem anderen Kind ausweichen, bremsen, um eine Ecke fahren – meistens klappt das schon sehr gut.
Positiver Nebeneffekt: Der große Bewegungsdrang zieht eure Kinder fast automatisch raus an die frische Luft. Und: Auch die Eltern bleiben in Bewegung, wenn sie ihren kleinen Flitzer auf dem Laufrad verfolgen.

Im fünften Lebensjahr beginnen viele Kinder schon mit Sportangeboten in Vereinen oder von anderen Veranstaltern. Sportmediziner empfehlen für den Anfang Kinderturnen, bei dem die Kleinen viele Bewegungsabläufe kennenlernen. Aber natürlich steht Fußball steht dabei immer noch hoch im Kurs, ebenso wie Schwimmunterricht und Ballett. Wer Schwierigkeiten hat, einen passenden Schwimmkurs zu finden, kann aber auch erstmal regelmäßig mit seinem Kind zum Schwimmen gehen. Wenn es gelernt hat, dass Bewegung im Wasser ein großer Spaß ist und Mama oder Papa das genauso sehen, ist das Schwimmen lernen dann später viel einfacher.

Kleines Mädchen spielt begeistert Memory
© Romrodphoto / Shutterstock

Von Malen bis Memory: So spielt euer Kind mit vier Jahren

Im fünften Lebensjahr entwickelt sich auch die Feinmotorik ständig weiter. Euer Kind kann nun einfache Kinder-Puzzle mit rund 40 Teilen legen. Auch beim Malen und Basteln machen die meisten Kinder in diesem Alter große Fortschritte. Die Motive der Bilder sind nun leichter zu erkennen und die Menschen haben Hände mit Fingern.

Fürs spätere Schreiben lernen ist es wichtig, dass die Kinder in ihrer Kitazeit lernen, einen Stift richtig zu halten. Aber dafür ist noch Zeit. Mit vier Jahren halten die meisten Kinder ihren Stift noch mit der Faust. Ist euer Kind gerade in einer Phase mit großem Bewegungsdrang, macht es auch keinen Sinn, es gegen seinen Willen zum Malen zu bewegen. Lernen soll schließlich Spaß machen. Versucht lieber, erstmal etwas anderes zu finden, um die Feinmotorik zu trainieren. Wie wäre es zum Beispiel mit Kneten, Perlen auffädeln oder einem Steckspiel?

Memory, Lego oder Holz-Eisenbahn? Egal, für welches Spiel sich euer Kind begeistert, seine Aufmerksamkeitsspanne ist mit 4 Jahren noch stark begrenzt. Länger als 10 Minuten kann es sich noch nicht auf eine Sache konzentrieren, die es anstrengt. Versucht, euer Kind nicht zu überfordern. Dabei hilft es auch, wenn sich im Kinderzimmer nicht zu viele Spielsachen stapeln. So ist die Ablenkung geringer.

Im fünften Lebensjahr bekommen Kinder langsam ein Verständnis für Kategorien. Sie lernen immer mehr Farben, können Größe, Gewicht und Formen unterscheiden und einfache Muster erkennen. Die Förderung in diesem Bereich lässt sich prima in den Alltag integrieren. Spielt in Wartezeiten doch mal „Ich sehe was, was du nicht siehst“ oder lasst es beim Aufräumen runde Sachen in die eine und eckige Dinge in eine andere Kiste sortieren.

Rollenspiele stehen immer noch hoch im Kurs. Auch sehr gerne mit Verkleiden. Im Kita-Alter spielen Kinder besonders gerne Situationen nach, die die Erwachsenen ihnen vorleben oder die sie selbst kennen. Arzt, Einkaufen, ein Zoobesuch und das Familienleben zu Hause sind auch heute noch beliebte Kinderspiele. Dabei geht das Setting mit der Zeit. Neben Vater-Mutter-Kind sind auch Mama-Mami-Kind oder Papa-Stiefmama-Halbschwester im Kita-Alltag angekommen.

Kleines Mädchen ist frühlich Nudeln mit der Gabel
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Was Kinder mit vier Jahren essen können

Mit vier Jahren essen die Kleinen fast alles, was die Großen auch essen. Dabei entwickeln sie immer bewusster ihren individuellen Geschmack und wünschen sich ihre Lieblingsspeisen. Würdet ihr nur die Favoriten kochen, gäbe es aber vermutlich hauptsächlich Nudeln und Pfannkuchen. Euer Elternjob: Lieblingsspeisen abwechselnd mit neuen Gerichten aus gesunden Zutaten anbieten. Und möglichst nicht viel übers Essen diskutieren.

Viele Kinder trinken zu wenig. Im Eifer des aufregenden Kita-Alltags merken sie gar nicht, dass sie durstig sind. Sprecht mit den Erzieherinnen und fragt, ob es regelmäßige Trinkpausen gibt. Oft macht eine neue Trinkflasche mit Namen oder Lieblingstier die Sache auch interessanter. Und was kommt hinein? Bitte nur Ungesüßtes!

Süßigkeiten sind spätestens jetzt ein großes Thema. Schwierig, hier die Balance zu finden. Verbietet man sie rigoros, werden sie nur noch reizvoller und euer Kleines wird sich vielleicht bei einem Freund seine Ration organisieren. Überlasst ihr die Entscheidung komplett dem Nachwuchs, ist die Karies schon bald im Anmarsch. Am besten ist es, die Naschis als Nachtisch zu geben. So könnt ihr danach auch direkt die empfindlichen Milchzähne putzen.

Zum Ende des fünften Lebensjahrs beginnen einige Kinder schon mit Messer und Gabel zu hantieren. Perfekt funktionieren wird das natürlich noch nicht, aber das erwartet ja auch keiner.

Schlafen mit vier Jahren? Der Mittagsschlaf wird überflüssig

Mit vier Jahren brauchen die meisten Kinder keinen Mittagschlaf mehr. Hatten sie viel Bewegung an der frischen Luft und einen anstrengenden Kita-Tag, werden sie jetzt in der Regel auch nachts durchschlafen. Sollten sie doch mal aufwachen, hilft ihnen ein Nachtlicht, sich zu orientieren. Auch eventuelle Monster und Geister werden so mühelos verscheucht.

Auch Gute-Nacht-Rituale wie Singen, Kuscheln und Vorlesen helfen in einen ruhigen Schlaf. Im fünften Lebensjahr lieben Kinder es immer noch, wenn sich die Geschichten wiederholen. Oft können sie die Sätze mitsprechen und die Eltern wünschen sich schon sehnlichst den ersten Harry-Potter-Band herbei. Aber keine Angst, das geht dann schneller, als einem lieb ist.

Vater und Sohn lesen zusammen auf dem Boden
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Was sprechen und verstehen Kinder mit vier Jahren?

Der Wortschatz eures Vierjährigen nimmt weiter rasant zu. Noch deutlicher zeigt sich die Entwicklung seiner Sprache nun aber in der Grammatik. Die Sätze wachsen zu komplexeren Sechs- bis Zehn-Wort-Sätzen. Dabei haben die Satzglieder immer häufiger die richtige Reihenfolge. Auch Pronomen verwenden Vierjährige zunehmend korrekt.
Wenn euer Kind nun begeistert kleine Gegebenheiten und Geschichten aus dem Kindergarten oder von einem Ausflug mit Oma und Opa erzählt, müssen die nicht immer hundertprozentig der Realität entsprechen. Macht euch keine Sorgen. Kleine Flunkereien gehören tatsächlich in diese Entwicklungsphase. Euer Kind steckt mitten in der sogenannten Magischen Phase. Es erzählt euch nicht bewusst eine Lügengeschichte. Kinder können im fünften Lebensjahr noch nicht eindeutig zwischen innerer und äußerer Welt unterscheiden.
Gegen Ende des fünften Lebensjahrs beginnt bei einigen Kindern bereits das Interesse für Buchstaben. Lasst es einfache Vorschulübungen machen, wenn es Freude daran hat! Kinder lernen immer dann schnell und mit Spaß, wenn sie selbst das Signal aussenden, dass sie sich für ein Thema interessieren. Jetzt auf die Schule zu warten, wäre demotivierend für euer Kind.
Auch zeitliche Zusammenhänge werden jetzt klarer. Euer Kind versteht, dass es gestern etwas getan hat, was schon vorbei ist und die Familie für morgen etwas geplant hat, was noch vor ihm liegt. Auch das lässt sich im aktiven Gespräch noch weiter fördern. Sprecht mit euem Kind zum Beispiel darüber, wo es gestern war, was es morgen Mittag zu essen gibt und an welchem Tag immer das Fußballtraining stattfindet.
Zur Sprachentwicklung gehört auch das Austesten von Schimpfwörtern. Oft wissen eure Kleinen noch gar nicht, was sie da so von sich geben. Aber der Effekt ist einfach klasse. Man ruft „Pipikackwurst“ und Oma zieht entsetzt die Hand vor den Mund. Man sagt in der vollen S-Bahn „Asloch“ und Mama stellt beschämt klar, dass das aber ein ganz böses Wort ist. Das beste Mittel ist, die Ausdrücke zu ignorieren und dem Nachwuchs mal in einer ruhigen Minute zu erklären, dass man die Wörter nicht besonders schön findet. Und das Wörter, die andere Menschen verletzen, gar nicht gehen. (Tipp: Glaubwürdiger ist man dabei, wenn man nicht selbst ständig „Scheiße“ oder „fuck“ vor sich hin flucht.)

Die emotionale und soziale Entwicklung im 5. Lebensjahr

Mit vier Jahren ist die Trotzphase bald überstanden. Bei den anderen endet das ständige „Nein!“ früher, bei den anderen später. Doch im Laufe dieses Lebensjahrs wird dein Kind immer besser verstehen, wo seine Grenzen liegen und mehr mit euch kooperieren. Dabei hilft auch die sprachliche Entwicklung. Denn zuvor konnte dein Kind sich durch lautes Schreien oft effektiver verständlich machen als durch Worte.

Dadurch klappt bei Vierjährigen auch das Zusammenspiel mit anderen Kindern immer besser. Sprachliche, emotionale und soziale Entwicklung sind eng miteinander verbunden. In der Kita und der Familie lernt euer Kind nun, Konflikte mit Worten zu lösen, auch mal warten zu können und sich beim Spielen abzuwechseln. So entstehen auch erste Freundschaften, die allerdings eher von der Situation abhängig sind und selten fürs Leben halten. Euer Kind wird sich mit Kindern anfreunden, die dieselben Spiele mögen und ein ähnliches Temperament haben.
Sein Wortschatz ermöglicht einem vierjährigen Kind nun auch, Gefühle besser einzuordnen. Es erkennt, dass ein Spielkamerad wütend seinen Vater anschreit und kann sagen „Leon ist wütend!“ Eigene und fremde Gefühle zu benennen ist sehr wichtig für die emotionale Entwicklung. Um sie zu fördern, gibt es viele Gelegenheiten. Zum Beispiel, wenn man gemeinsam einen Film anschaut oder ein Bilderbuch liest.
Im fünften Lebensjahr entwickelt sich auch die Vorstellung vom eigenen Geschlecht. Die meisten Kinder beginnen, sich als Mädchen oder Junge zu fühlen. Während es sich unter Gleichaltrigen eher vom anderen Geschlecht abgrenzt, interessieren Kinder sich in der Familie in dieser Phase oft stärker für das entgegengesetzte Geschlecht. Mädchen durchleben dann eine Papa-Phase und Jungs sind enger mit Mama verbunden.

Die beste Förderung für euer Vierjähriges

Fahrradfahren, lange Sätze bilden, seinen Namen schreiben, das kann euer Kind noch nicht? Keine Panik! Ein Jahr ist in diesem Alter eine unglaublich große Zeitspanne. Unser Text ist ein Überblick darüber, was viele Kinder in diesem Alter schon können. Viele sind aber eben lange nicht alle. Jedes Kind lernt und entwickelt sich in seinem eigenen Tempo. Ist euer Schatz ein Frühchen oder war länger krank, sind das zum Beispiel Erklärungen dafür, dass er noch ein wenig Zeit braucht. Versucht, nicht aus jedem vermeintlichen Entwicklungsrückstand ein Drama zu machen, aber holt euch Hilfe, wenn euch etwas komisch vorkommt. Auch die regelmäßigen U-Untersuchungen sind eine gute Gelegenheit, mit der Kinderärzt:in über die Entwicklung eures Kindes zu sprechen.

Nichts falsch macht ihr außerdem, wenn ihr viel Zeit mit eurem Nachwuchs verbringt. Auch mit vier Jahren wollen Kinder noch am liebsten mit Mama und Papa spielen, essen, kuscheln und sich etwas vorlesen lassen.

Jahr für Jahr baut ein Kind auf dem auf, was es schon vorher gelernt hat. In unseren Artikeln Mein Baby ist 1 JahrMein Kind ist 2 Jahre und Mein Kind 3 Jahre kannst du nachlesen, was dein Kind schon vorher gelernt hat.

Quellen:

Gemeinsamer Bundesausschuss: Kinderuntersuchungsheft

Kinder- & Jugendärzte im Netz: Entwicklungskalender

Logopädiepraxis Hannover: Sprachentwicklung: Ein Überblick.

Deutsches Jugendinstitut: Nicola Böcker: Bewegungsentwicklung & Sprache bei Kindern von 0 – 3 Jahre.

Remo Largo (2016): Babyjahre: Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren, München: Piper.

ELTERN

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