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Marotten Spleens, Marotten oder nur eine schlechte Angewohnheit?

Kind nuckelt am Daumen
Kind nuckelt am Daumen
© GaryRadler / Thinkstock
Zwirbel-Tick, Stofftier-Fimmel, Schmusetuch-Macke – so gut wie jedes Kind hat eine Marotte. Doch was bedeutet das für die Entwicklung des Kindes? Und ab wann sind Marotten gefährlich? Wir sagen dir, was es mit Marotten auf sich hat und wie du am besten damit umgehst.

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Ticks bei Kindern

Der eine kratzt sich am Kopf bei einer Aufgabe, der andere zwirbelt seine Haare zu Knäueln zusammen, wenn er eine spannende Geschichte hört. Manche Kinder kauen an ihrem Ärmel, wenn sie aufgeregt sind und anderen rutscht die Zunge in den Mundwinkel, wenn sie sich konzentrieren. Jeder kennt solche Marotten – und fast jedes Kind hat auch eine.

Was sind Marotten?

Mediziner nennen Marotten und Ticks Übersprungshandlungen. Gemeint sind damit Handlungen, die wir unbewusst ausführen, wenn wir uns in bestimmten Situationen nicht wohlfühlen. Das ist zum Beispiel bei dem ersten Kindergartenbesuch ohne Mama der Fall. Weil wir nicht davonlaufen können, kommt es zu Übersprungshandlungen wie das Kratzen am Kopf oder das Kauen auf dem Bleistift, um uns zu beruhigen.

Was unterscheidet Marotten von Zwängen?

Kinder lieben bestimmte Rituale. Deswegen treten ritualisierte, manchmal zwanghaft anmutende Verhaltensweisen in vielen Formen in der Entwicklung auf, die völlig normal sind. Diese Marotten und Rituale helfen Kindern, einen größeren Entwicklungsschritt besser zu bewältigen. Zum Beispiel gibt es Kinder, die erst dann einschlafen können, nachdem ein festes Einschlafritual wie eine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen wurde. Eine ernsthafte Zwangserkrankung beeinträchtigt dagegen langfristig anstehende Entwicklungsaufgaben, wie zum Beispiel den ersten Schultag. Wenn Ihr Kind schon im Vorfeld aus Angst Marotten entwickelt, sollten Sie einen Kinderarzt aufsuchen.

Ab wann werden Marotten gefährlich?

Die Ursachen für eine Marotte kommen aus dem Unterbewusstsein. Meist sind diese Marotten harmlos, doch trotzdem sollten Eltern sie im Auge behalten. Denn manchmal kann eine Marotte auch krankhaft und zum Zwang werden. Viele erwachsene Menschen leiden zum Beispiel unter einem Sauberkeits-Zwang und können nicht aufhören zu putzen oder sich zu waschen. Dies kann so weit führen, dass sie sich die Haut wegrubbeln.

Doch keine Angst: Nicht jede komische Angewohnheit muss gleich in die Kategorie Zwänge gesteckt werden. Haben Kinder allerdings wirklich einen Zwang, ist es wichtig, Hilfe bei einem Psychiater zu suchen. Er hilft Ihrem Kind durch eine Therapie den Zwang wieder loszuwerden.

Welche Marotten gibt es?

  • Kuscheltiermarotte: Viele Kinder haben ein Stofftier, an dem sie besonders hängen. Und wenn es in die Waschmaschine soll, dann fließen meist die Tränen. Manche Kinder können nur einschlafen, wenn die Kuscheltiere in der richtigen Anordnung neben ihnen liegen. Und andere nehmen den treuen Begleiter mit zum Einkaufen, zum Arzt, etc. Studien belegen, dass Kuscheltiere in der Beliebtheitsskala gleich nach den Eltern aufgeführt werden. Warum das so ist? Das Stofftier lag schon im Kinderwagen oder in der Wiege neben dem Kind und war einfach immer an seiner Seite. Deswegen gehört es einfach zum Kind dazu - als Teil von sich selbst. Viele Kleinkinder erzählen dem Kuscheltier ihre Erlebnisse und besprechen mit ihm Kummer und Sorgen. Auch als Spielpartner für fiktive Rollenspiele ist es ideal.
  • Schmusetuch-Macke: Schmusen und Kuscheln sind sehr wichtig für Kinder. Es schenkt ihnen Geborgenheit, weswegen die manchmal ziemlich ausgelutschte Decke auch überall mit hin muss. Der Grund: Kinder im zweiten und dritten Lebensjahr hängen stark an ihrer Bezugsperson und brauchen viel Nähe. Ständig müssen sie sich vergewissern, ob diese noch da ist. Das Wohlgefühl stellt sich durch das vertraute Gefühl, den Geruch und Geschmack ein. Übrigens hängen oft noch Schulkinder an einem bestimmten Objekt, und selbst viele Erwachsene tragen stets einen Talisman bei sich - dieses Bedürfnis verschwindet also selten ganz.
  • Daumenlutschen: Babys haben einen angeborenen Saugreflex, damit sie die Milch aus der Mutterbrust trinken können. Außerdem hat das Saugen beruhigende und entspannende Wirkung. Deswegen saugt und nuckelt das Baby auch schneller, wenn es aufgeregt ist. Der Daumen hat später den klaren Vorteil, dass er jederzeit verfügbar ist und dass man ihn nicht verlieren kann. Das Daumenlutschen hat allerdings zwei Nachteile. Zum einen verschiebt sich durch den einseitigen Druck nach vorne der Kiefer und es kommt zu einer Fehlstellung der Zähne. Zum anderen kann das Lutschen am Daumen zu einer starken Gewohnheit führen, die man nur schwer wieder losbekommt. Versuchen Sie deswegen Ihr Kind an den Schnuller zu gewöhnen. Den kann man ihm wieder leichter abgewöhnen.
  • Zwirbel-Tick: Sowohl Kinder als auch Erwachsene drehen sich zu gerne kleine Knötchen in die Haare, wenn sie aufgeregt sind. Diese sich wiederholende Bewegung beruhigt und schafft das Gefühl von Sicherheit. Wenn man versucht die Situation zu kontrollieren indem man die Hände zum Beispiel auf den Schoß oder auf den Tisch legt, bekommt man diese Marotte gut in den Griff.

Wie kann mein Kind die Marotten loswerden?

Egal, um welche Marotte es sich handelt, Sie sollten Ihr Kind immer ernst nehmen und es keinesfalls ständig maßregeln. Überlegen Sie sich ein Ritual, damit sich das Kind von seinem treuen Gefährten (auch: symbolisch) verabschieden kann. Bei Ticks ist es sinnvoll, das Kind darauf aufmerksam zu machen und ihm Hilfestellungen zu geben, wie es den Tick am besten loswerden kann. Meist reicht es aber schon, wenn sich das Kind seinen Tick bewusst macht; dann achtet es verstärkt von selbst darauf und versucht ihn zukünftig zu vermeiden.


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