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Kinderwunschmedizin Künstliche Befruchtung: Alles über aktuelle Methoden, Chancen und Risiken

Kinderwunschmedizin: Künstliche Befruchtung: Alles über aktuelle Methoden, Chancen und Risiken
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Nicht immer klappt es auf natürlichem Weg mit dem ersehnten Baby. Die gute Nachricht: Die Kinderwunsch-Medizin bietet mit ihren vielfältigen Verfahren Hilfe für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch. Hier findest Du einen Überblick und viele Tipps.

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Für wen eignet sich eine künstliche Befruchtung?

Paare, die seit einem Jahr nicht verhüten, regelmäßig Geschlechtsverkehr haben und die dennoch nicht schwanger werden, haben Grund, über eine sogenannte Sterilitätsbehandlung nachzudenken.
Der erste Schritt, der ausbleibenden Schwangerschaft auf den Grund zu gehen, ist eine umfassende ärztliche Untersuchung beider Partner. Neben einer körperlichen Untersuchung der Geschlechtsorgane gehören ausführliche Gespräche über die Krankengeschichten zur Diagnostik – mit vielen Fragen: Wie lange besteht der Kinderwunsch? Gab es bereits Schwangerschaften oder Fehlgeburten? Ist der Zyklus regelmäßig? Rauchen oder trinken die Partner, welche Medikamente nehmen sie? Auch Fragen nach beruflichem oder privatem Stress helfen, die Ursache der ungewollten Kinderlosigkeit zu finden. Denn häufig verhindern auch seelische Belastungen, auf natürlichem Weg schwanger zu werden. In 30 Prozent der Fälle liegt der Grund für eine ausbleibende Schwangerschaft bei der Frau, in 30 beim Mann, in 30 bei beiden und in 10 Prozent der Fälle finden die Ärzte keine Ursache. Die Verteilung macht deutlich, dass es bei unerfülltem Kinderwunsch sinnvoll ist, dass sich beide Partner zeitgleich untersuchen lassen.

Wie unterscheiden sich die Methoden der Reproduktionsmedizin?

Je nach Befund von Frauenarzt und Uro- oder Androloge, wird für das betroffene Paar im Anschluss an die Voruntersuchungen ein persönlicher Behandlungsplan erstellt. Dabei kommen unterschiedliche Methoden der Kinderwunschmedizin in Betracht. Diese können drei Kategorien zugeordnet werden:
·       Durch Ultraschall überwachte Hormonbehandlungen, die dafür sorgen, dass das Timing der Befruchtung der gereiften Eizellen durch normalen Geschlechtsverkehr optimal ist.
·       Hormonstimulationen, an deren Ende eine Insemination, also ein gezieltes Einbringen der aufbereiteten Spermien in die Gebärmutter steht (IUI).
·       Eine Befruchtung entnommener Eizellen im Labor und ein anschließender Transfer in die Gebärmutter (IVF oder ICSI).

Nur die letzten beiden Kategorien gelten als künstliche Befruchtung, da in diesen Fällen die Befruchtung der Eizelle nicht auf natürlichem Weg, also durch Geschlechtsverkehr stattfindet. Man spricht hier auch von assistierter Reproduktion (ART).

Welche Rolle spielt eine Hormonbehandlung bei der künstlichen Befruchtung?

Die Gabe von Hormonen bewirkt eine Stimulation der Eierstöcke. Die Ovarien produzieren dadurch mehrere reife Eizellen zugleich. Eine größere Anzahl erhöht die Chance, dass mindestens eine von ihnen befruchtet wird. Die Hormonbehandlung der Frau beginnt am dritten Tag des Zyklus. Täglich wird eine bestimmte Menge Fruchtbarkeitshormone gespritzt. Je nach Diagnose des Arztes sind auch schonendere Verfahren denkbar, bei denen mit Tabletten begonnen wird. Meist wird die Reifung ab dem achten Zyklustag mittels Ultraschall und Blutuntersuchung kontrolliert. Das Hormon wird dem Erfolg entsprechend dosiert. Sind die Follikel groß genug, wird der Eisprung mit einem weiteren Hormon ausgelöst.

Methoden künstlicher Befruchtung: Intrauterine Insemination (IUI)

IUI bedeutet Samenzellübertragung in die Gebärmutter mithilfe eines dünnen Katheters. Eine Insemination wird bei leichten bis mittelgradigen Störungen der Samenzellbewegung und -dichte, bei Störungen im Gebärmutterhalskanal und bei Frauen ohne männlichen Partner durchgeführt. Auch wenn bei den Voruntersuchungen kein Grund für die Kinderlosigkeit gefunden wurde, ist die IUI häufig der erste Behandlungsschritt.
 
Die Samenübertragung verkürzt den Weg der Spermien, die Wahrscheinlichkeit der Befruchtung wird größer. Liegt keine Störung der Eizellreifung zugrunde, kann die Behandlung auch ohne eine Hormontherapie der Frau erfolgen. Voraussetzung für den Erfolg von IUI ist die möglichst genaue Festlegung der fruchtbaren Tage. Ziel ist es, die zuvor aufbereiteten Spermien in einer hohen Konzentration in unmittelbare Nähe der befruchtungsfähigen Eizelle zu bringen. Um die Erfolgsrate zu erhöhen, werden durch eine hormonelle Stimulation der Eierstöcke häufig mehrere gereifte Eizellen „produziert“.
 
Schwangerschaftsrate pro Versuch: etwa 15 bis 20 Prozent     
 

Methoden künstlicher Befruchtung: In-vitro-Fertilisation (IVF)

Eine Befruchtung im Labor, also außerhalb des weiblichen Körpers, wird durchgeführt, wenn beispielsweise die Eileiter irreparabel geschädigt sind. Eine In-vitro-Fertilisation wird auch eingesetzt, wenn die Sterilität durch Antikörper gegen die Spermien des Partners bedingt ist oder wenn die Zeugungsfähigkeit des Mannes leicht eingeschränkt ist. War eine Insemination erfolglos, ist eine IVF häufig der nächste Schritt im Behandlungsplan. Bei der In-vitro-Fertilisation werden Ei- und Samenzelle in einer Glasschale zusammengebracht. Nach der selbständigen Befruchtung werden die zu Zygoten gereiften befruchteten Eizellen über einen dünnen Schlauch zurück in die Gebärmutter gegeben - laut deutschem Embryonenschutzgesetz maximal drei.

Schwangerschaftsrate pro Transfer: etwa 20 Prozent

Methoden künstlicher Befruchtung: Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)

Die ICSI-Methode ist eine Weiterentwicklung der IVF. Sie kommt zur Anwendung, wenn die Spermien zu träge sind, um die Eizelle im Reagenzglas selbständig zu befruchten. Auch bei ICSI werden der Frau nach einer Hormonstimulation mehrere reife Eizellen entnommen. Unter einem speziellen Mikroskop wird dann ein einzelnes Spermium in eine dünne Pipette aufgezogen und mit einer feinen Nadel direkt in die Eizelle injiziert. Das Verfahren heißt deshalb auch intracytoplasmatische Spermieninjektion. Kommt es zur Befruchtung, können zwei bis drei Tage später die entstandenen Embryonen in die Gebärmutter übertragen werden. Nach 14 Tagen zeigt ein Schwangerschaftstest, ob der Transfer erfolgreich war.

Schwangerschaftsrate nach ICSI: etwa 20 Prozent

In-Vitro-Fertilisation (IFV) und die Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) sind bei weitem die erfolgreichsten Methoden der Kinderwunschmedizin.

Welche Behandlung versteckt sich hinter den Abkürzungen MESA und TESE?

MESA (mikrochirurgische epididymale Spermienaspiration) meint die Gewinnung von Spermien aus dem Nebenhoden. TESE steht für testikuläre Spermienextraktion. Dabei wird eine Gewebeprobe aus dem Hoden entnommen, in der man häufig noch Samenzellen findet. Diese Behandlung wenden Kinderwunsch-Ärzte an, wenn überhaupt kein Spermium im Samenerguss vorhanden ist. Dies kann etwa bei inoperablen Samenleiterverschlüssen oder nach Tumoroperationen der Fall sein. Mittels ICSI werden die Samenzellen dann in die Eizelle transferiert.

Schwangerschaftsrate: etwa zehn bis 15 Prozent

Einfrieren von Eizellen (Kryokonservierung)

Auch bei bester Diagnostik lässt sich nicht immer vorhersagen, wie viele Eizellen im Vorfeld einer künstlichen Befruchtung tatsächlich gewonnen werden. Da bis zum 38., besser noch bis zum 40. Lebensjahr der Frau nur zwei Embryonen eingesetzt werden sollen, um Mehrlingsschwangerschaften zu vermeiden, kann es sein, dass im Einzelfall mehr Eizellen übrigbleiben. Dabei handelt es sich um Zellen, die sich auf dem Wege zur Befruchtung befinden. Bevor die Befruchtung stattfindet, bilden sich ein männlicher und weiblicher Vorkern, die gut erkannt werden können. Sind sie von guter äußerer Qualität, können sie eingefroren werden. Diese Vorkerne zählen genau genommen noch nicht als befruchtete Eizellen, die Befruchtung würde erst später durch Verschmelzen stattfinden.
Die Vorkerne überstehen das Einfrieren und Auftauen sehr gut. Hat man imprägnierte Eizellen eingefroren, so können sie für spätere Behandlungszyklen aufgetaut - sie befruchten sich dann von allein - und als Embryo eingesetzt werden. Solche Behandlungszyklen mit gefrierkonservierten Vorkernstadien haben den großen Vorteil, dass die Frau sich keiner erneuten Hormonbehandlung unterziehen muss.
Grundsätzlich können auch unbefruchtete Eizellen eingefroren werden - das macht man häufig bei Patientinnen, die vor einer Tumorbehandlung durch Chemotherapie oder Bestrahlung stehen, um auf diese Art und Weise einem späteren Fruchtbarkeitsverlust vorzubeugen.

Wie groß sind die Chancen einer künstlichen Befruchtung?

Ziemlich hoch, sofern man sie mit denen von normalem Geschlechtsverkehr vergleicht. Beim ungeschützten Sex beträgt die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft 15 bis 25 Prozent pro Zyklus. Dabei ist das Alter vor allem der Frau sehr wichtig: Bei einer 25-Jährigen liegt die Chance, im ersten Zyklus schwanger zu werden, bei 23, bei einer 35-Jährigen nur noch bei 16 Prozent.
Eine assistierte Reproduktion hebt die Wahrscheinlichkeit um zehn Prozentpunkte. Grund dafür ist das exakte Timing: Ei- und Samenzelle werden zum optimalen Zeitpunkt zueinander gebracht. 2014 ließen sich in Deutschland fast 53.000 Frauen mit IVF oder ICSI behandeln. Dabei lag die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, bei 36,2 (IVF) und 34,5 Prozent (ICSI).
Wichtiger aber ist die "Baby-Take-Home-Rate", also die Zahl der Geburten. Sie liegt pro IVF oder ICSI-Versuch bei 15 bis 20 Prozent.
Insgesamt wurden laut IVF-Register allein in Deutschland bis 2014 225.625 Kinder geboren, deren Eltern sich für IVF oder ICSI entschieden hatten. Das „International Committee for Monitoring Assisted Reproductive Technologies (ICMART)“ geht davon aus, dass weltweit jährlich zwischen 219.000 und 245.000 Kinder geboren werden, die per IVF gezeugt wurden. Das sind insgesamt mehr als fünf Millionen Kinder. Rechnerisch sitzt in einer durchschnittlichen Schulklasse mit 30 Kindern ein Kind, das mit Hilfe der Kinderwunschmedizin entstanden ist.

Wie kann man die Behandlung positiv beeinflussen?

Nicht rauchen, sich gesund ernähren, ausreichend Bewegung, kein Übergewicht und möglichst wenig Stress. Viel mehr können die betroffenen Paare in der Regel nicht tun, um das Ergebnis einer Kinderwunschbehandlung positiv zu beeinflussen. Besonders das Ausruhen nach dem Transfer bei einer IVF oder ICSI ist wichtig, um das Risiko zu minimieren, dass der Embryo oder die Embryos sich nicht in der Gebärmutter einnisten.
Auch Akupunktur scheint einen positiven Einfluss auf die IVF-Behandlung zu haben. Wie das British Medical Journal berichtet, fanden Wissenschaftler bei der Analyse verschiedener Studien heraus, dass die Schwangerschaftsrate bei IVF-Patientinnen, die eine Akkupunkturbehandlung hatten, um 65 Prozent erhöht war. Die Behandlung fand sowohl kurz vor dem Transfer der Zygoten als auch kurz danach statt. Der genaue Zusammenhang ist noch nicht geklärt. Die Forscher vermuten entweder eine Ausschüttung von Neurotransmittern, die sich auf den Zyklus und die Fruchtbarkeit der Frau auswirkt, eine Beeinflussung des Uterus oder eine erhöhte Produktion körpereigener Opioide, die die körperliche Stressreaktion auf die IVF reduziert.

Welche Risiken gibt es?

Ein Risiko der assistierten Reproduktion ist das Ovarielle Hyperstimulationssyndrom (OHSS). Die hormonelle Stimulation kann zu einer deutlichen Überfunktion der Eierstöcke und zu einer Zystenbildung führen. Durch die erhöhte Durchlässigkeit der Gefäße besteht das Risiko, dass sich Wasser im Bauchraum oder im Gewebe sammelt. Oft kommt es auch zu Atemnot oder zu Problemen mit der Nierenfunktion. Außerdem kann das Blut eindicken und es können sich im schlimmsten Fall Blutgerinnsel bilden. Eine schwere Form der OHSS kommt nur in seltenen Fällen vor. In leichter Ausprägung ist die OHSS eine häufige Komplikation. Durch eine regelmäßige Kontrolle kann das Risiko aber auf unter 2 Prozent gesenkt werden.
Bei der Punktion kommt es selten (in weniger als einem Prozent der Fälle) zu Komplikationen, vor allem zu Blutungen, und ganz selten zu einer Verletzung des Darms.
Die Übertragung mehrerer Embryonen birgt immer auch das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft (etwa 20 bis 30 Prozent bei IVF und ICSI). Diese kann zu Frühgeburten oder auch zu Entwicklungsstörungen der Babys führen. Zwillinge oder gar Drillinge auszutragen, ist besonders in Kombination mit dem meist höheren Alter der Mutter ein zusätzliches Risiko. 
Das Risiko einer Fehlgeburt ist bei Frauen, die durch eine IVF- oder ICSI-Behandlung schwanger wurden, leicht erhöht. Dies lässt sich einerseits durch das durchschnittlich höhere Alter der Paare erklären. Zum anderen kommen spezielle Veränderungen des Erbmaterials insbesondere bei schweren Veränderungen des Spermas vor. Auch sie können der Grund für eine Fehlgeburt sein.
Viele kinderlose Paare unterschätzen die psychische Belastung einer Fertilitätsbehandlung. Besonders bei der Frau stehen Körper und Seele unter Dauerstress. Sind mehrere Behandlungszyklen notwendig, schwankt man ständig zwischen Hoffnung und Enttäuschung. Paare, die mit einer Kinderwunschbehandlung beginnen, sollten auch darüber sprechen, wie sie mit dem Risiko umgehen, dass sich der Wunsch vom eigenen Kind nicht erfüllt.

Was kostet eine künstliche Befruchtung?

Eine Insemination kostet ohne hormonelle Stimulation etwa 350, mit Hormonbehandlung rund 800 Euro.
Eine IVF-Behandlung kostet zwischen 2500 und 3000 Euro pro Versuch, eine ICSI kostet rund 4000 Euro. Hinzu kommen die Kosten der Kryokonservierung von Keimzellen für kommende Versuche (zwischen 300 und 500 Euro).
Da viele Paare aber mehrere Versuche benötigen, um schwanger zu werden, können sich die Kosten schnell auf bis zu 12.000 Euro belaufen.

Was übernehmen die Krankenkassen?

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen seit der Gesundheitsreform 2004 nur noch maximal die Hälfte der Kosten einer künstlichen Befruchtung bei maximal drei Versuchen. Voraussetzung: Die Frau darf nicht älter als 40, der Mann nicht älter als 50 Jahre alt sein. Die gesetzlichen Krankenkassen bestehen bei einer Kinderwunschbehandlung immer noch auf einem Trauschein. Einige Kassen gehen in der Kostenübernahme über das Soll hinaus und locken neue Kunden mit Zusatzleistungen im Bereich der Reproduktionsmedizin. Hier lohnt es, sich zeitnah bei der eigenen Krankenkasse zu informieren. Bei einer geplanten Kinderwunschbehandlung kann sich unter Umständen ein Kassenwechsel rechnen. 
Dass die gesetzlichen Kassen nur die Hälfte der kostspieligen Therapie übernehmen, bewertete das Bundesverfassungsgericht 2009 als verfassungskonform. Die Begründung: Wer unfruchtbar ist, sei nicht krank. Und die künstliche Befruchtung sei keine Heilmethode, sondern helfe nur, das medizinische Problem mit Hilfe medizinischer Technik zu umgehen. Es bestehe keine staatliche Verpflichtung, die Entstehung einer Familie mit den Mitteln der gesetzlichen Krankenversicherung zu fördern, argumentierten die Richter.

Wird eine Kinderwunschbehandlung zusätzlich gefördert?

Paare, die nicht auf der Hälfte der teuren Fertilitätsbehandlungskosten sitzen bleiben wollen, haben die Chance auf einen staatlichen Zuschuss. Allerdings treibt hier der Föderalismus wieder einmal seine seltsamen Blüten. Vom Bund gefördert wird die Sterilitätsbehandlung nur, wenn auch das Wohnsitz-Bundesland ein Förderprogramm unterhält. Und dies ist derzeit nur in Thüringen, Sachsen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Berlin der Fall. Immerhin werden unverheiratete Eltern bei der staatlichen Förderung nicht ausgeschlossen. Die Altersgrenzen sind dieselben wie bei den gesetzlichen Kassen. Die Fördersumme beträgt bis zu 25 Prozent des verbleibenden Eigenanteils.
Steuerlich wird eine Fertilitätsbehandlung als Heilbehandlung angesehen und ist als außergewöhnliche Belastung absetzbar - auch für Ledige!

Ist man mit 40 zu alt für eine Kinderwunschbehandlung?

Nein. Allerdings übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung die Kosten nur bis zu einer festgelegten Altersgrenze: Die Frau darf nicht älter als 40, der Mann als 50 Jahre alt sein.
Bei den privaten Kassen gibt es keine Altersgrenze. Allerdings muss, damit die Krankenkasse die Kosten trägt, eine Erfolgswahrscheinlichkeit von mindestens 15 Prozent bestehen. Sie ergibt sich aus der Einschätzung des Arztes und dem IVF-Register. Bei einer über 40-jährigen Frau liegt die Erfolgswahrscheinlichkeit danach bei unter 15 Prozent. Nur eine sehr detaillierte Feststellung des Arztes, der die Erfolgsaussichten dann hoch genug einschätzt, kann eine Kostenübernahme für die Therapie bewirken. Oft lässt die Kasse die Prognose aber von einem eigenen Arzt prüfen.

Können nur Ehepaare eine IVF vornehmen lassen?

Grundsätzlich können auch unverheiratete Paare eine Kinderwunschbehandlung durchführen lassen. Allerdings gelten für sie besondere Regelungen: Sie müssen in einer so genannten festgefügten Partnerschaft zusammenleben - ob dies der Fall ist, liegt im Ermessen des Arztes, der das Beratungsgespräch durchführt. Der Mann muss zudem die Vaterschaft nicht nur bereits vor dem Eingriff, sondern auch nach erfolgreicher Befruchtung anerkennen. Und es muss geklärt sein, wer für den Unterhalt des Kindes und den des betreuenden Partners sorgt, falls sich das Paar trennt.

Ist die IVF auch ein Weg für Singles?

Viele Kinderwunschpraxen lehnen es in Deutschland ab, einer alleinstehenden Frau zu einem Kind zu verhelfen. Ähnliche Bestimmungen finden sich sogar in den Berufsordnungen der Ärztekammern einiger Bundesländer. Gleiches gilt für gleichgeschlechtliche Paare. Denn viele Ärzte fürchten Unterhaltsklagen, wenn der Samenspender anonym bleibt.
Singles oder lesbische Paare, die sich nach einem Kind sehnen, bleibt die Suche nach einer Praxis, die die Kinderwunsch-Behandlung auch an alleinstehenden Frauen vornimmt. Eine Alternative ist die sogenannte Bechermethode. Dabei handelt es sich um die Heiminsemination mit Spendersamen ohne medizinische Hilfe.

Ab wann gilt nach einer IVF/ICSI der Kündigungsschutz für die Frau?

Eine Schwangerschaft beginnt auch juristisch mit der Befruchtung - egal, ob diese innerhalb oder außerhalb des Körpers stattgefunden hat. Deshalb gelten für die Frau vom Einsetzen der befruchteten Eizellen an im Job besondere Rechte wie der Kündigungsschutz.
Noch nicht eindeutig geregelt ist derzeit allerdings, ob ein Arbeitgeber seiner Angestellten kündigen darf, wenn er von einer geplanten künstlichen Befruchtung weiß, die Embryos aber noch nicht in ihre Gebärmutter eingesetzt wurden.

Welche Methoden sind in Deutschland verboten?

Die gesetzlichen Bestimmungen sind in Deutschland sehr streng. Bei einer IVF oder ICSI dürfen nur Eizellen eingesetzt werden, die von der künftigen Mutter stammen. Eine Eizell- oder Embryonenspende ist verboten. Auch eine Leihmutterschaft, das Klonen von Embryonen, die Auswahl des Geschlechts und Präimplantationsdiagnostik sind nicht erlaubt. Eine Ausnahme existiert lediglich, wenn für das Baby das Risiko einer schwerwiegenden geschlechtsgebundenen Erbkrankheit besteht. Auch das Erbgut Verstorbener darf bei einer künstlichen Befruchtung nicht verwendet werden.
Manche Paare erfüllen sich deshalb den Kinderwunsch im Ausland.


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