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Trotz Wenn kleine Kinder ihre Eltern schlagen

Trotz: Wenn kleine Kinder ihre Eltern schlagen
© Juanmonino / iStock
Wie viel Haue verträgt Mama? Wenn Kinder das testen, sind starke Nerven gefragt. Tipps der Kinder- und Jugendlichen-Psychologin Dr. Eva Busch, Dozentin am Winnicott-Institut der Evangelischen Fachhochschule Hannover.

Kindliche Schläge nicht dulden

Was steckt dahinter, wenn Kinder ihre Eltern schlagen?
Im dritten Lebensjahr erleben sie einen Konflikt zwischen ihrem Wunsch nach Selbstbestimmung und den elterlichen Geboten. Beispielsweise führt sie die Sauberkeitserziehung zu der Frage, wie sie über ihren Körper bestimmen, sich aber trotzdem an allgemeine Regeln anpassen können. Sie verteilen daher, je nach Temperament, probehalber auch mal Schläge und Tritte, wenn sie sich durchsetzen wollen. Das Kind spürt so seine Macht und freut sich, was es für eine Aufregung bewirken kann.

Und wie reagiert man in solchen Fällen am besten?
Sie müssen sofort ernst, aber gelassen klarmachen, dass Sie Schläge nicht dulden. Also laut und bestimmt "Nein" sagen, dem Kind in die Augen schauen und seinen Arm festhalten. Auch für Kompromisse sind Kinder aufnahmebereit, sie können auch eine Regel wie "Lieber laut reden statt treten" schon verstehen.

Viele Eltern sind gekränkt, wenn sie von ihrem Kind geohrfeigt werden.
"Ich bin groß und das Kind ist klein" - diesen Satz dürfen Vater und Mutter nie vergessen! Wenn das Kind merkt, dass es den Erwachsenen verletzen oder außer sich bringen kann, kann es sich nicht mehr auf ihn verlassen. Kinder wollen sich aber beschützt fühlen. Wenn ein Dreijähriger, der seine Kräfte noch nicht einschätzen kann, die Eltern haut, steckt immer auch die Frage dahinter: Bin ich gefährlich für dich? Da muss die Antwort natürlich ein klares "Nein" sein. Nur so signalisieren Sie Ihrem Kind: "Ich beschütze dich! Ich kann dafür sorgen, dass dir nichts passiert!"

Und wenn mein Kind von einem rabiaten Gleichaltrigen verhauen wird?
Das regelt sich von allein: Während des dritten Lebensjahres fangen Kinder an, sich selbstständig zu verteidigen. Schlagen ist ein natürlicher Reflex - er wird aktiv, sobald ein Kind ernsthaft angegriffen wird. Eltern können sich also getrost darauf konzentrieren, ihrem Kind andere Reaktionen auf Gewalt vorzuleben: deutliche Worte, ein souveräner Ton, körperliche Distanz.

Ab wann ist das kindliche Hauen, Kratzen und Schlagen nicht mehr harmlos?
Nach einem halben Jahr sollte diese Zeit der körperlichen Machtproben vorbei sein. Zudem spielt das Verhalten des Kindes außerhalb der Familie eine Rolle. Schlägt es nicht nur seine Eltern, sondern auch Kinder? Wie kommt es mit anderen Menschen klar? Wenn die unschönen Momente überhandnehmen, kann man das als Hilferuf des Kindes verstehen: Es fühlt sich einer Situation ausgesetzt, mit der es nicht fertig wird. Seine Aggressionen könnte man übersetzen mit: "Ich brauche mehr Halt", "Mir fehlt Orientierung" oder "Ich habe Ängste".

Und was soll man dann tun?
Die Aufgabe der Eltern ist jetzt: Sie müssen wissen, was sie richtig finden. Und das ihrem Kind vermitteln. Das gibt ihm Sicherheit. Aber natürlich muss ihnen klar sein, dass Kinder durchaus mal impulsiv sein können und nicht immer nur niedlich sind.

Trotzanfall

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