VG-Wort Pixel

Social freezing Den Kinderwunsch einfach verschieben?

Es klingt verlockend: Beim so genannten "Social freezing" werden unbefruchtete Eizellen eingefroren. Damit soll es möglich sein, sich auch in späteren Jahren noch seinen Kinderwunsch zu ermöglichen. Doch was ist von dieser Methode zu halten? Und wie stehen Sie zu diesem Verfahren?

Social freezing - was bedeutet das eigentlich?

Social freezing bedeutet das vorsorgliche Einfrieren von unbefruchteten Eizellen ohne medizinischen Grund.

Die Möglichkeit, Eizellen einzufrieren, gibt Frauen, die sich ihren Kinderwunsch aktuell nicht erfüllen können - etwa, weil ihnen der passende Partner dazu fehlt -, größere Chancen auf eine Schwangerschaft jenseits der 35. Für Frauen, die beispielsweise eine Krebstherapie oder andere belastende Behandlungen vor sich haben, ist das Einfrieren der Eizellen oft die einzige Chance auf ein leibliches Kind.

Dr. Frank Nawroth

Warum kann Social freezing überhaupt nötig werden?

Um Social freezing beurteilen zu können, muss man wissen: Eine Frau verliert monatlich rund 1.000 Eizellen. Hatte sie in der Pubertät rund 400.000, reduziert sich ihre Zahl also von Jahr zu Jahr um 12.000. Gleichzeitig nimmt mit zunehmendem Alter die Qualität der Eizellen ab. Das erschwert die Zeugung und erhöht die Wahrscheinlichkeit für ein behindertes Kind.

Am höchsten ist die weibliche Fruchtbarkeit zwischen 20 und 25 Jahren. Danach sinkt sie - ab 30 besonders rapide. In Prozenten ausgedrückt: Mit 25 Jahren liegt die Chance, bei regelmäßigem Sex schwanger zu werden, pro Zyklus bei 30 Prozent. Mit 35 sind es 20 Prozent und bei 40-Jährigen nur noch zehn Prozent. Natürlich sind das Durchschnittswerte, die individuelle Fruchtbarkeit ist abhängig von Genen und Lebenswandel. Es gibt Frauen, die auch mit 40 problemlos schwanger werden, und solche, die mit 25 unfruchtbar sind.

Wann ist der beste Zeitpunkt für das Social freezing? Und wie funktioniert es?

Bester Zeitpunkt ist eine Entnahme zwischen 20 und 30 Jahren. Dazu werden die Eierstöcke hormonell stimuliert, sodass je nach Dosis fünf bis 15 Eizellen entnommen werden können. In den meisten Fällen können die Hormone niedriger dosiert werden als bei der konventionellen Kinderwunschbehandlung.

Was kostet Social freezing?

Um die empfohlene Menge von 30 Eizellen zu bekommen, müssen manche Frauen mit vier bis sechs Behandlungszyklen rechnen. Die Kosten pro Zyklus liegen derzeit bei bis zu 1.200 Euro. Dazu kommen Lagerungskosten von etwa 300 Euro pro Jahr.

Wie zuverlässig funktioniert Social freezing?

Das hängt auch vom Alter ab, in dem die Frau das Social freezing vornehmen lässt: Junge Eizellen verkraften den Kälteprozess sehr gut und sind nach dem Auftauen fast zu 100 Prozent intakt.

Dagegen übersteht nur jede dritte Eizelle, die von Frauen über 35 entnommen wurde, die Kältekonservierung unbeschadet.

Generell gilt: Die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft mit eingefrorenen Eizellen ist niedriger als mit frischen Embryonen (bei der normalen künstlichen Befruchtung).

Was spricht gegen Social freezing?

Eine Eizellenentnahme ist ein Eingriff mit Nebenwirkungen. Die Medikamente können Kopfschmerz, Übelkeit oder Herzrasen verursachen und es besteht die, wenn auch im Vergleich zur "richtigen" IVF geringe, Gefahr einer Überstimulation.

Zudem sollte man bedenken: Da eine Schwangerschaft ab 40 mit deutlich höheren Risiken (Diabetes, Frühgeburt) behaftet ist als eine unter 30, sollte die Entscheidung fürs Social freezing gut überlegt sein.


Mehr zum Thema