In Deutschland kommt fast jedes dritte Kind per Kaiserschnitt zur Welt. Im Jahr 2019 waren es laut dem Statistischen Bundesamt 29,6 Prozent aller Geburten. Damit liegt der Anteil mittlerweile doppelt so hoch, wie noch vor 30 Jahren. Insgesamt ergibt das mehr als 221.000 Kaiserschnitte.
Trotz Spinalanästhesie leiden viele Frauen unter Schmerzen bei einem Kaiserschnitt
Oft würde Frauen nachgesagt, sie würden sich für einen Kaiserschnitt entscheiden, um den Schmerzen einer natürlichen Geburt zu entkommen, schreibt Robert Bublak in einem Papier der "Springer Medizin". Dieser Wunsch scheint nach neusten Erkenntnissen trotz einer Spinalanästhesie häufig nicht in Erfüllung zu gehen.
Gynäkolog:innen und Anästhesist:innen aus Israel, der Schweiz und den USA haben sich in einer Studie mit dem Problem der Schmerzen bei einem Kaiserschnitt befasst. Denn trotz der Häufigkeit des Eingriffs ist über die Anzahl dieser schwerwiegenden Komplikation wenig bekannt.
Jede achte Frau berichtet von Schmerzen während einer Sectio
Die Arbeitsgruppe um Amir Keltz von der Abteilung für Anästhesie am Rabin Medical Center in Tel Aviv hat 193 Schwangere vor der Entbindung per Kaiserschnitt mit einer Spinalanästhesie in eine Studie aufgenommen und sie zu ihrem Schmerzempfinden während der Geburt befragt.
Zwölf Prozent von ihnen gaben an, während der Operation Schmerzen empfunden zu haben. Davon gut ein Drittel bevor und knapp ein Drittel, nachdem das Kind geholt wurde. Rund jede fünfte Frau empfand in beiden Phasen der Entbindung Schmerzen.
Mediziner:innen unterschätzen die Schmerzen bei einem Kaiserschnitt
Das ist erstaunlich im Hinblick darauf, dass eine Spinalanästhesie eigentlich genau das vermeiden soll. Bei dieser Methode wird ein Medikament direkt neben den Nerv am Rückenmark gespritzt. So können in kurzer Zeit große Bereiche des Körpers betäubt werden, der/ die Patient:in bleibt jedoch bei Bewusstsein.
Die Arbeitsgruppe um Amir Keltz hat nicht nur die Schwangeren befragt, sondern auch die Geburtshelfer:innen und Anästhesist:innen, um festzustellen, ob die Aussagen übereinstimmen. Das tun sie nach den Ergebnissen von Keltz und Co. nicht. Die Schmerzinzidenz wurde von den Mediziner:innen insgesamt unterschätzt, so Bublak.
"Die nicht zu vernachlässigende Inzidenz von Schmerzen während Entbindungen per Kaiserschnitt zeigt, dass weitere Anstrengungen unternommen werden müssen, um intraoperative Schmerzen besser zu managen und zu verhindern", schreiben Keltz und Kollegen in ihrer Schlussfolgerung.
Verwendete Quellen: Springermedizin.de, netdoktor.de, frauenaerzte-im-netz.de
