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Kaiserschnitt Alle wichtigen Infos über die Sectio

Eltern bei Kaiserschnitt
© RapidEye / iStock
Fast jedes dritte Baby wird heute in Deutschland per Kaiserschnitt geboren. Hier erfährst du mehr über Gründe, Ablauf und Risiken sowie die neue Leitlinie zu Kaiserschnitten.

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Dein Baby soll per Kaiserschnitt auf die Welt kommen und du möchtest alles darüber erfahren? Wir haben alle wichtigen Informationen für dich.  

Kaiserschnitt im Kurzüberblick: 

  • In Deutschland kommt etwa jedes dritte Kind mit einem Kaiserschnitt zur Welt. 
  • Beim Kaiserschnitt wird zwischen einem geplanten und einem ungeplanten Eingriff unterschieden. 
  • Die Mutter erhält für die Operation eine PDA. Nur in Notfällen wird eine Vollnarkose eingesetzt. 
  • Der Eingriff dauert etwa eine Stunde

Wann wird ein Kaiserschnitt gemacht? 

Beim Kaiserschnitt (Fachbegriff "Sectio") unterscheiden Ärzt:innen zwischen einem geplanten und einem ungeplanten Eingriff

Mediziner:innen sprechen von einem geplanten (primären) Kaiserschnitt, wenn die Entscheidung zur Operation getroffen wird, bevor die Geburt beginnt, also noch bevor Wehen einsetzen oder die Fruchtblase geplatzt ist. Gründe hierfür sind zum Beispiel die Querlage des Kindes, ein (drohender) Gebärmutterriss oder eine Unterversorgung des Kindes  Zu den geplanten Kaiserschnitten zählt auch, wenn sich eine Mutter ohne medizinische Notwendigkeit für diese Geburtsform entscheidet. 

Ungeplante Kaiserschnitte hingegen ergeben sich aus einer Notsituation während der Geburt, etwa weil dem Kind akuter Sauerstoffmangel droht oder es Komplikationen bei der Mutter gibt. Hier ist dann meist Eile geboten und das Kind wird zur seiner und der Sicherheit seiner Mama schnell im Operationssaal geholt. 

Neue Leitlinie zu Kaiserschnitten  

Ein Kaiserschnitt ist weltweit die häufigste Operation bei Frauen. Über die steigende Kaiserschnitt-Rate wird seit Jahren diskutiert. Aus diesem Grund wurde im Juni 2020 eine neue Leitlinie zum Kaiserschnitt veröffentlicht. Leitlinien sollen dazu beitragen, dass Patient:innen angemessen behandelt und versorgt werden. Es gibt sie für viele Krankheitsbilder und Behandlungen. Leitlinien unterstützen sowohl Ärzt:innen und medizinisches Personal als auch die Patient:innen bei ihren Entscheidungen über die angemessene Gesundheitsversorgung unter spezifischen klinischen Umständen. 

An dieser Leitlinie für Kaiserschnitte wirkten Mitglieder von 23 Fachgesellschaften mit, darüber ärztliche Expert:innen für Geburtshilfe, Kinderheilkunde und Anästhesie sowie Hebammenverbände aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. 

Die Fachleute betonten in der neuen Leitlinie insbesondere, dass sie eine Senkung der Kaiserschnittrate befürworten:

  • Die steigende Kaiserschnitt-Rate in Deutschland ist nicht mit einer Verbesserung der Kinder- und Müttersterblichkeit verbunden
  • In Skandinavien liegen die Kaiserschnitt-Raten bei 15 Prozent bis 20 Prozent und die Kinder- und Müttersterblichkeit ist noch geringer als in Deutschland. 

Neuerungen der aktuellen Leitlinie: 

  • Schwangere sollen besser aufgeklärt werden, da die Folgen eines Kaiserschnitts häufig unterschätzt werden.  
  • Die Vorstellung, dass ein Kaiserschnitt ist für die Gesundheit des Kindes besser sei, da es den Geburtsstress erspare, ist falsch. 

Wie läuft ein Kaiserschnitt ab? 

Bei einem Kaiserschnitt wird das Baby nicht vaginal geboren, sondern mit einer Operation aus dem Bauch seiner Mutter geholt. Damit sie und ihr Neugeborenes sich dabei nicht mit eventuell vorhandenen Keimen infizieren, werden über einen Tropf Antibiotika gegeben. Außerdem wird ein Katheter gelegt, damit die Blase der Mutter während der OP leer bleibt. 

Nachdem die Betäubung eingesetzt hat, legt der/die Chirurg:in hinter einem Sichtschutz zunächst unterhalb des Nabels den unteren Teil der Gebärmutter frei. Anschließend zieht er/sie einen horizontalen Schnitt durch den Uterus, sodass die Fruchtblase hervortritt. Das austretende Fruchtwasser wird abgesaugt.  

Achtung: Das Öffnen geschieht heute oft nicht mehr ausschließlich per Skalpell, sondern auch durch Schieben, Dehnen und auch Reißen – das ist besser für die Wundheilung, kann sich aber für die Schwangere durchaus etwas unangenehm anfühlen. Aber keine Sorge, dank der Betäubung ist das nicht schmerzhaft. 

Nun ist der große Moment gekommen: Vorsichtig hebt der/die Ärzt:in mit einer Hand das Baby durch die kleine Öffnung. Mit der anderen Hand drückt er/sie zugleich auf den oberen Teil der Gebärmutter, sodass es nach unten durch den Schnitt herausgeschoben wird. Sobald das Kleine den Uterus komplett verlassen hat, werden seine Atemwege schnell abgesaugt, damit es leichter Luft bekommt, und dann wird es der Mama so schnell wie möglich in die Arme gelegt. Wenn alles gut läuft, dauert das Ganze nur etwa zehn bis 15 Minuten – im Notfall holt das Ärzte-Team das Kind sogar in weniger als fünf Minuten. 

Während der Schnitt früher zumeist vertikal verlief, wird er heute nahe der Schamhaargrenze angesetzt. So lässt sich die Narbe später mit einem Slip oder eine Bikinihose verbergen. Außerdem hat sich gezeigt, dass horizontale Schnitte bei einer weiteren Schwangerschaft seltener reißen als vertikale. 

Das Baby ist da! Und jetzt? 

Nach dem Kaiserschnitt erhältst du eine Oxytocinspritze. Die sorgt dafür, dass sich die Plazenta löst, sodass der/die Geburtshelfer:in sie ebenfalls durch die Bauchöffnung herausheben kann. Anschließend wird der Schnitt im Uterus mit sich selbst auflösenden Fäden vernäht. Erst zum Schluss wird auch die Bauchdecke wieder geschlossen. Dazu werden Fäden oder Metallclips verwendet, die nach etwa zehn Tagen wieder entfernt werden können. 

Das anschließende Nähen der Bauchwunde dauert tatsächlich länger als die Geburt selber. Du kriegst davon allerdings wahrscheinlich kaum etwas mit. Ist dein Neugeborenes nämlich fit und gesund, darfst du erst mal ordentlich mit ihm kuscheln und bist von dem Drumherum bestimmt abgelenkt. Sobald ihr beide aus dem Operationssaal heraus seid, ist dann Zeit für ein intensives Kennenlernen und vielleicht schon ein erstes Stillen.  

Wie lange dauert ein Kaiserschnitt? 

Die gesamte OP dauert etwa eine Stunde. Bis das Baby da ist, vergehen allerdings nur etwa 15 Minuten (in Notfällen sogar nur 5 Minuten). Die meiste Zeit nimmt das Vernähen der Gebärmutter und der einzelnen Hautschichten in Anspruch. Läuft alles gut, kannst du in dieser Zeit wie oben beschrieben schon mit deinem Baby kuscheln. 

Darf der/die Partner:in bei der Geburt im OP anwesend sein? 

Ja, das ist genau wie bei einer vaginalen Geburt. Wenn dein:e Partner:in mitkommt, so ist sein/ihr Platz ganz klar an deinem Kopfende. Dort kann er/sie dich am besten unterstützen, dir Mut zusprechen und mit dir zusammen den ersten Blick auf euer gemeinsames Kind werfen. Wenn es dem Neugeborenen gut geht, ist die Zeit, in der die Wunde genäht wird, ideal für ein erstes Kennnelernen Sich an die warme, nackte Brust zu kuscheln, ist auf jeden Fall gut für die Bindung. 

Welche Risiken bestehen bei einem Kaiserschnitt? 

Für Mediziner ist der Kaiserschnitt Routine. Trotzdem: Er ist eine Operation, dementsprechend bleibt immer ein gewisses, wenn auch geringes Risiko – selbst ohne Vollnarkose. 

Insgesamt haben Kinder bei einer geplanten Sectio eine höhere Wahrscheinlichkeit, Atemprobleme zu bekommen, da die Lunge des Neugeborenen nicht wie bei einer normalen Geburt stimuliert wird. Denn wird das Kind durch den Geburtskanal geschoben, bekommt der kleine Brustkorb eine regelrechte Massage. Dabei wird Fruchtwasser aus den Lungenbläschen gedrückt, und das Baby ist schnell bereit für Luft. Um die Atmung von Neugeborenen nach einer Schnittentbindung besser in Gang zu bringen, wird die werdende Mama übrigens häufig bereits einen Tag vor einem geplanten Kaiserschnitt an einen Wehentropf gehängt. Dadurch schüttet sie Hormone aus und die verringern die Wahrscheinlichkeit von Anpassungsschwierigkeiten beim Neugeborenen. 

Verschärft wird die Gefahr von Atemproblemen noch, wenn der Operationstermin sehr früh angesetzt wird. Ärzte empfehlen daher, selbst bei einem geplanten Kaiserschnitt so lange wie möglich zu warten, wenn möglich sogar, bis die Wehen einsetzen. Keinesfalls sollte der Kaiserschnitt vor der 39. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden – außer, das Kind muss aus medizinischen Gründen vorher geholt werden. 

Wie lange muss ich nach einem Kaiserschnitt im Krankenhaus bleiben? 

Wie lange du nach einem Kaiserschnitt in der Klinik bleiben musst, hängt vom Verlauf der Operation und von deinem Befinden ab. Nach vier bis sieben Tagen sind die meisten Mütter wieder so fit, dass sie das Krankenhaus mit ihrem Neugeborenen verlassen können. Häufig werden Mütter dazu animiert, schon sechs bis acht Stunden nach der Geburt das Bett zu verlassen und ein paar Schritte zu gehen. 

Damit sollen Kreislauf und Verdauung wieder in Schwung gebracht werden. Außerdem besteht nach einem Kaiserschnitt eine gewisse Thrombose-Gefahr. Je früher du dich wieder bewegst, desto geringer wird das Risiko. Bitte stehe nicht auf eigene Faust auf, sondern lass dich von einer Pflegekraft begleiten. Die ersten Schritte können wackelig sein und vielleicht sogar schmerzhaft. Gut, wenn dich dabei jemand begleitet. 

Was erwartet mich nach der Operation? 

Zum Glück kommt es nach einem Kaiserschnitt nur noch höchst selten zu Komplikationen. Trotzdem: Er ist und bleibt eine Operation. Die Folgen: 

  • Es dauert länger, bis du dich erholt hast. Nach einer normalen Geburt sind die meisten schon am selben Tag trotz aller Erschöpfung fit und munter. Dafür sorgen die vielen Endorphine, die ihr Körper während der Wehen ausgeschüttet hat. Nach einem Kaiserschnitt dagegen brauchen die meisten Wöchnerinnen drei bis vier Tage, bis sie sich erholt haben. 
  • Genau wie bei einer vaginalen Geburt musst du zwei bis sechs Wochen mit einer Blutung, dem sogenannten Wochenfluss, rechnen. 
  • Wie nach jeder Operation, so wird auch eine Kaiserschnittnarbe zunächst weh tun. Meist geben die Krankenhäuser den Müttern deshalb noch Schmerzmittel mit nach Hause.  

Einmal Kaiserschnitt – immer Kaiserschnitt? 

Neue Nähverfahren verringern zum Glück die Gefahr, dass die Narbe im Uterus bei einer weiteren Schwangerschaft unter den Wehen reißt. Frauen, die nach einem Kaiserschnitt wieder schwanger sind, sollten sich jedoch mit ihrem/r Frauenärzt:in, ihrer Hebamme und den Klinikärzt:innen beraten – und deutlich äußern, wenn sie es dieses Mal auf natürlichem Wege versuchen möchten. 

Quellen:

ELTERN

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