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Gewichtszunahme in der Schwangerschaft Wie viel nehmen Frauen in der Schwangerschaft zu?

Schwangere Mutter mit Kleinkind
© NataliaDerlabina / iStock
Gewichtszunahme in der Schwangerschaft ist normal. Klar. Aber in welchem Tempo und wie viel? Und wie verteilen sich die zusätzlichen Pfunde im Körper? Hier alles Wichtige.

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Drs. M.Schälike, H. Nelle und Kollegen – Pränatal

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Drs. M. Schälike, H. Nelle und Kollegen geprüft.

"Was, du bist im dritten Monat? Man sieht ja gar nichts!" Hast du solche Sprüche schon öfter gehört? Die Gewichtszunahme in der Schwangerschaft hängt auch von deinem Ausgangsgewicht ab. Außerdem verläuft die Gewichtszunahme nicht konstant: Im ersten Trimester der Schwangerschaft nehmen Frauen in der Regel nur wenig zu. Erst ab dem zweiten Trimester liegt die Gewichtszunahme zwischen 1,5 und 2 Kilo pro Monat.

Im Schnitt nimmt eine Schwangere zwischen 12 und 14 Kilogramm zu. Wie kann das sein? Das Baby wiegt doch am Ende nur rund 3500 Gramm. Was ist mit dem Rest? Richtig, das Neugeborene macht einen relativ kleinen Teil deiner absoluten Gewichtszunahme während der Schwangerschaft aus. Der Rest entfällt auf das sogenannte fetale Unterstützungssystem der Schwangeren, wie Gebärmutter, Plazenta, Fruchtwasser, die schwereren Brüste sowie ein größeres Blut- und Wasservolumen.

So verteilt sich die Gewichtszunahme

Neben dem Kind, das kurz vor der Geburt etwa zwischen drei und vier Kilogramm auf die Waage bringt, ist die Gebärmutter zum Ende der Schwangerschaft sehr schwer. Sie wiegt rund ein Kilogramm. Hinzu kommt über ein Kilo Fruchtwasser und die Plazenta mit 750 Gramm. Dass sich auch das Blutvolumen erhöht und der Körper Wasser einlagert, ist für dich und dein Baby besonders wichtig. Die Wasserreserven während einer Schwangerschaft sorgen dafür, dass der Körper im Notfall zum Beispiel einen akuten Blutverlust ausgleichen kann. Aber auch ohne Notfall ist der Wasservorrat nützlich: Er ermöglicht später das Stillen, ohne dass du gleich viel mehr trinken müsstest.

Wassereinlagerungen in der Schwangerschaft treten meist gegen Ende des dritten Trimesters auf und sind in den allermeisten Fällen harmlos. Dennoch können sie unangenehm sein und sogar schmerzen. Was hilft? Beine regelmäßig hochlegen, viel trinken, ausreichend bewegen und ggf. Kompressionsstrümpfe.
 
In den ersten Monaten macht der Embryo mit rund 50 Gramm noch einen sehr kleinen Teil deiner Gewichtszunahme aus. Aber rundherum sorgt dein Körper dafür, dass du und dein Baby gesund durch die Schwangerschaft kommen. Leidest du unter starker Übelkeit und Schwangerschaftserbrechen, kann es auch zu einem leichten Gewichtsverlust kommen.
 
Im zweiten Trimester kommen durchschnittlich etwa sechs Kilogramm dazu. Jetzt entfällt davon ein Kilo auf das Baby. Das letzte Trimester deiner Schwangerschaft sorgt dann für weitere 5 Kilo auf der Waage. Das Baby nähert sich seinem Geburtsgewicht.
 
Deine Gewichtszunahme (kurz vor der Geburt) im Überblick:
 

Woher die Pfunde kommen

Gewicht

Gewicht des Kindes

3500 Gramm

Reserven der Mutter

1700 Gramm

Plazenta (Nachgeburt)

750 Gramm

Fruchtwasser

1300 Gramm

Gebärmutter

1000 Gramm

Wachstum der Brüste (je 300 Gramm)

600 Gramm

Vermehrte Blutbildung

1150 Gramm

Flüssigkeitseinlagerungen

2000 Gramm

Insgesamt

12000 Gramm

Die optimale Gewichtszunahme: Was darfst du zunehmen?

Wie viel zusätzliche Kilos für dich und dein Baby normal und empfehlenswert sind, hängt stark von deinem Ausgangsgewicht ab. Dein:e Frauenärzt:in wird dich zu Beginn der Schwangerschaft wiegen und mit dir besprechen, wie viel du in den ersten Monaten zulegen solltest, um die besten Startbedingungen für den Embryo zu schaffen. Das Gewicht wird bei den Vorsorgeterminen regelmäßig überprüft und in deinen Mutterpass eingetragen.

Zwischen 10 und 18 Kilo kann sich eine normale Gewichtszunahme in der Schwangerschaft bewegen. Unter 7 Kilo können das Wachstum deines Babys gefährden. Erwartest du Mehrlinge, nimmst du natürlich stärker zu. Hier liegt die durchschnittliche Zunahme bei Zwillingen zwischen 15,5 und 20 Kilo und bei Drillingen zwischen 20,5 und 23 Kilo.

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Eltern Fallbackbild

Untergewicht in der Schwangerschaft: ein Risiko?

Viele Frauen sorgen sich um die zusätzlichen Pfunde, die sie auf die Waage bringen werden. Einige starten sogar mit Untergewicht in die Schwangerschaft und achten darauf, möglichst wenig zuzunehmen, weil sie die Sorge haben, das Gewicht auch später nicht mehr loszuwerden. Für das Kind ist eine zu geringe Gewichtszunahme gefährlich. Es wird selbst eher ein niedriges Geburtsgewicht entwickeln. Auch das Risiko einer Frühgeburt steigt bei untergewichtigen Frauen. Zu wenig Reserven bei der Mutter können auch Entwicklungsstörungen des ungeborenen Kindes zur Folge haben. Frauen mit zu wenig Gewicht müssen besonders auf eine nährstoffreiche und ausgewogene Ernährung achten. Am besten fragt ihr eure:n Ärzt:in oder geht zu einer speziellen Ernährungsberatung. Die Ernährung auf eigene Faust umzustellen, ist nicht zu empfehlen und kann das Ungeborene gefährden.

Gewichtszunahme gehört zur Schwangerschaft!

Zunehmen ist für Frauen ohnehin ein schwieriges Thema. Und bei aller Freude auf das Baby mischt sich bei euch vielleicht auch die Sorge, wie man all die Pfunde je wieder loswerden soll. Aber eine Schwangerschaft ohne Gewichtszunahme ist nun mal nicht möglich. Tut euch und eurem Kind doch den Gefallen, und vergesst erst mal die Zeit danach. Das wird sich dann schon finden. Schließlich seid ihr damit nicht allein. Versucht die Veränderungen eures Körpers während der Schwangerschaft ganz bewusst zu genießen! Eure Pfunde zeigen allen: "Ja, ich bin schwanger, stolz und glücklich!"

Übrigens: Ob Heißhungerattacken den Körper gezielt dazu bringen, die gerade benötigten Nährstoffe aufzunehmen, ist nicht abschließend erforscht. Vermutlich liegt die Ursache in hormonellen Veränderungen und dem in der Schwangerschaft deutlich schneller absinkenden Blutzuckerspiegel.

Übergewicht in der Schwangerschaft: ebenfalls riskant

Zu wenig zuzunehmen ist ebenso ungünstig wie zu viel. Nimmst du weit über dem Durchschnittswert zu, steigen auch die Risiken für dich und dein Kind. Dazu gehören bei zu viel Schwangerschaftspfunden vor allem erhöhter Blutdruck und ein Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes). Bei Frauen, die bereits vor der Schwangerschaft stark übergewichtig waren, kommt die Stoffwechselstörung häufiger vor.

Aber auch normalgewichtige Frauen können einen Schwangerschaftsdiabetes entwickeln. Nach der Geburt pendelt sich der Zuckerhaushalt in der Regel wieder ein. Unbehandelt kann die Erkrankung während der Schwangerschaft aber die Gesundheit des Babys gefährden. Denn durch den erhöhten Blutzuckerspiegel der Mutter wächst es zwar sehr schnell, aber Herz und Lunge können nicht ausreichend reifen. Auch die Geburt wird bei einem sehr großen Kind risikoreicher. Babys übergewichtiger Mütter tragen außerdem ein höheres Risiko, später selbst übergewichtig zu werden oder an Diabetes zu erkranken.

Ein Schwangerschaftsdiabetes lässt sich mit einer Umstellung der Ernährung und viel Bewegung oft gut in den Griff bekommen. Aber sowohl übergewichtige Frauen als auch Schwangere mit einer Gestationsdiabetes sollten nicht selbst mit einer Diät beginnen. Fragt eure:n Ärzt:in oder eine:n Ernährungsberater:in nach einem für euch individuell passenden Ernährungsplan. Die gesetzlichen Krankenkassen erstatten eine Beratung in der Regel auf Antrag.

So behältst du dein Gewicht entspannt im Auge

Neben dem Wiegen bei den Vorsorgeuntersuchungen kannst du dein Körpergewicht natürlich während der Schwangerschaft auch selbst im Auge behalten. Es reicht, einmal in der Woche auf die Waage zu steigen. Die Bedingungen sollten dabei möglichst gleich sein. Zum Beispiel: Immer morgens am selben Wochentag vor dem Frühstück.

Wenn du deinen Body-Mass-Index – zum Beispiel mit einem BMI-Rechner im Internet – errechnest, kannst du deinen Körper und seine Veränderungen noch besser beurteilen. Denn dieser Wert berücksichtigt auch deine Körpergröße. Dabei wird dein Ausgangsgewicht durch das Quadrat deiner Körpergröße geteilt (z.B. 65 kg : 1,72 m2 = 22,3).
In unserer Tabelle kannst du dann nachschauen, wie viel Gewichtszunahme mit deinem BMI in der Schwangerschaft gut für dich und dein Kind ist. Besprich die Werte aber bitte dennoch mit deiner:m Ärzt:in.

Die optimale Gewichtszunahme für deinen BMI zu Beginn der Schwangerschaft

BMI

Einordnung

Optimale Gewichtszunahme

unter 18,5

Untergewicht

12 bis 18 kg

18,5 – 24,9

Normalgewicht

11 bis 15 kg

25 – 29,9

Übergewicht

6 bis 11 kg

über 30

Adipositas

5 bis 9 kg

Wann zur:m Ärzt:in bei Gewichtsschwankungen?

Wenn du unsicher bist, ob deine Gewichtszunahme für dich richtig ist, sprichst du am besten mit deinem Gynäkologen. Das gilt besonders bei den folgenden Schwierigkeiten:

  • Deine Gewichtszunahme liegt unter den Richtwerten oder du nimmst sogar ab. Dahinter könnten Wachstumsprobleme beim Baby oder eine Mangelernährung stecken.
  • Das Gewicht steigt sehr schnell an (2 bis 3 Kilo pro Woche). Dies kann ein Anzeichen für einen Schwangerschaftsdiabetes, Flüssigkeitsansammlungen (Ödeme) oder eine Gestose sein.
ELTERN

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