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Geburt einleiten Diese Methoden helfen deinem Baby schneller auf die Welt

Schwangere in der Klinik
© RyanJLane / iStock
Wieso muss eine Geburt eigentlich eingeleitet werden? Wie groß ist das Risko für Mutter und Baby? Und welche natürlichen Alternativen gibt es? Hier alles Wichtige.

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Nach 40 Wochen Schwangerschaft ist er da, der errechnet Geburtstermin. Doch leider kümmert das die meisten Babys wenig. Recht haben sie, denn schließlich ist der Termin nur ein relativ grober Wert. Allerdings: Spätestens zwischen der 41. und 42. SSW wird deine Ärztin mit dir über eine Einleitung sprechen. Erst recht, wenn sie gesundheitliche Risiken für dich oder dein Baby sieht. Wir erklären, welche Methoden der Geburtseinleitung es gibt und sprechen über mögliche Nebenwirkungen.

Warum muss eine Geburt eingeleitet werden?

Die meisten Babys machen sich nach 40 Schwangerschaftswochen selbst auf den Weg. Da stellt man sich als medizinischer Laie also ganz zurecht die Frage, warum eine Geburt überhaupt eingeleitet werden muss. Oft handelt es sich um eine Vorsichtsmaßnahme. Denn eigentlich könnte man einfach weiter abwarten und irgendwann würden die Wehen einsetzen. Aber bis dahin ist dein Baby weitergewachsen. Und das bedeutet, dass die Geburt dadurch schwerer wird und das Risiko von Geburtsverletzungen steigt.

Die Größe des Kindes ist aber nicht der einzige Grund, deinem Schatz einen kleinen Schubs zu geben. Auch die Fruchtwassermenge kann zum Ende deiner Schwangerschaft zu stark zurückgehen oder die Plazenta nicht mehr richtig arbeiten. Dein Baby ist dann nicht mehr optimal versorgt. Ist deine Fruchtblase schon geplatzt und die Wehen setzen nicht von selbst ein, ist das ebenfalls ein Grund dafür, eine Geburt einzuleiten. Weitere Gründe, die Wehen anzuregen, sind eine drohende Präeklampsie, ein Schwangerschaftsdiabetes, abnehmende Kindsbewegungen oder ein besonders großes Kind.

Aber keine Sorge, die Geburtsmedizin gibt werdenden Mamas heute so viel Zeit wie möglich, denn eine Einleitung kann auch negative Effekte haben, etwa einen Wehensturm. Sofern kein Risiko für Mutter oder Kind besteht, wartet man erstmal noch ein paar Tage ab, bevor eine Einleitung zur Sprache kommt. Schließlich ist der errechnete Geburtstermin keine exakte Wissenschaft. Er ist ein Geburtszeitraum. Rund 37 Prozent aller Babys kommen erst nach dem errechneten Termin auf die Welt. Die Forschung ist sich noch nicht sicher, welche Faktoren dafür eine Rolle spielen. Man geht aber davon aus, dass Erstgebärende, übergewichtige Frauen und Mütter, die mit einem Jungen schwanger sind, ihre Babys länger austragen.

Die Ärzt:innen sprechen übrigens zunächst von einer Terminüberschreitung. Erst ab dem 14. Tag nach dem ET (42 + 0) ist von einer zeitlichen Übertragung die Rede.

Ab wann raten Geburtshelfer:innen zur Geburtseinleitung?

Liegen keine medizinischen Risiken vor, orientieren sich die Geburtshelfer:innen an der betreffenden Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG). Demnach wird Frauen ab der vollendeten 41. SSW (41+0) eine künstliche Einleitung der Geburt angeboten. Besonders älteren Schwangeren, Raucherinnen und werdenden Mütter mit Übergewicht wird dazu geraten. Ab 41+3 empfehlen Ärzt:innen so oder so, die Geburt einleiten zu lassen. Und spätesten 14 Tage nach ET ist eine Einleitung der Geburt dann unumgänglich, um das Wohl des Kindes nicht zu gefährden.

Um das medizinische Risiko gut einschätzen zu können, wirst du nach der Terminüberschreitung in der Arztpraxis engmaschig kontrolliert. In der Regel wird alle zwei Tage ein CTG gemacht, um die Herztöne des Kindes zu überwachen und Wehen zu registrieren. Hinzu kommen regelmäßige Ultraschalluntersuchungen.

Gut zu wissen: Letzten Endes entscheidet ihr, ob die Wehen künstlich angestoßen werden sollen. Keiner kann euch zu einer Einleitung zwingen. Wenn Ärztin oder Hebamme euch aber aus dringenden medizinischen Gründen dazu raten und ihr folgt dem Rat nicht, werden sie sich von euch schriftlich bestätigen lassen, dass ihr gegen ihren Rat handelt.

Welche Methoden der Geburtseinleitung gibt es?

Wehen können auf unterschiedliche Weise angeregt werden. Die Geburtsmedizin unterscheidet zwischen mechanischen und medikamentören Verfahren.

Mechanische Methoden

Eipollösung
Eine erfahrene Geburtshelfer:in löst mit dem Finger die Eihaut der Fruchtblase vom Gebärmutterrand. Durch das sogenannte Zervix-Stripping werden Prostaglandine freigesetzt. Diese Hormone sorgen dafür, dass der Muttermund weicher wird und sich öffnet. Meistens setzen im Anschluss an die Eipollösung die Wehen ein.
Vorteil: Die Wehen sind natürlich.
Nachteil: Das Verfahren kann – gerade für Erstgebärende ­– schmerzhaft sein.

Ballon-Katheter
Durch das Einführen eines mit Kochsalzlösung gefüllten Ballon-Katheters wird Druck auf den Muttermund ausgeübt. Der Körper schüttet daraufhin Prostaglandine aus, was wiederum die Wehentätigkeit anregt. Bei einem Blasensprung kann das Verfahren allerdings nicht angewendet werden. Das Infektionsrisiko ist zu groß.
Vorteil: Auch mit dieser Methode werden natürliche Wehen ausgelöst.
Nachteil: Manche Frauen fühlen sich mit dem Katheter unwohl.

Blasenöffnung
Mit einem kleinen Fingerling öffnet die Geburtshelfer:in die Fruchtblase (Amniotomie). Oft setzen nach dem Abgehen des Fruchtwassers die ersten Wehen ein.
Vorteil: Das Verfahren ist für Mutter und Kind schmerzfrei.
Nachteil: Die Methode kann nur eingesetzt werden, wenn der Muttermund schon reif ist und der Kopf des Babys gut liegt. Außerdem besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko, falls die Wehen nicht kommen. Oft ist dann eine medikamentöse Einleitung oder ein Kaiserschnitt notwendig. Eine Garantie, dass die Blasenöffnung zu Wehen führt, gibt es nicht.

Medikamentöse Methoden

Prostaglandine
Die werdende Mutter bekommt ein Prostaglandin verabreicht. Die hormonähnliche Substanz (als Tablette, Gel oder Zäpfchen) macht den Muttermund weich und löst Wehen aus.
Vorteil: Das Mittel kann auch eingesetzt werden, wenn der Muttermund noch nicht geburtsbereit ist.
Nachteil: Durch zu hohe Dosierungen können Prostaglandine Wehenstürme auslösen. In einigen Fällen kam es zu einem Gebärmutterriss. Auch das Baby kann durch eine unnatürliche Überstimulation Schaden nehmen (z.B. ein Sauerstoffmangel). Aufgrund dieser Problematik und einer fehlenden Zulassung eines für die Einleitung passend dosierten Medikaments wurde erst kürzlich das Medikament Cytotec vom Markt genommen. Aus Mangel an passenden Alternativen nutzen Geburtsmediziner das Mittel weiterhin im Off-Label-Use (siehe dazu auch den ausführlichen Artikel zum Thema Cytotec) und sorgen selbst für eine individuelle Dosierung.

Oxytocin
Durch eine Infusion mit dem Hormon Oxytocin werden Gebärmutterkontraktionen ausgelöst. Dazu muss der Muttermund schon gut drei Zentimeter geöffnet sein.
Vorteil: Das Mittel kann über den "Wehentropf" gut dosiert werden. Eine Überstimulation ist dadurch sehr selten. Außerdem schüttet der weibliche Körper am Ende der Schwangerschaft normalerweise selbst Oxytocin aus, um die Geburt auszulösen.
Nachteil: Die Infusion und das zusätzlich angelegte CTG zur Überwachung des Babys verhindern, dass die Gebärende sich frei bewegen und sich selbst die beste Position für die Geburt suchen kann.

Welche Risiken hat eine Geburtseinleitung?

Die Einleitung einer Geburt wird von deinen Geburtsbegleiter:innen sorgfältig abgewogen. Den Risiken einer Übertragung stehen dabei die Risiken einer Einleitung der Geburt gegenüber.

Risiken einer eingeleiteten Entbindung:

  • Ein Ablösen der Plazenta (Mutterkuchen), was zu einem Sauerstoffmangel des Kindes und im schlimmsten Fall zum Kindstod führen kann
  • Gebärmutterriss durch eine Überstimulation
  • Verstärkte Blutungen nach der Geburt
  • Herzprobleme der Gebärenden während der Entbindung
  • Erhöhte Infektionsgefahr der Gebärmutter
  • Verstärkte Geburtsschmerzen, da der Körper nicht genug Zeit hatte, schmerzunterdrückende Endorphine zu produzieren.

Gibt es Alternativen zur Geburtseinleitung?

Auch wenn euer Kind sich einfach nur Zeit lässt und kein medizinischer Grund für eine Einleitung vorliegt, können wir gut verstehen, dass es jetzt mal genug ist mit dem Schwangersein. Viele Frauen versuchen die Wehen gegen Ende der Schwangerschaft mit natürlichen Mitteln zu locken. Ob sie wirken oder nicht, das ist ganz von eurer individuellen Situation abhängig. Eins haben aber alle gemeinsam: Ihr habt das Gefühl, die Sache mehr selbst in die Hand zu nehmen und etwas zu tun, statt einfach nur zu warten.

So fördert ihr die Wehen natürlich:

  • Bewegung (Spazierengehen, Treppensteigen, Putzen)
  • Geschlechtsverkehr (denn Sperma enthält Prostaglandin, du bewegst dich und schüttest bei einem Orgasmus Oxytocin aus, was Gebärmutterkontraktionen auslöst)
  • Ein warmes Bad (aber nur, wenn jemand da ist, der dir hilft, falls dein Kreislauf nicht mitmacht)

Achtung: Falls ihr es mit einem Wehencocktail versuchen wollt, tut das auch keinen Fall auf eigene Faust, etwa mit einem Rezept aus dem Netz, und unbegleitet. Damit könntet ihr euch und euer Baby in Gefahr bringen.

Quellen

Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe: Leitlinie Geburtseinleitung (Registernr. 015 – 088)

Ingrid Kreutz (2020): Ab Geburtstermin besser einleiten als warten, in: aerztezeitung.de.

Susanna Kramarz (2019): Gefährliches Abwarten? Eine Geburt erst spätestens zur 43. SSW einzuleiten, könnte zu riskant sein, In: Medscape.

Erich Weiss et al. (2015): Terminüberschreitung und Übertragung der Schwangerschaft, in: SpringerMedizin.

ELTERN

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