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Babywunsch Fruchtbarkeitstest: So lässt du deine Fruchtbarkeit untersuchen

Frau mit Baby über der Schulter
© South_agency / iStock
Du fragst dich, wie lange du dir mit dem Kinderwunsch noch Zeit lassen kannst? Oder ihr wünscht euch ein Kind, aber es will nicht klappen? Erfahrt hier, wie Fruchtbarkeit getestet wird.

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Wie lange sind Frauen überhaupt fruchtbar? Dazu erst einmal ein bisschen Biologie im Schnelldurchlauf: Um schwanger zu werden, muss sich eine reife Eizelle im Eileiter der Frau mit einer Samenzelle vereinen. Männer können bis ins hohe Alter befruchtungsfähige Spermien bilden. Dagegen kommt es bei Frauen um die 30 bereits immer wieder zu Zyklen ohne Eisprung. Mit 35 müssen Frauen damit rechnen, dass sie pro Jahr etwa drei bis fünf Mal keinen Eisprung haben. Mit 40 sind es dann schon etwa sieben Zyklen ohne Eisprung. Mit etwa 50 erlischt die weibliche Fruchtbarkeit ganz – es kommt überhaupt nicht mehr zum Eisprung. Soweit die Fertilitäts-Statistik, die Durchschnittswerte aufführt. Doch keine Panik: Viele Frauen werden auch jenseits der 35 und sogar noch mit über 40 problemlos schwanger.

Wie viele Eizellen haben Frauen?

Eizellen bilden sich bereits in der frühen Embryonalzeit – und zwar in einer fast unvorstellbaren Menge. In den winzigen Ovarien eines ungeborenen Mädchens haben sich bis zur 20. Schwangerschaftswoche etwa sieben Millionen Eizellen entwickelt. Dann aber geht die Zahl der Eizellen wieder zurück: Mit auf die Welt bringt ein kleines Mädchen noch etwa eine Million. In der Pubertät warten noch etwa 400.000 Eizellen in den Ovarien. Zwar reift pro Zyklus nur ein Ei (manchmal sind es zwei), aber etwa 1.000 vorrätige Eizellen begleiten diesen Vorgang und werden dabei verbraucht. Schnell mal nachgerechnet – 400.000 Eizellen ergeben theoretisch etwa 35 Jahre Fruchtbarkeit. Mit großen Schwankungen von Frau zu Frau: Es gibt 35-Jährige, deren Vorrat an Eizellen schon so gut wie erschöpft ist. Und 40-Jährige, die noch einige Jahre Fruchtbarkeit vor sich haben.

Wann in die Kinderwunsch-Praxis?

Lässt sich eine Prognose für die zukünftige Fruchtbarkeit stellen?

Wie lange kann ich noch mit dem Kinderkriegen warten? Eine Frage, die viele beschäftigt. Bei einem als „Ovarscore“ bekannten Test werden per Ultraschall der Zustand der Eierstöcke sowie die Anzahl der Follikel (Eibläschen) bestimmt. Zusätzlich wird mittels Bluttests der Spiegel des sogenannten Anti-Müller-Hormons (AMH) erfasst, das von den Follikeln gebildet wird und deren Menge entspricht. Tatsächlich soll so die Eierstockreserve für die kommenden drei bis fünf Jahre abgelesen werden können.

Wie verlässlich ist dieser Fruchtbarkeitstest?

Nach einer Studie, die 2017 im Journal of the American Medical Association (JAMA) veröffentlicht wurde, taugt er jedenfalls nicht als Prognose für normal fruchtbare Frauen. Getestet wurden 750 Frauen über 30, die seit höchstens drei Monaten versuchten, schwanger zu werden und bei denen – auch beim Mann – alle sonstigen fruchtbarkeitsmindernden Faktoren ausgeschlossen wurden. Das Ergebnis: Nach sechs Monaten lag die Schwangerschaftsrate bei 65%, nach einem Jahr bei 77%. Dabei wurden die Teilnehmerinnen mit niedrigen und normalen AMH-Spiegeln ähnlich schnell schwanger. Fazit der Studie: Bist du normal fruchtbar, so ist der AMH-Wert als Fruchtbarkeitscheck bzw. Prognose tatsächlich unbrauchbar.

Spielt das Anti-Müller-Hormon also keine Rolle?

Bei Kinderwunschpatientinnen kann das Anti-Müller-Hormon schon eine Rolle spielen. Wie hoch etwa eine Hormontherapie dosiert wird, hängt stark vom gemessenen AMH-Wert ab. Auch beim „Social Freezing“ (Einfrieren der Eizellen) oder einer geplanten In-vitro-Fertilisation hilft der Wert, um die potenzielle Gewinnung von Eizellen einzuschätzen. In einer gemeinsamen Stellungnahme betonen der Berufsverband der Frauenärzte und die Gesellschaften deutscher Endokrinologen und Reproduktionsmediziner: „Ohne die Anamnese eines unerfüllten Kinderwunsches ist die Beurteilung des AMH nach aktuellen Daten nicht oder nur sehr bedingt aussagekräftig. Ein generelles Screening von Frauen ist abzulehnen, ebenso ein individuell veranlasster ‚Fertilitäts-Check‘.“ Nicht zuletzt komme es nicht nur auf die Quantität, also die Zahl der Eizellen an, sondern vor allem auf die Qualität. Diese nimmt nämlich mit dem Alter ebenfalls stark ab, was das Risiko von Fehlbildungen erhöht. Fazit: Eine Prognose für die zukünftige Fruchtbarkeit ist nicht möglich, jede Untersuchung ist nur eine Momentaufnahme.

Wie wird Fruchtbarkeit festgestellt?

Babywunsch: Fruchtbarkeitstest: So lässt du deine Fruchtbarkeit untersuchen
© KatarzynaBialasiewicz / iStock

Ihr versucht schon seit geraumer Zeit, ein Kind zu bekommen, aber trotzdem will sich keine Schwangerschaft einstellen? Lerne zunächst ein halbes Jahr lang selbst deinen Zyklus kennen. So findest du heraus, ob und wann du einen Eisprung hast:

  • durch Erstellen einer Basaltemperaturkurve (tägliches Messen und Notieren deiner Temperatur)
  • per Ovulationstest (Teststäbchen zwölf bis 16 Tage vor der nächsten Periode täglich in den Urinstrahl halten)
  • Zyklus-Tracking mit unserer Eisprung-App
  • Fruchtbare Tage bestimmen mit unserem Eisprungrechner

Deine eigenen Beobachtungen und Messungen sind auch für einen späteren Besuch beim Arzt sehr wichtig.
Ist dein Zyklus in Ordnung und ihr habt regelmäßig Verkehr, du bist aber nach einem Jahr noch immer nicht schwanger, dann solltest du deinen Frauenarzt um Rat fragen. Bist du über 35, kannst du dich aber ruhig schon nach einem halben Jahr an deinen Arzt wenden. In einem Erstgespräch werden mögliche Risikofaktoren aufgenommen, die eine Schwangerschaft erschweren. Dann stehen verschiedene diagnostische Verfahren zur Verfügung, die individuell und nach Ermessen des Arztes durchgeführt werden.

Mögliche Untersuchungen bei unerfülltem Kinderwunsch:

  • Gynäkologische Untersuchung inklusive Abstrich zur Bestimmung der Zervixschleimbeschaffenheit
  • Ultraschall zur Feststellung von Auffälligkeiten an der Gebärmutter, der Eileiter und Eierstöcke
  • Endokrinologischer Check per Blutprobe. Getestet werden wichtige Hormone wie Östradiol, Prolaktin, Progesteron, luteinisierendes Hormon, follikelstimulierendes Hormon, Androgene (Testosteron, DHEA-S), Schilddrüsenhormon, Anti-Müller-Hormon.
  • Hysterosalpingo-Kontrastsonografie (HSKS): eine spezielle ambulant durchgeführte Ultraschalluntersuchung, bei der zuvor ein Kontrastmittel gespritzt wird, um die Durchgängigkeit von Uterus und Eileitern zu testen bzw. Polypen, Myome oder Vernarbungen deutlich zu machen.
  • Bauchspiegelung (Laparoskopie): Endoskopischer Eingriff unter Vollnarkose. Dazu gehören eine Eileiterspülung, Gebärmutterspiegelung und Untersuchung des gesamten Bauchraums. Zysten, Myome und Endometriose-Herde (versprengte Gebärmutter-Schleimhaut) können identifiziert und entfernt werden.

Welche Rolle spielen die Hormone?

In vielen Fällen erschwert eine Hormonstörung die Schwangerschaft. So kann sie sich äußern:

  • Es kommt nicht zum Eisprung (Anovulation)
  • Es werden keine oder nur wenige Eizellen produziert
  • Die Gebärmutterschleimhaut baut sich nicht richtig auf, was eine Einnistung unmöglich macht
  • Es bildet sich zu wenig Zervixschleim, der die richtigen Bedingungen für die Befruchtung schafft

Welche Erkrankungen können unfruchtbar machen?

Frau kann nicht schlafen
© YakobchukOlena / iStock

Auch bestimmte Erkrankungen bzw. Fehlbildungen können eine Schwangerschaft verhindern, zum Beispiel Verwachsungen nach früheren OPs oder Myome (Wucherungen in der Muskelschicht der Gebärmutter). Oder die häufige Erkrankung Endometriose, bei der sich Gebärmutterschleimhaut löst und in Herden im gesamten Bauchraum ansiedeln kann. Der Berufsverband der Frauenärzte schätzt, dass ganze 40 bis 60 Prozent ungewollt kinderloser Frauen an Endometriose leiden.

Was sind Anzeichen für Unfruchtbarkeit?

Es ist kaum möglich, selbst Anzeichen für Unfruchtbarkeit auszumachen. Liegt nur ein einziger Grund vor oder ist das Problem komplexer? Wie hoch sind die reellen Chancen auf eine Schwangerschaft? Kann ich auf natürlichem Wege ein Kind bekommen? Das kann nur der Arzt klären. Berichte ihm aber unbedingt von Symptomen, zum Beispiel von Schmerzen. Diese können beim Fruchtbarkeitstest einbezogen werden. Warnzeichen sind:

  • Häufige Unterleibsschmerzen
  • Starke Regelschmerzen und lange Blutungen
  • Sehr schwache Monatsblutungen
  • Zwischenblutungen
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  • Starke Körperbehaarung
  • Gelegentlicher Austritt von Flüssigkeit aus der Brust
  • Fehlgeburten

Gibt es den Fruchtbarkeitstest für den Mann?

Wenn sich der Kinderwunsch nicht erfüllt, kann das auch am Mann liegen – das trifft sogar bei 30 Prozent der Fälle zu. Es ist also wichtig, das Sperma zu untersuchen. Als Fruchtbarkeitstest für den Mann wird sogar ein Heimtest angeboten. Er misst aber nur die Anzahl der Spermien. Diese ist zwar wichtig: Fruchtbares Ejakulat enthält pro Milliliter rund 20 Millionen Spermien. Wichtig sind jedoch auch andere Eigenschaften, wie eine normale Form (mindestens 30 Prozent) und eine gute Beweglichkeit (mindestens 50 Prozent der Spermien). Nur in der Arztpraxis gibt es die Möglichkeit, ein umfassendes und aussagekräftiges Spermiogramm erstellen zu lassen. Und zusätzlich die Fortpflanzungsorgane zu untersuchen. Denn das ist ebenso wichtig wie der Spermien-Test.
 
 
QUELLEN:
„Bewertung von ovarieller Reserve und Fertilität mit steigendem Lebensalter“: Gemeinsame Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin (DGGEF) e.V., der Deutschen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin (DGRM) e.V. und des Berufsverbandes der Frauenärzte (BVF) e.V. (F.Nawroth, M. Ludwig, C. Gnoth, J. Krüssel, C. Albring, T. Rabe. Frauenarzt 07/2013)
 
„Association between biomarkers of ovarian reserve and infertility among older women of reproductive age“ (Steiner, AZ, Pritchard D, Stanczyk FZ, et al.) JAMA 2017; 318: 1367–76
Berufsverband der Frauenärzte e.V.


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