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Baby schläft nicht So lernt euer Baby schlafen – ganz natürlich

Mutter stillt ihr Baby in der Nacht auf ihrem Bett
© Bricolage / Shutterstock
Euer Baby findet nur schwer in den Schlaf und macht die Nacht zum Tage? Babys müssen das Ein- und Durchschlafen erst noch lernen. Hier erfahrt ihr, wie ihr euer Kleines dabei unterstützen könnt. Mit vielen praktischen Tipps!
 

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Euer Baby schläft nur schwer ein und wacht spätestens zwei oder drei Stunden wieder auf – auch nachts? Ihr seid fertig mit den Nerven und fragt euch als Eltern, was ihr falsch macht? Wahrscheinlich nichts. Es ist völlig normal, dass Neugeborene keinen Tag-und-Nacht-Rhythmus haben. Auch das Ein- und Durchschlafen müssen sie erst lernen, das dauert seine Zeit und ist von Baby zu Baby unterschiedlich.

Warum schläft mein Baby nicht?

Ein kleines Baby kennt den Unterschied zwischen Tag und Nacht noch nicht. In der Zeit in deinem Bauch hat es wahrscheinlich meist tagsüber geschlafen, wenn du in Bewegung warst, weil das so schön geschaukelt hat. Hast du dich nachts entspannt, wurde es dagegen öfter aktiv.
Kein Wunder, dass dein Baby den neuen Schlaf-Wach-Rhythmus erstmal lernen muss. Aber auch, wenn es abends in den Schlaf findet, ist es völlig normal, dass diese Phasen nicht länger als zwei bis vier Stunden dauern. Denn dann bekommt das Baby wieder Hunger, da sein Magen einfach noch sehr klein ist.

Es gibt Babys, die nach ihrer Milchmahlzeit schnell wieder einschlafen und andere, die dafür bis zu 30 Minuten brauchen. Finnische Forscher haben in einer Studie herausgefunden, dass auch das bei einem zwölf Monate alten Baby noch völlig normal ist. Viele Kinder haben noch Schwierigkeiten, sich selbst zu regulieren. Das bedeutet, sie können nicht ohne Probleme vom Wach sein in den Einschlaf-Modus wechseln.

Die häufigsten Gründe, warum Babys nicht schlafen

Neben der Umstellung auf einen Tag-Nacht-Rhythmus und dem Problem einer noch fehlenden Selbstregulierung (gerade bei Frühchen), kann es noch andere Gründe geben, warum dein Baby nicht schläft.

Körperliche (organische) Ursachen:
Wenn euer Baby nicht in den Schlaf findet, beim Aufwachen weint oder es häufiger nachts wach wird, dann überlegt ihr natürlich sofort, welche körperliche Ursache das haben könnte. Hier die wichtigsten:

  • Hat es Hunger?
  • Tut ihm etwas weh? (Bauchschmerzen, Fieber, auffällige Hautveränderungen, Zahnen)
  • Braucht es eine neue Windel?
  • Macht es einen Wachstumsschub (Entwicklungsschub) durch?


Seelische Ursachen und ungünstige Umweltfaktoren:
Oft hindern nicht-körperliche Ursachen ein Baby daran, einzuschlafen oder in eine längere Schlafphase zu kommen. Auch Babys können seelischen Belastungen ausgesetzt sein, die wir als frischgebackene Eltern erstmal gar nicht als solche wahrnehmen.

  • Habt ihr es vielleicht an einem anderen Schlafplatz hingelegt?
  • Bringt eine andere als die gewohnte Bezugsperson das Baby ins Bett?
  • Fühlt es sich vielleicht durch starke oder ungewohnte Umweltreize gestört? (zu viel Licht, zu kalte oder zu warme Raumluft, Zugluft, zu laute Geräusche in der direkten Umgebung)
  • Habt ihr das Abend-Ritual verändert (andere Zeit, anderes Gute-Nacht-Lied, andere Reihenfolge beim Windelwechseln, Kuscheln, Vorlesen …)?
  • Seid ihr gestresst und euer Baby spürt die Anspannung?
  • Hat jemand in der Nähe des Babys geraucht?

Wie schlafen Babys?

Um besser zu verstehen, warum viele Babys noch nicht längere Zeit am Stück schlafen und noch keinen Unterschied zwischen Tag- und Nachtschlaf machen, ist es wichtig, sich die Entwicklung des natürlichen Schlafverhaltens von Babys anzusehen. Denn gerade im ersten Lebensjahr verändert es sich stark.

Das Schlafpensum deines Babys verteilt sich über den ganzen Tag und die ganze Nacht. Selten dauern die einzelnen Schlafphasen länger als drei Stunden. Das liegt auch daran, dass sich Leicht- und Tiefschlafphasen schnell abwechseln. Alle 30 bis 45 Minuten am Tag und alle zwei Stunden in der Nacht. Ist dein Baby in einer Leichtschlafphase (auch Traumschlafphase oder REM-Schlaf), können schon kleine Reize (Geräusch, Licht) es aufwecken. Da die Leichtschlafphasen bei sehr kleinen Babys noch überwiegen, passiert das relativ oft. Schließlich geht das Leben um euer Kind herum weiter. Ihr klappert in der Küche mit Geschirr, die großen Geschwister schauen eine Serie oder der Nachbar stellt den Müll raus.

Hat euer Baby eine Tiefschlafphase, können Umweltreize es nicht mehr so leicht stören. Ihr erkennt das daran, dass sein Atem gleichmäßig ist und das Baby sich im Schlaf nur wenig bewegt. Hebt ihr eines der Ärmchen vorsichtig hoch, so merkt ihr, dass es völlig entspannt ist und schlaff runterhängt.

So schlafen Babys bis zum 3. Monat
Wie im Mutterleib verteilen Neugeborene ihr Schlafpensum von 17 bis 18 Stunden noch in kurzen Episoden über Tag und Nacht. Schon im 2. und 3. Monat lernt es mit eurer Unterstützung langsam, dass Schlafen am Tag und in der Nacht ein Unterschied ist. Denn nachts schläft euer Baby zum Beispiel in einem abgedunkelten, stillen Raum, während die Schlafphasen am Tag auch im Hellen oder unterwegs im Kinderwagen stattfinden können.

So wächst langsam der Anteil der Stunden, die euer Kleines nachts schläft. Insgesamt nimmt das Schlafbedürfnis von Monat zu Monat ab. Im 2. und 3. Monat schlafen die meisten Babys rund 16 Stunden. Unterschiede gibt es aber immer. Einige Babys kommen schon in den ersten Monaten mit weniger Stunden aus, andere sind Vielschläfer. Das liegt daran, dass das Schlafbedürfnis zum Teil auch genetisch bedingt ist.

So schlafen Babys bis zum 6. Monat
Mit vier bis sechs Monaten werden die Schlafphasen immer länger. Zwei bis vier Stunden dauern die Schlafperioden, die nun zunehmend in der Nacht liegen. Ein Tag-Nacht-Rhythmus wird erkennbar. Die rund drei Nickerchen am Tag sind mit eineinhalb Stunden meistens kürzer. Insgesamt sinkt der Schlafbedarf auf 14 bis 15 Stunden. Wenn du merkst, dass dein Baby müde wird, leg es hin. Feste Einschlafzeiten machen euch in dieser Phase nur das Leben schwer. Besser ist es, wenn die Eltern sich den Bedürfnissen ihres Babys anpassen. Besonders abends könnt ihr ihm mit Gute-Nacht-Ritualen beim Einschlafen helfen.

So schlafen Babys ab dem 6. Monat
Mit einem halben Jahr sind Gehirn und Magen vieler Babys so weit entwickelt, dass sie theoretisch durchschlafen könnten. Sie wachen dann immer seltener hungrig auf und können immer häufiger wieder einschlafen, ohne zu trinken. Ob dein Kind mit sechs Monaten tatsächlich durchschläft, hängt von vielen Faktoren ab. Hier geht es erst einmal nur um grobe Richtwerte. Wenn ihr zu den Glücklichen gehört, bei denen das schon klappt, könnt ihr euch langsam an feste Schlafenszeiten herantasten. Langfristig erleichtern sie euch allen den Alltag, weil Baby und Eltern so feste Routinen erlernen.
Viele Kinder fordern das nächtliche Füttern aber weit über den 6. Monat ein. Denn mittlerweile ist das Stillen oder Fläschchen geben selbst zum Ritual und zur geliebten Kuscheleinheit geworden, die eurem Kind beim (wieder) Einschlafen hilft.

Warum schläft das Baby plötzlich nicht mehr?

Auch Babys, die bereits durchgeschlafen haben, können erneut Schlafprobleme haben. Wenn dein Baby plötzlich wieder nachts aufwacht und eure Nähe braucht, solltet ihr sie ihm auch geben. Babys werden dadurch nicht „verzogen“, wie es früher oft hieß. Im Gegenteil: Ihr reagiert einfach auf ihr dringendes Bedürfnis nach eurer Nähe und eurer Hilfe und stärkt so eure Bindung. Ebenso wichtig wie eure liebevolle Zuwendung ist bei erneut auftretenden Schlafproblemen aber die Suche nach der Ursache. Herauszufinden, ob Hunger, Durst, Wachstumsschübe, ein neuer Zahn oder zu viel Aufregung im Alltag den Schlaf rauben, ist oft gar nicht so einfach. Jetzt ist eure Geduld gefragt. Versucht, ein Schlaftagebuch zu führen und haltet in Stichpunkten fest, unter welchen Umständen die neuen Schlafprobleme auftauchen. So stoßt ihr vielleicht schneller auf die Ursache.

Halten Wiedereinschlafprobleme bei eurem Baby länger an, ist es gut, einen Kinderarzt, eine Kinderärztin oder eure Hebamme um Rat zu fragen.

So schläft euer Baby besser ein

Wenn ihr denkt, dass die Einschlafschwierigkeiten eures Babys keine organischen Ursachen haben, wenn es satt und gewickelt ist, braucht es meistens nur eins: eure Nähe. Und die könnt ihr eurem Baby einfacher geben, wenn es im selben Raum schläft. Am sichersten geht das, wenn es in einem Beistellbett oder einem eigenen Kinderbett schläft. So könnt ihr gleich reagieren, wenn euer Kleines aufwacht und könnt ihm helfen, wieder in den Schlaf zu finden. Das geht manchmal schon durch leises Zureden und eine Hand, die ihr beruhigend auf seine Brust oder seinen Kopf legt. Beides zeigt: Ich bin für dich da und helfe dir! Du bist nicht allein!
Allerdings: Nicht immer ist es gut, gleich auf den ersten Quäker zu reagieren. Manche Babys sind ganz schön laut im Schlaf, grunzen oder schreien sogar kurz auf, schlafen dann aber einfach weiter. Je besser ihr euer Baby kennenlernt, desto besser wisst ihr auch, wann es schnell Trost braucht und wann es sich von selbst wieder beruhigt.

Tipps zum Einschlafen am Abend

Tipp 1: Schlaffenster nutzen
Versucht, Anzeichen von Müdigkeit rechtzeitig zu erkennen, damit ihr das kommende „Schlaffenster“ nutzt und das Baby nicht übermüdet. Kleine Babys werden nach spätestens zwei Stunden wieder müde. Das erkennt ihr meistens daran, dass sie glasige Augen bekommen, gähnen, quengeln, die Fäuste ballen oder sich die Augen reiben. Wenn ihr jetzt für Ruhe und Entspannung sorgt, habt ihr gute Chancen, dass euer Kind einschläft.
Bitte nicht! Das Baby tagsüber wach zu halten, damit es nachts besser oder länger schläft, klingt nur auf den ersten Blick nach einer guten Idee. Das Ergebnis ist leider ein übermüdetes Kind, das noch schlechter in den Schlaf findet.

Tipp 2: Für Ruhe und Entspannung sorgen
Zum Einschlafen braucht ein Baby eine ruhige Umgebung mit wenig Reizen. Ein abgedunkeltes, ruhiges Zimmer ist die beste Voraussetzung für ein Hinübergleiten ins Land der Träume. Einigen Babys hilft auch das Pucken im Pucksack, weil sie sich durch die Begrenzung wieder so geborgen fühlen können wie in deinem Bauch.

Tipp 3: Eine gesunde Schlafumgebung schaffen
Babys schlafen am besten bei 16 bis 18 Grad in einem gut gelüfteten Zimmer ohne Zugluft. Legt es auf den Rücken und verzichtet auf Decken und Kissen im Babybett. Ein Schlafsack reicht nachts aus. Rauchen erhöht das Risiko für den plötzlichen Kindstod und ist im Baby-Schlafzimmer tabu.

Tipp 4: Rituale einführen
Spätestens wenn ihr feste Zubettgehzeiten einführt, hilft es eurem Baby, wenn ihr euch ein schönes Einschlafritual überlegt. Das beginnt schon beim Wickeln und dem Schlafsack anziehen. Vielleicht singt ihr dazu jeden Abend dasselbe Lied oder sagt einen Kinderreim auf. Dann legt ihr euer Baby bei gedämpftem Licht hin und streichelt es sanft. Ich könnt auch noch etwas vorlesen. Dabei ist es nicht wichtig, ob es die Geschichte schon versteht. Die Stimmen seiner Eltern wird euer Kind beruhigen und ihm helfen, einzuschlafen. Aber: Manche Babys schlafen auch am besten ein, wenn nichts mehr sie ablenkt. Probiert verschiedene Varianten aus und findet heraus, was zu euch passt. Ihr kennt euer Kind schließlich selbst am besten.

Übrigens: Auch Routinen am Tag helfen beim Einschlafen am Abend. Denn wenn das Baby die Erfahrung macht, dass bestimmte Dinge nach einem wiederkehrenden Muster ablaufen, schafft das ein allgemeines Vertrauen (Urvertrauen) in seine Bezugspersonen und seine Umwelt.

Bei Schlafproblemen in die Kinderarztpraxis?

Wenn euer Kind schon längere Zeit schlecht einschläft oder nachts viel weint und schreit und nur schlecht wieder in den Schlaf findet, ist es ratsam, einen Kinderarzt oder eine Kinderärztin aufzusuchen. So geht ihr sicher, dass hinter seinen Schlafprobleme keine akuten oder chronischen Erkrankungen stecken.

Zusätzlich könnt ihr euch auch an Eltern-Kind-Beratungsstellen, Schlaf- oder Schreiambulanzen wenden. Der Blick von außen kann euch bei der Ursachensuche helfen, und liefert Ideen, was ihr noch ausprobieren könnt. Bei Gruppen, die das Ferbern oder verwandte Schlaflernprogramme anbieten, bei denen die Eltern das Kind bewusst schreien lassen, solltet ihr einen großen Bogen machen. Ferbern stört den Aufbau einer gesunden Eltern-Kind-Bindung (Bonding) und kann zu Trennungsangst und psychischen Störungen führen.

Quellen:

Imlau, Nora, Herbert Renz-Polster (2016): Schlaf gut, Baby!: Der sanfte Weg zu ruhigen Nächten, München: Gräfe und Unzer Verlag.
www.spektrum.de: "In den Schlaf weinen und die Spätfolgen"
Paavonen, E. Juulia et al. (2020): Normal sleep developement in infants: findings from two large birth cohorts, in: Sleepo Medicine, Vol. 69, 145-154.
Lüpold, Sibylle (Hg.) (2018): Beratungsnetzwerks 1001-Kindernacht, Broschüre “Kinder brauchen uns auch nachts"

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