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Eizellenspende Ist diese Kinderwunschbehandlung die letzte Chance auf ein Baby?

Eizellenspende: Die letzte Chance, schwanger zu werden?
Eizellenspende: Die letzte Chance, schwanger zu werden?
© Thinkstock
Für Paare mit lange unerfülltem Kinderwunsch ist eine Eizellenspende oft die letzte Chance, endlich schwanger zu werden. In Deutschland ist sie jedoch verboten. Wir erklären, wie die Behandlung abläuft, in welchen Ländern die Kinderwunschbehandlung mit gespendeten Eizellen legal ist und geben Antworten auf viele weitere Fragen.

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Was ist eine Eizellenspende?

Die Eizellenspende ist ein Verfahren der Reproduktionsmedizin. Eine Frau mit Kinderwunsch braucht dann eine Eizellenspende, wenn ihre Eierstöcke keine eigenen Eizellen produzieren und es so auf natürliche Weise nicht zu einer Schwangerschaft kommen kann. Die Ursachen können ein zu hohes Alter, eine Missbildung oder die Folgen einer Krankheit sein. Die Eizellen werden der Spenderin entnommen und künstlich mit dem Sperma des Partners oder eines Samenspenders befruchtet. Dies geschieht durch eine In-Vitro-Fertilisation (IVF) oder durch das direkte Einspritzen der Samenzellen in die Eizelle (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)).

In der Regel wird die Spenderin vor der Entnahme der Eizellen mit Hormonen behandelt. Dadurch reifen mehrere Follikel gleichzeitig heran und können durch eine Punktion entnommen werden. Im Labor werden dann auch mehrere Eizellen befruchtet, um die Erfolgschancen zu erhöhen.

Eizellenspende: Ist diese Kinderwunschbehandlung die letzte Chance auf ein Baby?

Was passiert nach der künstlichen Befruchtung?

Die gespendete und künstlich befruchtete Eizelle wird der austragenden Mutter in die Gebärmutter eingesetzt. Doch auch wenn diese es austrägt, wird das durch eine Eizellenspende entstandene Kind nur mit dem Vater genetisch verwandt sein.

Sind mehr befruchtete Zellen entstanden als der Mutter in einer Behandlung eingesetzt werden können, werden die restlichen in flüssigem Stickstoff eingefroren. Für einen weiteren Versuch, falls nötig.

Ist die Eizellenspende in Deutschland erlaubt?

Nein, in Deutschland dürfen einer Frau laut Embryonenschutzgesetz nur eigene, künstlich befruchtete Eizellen wieder eingesetzt werden. Bei einer Behandlung würden sich allerdings nur die Ärzte strafbar machen, nicht die Patientinnen.

Auch in der Schweiz, Italien, Litauen, Norwegen und der Türkei ist die Eizellspende verboten.

In welchen Ländern ist die Eizellenspende erlaubt?

Erlaubt ist die Eizellenspende in:

  • Frankreich
  • Großbritannien
  • Schweden
  • Dänemark
  • Finnland
  • Griechenland
  • Spanien
  • Niederlande
  • Belgien
  • Tschechien
  • Russland
  • Estland
  • Lettland
  • Slowakei
  • Polen
  • Ukraine
  • Amerika
  • Südafrika
  • Australien
  • Neuseeland

Seit April 2015 ist mit der Novelle des Fortpflanzungsmedizingesetzes eine Eizellenspende auch in Österreich legal. Verboten ist sie hingegen in Deutschland, der Türkei und der Schweiz.

Gerade in Osteuropa sind in den vergangenen Jahrzehnten viele Fruchtbarkeitskliniken entstanden, in denen sich auch viele deutsche Frauen mit Kinderwunsch einer künstlichen Befruchtung mit gespendeten Eizellen unterziehen. In diesem Zusammenhang wird auch häufig von Befruchtungstourismus im Ausland gesprochen.

In anderen europäischen Ländern, die hier nicht aufgelistet sind, fehlt eine gesetzliche und rechtliche Regelung. Die Eizellenspende wird dort geduldet.

Wer ist bei einer Eizellenspende die Mutter?

Ein Kind, das durch eine Eizellenspende entstanden ist, hat zwei Mütter. Mit der Spenderin ist das Kind genetisch verwandt. Die Empfängerin trägt es aus und wird es großziehen. Ob das Kind jemals erfahren wird, dass es nicht mit seiner sozialen Mutter blutsverwandt ist, entscheiden die Eltern.

Da das Kind oder andere Menschen in seiner Umgebung aber schlicht durch äußere Merkmale darauf kommen können, dass es nicht mit seiner Mutter verwandt ist, ist ein ehrlicher Umgang mit seiner Entstehungsgeschichte vielleicht der bessere Weg.

Wie auch immer die Eltern sich in dieser Hinsicht entscheiden: Sie selbst werden immer wissen, dass der eine oder andere Charakterzug oder eine optische Auffälligkeit nicht in der Familie liegen.

Ein Aspekt, den Paare schon bei der Auswahl des Landes, in dem sie die Behandlung durchführen lassen wollen, in Betracht ziehen sollten: Sich den Menschen und der Kultur des Landes verbunden zu fühlen, ist bei einer Eizellenspende ebenso wichtig wie beispielsweise bei einer Auslandsadoption.

Verdienen die Spenderinnen Geld?

Ob die Spenderinnen für die Eizellenspende Geld bekommen, ist länderabhängig. Während die Spenderinnen in den Niederlanden, Frankreich, Großbritannien und Schweden kein Entgelt für die Spende nehmen dürfen, erhalten Eizellenspenderinnen in Spanien und Tschechien eine Aufwandsentschädigung zwischen 600 und 900 Euro pro Punktion. In den USA bekommen Spenderinnen zwischen 5.000 und 8.000 Dollar. Die Motivation, sich diesem Eingriff unter Vollnarkose zu unterziehen, ist in den Ländern ohne Aufwandsentschädigung sehr gering.

Das Geld ist in der Regel aber nicht der einzige Grund für die Spendenbereitschaft. Viele Spenderinnen geben an, mit der Spende einem kinderlosen Paar helfen zu wollen, weil sie von ähnlichen Fällen im Freundeskreis oder der Familie wissen. Gerade in Spanien hat Organspende eine gesellschaftlich verankerte Tradition. Die Eizellenspende wird ähnlich bewertet und ist voll akzeptiert.

Was kostet eine künstliche Befruchtung mithilfe einer Eizellenspende?

In den osteuropäischen Ländern liegen die Kosten zwischen 4.000 und 8.500 Euro. In Spanien muss mit 7.500 bis 9.000 Euro gerechnet werden. Hinzu kommen in jedem Fall die Reisekosten, die je nach Wohnort in Deutschland variieren.

Ist eine Eizellenspende anonym?

Ob die Eizellenspende anonym erfolgt oder nicht, ist von Land zu Land unterschiedlich. In den meisten Ländern wird die Spenderin unbekannt bleiben. In Spanien erfolgt die Spende zwingend anonym. In Österreich, wo die Eizellenspende erst seit 2015 erlaubt ist, hat das Kind hingegen mit 14 Jahren ein Recht, Informationen wie den Namen der Spenderin zu erhalten.

Auch in den Niederlanden, in Schweden und Großbritannien können die Kinder den Namen der genetischen Mutter erfahren.

Häufig kommt die Spenderin aber auch aus dem Freundes- und Familienkreis der künftigen Mutter. In diesen Fällen ist schon von vornherein ein Kontakt des Kindes mit der Eizellenspenderin angedacht.

Wie lange dauert der Eingriff?

Die Vorbereitung auf eine Eizellenspende dauert ungefähr 14 Tage. Zu Beginn der Behandlung werden der Zyklus der Empfängerin und der Spenderin synchronisiert.

Behandlung der Eizellenspenderin:
Der Spenderin wird zu Beginn des Zyklus einmal täglich ein follikelstimulierendes Hormon gespritzt. Diese Behandlung dauert etwa 9-12 Tage. Durch Ultraschallkontrollen wird das Follikelwachstum überprüft. Ein weiteres Medikament verhindert einen vorzeitigen Eisprung. Haben die Eizellen eine ausreichende Größe erreicht, wird das Hormon HCG gespritzt, um die endgültige Reifung und den Eisprung auszulösen. Etwa 36 Stunden nach der Injektion werden die Eizellen unter Vollnarkose entnommen.
Die gespendeten Eizellen werden mit den Samenzellen des Mannes befruchtet (durch IVF oder ICSI).

Behandlung der Eizellenempfängerin:
Die Eizellen-Empfängerin nimmt ein Östrogenpräparat ein, um die Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung vorzubereiten. Das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut wird per Ultraschall überprüft. Drei bis fünf Tage nach der künstlichen Befruchtung der Spenderzellen im Labor werden meist zwei der entstandenen Embryonen in die Gebärmutter der Empfängerin eingesetzt. Übrige Embryonen können für einen späteren Transfer oder für eine Spende an andere kinderlose Paare eingefroren werden. Zwei Wochen nach Transfer kann die Empfängerin dann einen Schwangerschaftstest machen.

Nach welchen Merkmalen wird die Spenderin ausgesucht?

Da eine offene Eizellenspende nur in wenigen Ländern möglich ist, werden die möglichen Spenderinnen meist über eine Agentur gesucht. Das Kinderwunschpaar kann bestimmte Merkmale auswählen, die ihm für sein Kind wichtig erscheinen. Anhand dieser sucht die Klinik eine Spenderin aus, die auch die notwendigen medizinischen Voraussetzungen für eine Spende erfüllt (Blutgruppe, ähnlicher Zyklus etc.)

Mögliche Parameter sind Alter, Körpermerkmale (Augenfarbe, Haarfarbe usw.), Familienstand, Kinder, Hobbys, schulische Bildung, Ausbildung/Beruf, medizinische Untersuchungsergebnisse und Erbkrankheiten in der Familie. Einige Kliniken stellen auch Kinderbilder der Spenderin zur Verfügung.

Was ist der Unterschied zwischen einer Embryonenspende und einer Eizellenspende?

Die Embryonenspende ist in der Regel ein „Nebenprodukt“ einer Eizellenspende. Da meist mehr Embryonen entstehen als einer Frau eingesetzt werden können, werden die überzähligen eingefroren. Wird die Empfängerin schwanger, stehen sie und ihr Partner vor der Wahl, ihre Embryonen bis zu einem späteren Zeitpunkt aufzubewahren oder sie anderen Paaren zu spenden, die sich auch ein Baby wünschen.

Die Kosten für eine Embryonenspende sind mit rund 1.500 bis 2.000 Euro deutlich geringer als bei einer Eizellenspende. Der Nachteil ist, dass das Baby weder mit dem Vater noch mit der austragenden Mutter genetisch verwandt ist.

Verwendete Quellen:

ELTERN

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