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Eisenmangel in der Schwangerschaft Niedriger Eisenwert: Symptome, Diagnose und Behandlung

Familie kocht
© AleksandarNakic / iStock
Etwa ein Drittel aller Schwangeren ist von Eisenmangel betroffen. Hier erfährst du, bei welchen Symptomen ein ärztlicher Besuch ratsam ist, ob du deinen Eisenwert mit einer Ernährungsumstellung positiv beeinflussen kannst und wie Eisenmangel behandelt wird.

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Dr. med Annette Klöpper, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe – Psychotherapie

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Dr. med. Annette Klöpper geprüft.

Ohne Eisen können wir nicht leben, wir brauchen das Spurenelement zum Beispiel für Sauerstoffversorgung und Zellteilung. Und in der Schwangerschaft wird dein Eisenwert noch sehr viel wichtiger für dich. 

Die wichtigsten Infos zu Eisenmangel:

  • Während der Schwangerschaft braucht dein Körper genug Eisen, um dich und dein Kind bestens versorgen zu können, daher raten Fachleute zu einer Einnahme von gut 30 mg täglich.
  • Eisen wird nicht von unserem Körper hergestellt, es muss über Nahrungsmittel aufgenommen werden.
  • Um einem Eisenmangel in der Schwangerschaft vorzubeugen, wird bei den Vorsorgeuntersuchungen immer wieder der Eisenwert überprüft.

Wozu brauche ich Eisen?

Eisen ist ein Spurenelement. Das heißt, es kommt nur in verschwindend geringer Konzentration im menschlichen Körper vor. Dennoch: Ohne Eisen können wir Menschen nicht leben, denn ihm kommen in unserem Stoffwechsel ganz zentrale Aufgaben zu. Das Spurenelement ist zum Beispiel für die Zellatmung unerlässlich.

Mit seiner Hilfe wird der Sauerstoff, den du über die Lunge einatmest, an den roten Blutfarbstoff Hämoglobin gebunden, im gesamten Körper verteilt und in den Zellen für die Energiegewinnung genutzt. Auch deine Muskeln sind auf einen ausreichend hohen Eisenwert angewiesen. Das Protein Myoglobin bindet das Spurenelement und versorgt sie so mit Sauerstoff, damit sie leistungsfähig arbeiten können. Sogar das Gehirn braucht Eisen, um sich optimal entwickeln zu können und geistig fit zu bleiben. Kurz gesagt: Eisen bewirkt, dass du stark und leistungsfähig bist und dich konzentrieren kannst.

Eisenmangel in der Schwangerschaft

Warum ist der Eisenbedarf in der Schwangerschaft erhöht?

Während einer Schwangerschaft ist dein Eisenwert noch wichtiger als vorher. Spätestens ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel steigt dein Blutvolumen deutlich an. In der 36. SSW hast du etwa ein Liter mehr Blut in deinem Körper. Der Grund: Zusätzliches Gewebe, Plazenta, Gebärmutter und das Baby müssen mit Sauerstoff versorgt werden. Damit im zusätzlichen Blut auch genügend Hämoglobin für den Sauerstofftransport vorhanden ist, benötigst du mehr Eisen.

Wie viel Eisen muss ich in der Schwangerschaft zu mir nehmen?

Der  Eisenbedarf ist sehr individuell und abhängig von Geschlecht, Alter und jeweiliger Lebensphase.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Frauen zwischen 15 und 51 Jahren eine tägliche Zufuhr von 15 mg. Ihr Bedarf ist gegenüber dem von Männern aufgrund ihrer Periode und dem damit einhergehenden Blutverlust etwas erhöht. Während der Schwangerschaft braucht dein Körper genug Eisen, um dich und dein Kind bestens versorgen zu können, daher raten Fachleute zu einer Einnahme von gut 30 mg täglich.

Woran erkenne ich einen Eisenmangel? Was sind die Symptome?

Eisenmangel bleibt meistens zunächst unbemerkt, denn für den Laien sind die Symptome gar nicht so leicht zu deuten. Du fühlst dich einfach schlapp und wirst von Müdigkeit übermannt? Das geht wohl jeder Frau im Verlauf der Schwangerschaft mal so. Und das ist auch völlig normal, schließlich läuft dein Körper auf Hochtouren. Halten die Symptome allerdings länger an und kommen eventuell Kopfschmerzen, Infektionen, brüchige Fingernägel, eingerissene Mundwinkel, Konzentrationsschwierigkeiten und blasse Haut hinzu, schildere deine Symptome am besten deinem:r Gynäkolog:in.

Eisenmangel ist mit Abstand die häufigste Ursache für eine Blutarmut, auch Anämie genannt. Dabei kommt es zu einem Mangel an roten Blutkörperchen und einer Unterversorgung lebenswichtiger Organe mit Sauerstoff. Die Folgen: Müdigkeit, Erschöpfung, Kopfschmerzen, Schwindel. Während der Schwangerschaft schaut dein:e Ärzt:in regelmäßig auf deine Eisenwerte, damit es gar nicht erst zu einer Anämie kommt.

Eisenmangel in der Schwangerschaft: Wie stellt die:der Ärzt:in die Diagnose?

Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung für Schwangere untersucht dein:e Frauenärzt:in zu Beginn deiner Schwangerschaft deine Eisenwerte und trägt sie in den Mutterpass ein. Dazu wird der Hämoglobin-Wert (Hb-Wert) in deinem Blut in Gramm je Deziliter gemessen. Liegt dein Hb-Wert über 11,2 g/dl, besteht kein akuter Handlungsbedarf. Hat die:der Ärzt:in jedoch festgestellt, dass dein Hb-Wert unter 11,2 g/dl liegt, wird sie dir wahrscheinlich Eisenpräparate verschreiben.
 
Dein Eisenwert wurde bereits untersucht, aber die im Mutterpass eingetragenen Daten sagen dir gar nichts? Wir haben eine kleine Übersicht für dich, welcher Eisenwert in welchem Schwangerschaftstrimester als normal gilt:

  • 1. Trimester: über 11,2 g/dl
  • 2. Trimester: über 10,5 g/dl
  • 3. Trimester: über 11,2 g/dl
  • Wochenbett: über 10 g/dl

Mit welchen Nahrungsmitteln kann ich meinen Eisenbedarf in der Schwangerschaft decken?

Es gibt gleich eine ganze Reihe eisenhaltiger Lebensmittel, mit denen du deinen Speicher auffüllen kannst.

Hier eine Auswahl eisenreicher Lebensmittel:

Lebensmittel

Eisengehalt in mg pro 100g

Weizenkleie

15

Kürbiskerne

11,2

Getrocknete Sojabohnen

9,7

Pinienkerne

9,2

Hirseflocken

9

Linsen

8

Weizenkeime

7,6

Tofu

5,4

Haferflocken

4,2

Rosinen

2,3

Rindfleisch

2,1

Kalbfleisch

2

Schweinefleisch

1,4

Seelachs

0,2


Es gibt jedoch etwas zu bedenken, wenn du deinen Eisenwert über die Ernährung erhöhen willst: Dein Körper kann tierisches Eisen viel besser aufnehmen als pflanzliches. Mageres rotes Fleisch oder Fisch wie Makrele, Hering oder Sardine können besonders in der Schwangerschaft daher gerne öfter auf deinem Speiseplan stehen.

Wenn es um Eisen geht, zählt übrigens eine Kombination aus Lebensmitteln. Bestimmte Stoffe in Getreideprodukten oder Hülsenfrüchten hemmen die Eisenaufnahme. Andererseits sind eben diese Lebensmittel aber besonders eisenreich. Der Trick: immer in Kombination mit Vitamin C (z.B. Zitrusfrüchte oder Paprikaschoten) essen und Getreidekeime und Hülsenfrüchte am besten vorher einweichen. Das kann die Eisenaufnahme um das 10-fache steigern.
 
Tipp: Auch Kaffee, Tee und Calcium aus Milch hemmen die Eisenzufuhr. Daher die Getränke lieber nicht zeitgleich mit dem Essen zu dir nehmen.

Ich bin Vegetarierin und schwanger. Was muss ich beachten?

Schwangere Vegetarierinnen sind besonders im 3. Trimester deutlich häufiger von einer Eisenmangelanämie betroffen als Frauen, die auch Fleisch essen. Darum ist es wichtig, sich besonders eisenreich zu ernähren, zum Beispiel mit Hülsenfrüchten, Vollkorngetreideprodukte und Nüssen. Wenn du zusätzlich Lebensmittel mit Vitamin C zu dir nimmst, kann dein Körper das Eisen besser aufnehmen. Du könntest zum Beispiel zu einem Vollkornbrot ein Glas frischgepressten Orangensaft trinken oder Beerenfrüchte in dein Müsli geben.

Außerdem wichtig: Lass deinen Eisenwert regelmäßig von deiner:m Gynäkolog:in überprüfen und bitte nimm Eisentabletten nicht auf eigene Faust ein. Art und Dosierung der Präparate sollten von ärztlicher Seite genau bestimmt werden.

Eisenmangel: Muss ich Medikamente nehmen?

Dein:e Ärzt:in hat festgestellt, dass dein Eisenwert zu niedrig ist und der Speicher mit einer Umstellung der Ernährung allein nicht aufgefüllt werden kann? Das ist kein Grund zur Sorge. Unter der Einnahme von Eisenpräparaten verbessern sich die Werte meist innerhalb weniger Wochen. Bitte nimm Eisen als Nahrungsergänzungsmittel nicht vorbeugend oder auf eigene Faust ein, denn auch ein Überschuss birgt gesundheitliche Risiken wie etwa Bluthochdruck.
 
Wichtig zu wissen, wenn du ein Eisenpräparat nimmst: Eisentabletten können den Stuhl dunkel bis schwarz färben. Das ist aber nicht weiter schlimm. Möglichen Verstopfungen kannst du mit einer ballaststoffreichen und ausgewogenen Ernährung entgegenwirken. Manche Schwangere leiden auch unter Übelkeit nach der Einnahme der Tabletten. Am besten, du nimmst sie dann abends ein, wenn du dich entspannen und ein bisschen schonen kannst. Bitte besprich mit deiner:m Gynäkolog:in unbedingt, wann und wie du das Präparat einnehmen sollst, denn wenn du noch andere Medikamente einnimmst, wie zum Beispiel Magnesium, Calcium oder Schilddrüsenhormone, kommt es zu Wechselwirkungen und dein Körper kann das Eisen nicht richtig aufnehmen.
 

Gefährdet Eisenmangel mein Baby?

Keine Sorge, ein leichter Eisenmangel gefährdet dein Kind nicht, denn deine Reserven werden zuerst an dein Baby freigegeben. Deshalb wirst wahrscheinlich zunächst einmal du mit dem Mangel zu kämpfen haben. Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Kopfschmerzen und brüchige Fingernägel sind die häufigsten Symptome. Nur eine ernsthafte und anhaltende Eisenmangelanämie kann Folgen für dein Kind haben. Dazu zählen ein erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt, ein geringes Geburtsgewicht und Entwicklungsverzögerungen. So weit kommt es allerdings nur in den seltensten Fällen, denn die Mutterschaftsrichtlinie legt fest, dass die Untersuchung der Eisenwerte bei Schwangeren zum Standardprogramm gehört. So wird ein zu niedriger Eisenwert oder eine sich anbahnende Blutarmut wahrscheinlich schnell erkannt.

Eisenzufuhr im Wochenbett und während der Stillzeit

Puh, die Geburt ist geschafft und du hältst endlich dein Baby im Arm. Du hast Erstaunliches geleistet und musst dich jetzt im Wochenbett erst einmal erholen. Mit einer ausgewogenen Ernährung kannst du deinen Körper dabei unterstützen. Achte darauf, auch eisenhaltige Lebensmittel mit auf den Speiseplan zu setzen. Jetzt im Wochenbett darfst du auch wieder essen, worauf du in der Schwangerschaft wahrscheinlich verzichtet hast: ein blutiges Steak, Leberwurst oder -pastete, Thunfisch und Muscheln – Fleisch und Fisch sind wunderbare Eisenlieferanten.

Warum eisenhaltige Lebensmittel auch im Wochenbett so wichtig sind? Zum einen hast du bei der Geburt vielleicht viel Blut verloren – und damit auch Eisen. Dieser Speicher muss nun erst einmal wieder aufgefüllt werden, damit du fit und leistungsfähig bist. Zum anderen haben Mediziner herausgefunden, dass Eisenmangel nach der Geburt die Ursache für eine Wochenbettdepression sein kann. Um dieses Risiko zu vermeiden, wird Frauen nach der Geburt eine erhöhte Eisenzufuhr von ca. 20 mg täglich empfohlen.

Noch etwas: In der Stillzeit wird allen Müttern die Einnahme von Jod und Folsäure empfohlen. Eisen ist das Spurenelement, bei dem es dann als nächstes zum Mangel kommen kann. Wenn du dein Baby voll stillst, lebt es weiterhin ausschließlich "aus dir heraus", wie in der Schwangerschaft. Also: Pass gut auf euch auf!

ELTERN

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