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Nichtinvasiver Bluttest auf Trisomie Pränataldiagnostik: Bluttest - einfach und sicher?

Paar in Gespräch mit Arzt
Paar in Gespräch mit Arzt
© kupicoo / iStock
Eltern haben heute viele Möglichkeiten, ihr Baby bereits im Mutterleib auf mögliche Chromosomenstörungen wie z.B. Trisomie 21 untersuchen zu lassen. Ein nichtinvasiver Bluttest verspricht dabei kein Risiko fürs Kind und Klarheit für die Eltern. Was du darüber wissen solltest, erfährst du hier.

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Ist eine Frau älter als 35 Jahre alt, gilt ihre Schwangerschaft automatisch als Risikoschwangerschaft. Das ist für werdende Mütter zunächst beunruhigend. Aber im Grunde heißt das nur: mehr Vorsorge in den 40 Schwangerschaftswochen. Späte Mütter wissen aber, dass bei ihnen das Risiko erhöht ist, ein Kind mit einer Chromosomen-Anomalie auszutragen. Um das Chromosomen-Muster schon in der Schwangerschaft zu sehen, gibt es zwei erprobte Methoden: Die Fruchtwasseruntersuchung und die Chorionzottenbiopsie. Bei beiden Verfahren stechen Ärzte mit einer Nadel durch die Bauchdecke der Mutter und kommen dem Ungeborenen sehr nahe. Das geht nicht ohne Risiko. Die Gefahr einer Fehlgeburt nach dem Eingriff liegt zwar nur bei 0,1-1 Prozent. Aber ein ersehntes Kind zu verlieren, ist für viele Mütter ein unerträglicher Gedanke. Seit 2012 gibt es in Deutschland nun einfache Bluttests, die bisherige Verfahren ersetzen sollen. Die Tests können feststellen, ob ein Kind zum Beispiel die Trisomien 21, 18 oder 13 aufweist. Der Vorteil: Das Baby wird zu keinem Zeitpunkt gefährdet. In Deutschland werden derzeitig drei nichtinvasive Bluttests angeboten: der PraenaTest, der Harmony Test und der Panorama Test. Alles Wichtige zu den Tests und ob sie eine Alternative zur Fruchtwasseruntersuchung oder Chorionzottenbiopsie sind, kannst du hier nachlesen.
 

Nichtinvasiver Bluttest auf Trisomie: Pränataldiagnostik: Bluttest - einfach und sicher?

Wie funktioniert der Bluttest?

Blutabnahme aus der Armvene
Blutabnahme aus der Armvene
© Andrzej Tokarski / iStock

Während einer Schwangerschaft befinden sich neben den Erbinformationen der Mutter auch DNA-Bruchstücke des Kindes im mütterlichen Blut. Diese zellfreie DNA stammt aus der Plazenta. Zwischen der 10. und 20. Schwangerschaftswoche ist ihr Anteil im Blut der Mutter besonders hoch. Müttern, die sich für einen Bluttest entscheiden, wird dann ein wenig Blut aus der Armvene entnommen. Über die Blutprobe kann im Labor das Erbgut des Kindes isoliert und auf genetische Auffälligkeiten hin untersucht werden. Kommt zum Beispiel ein bestimmtes Chromosom in den Zellen des Kindes dreimal statt wie üblich zweimal vor, nennt man das Trisomie. Die häufigste ist die Trisomie 21, bei der das Chromosom 21 beim Kind dreimal anstatt zweimal vorliegt. Im Labor würde anhand der mütterlichen Blutprobe eine solche Chromosomenstörung mit hoher Wahrscheinlichkeit entdeckt werden.

Für wen ist der Bluttest geeignet und wann kann er nicht durchgeführt werden?

Grundsätzlich kann jede werdende Mutter sich für einen Bluttest entscheiden, wenn sie vor der Geburt wissen möchte, ob bei ihrem Baby eine der Trisomien 13, 18 oder 21 vorliegt. Wenn du über 35 Jahre alt bist, gehörst du automatisch zur Gruppe der Risikoschwangeren. Das ist aber kein Grund zur Beunruhigung. Vielmehr bedeutet das, dass dein Gynäkologe die Schwangerschaft besonders aufmerksam betreut, denn statistisch gesehen steigt mit zunehmendem Alter der Mutter das Risiko einer Chromosomenstörung beim Baby. Schwangeren werden in Deutschland verschiedene pränatale Untersuchungen angeboten. Auffälligkeiten beim Ungeborenen erkennen Ärzte zunächst häufig beim Ersttrimesterscreening zwischen der 12. und 14. Schwangerschaftswoche. Im Anschluss daran haben werdende Mütter die Möglichkeit, sich für eine Fruchtwasseruntersuchung oder eine Chorionzottenbiopsie zu entscheiden. Diese invasiven, also in den Körper der Mutter eingreifenden Methoden sind jedoch nicht ganz ohne Risiko für das Kind. Der nichtinvasive Bluttest jedoch birgt keinerlei Risiken und bedeutet für die Mutter lediglich einen kleinen Piks in die Armvene. Allerdings gibt es bei den in Deutschland angebotenen Bluttests auch Einschränkungen.

Der Panorama-Test kann nicht angewendet werden, wenn:

  • die Mutter Drillinge und höhergradige Mehrlinge erwartet,
  • Mutter und Vater des Babys blutsverwandt sind,
  • die Mutter bereits eine Knochenmarkstransplantation vornehmen lassen musste.
  • Das Mikrodeletionsscreening kann bei einer Trägerin einer Mikrodeletion nicht durchgeführt werden.

Der Harmony-Test verweist auf folgende Einschränkungen:

  • Eine Aussage über geschlechtschromosomale Störungen (X/Y-Analyse) wie z. B. Turner- oder Klinefelter-Syndrom und über das DiGeorge-Syndrom ist bei Zwillingen derzeit nicht möglich.

Zu welchem Zeitpunkt kann ich den Bluttest durchführen lassen?

Ultraschallbild
© thinkstock- Fuse

Bevor du einen Bluttest machen lässt, solltest du zu einer Untersuchung bei deinem Gynäkologen gehen, um festzustellen, ob du mit einem Baby oder eventuell mit Zwillingen schwanger bist. Grundsätzlich können der PraenaTest und der Panorama Test ab der 9+0 Schwangerschaftswoche durchgeführt werden. Der Harmony Test ist ab der 10+0 Schwangerschaftswoche möglich. In den Praxen werden die Blutproben jedoch meistens ab der 12. Schwangerschaftswoche entnommen.
 

Kann der Bluttest auch bei Mehrlingsschwangerschaften durchgeführt werden?

Alle in Deutschland angebotenen Bluttests sind für Zwillingsschwangerschaften zugelassen. Dein Gynäkologe sollte dich allerdings darauf hinweisen, dass die Ergebnisse etwas ungenauer sein können als bei Einlingen. Bei höheren Mehrlingsschwangerschaften stoßen die Tests an ihre Grenzen.

Wo kann man einen Bluttest durchführen lassen?

Egal für welchen Test du dich entscheidest, für die genetische Analyse benötigt das Labor eine Blutprobe (ca. 20ml) von dir. Das Blut kann dein Gynäkologe entnehmen. Er wird dich im Vorfeld auch ausführlich beraten. Das Proberöhrchen schickt er dann in das jeweilige Labor.

Welche Anbieter gibt es und wie unterscheiden sich die jeweiligen Bluttests?

Auf dem deutschen Markt werden zurzeit drei nichtinvasive Bluttests angeboten: der PraenaTest, der Harmoy Test und der Panorama Test. Die drei angebotenen Bluttests unterscheiden sich hauptsächlich in den Chromosomenstörungen, auf die hin untersucht wird und bei den Kosten. Unsere Tabelle zeigt dir die Unterschiede genauer:
 

 

PraenaTest

Panorama Test

Harmony Test

Zeitpunkt der Blutabnahme

ab SSW 9+0

ab SSW 9+0

ab SSW 10+0

Wartezeit bis zum Ergebnis

2-6 Werktage

7-10 Werktage

3 Werktage

Untersuchte Chromosomenstörung und weitere Leistungen

Trisomie 21
Trisomie 18
Trisomie 13
Fehlverteilungen der Geschlechtschromosomen X und Y(Turner-, Triple X-, Klinefelter- und XY Y-Syndrom)
22q11.2 Mikrodeletion (DiGeorge-Syndrom)
Geschlechtsbestimmung

Trisomie 21
Trisomie 18
Trisomie 13
Monosomie X
Triploidie
Klinefelter-Syndrom
Triple-X-Syndrom
XYY-Syndrom
Geschlechtsbestimmung

Trisomie 21
Trisomie 18
Trisomie 13 und X/Y-Analyse 22q11.2 Mikrodeletion (DiGeorge-Syndrom)

Sicherheit des Ergebnisses

99%

 99% aller Fälle von Trisomie 21, Trisomie 18, Trisomie 13 und Triploidie sowie etwa 92% aller Fälle von Monosomie X (Turner-Syndrom).

Der  Harmony Test hat  für  Trisomie  21  eine  Erkennungsrate  von  über  99,5  %  (Trisomie  18:  97,4  %,  Trisomie 13: 93,8 %)

Ausnahmen

 

Der Test kann nicht durchgeführt werden, wenn:
  • die Mutter Drillinge und höhergradige Mehrlinge erwartet.
  • Mutter und Vater des Babys blutsverwandt sind.
  • die Mutter bereits eine Knochenmarkstransplantation vornehmen lassen musste.
  • die Mutter Trägerin einer Mikrodeletion ist.

Eine Aussage über geschlechtschromosomale Störungen („X/Y-Analyse“) wie z. B. Turner- oder Klinefelter-Syndrom und über das DiGeorge-Syndrom ist bei Zwillingen derzeit nicht möglich.

Kosten

ab 129 Euro

ab 329 Euro

ab 249 Euro

Wie zuverlässig ist das Ergebnis eines Bluttests?

100%ige Sicherheit, ob dein Baby eine Chromosomenanomalie hat oder nicht, kann dir ein Bluttest leider nicht geben. Die Ergebnisse der Bluttests kommen dem aber schon sehr nahe. Je nach Anbieter schwanken die Angaben zwischen 99% und 99,5% (siehe Tabelle weiter oben).

Welche Risiken gibt es?

Der große Vorteil des nichtinvasiven Bluttests: Er gefährdet weder Mutter noch Kind. Alles, worauf die Mutter sich einstellen muss, ist ein Piks in die Armvene. Davon bleibt das Baby jedoch vollkommen unberührt.

Wie hoch sind die Kosten für den Bluttest?

Die Kosten eines nichtinvasiven Bluttests unterscheiden sich je nach Anbieter und nach den möglichen Krankheiten, auf die hin die Blutprobe untersucht werden soll.

Den PraenaTest gibt es in drei verschiedenen Varianten:
 

 

Option 1

Option 2

Option 3

 

Trisomie 21,
Geschlechtsbestimmung

Trisomien 21, 18, 13,
Geschlechtsbestimmung

Trisomien 21, 18, 13,
Fehlverteilung der
Geschlechtschromosomen,
Geschlechtsbestimmung,
22q11.2 Mikrodeletion

Einsetzbar bei:

 

 

 

Einlingsschwangerschaften

X

X

X

Zwillingsschwangrschaften

 

X

 

Kinderwunschbehandlung (ICSI, IVF etc.)

X

X

X

Preis

129 Euro

269 Euro

299 Euro


Auch den Harmony Test können werdende Eltern in drei verschiedenen Varianten durchführen lassen:
 

Harmony Test für Trisomie 21,
Geschlechtsbestimmung

Harmony Test für Trisomien 21, 18, 13,
Geschlechtsbestimmung

Harmony Test für Trisomien 21, 18, 13,
Fehlverteilung der
Geschlechtschromosomen,
Geschlechtsbestimmung

Zusätzlich DiGeorge-Syndrom (Mikrodeletion 22q11.2)

249 Euro

269 Euro

299 Euro

35 Euro


Der Panorama Test ist in folgenden Varianten möglich:
 

 

Basispanel

Highpanel

Premiumpanel

Leistungen

Trisomien 21, 18, 13
Triploidien
Monosomie x
Klinefelter- Syndrom Triple-X-Syndrom XYY-Syndrom

Trisomien 21, 18, 13 Triploidien Monosomie x Klinefelter-Syndrom Triple-X-Syndrom XYY-Syndrom DiGeorge-Syndrom (Mikrodeletion 22q11.2)

Trisomien 21, 18, 13
Triploidien
Monosomie x
Klinefelter-Syndrom
Triple-X-Syndrom
XYY-Syndrom
DiGeorge-Syndrom (Mikrodeletion 22q11.2)  Prader-Willi 1p36 Angelmann Cri-du-chat (Katzenschreisyndrom)

Kosten

329 Euro

379 Euro

479 Euro

Wer trägt die Kosten für einen nichtinvasiven Bluttest?

Die Kosten für einen Bluttest müssen werdende Eltern derzeitig leider privat zahlen. Deutsche Krankenkassen beteiligen sich an den Kosten nur in Ausnahmefällen. Dennoch: Befürwortet dein Arzt einen Bluttest, lohnt es sich, bei deiner Versicherung eine Übernahme der Kosten zu beantragen.

Wer erhält das Ergebnis des Bluttests?

Alle drei Anbieter des Bluttestes versenden die Testergebnisse an die behandelnden Gynäkologen. Denn nach dem deutschen Gendiagnostikgesetz darf nur die verantwortliche Ärztin bzw. der verantwortliche Arzt das Ergebnis erhalten und an dich weitergeben. Schließlich sollst du mit dem Ergebnis ja nicht alleine dastehen und den Befund mit deinem Arzt ausführlich besprechen können.

Was, wenn das Ergebnis auffällig ist?

Der Test hat ergeben, dass dein Kind mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Chromosomenstörung hat? Dein Arzt wird dir jetzt zur Seite stehen und mit dir besprechen, wie es weitergeht. Alle Anbieter der Bluttests weisen darauf hin, dass ein auffälliges Testergebnis durch eine Fruchtwasseruntersuchung bestätigt werden sollte. In sehr seltenen Fällen ist es nämlich möglich, dass die nachgewiesene Chromosomenstörung zwar im Mutterkuchen vorliegt, das ungeborene Kind selbst davon aber nicht betroffen ist.
Wenn auch die Fruchtwasseruntersuchung den Befund bestätigt, ist das für Eltern eine besonders schwierige Situation. Mit der Diagnose leben und ein behindertes Kind zur Welt bringen? Oder doch einen Abbruch in Betracht ziehen? Diese schwere Entscheidung kann euch niemand abnehmen. Manchmal hilft es jedoch, mit einer außenstehenden Person darüber zu sprechen. Hier findest du eine Reihe Beratungsstellen, die dir in einem solchen Fall Unterstützung anbieten:

pro familia: www.profamilia.de
AWO:www.awo.org
Bundesverband für körper- und mehrfachbehinderte Menschen e.V.:bvkm.de
Caritas: www.caritas.de
Sozialdienst katholischer Frauen Gesamtverein e.V.: www.skf-zentrale.de
Evangelische Konferenz für Familien- und Lebensberatung e.V.: www.ekful.de

Ist der Bluttest denn eine Alternative zur Fruchtwasseruntersuchung?

Laboranalyse
Laboranalyse
© lovro77 / iStock

Eltern, die ihr Kind genetisch untersuchen lassen möchten, können heute zwischen invasiven Methoden wie der Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese) oder Chorionzottenbiopsie und einem nichtinvasiven Bluttest wählen. Der Vorteil des einfachen Bluttests: Mutter und Kind werden zu keinem Zeitpunkt gefährdet, ein Fehlgeburtsrisikobesteht nicht. Aber kann die genetische Untersuchung des mütterlichen Bluts invasive Methoden tatsächlich ersetzen? Tatsache ist: Alle drei angebotenen Bluttests können die häufigsten Chromosomenstörungen relativ sicher feststellen oder ausschließen. Andere mögliche Krankheiten (zum Beispiel den Offenen Rücken oder eine Fehlentwicklung der Organe) lassen sich dadurch nicht erkennen. In pucto Schnelligkeit nehmen sich beide Methoden nichts. Sowohl bei der Fruchtwasseruntersuchung als auch beim Bluttest kommt das Ergebnis meist innerhalb von zwei Wochen. Eine quälende Zeit für Eltern, die sich um die Gesundheit ihres Babys sorgen. Bei einer Fruchtwasseruntersuchung kann ein Schnelltest Ergebnisse bereits nach 48 Stunden liefern (FISH-Test). Auch die Anbieter der Bluttests bieten schnelle Varianten an. Je nach Test und untersuchten Chromosomenstörungen liegen Ergebnisse zwischen 2 und 7 Werktagen vor. Ein wirklicher Vorteil der genetischen Untersuchung des mütterlichen Blutes: Sie gelingt schon ab der 9. Schwangerschaftswoche. Chorionzottenbiopsie und Fruchtwasseruntersuchung sind erst ab der 12. bzw. 14. Woche möglich. So können werdende Eltern bereits früh durch ein unauffälliges Testergebnis entlastet werden. Ist der Befund auffällig, können Arzt und Eltern dementsprechend früh das weitere Vorgehen besprechen. Außerdem ist für die Eltern noch genügend Zeit, Beratungsstellen zu besuchen und sich über die mögliche Behinderung des Kindes zu informieren. Experten sind sich darin einig, dass ein auffälliges Testergebnis immer durch eine Amniozentese bestätigt werden sollte, allein schon, um die Diagnose zu sichern und eventuell weitere Fehlentwicklungen auszuschließen. Liegt bei einem Baby also mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Chromosomendefekt vor, müssen Eltern später leider doch noch eine Fruchtwasseruntersuchung machen lassen. Nur sie liefert eindeutige Ergebnisse. Ersetzen kann der Bluttest die invasiven Methoden zum jetzigen Zeitpunkt leider nicht. Für Mütter und Väter, die aber gerne wissen möchten, ob bei ihrem Baby eine Trisomie vorliegt und die invasive Methoden fürchten, ist er eine risikofrei Alternative.


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