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Besserwisser-Mütter Entschuldigung, aber ihr nervt total!

Besserwisser-Mütter
© nicoletaionescu / iStock
Unsere Autorin kann sie nicht ab: Klugscheißer-Mütter, deren Kinder immer total unkompliziert sind – und die das leider permanent jedem mitteilen müssen.

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Ich bin eine ehrliche Mutter. Das ist nicht sehr schlau. Als ich neulich einer anderen weiblichen Erziehungsberechtigten auf dem Spielplatz davon berichtete, dass mein jüngstes Kind leider immer noch nachts wach wird und mich damit gern in den Wahnsinn treibt, flötete sie: "Das kenne ich gar nicht. Damit hatten wir noch nie ein Problem: Unsere Maria-Luisa schläft zwölf Stunden am Stück seitdem sie zwei Monate ist. Wir haben aber auch ein richtig effektives Einschlafritual entwickelt." "Toll!", antwortete ich nur sehr wenig enthusiastisch. 

"Unsere Sophia geht schon auf die Toilette seitdem sie eins ist"

Eventuell in einer anderen Situation hätte ich nachgefragt, welchen Voodoo sie genau abends treibt, damit ihr Kind ohne einen Mucks einpennt. Leider war ich zu beschäftigt damit, mich über mich selbst zu ärgern. Weil ich eigentlich wusste, dass genau diese Frau der schlimmste Besserwisserin der Welt war. Warum redete ich Idiotin eigentlich mit ihr über meine Probleme? Ich wusste doch eigentlich, dass andere Mütter die Höllesein können. Es war doch klar, dass ich nur Herablassung oder nervige Kommentare ernten würde?

Eine ähnliche Situation erlebte ich, als meine älteste Tochter immer noch mit gepolstertem Popo rumlief, obwohl alle anderen schon mit großer Freunde alle Geschäfte auf der Toilette erledigten. "Eure Große hat noch eine Windel? Fahrt doch mal in den Urlaub und lasst das Kind einfach am besten ohne Klamotten rumlaufen. Dann können die das in 24 Stunden von ganz selbst. Bei unserer Sophia war das so. Die war noch keine zwei und konnte sogar nachts auf die Toilette, nur wegen dieses Tricks", erklärte mir eine Mutter aus der Kita ungefragt. Glücklicherweise war ich zu baff, zu entgegnen, dass meine Tochter mit fast drei null Ambition hatte ihre geliebte Pampers abzulegen, wir gerade kein Geld für Extra-Urlaub in der Karibik hatten (es war Januar) und ich es natürlich schon mal komplett ohne Windel versucht hatte, aber danach nur bereut, keinen Trockner im Keller stehen zu haben. 

Die Klugscheißer-Moms erzählen sich vor allem selbst, wie super sie sind

Meine Freundin Luise erzählte mir neulich, dass sie blöderweise einer anderen Mutter gegenüber erwähnt hätte, dass ihr Sohn so ungern Hausaufgaben macht. Diese Klugscheißer-Mom reagierte darauf, in dem sie 30 Minuten darüber sprach, dass ihre Tochter ja so lernbegeistert sei, nur Einser habe – und wie sie ihren Beitrag dazu geleistet habe, weil sie ihr immer mehrere Stunden am Tag vorlese und sie in jedem Fall positiv bestärke. "Machst du das etwa nicht? Vielleicht mag er die Schule deswegen nicht", ergänzte sie gehässig.

"Warum erzählen die Leute einem sowas?" fragte Luise fassungslos. "Wenn alles so super ist, ist das ja schön, aber muss man das immer so betonen?!" Ich konnte es ihr beantworten: Bestimmt nicht weil sie einem helfen wollen. Das würde ganz anders aussehen. Sondern eher, weil sie sich eigentlich nur selber erzählen wollen, wie spitze sie sind. Und, keine Sorge, den Unterschied zwischen netten, wohlwollenden und hilfreichen Ratschlägen und ätzenden Besserwisser-Tipps erkennt man automatisch. 

Am besten gibt man den belehrenden Labertaschen recht

Oft liegt dieses Superübermotivierte, das unangenehm belehrend wirkt, daran, dass alles gar nicht so optimopti ist, wie die Leute vermitteln wollen. Als mir mal eine Bekannte einen etwa zweistündigen Beitrag darüber hielt, wie wichtig Stillen für ein Baby sei und dass sie deswegen auch nur schon seit 18 Monaten vollstille, unterbrach sie sich irgendwann selbst und sagte laut "Was rede ich hier eigentlich? Ich schaff es einfach nicht abzustillen. Das Kind ist stärker als ich". Danach lachte sie hysterisch und ich fiel ein. Innerhalb von Sekunden hatte sie sich von einer nervigen Besserwisser-Mutter in einen stinknormale Sterbliche verwandelt. Bloß weil sie ehrlich war. Von da an mochte ich sie richtig gern. 

Auseinandersetzungen bitte meiden. Sie kosten zu viel Kraft

Leider passiert das nicht sehr oft. Meistens bleiben schreckliche Besserwisser-Mütter schreckliche Besserwisser-Mütter. Und diese Klugscheißerinnen sind einfach überall und gehen einem auf die Nerven. Es ist nicht so leicht, die anstrengenden Labertaschen loszuwerden, aber es gibt eine Strategie, die kaum Kraft kostet. Entweder man meidet die Horror-Mütter – oder man gibt ihnen recht. Auseinandersetzungen kosten zu viel Kraft, die lohnen sich nicht. Außerdem ist man dann ja selber nicht besser, als die oberschlauen Supermoms. Am besten nimmt man ihnen den Wind aus den Segeln, in dem man alles abnickt und es dann einfach so weitermacht, wie man es selbst für richtig hält. Meistens ist das nämlich ganz okay so. Völlig egal, was die anderen Mütter sagen. 

Dieser Artikel ist zuerst erschienen bei BRIGITTE.de.


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