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Schwangerschaft Beckenendlage: Das bedeutet sie für die Geburt

Beckenendlage
© ASIFE / iStock
Sobald es in der Gebärmutter eng wird, nehmen fast alle Babys die Lage ein, die die Geburt am einfachsten macht – mit dem Kopf nach unten. Nur wenige Babys bleiben in Beckenendlage. Hier erfährst du, wann ein Kaiserschnitt gemacht werden muss und unter welchen Umständen eine vaginale Geburt möglich ist.

Artikelinhalt

Auf einen Blick

  • Etwa 5 Prozent aller Babys liegen zum Zeitpunkt der Entbindung in Beckenendlage.
  • Bei etwa der Häfte dieser Fälle kann keine Ursache dafür gefunden werden.
  • Ab der 34. SSW können alternative Methoden zur Wendung versucht werden: spezielle Übungen, Moxibustion, Akupunktur.
  • Eine Äußere Wendung durch einen erfahrenen Arzt wird ab der 37. SSW in einer Klinik durchgeführt.
  • Eine vaginale Geburt aus Beckenendlage ist unter bestimmten Voraussetzungen nicht risikoreicher als ein Kaiserschnitt.

Sobald die Geburt näher rückt, drehen sich fast alle Ungeborenen mit dem Kopf in Richtung Schambein. In der 32. SSW liegen 90 Prozent aller Kinder richtig. Weitere fünf Prozent drehen sich bis zur Geburt. Die restlichen bleiben in der Beckenendlage – Kopf oben, Po unten. Ist es also mit dem Traum von einer normalen Geburt vorbei? Nicht unbedingt.

Was ist eine Beckenendlage?

Bei einer Beckenendlage, im Mutterpass mit dem Vermerk BEL festgehalten, liegt das Baby nicht wie sonst üblich mit dem Kopf nach unten, sondern mit den Füßen oder dem Po. Während der Schwangerschaft ist das zunächst kein Problem. Lediglich die gezielten Tritte deines Kleinen gegen die Blase lassen dich vielleicht häufiger zur Toilette laufen. Eventuell bist du auch schneller außer Atem, weil der Kopf deines Babys gegen die Lunge drückt und du so weniger tief Luft holen kannst. Erst etwa ab der 34. Schwangerschaftswoche schauen die Ärzte ein bisschen genauer hin. Denn: Dreht sich dein Baby nicht mehr, hat das Auswirkungen auf die Geburt. Das Kind müsste in diesem Fall als vaginale Steißgeburt oder per Kaiserschnitt entbunden werden. Der Arzt guckt per Ultraschall dann, welche Position dein Kleines genau eingenommen hat. Die Tabelle zeigt, welche Möglichkeiten es dabei gibt:

Bezeichnung der Beckenendlage

Position der Beine

Häufigkeit

Reine Steißlage

Das Baby hockt mit dem Po im Becken seiner Mutter. Die Beine sind nach oben geklappt, die Füße sind vor dem Gesicht.

66%

Unvollkommene Fußlage

Ein Bein ist nach oben ausgestreckt, das andere zeigt nach unten ins Becken der Mutter.

15-20%

Vollkommene Steiß-Fuß-Lage

Das Ungeborene hat die Beine angezogen. Füße und Po sind im Becken der Mutter.

10%

Vollkommende Fußlage

Beide Beine sind nach unten gestreckt.

5-10%

Unvollkommene Steiß-Fuß-Lage

Ein Bein ist angehockt, das andere liegt nach oben gestreckt vor dem Gesicht.

5%

Bis wann dreht sich ein Baby?

Wann sich dein Kind in die endgültige Startposition für die Geburt dreht, kann dir keiner genau sagen. Die meisten Babys orientieren sich bis zur 35. Schwangerschaftswoche mit dem Kopf nach unten. Da sie auch in den letzten Wochen noch größer werden, wird es in der Gebärmutter immer enger und die Wahrscheinlichkeit für eine spontane Drehung sinkt. Das heißt aber nicht, dass es nicht trotzdem passieren kann. Manche Ärzte berichten davon, dass Babys noch im Kreißsaal eine Rolle in die richtige Startposition machten.

Welche Ursachen hat eine Beckenendlage?

Beckenendlage
© Eraxion / iStock

Der Geburtstermin rückt näher und dein Kind ist noch nicht in Schädellage? Du fragst dich warum? Vorweg: Ernsthafte Ursachen gibt es in den seltensten Fällen. Tatsächlich kann bei etwa der Hälfte aller Beckenendlagen kein Grund gefunden werden.

Mögliche Ursachen bei der Mutter:

  • Tiefe oder sogar vor dem Geburtskanal liegende Plazenta
  • Ungünstige Beckenform
  • Tumore oder Fehlbildungen der Gebärmutter

Mögliche Ursachen beim Baby:

  • Mehrlingsschwangerschaft (Bei zwei und mehr Babys liegt fast immer eines der Kinder in BEL.)
  • Frühgeburt (Häufig haben sich die Kinder zum Zeitpunkt der Entbindung noch nicht gedreht.)
  • Sehr großes Kind, das für eine Wendung einfach nicht genug Platz hat.
  • Zu kurze Nabelschnur, die eine Drehung unmöglich macht, oder sogar eine Umschlingung des Halses.
  • Fehlende Körperspannung
  • Zu viel oder zu wenig Fruchtwasser

Norwegische Forscher fanden zudem heraus, dass erstgeborene Kinder, deren Eltern in Beckenendlage zur Welt kamen, ein doppelt so hohes Risiko haben, ebenfalls verkehrt herum zur Welt zu kommen.

Wie häufig kommt sie vor?

Etwa fünf Prozent aller Babys liegen zum Zeitpunkt der Geburt mit den Füßen oder dem Po nach unten. Tatsächlich kommt die Beckenendlage sogar etwas häufiger bei Erstgeborenen vor. Zehn Prozent aller Frühchen (also Kinder, die vor der 36. SSW geboren werden) und 25 Prozent aller Mehrlingsgeburten sitzen zum Entbindungstermin noch in Steißlage.

Ist die Beckenendlage gefährlich?

Während der Schwangerschaft ist die Steißlage normalerweise kein Problem – weder für dich noch für dein Baby. Erst bei der Entbindung birgt die Position gewisse Risiken. Dazu kannst du in einem späteren Abschnitt mehr lesen.

Kann ich das Baby sanft zur Drehung bewegen?

Beckenendlage Indische Brücke
© fizkes / iStock

Du bist bereits in der 34. Schwangerschaftswoche, dein Kind liegt aber noch immer in Beckenendlage? Keine Sorge, es ist noch nicht zu spät für eine Drehung. Es gibt ein paar Tricks, die dein Kind zu einem Purzelbaum animieren können. Ganz wichtig: Bitte besprich die Methoden, die du anwenden möchtest, mit deinem Arzt oder deiner Hebamme und lass dich richtig anleiten. Voraussetzung dafür ist nämlich, dass keine gesundheitlichen oder anatomischen Gründe gegen eine alternative Wendungshilfe sprechen.
Und: Keine der genannten Übungen gibt dir eine Garantie dafür, dass dein Kind sich dreht. Richtig angewendet, schaden sie dir und deinem Kleinen aber auch nicht.

Mögliche sanfte Methoden sind:

  • Indische Brücke: Die indische Brücke ist ursprünglich eine Yoga-Übung. Dabei legst du dich auf den Rücken, stellst deine Füße fest auf den Boden und drückst deinen Po nach oben. Damit es bequemer wird, kannst du dir auch ein paar dicke Kissen unter den Po legen. Auf jeden Fall sollte dein Becken höher als dein Brustkorb sein. Halte die Position für ein paar Minuten (nicht länger als 15 Minuten). So kann der Po deines Kindes aus deinem Becken rutschen. Für dein Kleines ist die Haltung nicht sehr angenehm. Die Hoffnung ist, dass es sich dreht, um bequemer im Bauch zu liegen. Am Ende der Übung stehst du mit etwas Schwung über die Seite auf. Das soll dein Kind zusätzlich zu einem Purzelbaum animieren. Die indische Brücke kannst du mehrmals in der Woche wiederholen. Vorsicht: Einigen Schwangeren wird von der indischen Brücke übel oder sie bekommen Rückenschmerzen. Wenn das bei dir der Fall ist, brich die Übung bitte ab und versuche es mit einer der anderen Methoden.
  • Tönnchenstellung: Bei dieser Übung gehst du in den Vierfüßlerstand und legst deinen Kopf zur Seite gerichtet auf deinen Händen ab. Dein Baby hat nun mehr Platz für eine Drehung.
  • Mit der Taschenlampe leuchten: Kaum zu glauben, aber dein kleines Baby ist schon in Mamas Bauch ein ganz neugieriges Wesen und nimmt Einflüsse von außen wahr. Diese Neugierde kannst du nutzen und versuchen, deinem Kind mit einer Taschenlampe den Weg nach unten zu leuchten. Benutze dazu eine stark leuchtende Lampe, halte sie direkt an den Bauch und führe sie nach unten. Vielleicht folgt dein Kind dem Lichtstrahl und macht einen Purzelbaum nach unten.
  • Klangkugeln: Auch die Glöckchen-Methode rechnet mit der Neugier des Kindes. Anstelle einer Taschenlampe weist du deinem Baby den Weg mit einer Klangkugel Richtung Schambein. Manche Frauen tragen ein Glöckchen an einer langen Kette. Das Glöckchen klingelt dann bei einer Bewegung dort, wo der kindliche Kopf idealerweise liegen soll.
  • Moxibustion: Dass eine glühende Zigarre helfen soll, das Baby zur Drehung zu bewegen, klingt wirklich komisch. Zugegeben. Einige Hebammen schwören allerdings auf die Methode. Moxen kommt eigentlich aus der traditionellen chinesischen Medizin. Dabei wird mit einer aus Beifußblättern gedrehten Zigarre ein Meridianpunkt am kleinen Zeh durch Wärme stimuliert. Während der Behandlung, die übrigens auch dein Partner übernehmen kann, kommt es vermehrt zu Kindsbewegungen und im besten Fall dreht sich dein Kleines in Schädellage. Forscher der Frauenklinik Mannheim unterstützen den Enthusiasmus der Hebammen. Sie behandelten für eine Studie 44 Schwangere mit Kindern in BEL mit Moxa-Zigarren. 20 Babys drehten sich während oder kurz nach der Behandlung in Schädellage. Vorsicht: Moxisbustion bitte nicht anwenden, wenn du vorzeitige Wehen hast.
  • Akupunktur: Auch hier kommt die traditionelle chinesische Medizin ins Spiel. Die Hebamme versucht mit kleinen Nadeln, Meridianpunkte zu stechen, die für die Gebärmutter und das Becken zuständig sind. Dadurch soll das Baby den Impuls bekommen, sich zu drehen. Nicht alle Schwangeren vertragen Akupunktur. Wenn du dich unwohl fühlst, brich die Behandlung bitte ab.
Hebamme Andrea Ramsell

Äußere Wendung: Was wird dabei gemacht?

Alle Versuche, dein Kleines sanft zur Drehung zu bewegen, blieben bisher ohne Erfolg? Ein erfahrener Arzt kann etwa ab der 37. Schwangerschaftswoche versuchen, eine Äußere Wendung durchzuführen. Dabei hebt der Arzt den Po des Kindes durch sanften Druck auf deinen Unterbauch aus dem Becken und führt es mit der anderen Hand – je nach Befund – zu einer Rolle vorwärts oder rückwärts. Das ganze Manöver dauert nur ein paar Minuten, kann für die werdende Mutter allerdings unangenehm bis schmerzhaft sein. Die Äußere Wendung wird in einer Klinik durchgeführt und dein Kind während des Versuchs die ganze Zeit mit einem CTG überwacht. Ein OP-Team steht bereit, um für den Fall, dass dein Kind den Versuch nicht so gut verträgt, schnell eingreifen zu können. In unserem Video kannst du sehen, wie eine Äußere Wendung abläuft. In unserem Artikel Der richtige Dreh für eine normale Geburt erfährst du mehr zu der Methode.

Eltern Fallbackbild

Ist eine vaginale Geburt bei Beckenendlage möglich?

Ja, du kannst dein Kind auch aus der Beckenendlage vaginal zur Welt bringen. Wichtig ist, dass ein Geburtshelfer anwesend ist, der sich mit Steißgeburten auskennt. In den vergangenen 30 Jahren haben viele Kliniken Kinder in der BEL routinemäßig per Kaiserschnitt entbunden. Die Folge: Nur wenige Ärzte und Hebammen beherrschen die Geburtshilfe bei einer Steißgeburt.

Geburtsbegleiter, die viel Erfahrung mit Beckenendelangenhaben, wissen, unter welchen Umständen die Steißgeburt möglich ist:

  • Ganz wichtig: Die Mutter wünscht eine Geburt aus der Steißlage und ist über Ablauf und Risiken informiert.
  • Es gibt keine anderen Gründe, die gegen eine vaginale Entbindung sprechen (z.B. Plazenta praevia).
  • Das Kind liegt günstig.
  • Das Geburtsgewicht des Babys wird auf unter 4000 Gramm geschätzt.
  • Kopf- und Bauchumfang des Kindes sind etwa gleich groß

Ärzte und Hebammen wägen im Gespräch mit dir und deinem Partner das Für und Wider einer vaginalen Geburt genau ab. Wichtig zu wissen: Sind die Voraussetzungen günstig, ist eine vaginale Entbindung aus der Steißlage nicht risikoreicher als eine Geburt aus Schädellage. Dennoch sollen auch die möglichen Risiken nicht unerwähnt bleiben:

  • Die Nabelschnur kann zwischen Kopf des Babys und Geburtskanal eingeklemmt werden. Dauert die Entbindung dann zu lange, bekommt das Kind nicht genügend Sauerstoff.
  • Der kindliche Kopf stellt sich eventuell nicht richtig ins Becken ein und bleibt stecken. In diesem Fall muss das Kind per Notkaiserschnitt entbunden werden.
  • Das Kind legt seine Arme unter der Geburt neben den Kopf. Die Hebamme versucht dann, das Kind mit geschulten Handgriffen in die richtige Position zu bringen. Das kann unter Umständen zu Verletzungen beim Kind führen.

Wenn du dein Kind aus der Steißlage vaginal zur Welt bringen möchtest, brauchst du viel Geduld und Vertrauen zu den Geburtshelfern. Die Geburt aus dieser Position dauert meist etwas länger und häufig müssen die Frauen Haltungen einnehmen, die für sie nicht unbedingt angenehm sind. Damit du keine Schmerzen hast und du dich einigermaßen entspannen kannst, empfehlen die Ärzte eine PDA. Damit öffnet sich der Muttermund meistens auch etwas schneller. Und bitte denk bei der Entscheidung auch an dich: Dammrisse, Verletzungen im Vaginalbereich und sogar Beckenbodentraumata kommen bei der Beckenendlagengeburt häufiger vor als bei einer normalen Entbindung. Wenn du mehr über Dammrisse und ihre Behandlung wissen möchtest, lies gerne unseren Artikel Dammriss: Schweregrad, Behandlung und Pflege nach der Geburt dazu.

In welche Klinik gehe ich am besten für eine Steißgeburt?

Suche dir für eine vaginale Entbindung aus Beckenendlage am besten eine Klinik, in der man die Erfahrungen mit der Geburtshilfe bei solchen Positionen hat. Das sind häufig die großen Perinatalzentren, die im Notfall schnell eingreifen können.

Warum wird häufig ein Kaiserschnitt durchgeführt?

Beckenendlage Kaiserschnitt
© romrodinka / iStock

Spätestens seit den 70er Jahren galt der Kaiserschnitt als sicherste Entbindungsform bei BEL. Heute wissen Mediziner aber: Unter bestimmten Voraussetzungen und mit einem entsprechend geschulten Team im Kreißsaal ist die vaginale Geburt nicht risikoreicher als ein Kaiserschnitt. Das Problem jedoch: Nur noch wenige Mediziner und Hebammen beherrschen die Begleitung einer vaginalen Geburt aus Beckenendlage. Und: Viele der kleineren Kliniken können ein Notfall-Team, das anwesend sein sollte, nicht bereitstellen. Daher wird der Kaiserschnitt häufig routinemäßig empfohlen.
 
Hat sich das Baby gegen Ende der Schwangerschaft noch nicht gedreht, untersuchen die Mediziner dich und dein Kind per Ultraschall genau. Tatsächlich sprechen nämlich auch einige medizinische Gründe von vornherein für einen Kaiserschnitt, zum Beispiel:

  • ein erwartetes Geburtsgewicht von über 4000 Gramm,
  • eine ungünstige Lage des Kindes,
  • ein enges mütterliches Becken, bei dem die Gefahr besteht, dass das Kind stecken bleibt,
  • eine Frühgeburt,
  • ein Nabelschnurvorfall nach dem Blasensprung,
  • eine Erkrankung mit Diabetes oder
  • eine Präeklampsie.

Quellen:

https://link.springer.com
https://www.thieme-connect.de
https://www.dggg.de
https://www.wissenschaft.de
https://www.ksa.ch
https://www.dhz-online.de
https://geburtshilfe-halle.de
Schuler, Wolfgang C.: Akupunktur in Geburtshilfe und Frauenheilkunde. Stuttgart 1993.
Werner Rath, Ulrich Gembruch, Stephan Schmidt (Hrsg.): Geburtshilfe und Perinatalmedizin. Pränataldiagnostik ­– Erkrankungen – Entbindung. 2. Vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart 2010.
 


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