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Barbara Meier "Nachhaltigkeit soll für meine Tochter selbstverständlich sein"

Barbara Meier: Barbara Meier auf einem Boot
© Getty Images
Barbara Meier hat zusammen mit Lidl eine neue "Mini Me"-Kollektion entworfen. Die Kollektion soll grüne Fashion erlebbar und vor allem auch erschwinglich machen. Im Interview spricht sie mit uns über ihr Herzensprojekt und darüber, wie sie ihrer Tochter Marie-Therese Nachhaltigkeit näher bringen möchte. 

Barbara Meier, 34, ist nicht nur Mutter der neun Monate alten Marie-Therese, sondern auch Model und Designerin einer nachhaltigen "Mini Me"-Kollektion in Zusammenarbeit mit Lild. Die sommerliche "Grüner Knopf"-zertifizierte Kollektion (erhältlich ab dem 3. Mai 2021) soll nachhaltige Mode  für jeden erlebbar und vor allem auch erschwinglich machen. 

Wir haben die ehemalige "GNTM"-Kandidatin zum Interview getroffen und mit ihr sowohl über das Thema Nachhaltigkeit, als auch auch über Nachwuchsplanung und Fashion-Trends gesprochen. Auch hat uns die 34-Jährige verraten, ob sie und ihr Mann Klemens Hallmann, 45, sich in Sachen Nachhaltigkeit immer einig sind. 

Barbara Meier: das Model im Interview

Haben Sie schon immer Wert auf nachhaltige Kleidung gelegt oder kam das erst mit den letzten Jahren?
Barbara Meier: Das kam erst in den letzten Jahren. Früher waren mir viele Dinge und Missstände in meiner Branche überhaupt nicht bewusst. Ich habe Kleidung zwar schon immer wertgeschätzt; das wurde mir von meinen Eltern zum Glück so beigebracht; aber mir war der Prozess der Entstehung nie bewusst. Kleidung war für mich nie ein Wegwerfprodukt, sondern ein Wertprodukt, aber ich wusste definitiv nicht, dass die Modeindustrie die zweitumweltverschmutzendste Industrie der Welt ist. 

Erinnern Sie sich an einen bestimmten Moment oder an eine besondere Situation, die Ihnen in Sachen Nachhaltigkeit die Augen geöffnet hat?
Auf jeden Fall. Umweltschutz war schon immer ein großes Herzensthema für mich. Aber meine Augen für Fair Fashion hat mir tatsächlich unser Entwicklungsminister Dr. Gerd Müller geöffnet. Ich habe ihn bei einer Veranstaltung kennengelernt und wollte mit ihm eigentlich als WWF Botschafterin über die Plastikverschmutzung der Meere sprechen. Allerdings hat er mir dann mit der Gegenfrage geantwortet: "Frau Meier, Sie als Model: Was tun Sie, um sich für Fair Fashion einzusetzen?“ Noch während er mir im Anschluss von den Produktionsbedingungen erzählte, habe ich beschlossen, dass ich mich dafür einsetzen möchte, diese zu verbessern. So entstand meine Kooperation mit dem Entwicklungsministerium, aber auch meine persönliche Überzeugung, dass wir so nicht weitermachen können.

Wie hat sich Ihr Konsumverhalten in den letzten Jahren verändert?
Ich achte viel bewusster darauf, was ich einkaufe und wie viel. Am liebsten kaufe ich natürlich faire Kleidung und achte dabei auch auf Siegel, wie z.B. den Grünen Knopf. Vor allem aber möchte ich auch nur noch Dinge kaufen, die ich wirklich liebe und die ich auch in den nächsten Jahren noch tragen werde.

Ich laufe nicht mehr jedem Trend hinterher, sondern suche Stücke, die zu mir passen und bei denen die Qualität so gut ist, dass ich sie über eine lange Zeit tragen kann.

Ich habe gelesen, dass wir Kleidungsstücke im Schnitt nur vier mal tragen und 20 Prozent unserer Kleidung gar nicht tragen. Das möchte ich nicht. Ich möchte keine "Kleiderleichen“ mehr im Schrank haben. 

Sie haben (außerhalb der Pandemie) viele Auftritte, machen Outfit-Postings auf Instagram und kommen mit den neuesten Trends in Berührung: Würden Sie sagen, es ist schwieriger als Person des öffentlichen Lebens sein Konsumverhalten zu minimieren, als vielleicht jemand, der ein "ganz normales“ Leben lebt?
Zu einem gewissen Teil ist es schwieriger, weil es natürlich zu meinem Job gehört, immer wieder neue Outfits  zu tragen. Auf der anderen Seite ist es aber auch so, dass ich z.B. für Red Carpet Auftritte auch oft die neueste Kollektion von Designern gestellt bekomme und diese danach zurückschicken kann. Diese Möglichkeit hat man als Privatperson natürlich nicht. Darüber hinaus kann ich die Aufmerksamkeit aber ja auch dafür nutzen, um auf Fair Fashion aufmerksam zu machen. Bei meinen Instagram Postings trage ich oft nachhaltige Kleidung und hoffe so, Menschen dafür zu interessieren und zu begeistern. 

Barbara Meier: Darauf legt sie beim Kleiderkauf für ihre Tochter Wert

Gerade Babys und Kinder können aufgrund der schnellen Wachstumsphasen ihre Kleidungsstücke häufig nur wenige Monate anziehen. Wie kaufen Sie für Ihre Tochter Marie-Therese ein: Was ist Ihnen bei Kinderkleidung wichtig?
Mir war es bei Marie-Thereses Kleidung von Anfang an wichtig, dass es gute Qualität ist und möglichst nachhaltig produziert wurde. Ich habe immer auf Umwelt-Siegel geachtet und gerade bei Basics würde ich nichts anderes kaufen. Allerdings ist mir schon aufgefallen, dass diese Kleidungsstücke ein wenig teurer sind als andere. Genau diese Lücke wollten Lidl und ich mit unserer nachhaltigen Mini-me Kollektion schließen. Die Teile sind für jeden erschwinglich. Wir wollten Fair Fashion für jeden erlebbar machen. 

Geben Sie Kleidungsstücke, die nicht mehr passen an Freunde/Familie weiter? Oder behalten Sie Marie-Thereses Kleidungsstücke für mögliche Geschwisterchen?
Die behalten wir, falls noch ein Geschwisterchen kommt. Noch planen wir nicht, aber wir haben immer gesagt, wir würden uns sehr freuen, wenn wir irgendwann noch ein weiteres Kind bekommen würden. Ich möchte die ganze Kleidung und auch Spielsachen, Bettchen etc. am Ende aber auf keinen Fall wegwerfen. Zum Glück habe ich in meiner Verwandtschaft noch einige Cousinen und Cousins, die jünger sind als ich und noch keine Kinder haben. Die bekommen das dann alles mal, wenn sie möchten. 

Versuchen Sie Ihre Tochter in einigen Jahren auch dahingehend aufzuklären und ihr bewusst zu machen, woher die Sachen stammen und wie sie produziert werden?
Auf jeden Fall. Ich bin auch so erzogen worden, dass ich den Wert von Dingen schätze und behutsam damit umgehe. Und ich hatte von meinen Eltern immer eine wundervolle Verbindung zur Natur und ein Verständnis für Umweltschutz, Vermeidung von Plastik, etc. mitbekommen. Diese Werte und auch mein Wissen, das ich mir in den letzten Jahren angeeignet habe, möchte ich unserer kleinen Maus auf jeden Fall weitergeben. Am Anfang sicher noch spielerisch, aber wenn sie älter wird, möchte ich ihr auf jeden Fall auch alle Hintergründe und Zusammenhänge zeigen. Ich habe allerdings auch immer noch eine ganz kleine Hoffnung, dass Fair Fashion schon zur Selbstverständlichkeit geworden ist, bis Marie-Therese als Teenager Mode shoppen geht. 

Sind Sie und Ihr Mann sich immer einig, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht?
Grundsätzlich ja. Er engagiert sich in seinem Beruf auch unglaublich viel für das Thema Nachhaltigkeit. Seine Süba AG setzt sehr stark auf das Thema nachhaltiges, energieeffizientes und ressourcenschonendes Bauen. Ich bin immer sehr stolz, wenn ich von neuen Projekten höre; wie z.B. einem Gebäude, das mit Hilfe von Erdwärme etc. mehr Energie erzeugt, als verbraucht. Auf der anderen Seite findet er es immer super spannend, wenn ich ihm von neuen Materialen und Stoffen erzähle, mit denen man mittlerweile auf nachhaltige Weise Kleidung herstellen kann.

Im privaten Bereich versuchen wir uns auch immer mehr zu verbessern und mehr Schritte zu einem nachhaltigeren Leben zu gehen.

Allerdings haben wir beide aber auch unterschiedliche Herausforderungen und Bereiche, die wir Schritt für Schritt noch verbessern wollen.

Nachhaltiger oder grüner Kleidung wird oft nachgesagt, dass sie nicht stylisch oder trendy genug sei. Was sagen Sie dazu?
Es gab früher eine Zeit, da hat dieses Vorurteil tatsächlich ein wenig zugetroffen. Das ist aber lange überholt. Kleidung kann mittlerweile nachhaltig und stylisch sein! Es gibt viele Designer, die das beweisen und auch wir hatten als großes Ziel, Kleidung zu entwerfen, die nicht nur nachhaltig, sondern vor allem auch schön und alltagstauglich ist. Damit sie aber auch von vielen getragen wird, muss sie für jeden erschwinglich sein.

Legen Sie dennoch Wert auf Markenkleidung und/oder aktuelle Trends?
Ich hab einige Lieblingsmarken, von denen ich auch gerne Kleidung trage - wenn ich nicht gerade meine eigenen Kleider  trage. Da ist mir nicht der Markenname wichtig, sondern dass mir der Stil gefällt.

Trends mache ich auch manchmal mit, aber nur dann , wenn die Kleidung auch wirklich zu mir und meinem Typ passt.

Dinge nur zu kaufen, weil sie "in“ sind, mache ich nicht. Wenn ich etwas kaufe, das gerade im Trend ist, trage ich das dann auch noch Jahre später. Denn wenn es einmal zu mir und meinem Style passt, steht es mir auch länger. Ich möchte nur noch Lieblingsteile im Schrank haben, die dort auch lange bei mir bleiben und die ich möglichst oft trage. Den Trend, Kleidung nur eine Saison zu tragen, finde ich furchtbar und widerspricht jedem Umweltbewusstsein. 

Haben Sie versucht, in Ihre "Grüner Knopf“-Kollektion Trends zu integrieren? Wie sind Sie generell beim Designen der Kleidung vorgegangen? 
Bei der "Grüner Knopf“-zertifizierten Mini-Me-Kollektion haben wir etwa ein Jahr vorausgedacht. Lidl brachte daher die Expertise mit ein, welche Trends anstehen. Ab da habe ich meine eigenen Gedanken und Wünsche eingebracht. Wir haben überlegt, welche Teile die Kollektion beinhalten sollte, welche Schnitte nicht nur im Trend sind, sondern auch bequem und wie was miteinander kombinierbar ist. Ich war überrascht, wie schnell wir die Kollektion komplett hatten und wie genau die fertigen Teile meinen Vorstellungen entsprechen.  

Barbara Meier: "Beim Thema Reisen fällt mir Nachhaltigkeit noch schwer"

In welchen Lebensbereichen fällt Ihnen das Thema Nachhaltigkeit noch schwer?
Beim Thema Reisen: Ich nehme mittlerweile z.B. oft den Zug oder fahre kurze Strecken mit dem Elektro-Auto. Ganz vermeiden lässt sich das Fliegen leider nicht. Aber hier gibt es ja durch Corona zum Glück den Trend zu mehr Videokonferenzen und weniger live-Terminen. Das wird bis zu einem gewissen Punkt meiner Meinung nach auch nach der Pandemie noch bleiben. Aber das Fliegen ist tatsächlich einer der Kompromisse, die ich momentan noch eingehen muss, um meinem Job nachgehen zu können.

Verwendete Quellen: Interview mit Barbara Meier

Dieser Artikel ist zuerst erschienen bei GALA.de.

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