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Abtreibung Kosten Wie teuer ist ein Schwangerschaftsabbruch?

Eine Frau hält einen Schwangerschaftstest
© HyperionPixels / Thinkstock
Was wird eine Abtreibung kosten? Du bist ungewollt schwanger und erwägst einen Schwangerschaftsabbruch? Bei uns erhältst du alle wichtigen Informationen zu der Kostenübernahme, den Verfahren und an wen du dich wenden kannst. 

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Es gibt ganz unterschiedliche Gründe, warum Frauen über einen Schwangerschaftsabbruch nachdenken: Vielleicht, weil ein Kind nicht in den Lebensplan passt, die Beziehung zum Vater des Kindes nicht stabil genug ist oder medizinische Gründe gegen eine Schwangerschaft sprechen. 

Doch was kostet eine Abtreibung und gibt es die Möglichkeit zur Kostenübernahme durch die Krankenkasse? Wir haben alle wichtigen Informationen für dich. 

Welche Kosten entstehen bei einer Abtreibung und wer übernimmt sie? 

Das Beratungsgespräch vor einer Abtreibung ist kostenlos. Je nach Praxis und Methode kostet ein Schwangerschaftsabbruch zwischen 350 und 600 Euro.

Hat der/die Ärzt:in medizinische oder eine kriminologische Indikation für einen Schwangerschaftsabbruch festgestellt, kannst du mit einer Kostenübernahme aller Behandlungskosten durch die Krankenkasse rechnen. 

Medizinische Indikation

  • Eine Fortführung der Schwangerschaft bedeutet eine Gefahr für die körperliche oder seelische Gesundheit der Mutter.
  • Es liegt eine erhebliche gesundheitliche Schädigung des Kindes vor, die Auswirkungen auf die Gesundheit der Mutter haben kann.
  • In diesen Fällen besteht keine Frist, wann der Schwangerschaftsabbruch durchgeführt werden muss.

Kriminologische Indikation

  • Die Frau ist in Folge einer Straftat (z.B. durch eine Vergewaltigung) schwanger geworden.
  • Es besteht in diesem Fall keine Pflicht zur Beratung.
  • Der Schwangerschaftsabbruch muss bis zum Ende der 12. Woche nach Empfängnis durchgeführt werden.

Hast du dich aus anderen Gründen für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden, wird es wahrscheinlich keine komplette Kostenübernahme geben und du wirst anteilig an den Kosten beteiligt. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen nur einen Teil der Kosten, nämlich für:

  • ärztliche Beratung vor dem Abbruch,
  • alle ärztlichen Leistungen und Medikamente vor und nach dem Eingriff, die dem Schutze deiner Gesundheit dienen,
  • und – falls nötig – für die Behandlung von Komplikationen.

Die Kosten für den eigentlichen Eingriff musst du selbst übernehmen.

Geringverdienerinnen, Bezieherinnen von Sozialhilfe, Arbeitslosengeld II oder einer Ausbildungsförderung wie BAföG können bei ihrer Krankenkasse eine Kostenübernahme beantragen. Voraussetzung hierfür ist, dass du kein kurzfristig verfügbares Vermögen besitzt und weniger als 1.075 netto monatlich verdienst. Für jedes im Haushalt lebende Kind erhöht sich die Grenze um 254 Euro. Zahlst du mehr als 315 Euro Miete, kannst du maximal 315 Euro auf die Gehaltsgrenze aufschlagen. Übrigens: Das Gehalt deines Partners ist für eine Kostenübernahme nicht wichtig. Du brauchst bei deinem Antrag auch keine Gründe für eine Abtreibung angeben. Das ist deine Privatsache und geht die Krankenkasse nichts an.

Was kosten die unterschiedlichen Methoden? 

Welche Methode für den Eingriff in Frage kommt, richtet sich in erster Linie nach deinem Alter, der Indikation und eventuellen Vorerkrankungen. Die/der Ärzt:in wird die Möglichkeiten mit dir genau besprechen und abwägen, was für dich das Beste ist. Grundsätzlich gibt es zwei Methoden für einen Schwangerschaftsabbruch: die operative und die medikamentöse Abtreibung. 

Vorgang und Kosten der operativen Abtreibung

Die Kosten für Absaugung und Ausschabung liegen meist zwischen 500 und 600 Euro

Der operative Eingriff kann unter örtlicher Betäubung oder einer Vollnarkose stattfinden, je nachdem, ob du den Abbruch bewusst miterleben möchtest oder lieber nicht. Für manche Frauen ist das bewusste Erleben des Eingriffs hilfreich, um den Abbruch später besser verarbeiten zu können. Für andere ist dies zu belastend und eine Vollnarkose die bessere Möglichkeit.

Die gängigste Methode ist die Absaugung, auch Saugkürettage genannt. Bei diesem Schwangerschaftsabbruch werden Embryo und Gebärmutterschleimhaut über ein Röhrchen abgesaugt. Insgesamt dauert der Vorgang nur etwa zehn bis fünfzehn Minuten. Die meisten operativen Abbrüche werden ambulant vorgenommen. Das heißt, dass du nach einer Ruhezeit in Begleitung wieder nach Hause gehen kannst. Es gibt auch die Abtreibung durch Ausschabung (Curettage). Die Ausschabung ist ein operativer Eingriff, bei dem die Gebärmutter ausgeschabt wird. Auch dieser Vorgang dauert in der Regel nur fünf bis fünfzehn Minuten.

Vorgang und Kosten der medikamentösen Abtreibung

Die Kosten für eine medikamentöse Abtreibung liegen bei 350 bis 500 Euro.

Bis zum Ende der neunten Schwangerschaftswoche kann ein Abbruch auch medikamentös durchgeführt werden. Für den Körper der Mutter ist diese Methode wesentlich schonender, psychisch dafür aber umso belastender, denn es handelt sich um einen recht langwierigen Vorgang, den die Frau in allen Phasen bewusst miterlebt.

Bei einem Schwangerschaftsabbruch durch Medikamente wird das Präparat Mifegyne verwendet, das du lediglich in der Apotheke erhalten und nur unter strenger ärztlicher Aufsicht einnehmen darfst. Der darin enthaltene Wirkstoff Mifepriston hemmt die Wirkung von Progesteron, das zur Erhaltung einer Schwangerschaft notwendig ist und zu einer Öffnung des Gebärmutterhalses führt. Nach der ersten Einnahme des Medikaments darfst du die Arztpraxis erst einmal wieder verlassen.

Bei einigen Frauen setzt bereits einen Tag später eine menstruationsähnliche Blutung ein, die bis zu 14 Tage anhalten kann. Nach 36 bis 48 Stunden erhältst du von deinem Frauenarzt ein weiteres Medikament in Form von Tabletten oder Zäpfchen, sogenannte Prostaglandine. Diese Hormone sorgen dafür, dass die Gebärmutter sich zusammenzieht und Schleimhaut und Embryo ausgestoßen werden.

In den meisten Fällen geschieht dies innerhalb von drei Stunden, deshalb solltest du zur Beobachtung auch besser in der Praxis bleiben. Tut sich trotz der Medikamentengabe zunächst nichts, kann die/der Ärzt:in noch einmal Prostaglandine verabreichen. Bei ca. 98 Prozent aller Fälle führt diese medikamentöse Methode zu einem vollständigen Schwangerschaftsabbruch. Bei den übrigen zwei Prozent muss der Abbruch dann leider doch noch operativ erfolgen.

Ich bin ungewollt schwanger, wo kann ich mich beraten lassen?

Du bist ungewollt schwanger? Du stehst vor einer schweren Entscheidung, brauchst mehr Informationen oder generell Hilfe? Oder du benötigen einen Beratungsschein, um eine Abtreibung durchführen zu lassen? Zu den Themen Schwangerschaft und Familienplanung kannst du dich bei vielen verschiedenen Stellen beraten lassen, je nachdem, wo du dich mit deiner Weltanschauung oder Religion am besten aufgehoben fühlst.

Neben öffentlichen Beratungsstellen, zum Beispiel durch das Jugendamt, gibt es auch eine Reihe freier Angebote (z.B. pro familia), die sich dem Thema Schwangerschaftsabbruch widmen. Hierzu zählen Wohlfahrtsverbände oder kirchliche Träger. Nicht alle der Träger stellen auch einen Beratungsschein nach § 5 und 6 des Schwangerschaftskonfliktgesetzes (SCHKG) aus, etwa weil ein möglicher Schwangerschaftsabbruch nicht mit ihrem Selbstverständnis übereinstimmt. Dies kann vor allem bei religiösen Trägern wie der Caritas oder dem Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) der Fall sein. Daher ist es wichtig, sich vorab gut über die einzelnen Beratungsstellen und ihre Leistungen zu informieren.

Wenn du über deine Situation lieber anonym sprechen möchtest, kannst du in Deutschland eine der zahlreichen Schwangerschaftsberatungsstellen in Anspruch nehmen. Hier wirst du von fachkundigem Personal entscheidungsoffen beraten und begleitet. Und keine Sorge, die Beratung ist kostenlos. Außer dir muss niemand erfahren, dass du dich beraten lässt. 

Die Internetseite Familienplanung.de ist ein Informationsangebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), auf dem du nach einer für dich passenden Beratungsstelle in deiner Nähe suchen kannst.

Worauf muss ich nach einem Schwangerschaftsabbruch achten? 

In den ersten Tagen nach einem Schwangerschaftsabbruch ist zunächst Ruhe wichtig, egal ob du dich für eine operative oder medikamentöse Methode entschieden hast. Die/der behandelnde Ärzt:in kann dich krankschreiben, sodass du dich nach dem Eingriff erst einmal schonen kannst. Und keine Sorge, den Grund für deine Krankschreibung muss dein Arbeitgeber nicht erfahren.

Nach einer operativen Abtreibung sind Blutungen und Unterleibsschmerzen leider normal. Hast du die medikamentöse Methode gewählt, musst du wahrscheinlich sogar mit etwas länger andauernden Blutungen rechnen. Grundsätzlich gilt: Bei bestimmten Symptomen solltest du die/den Ärzt:in aufsuchen. Dazu zählen Beschwerden wie:

  • Fieber
  • übelriechender Ausfluss
  • starke Blutungen oder Schmerzen

Um die Risiken für eine Infektion möglichst gering zu halten, ist es besser, in den Tagen nach dem Abbruch Binden anstelle von Tampons zu verwenden, auf Geschlechtsverkehr zu verzichten und nicht schwimmen zu gehen.

Kann ich nach einer Abtreibung erneut schwanger werden? 

Ja, du kannst nach einer Abtreibung wieder schwanger werden. Mit Beendigung der Schwangerschaft beginnt dein Zyklus erneut. Den nächsten Eisprung hast du etwa zwei bis vier Wochen nach dem Eingriff, deine nächste Periode nach ungefähr vier bis sechs Wochen. Und keine Sorge, bei einem professionell durchgeführten Schwangerschaftsabbruch ist deine Fruchtbarkeit nicht schlechter als vor dem Eingriff.

Quellen:

ELTERN

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