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Zuhören lernen! 6 Tipps, wie dein Kind einer Bitte schon beim ersten Mal nachkommt

Zuhören lernen: Mutter und ihre kleine Tochter sitzen auf dem Sofa und meditieren
© fizkes / Shutterstock
Wer kennt es nicht: Beim Anziehen auf dem Weg zur Kita muss man die Kinder meistens mehrfach auffordern, die Schuhe, die Jacke oder die Mütze anzuziehen – das Zuhören funktioniert manchmal einfach nicht richtig. Wir haben hier ein paar Tipps, wie die Kleinen gleich bei der ersten Aufforderung genau hinhören und auch reagieren.

Hört mir mein Kind einfach nicht zu? Diese Frage stellen sich im Alltag wahrscheinlich viele Eltern. Es kann ziemlich anstrengend sein, wenn man gefühlt zum 20sten Mal sagen muss, dass sich vor dem Essen bitte die Hände gewaschen werden. Häufig wird nicht nur die Aufforderung ignoriert, man bekommt einfach gar keine Antwort.

Warum es nicht funktioniert, wenn man sich ständig wiederholt

Wenn ihr euch ständig wiederholt und die Aufforderung quasi in Dauerschleife gegen eine Wand aus Schweigen prasselt, lernen die Kinder nur eines: Bei der ersten Aufforderung muss ich noch nichts tun.

Hinzukommt, dass die weiteren Aufforderungen an das Kind meist ungehaltener werden, die Stimme wird strenger und wir sagen so was wie: "Wasch dir JETZT die Hände. Ich weiß, dass du mich hörst!" So lernt das Kind, dass es erst handeln muss, wenn die Stimmlage sich merklich ändert und der Tonfall strenger wird. Eine ruhige Aufforderung muss jedoch keinen Handlungsbedarf nach sich ziehen.

Die ständigen Wiederholungen führen dazu, dass Eltern gestresst und gar wütend werden, was völlig verständlich ist, wenn man sich wegen jeder Kleinigkeit immer wiederholen muss. Diese Wut kann allerdings dem Verhältnis zu den Kindern schaden.

Was könnt ihr also anders machen, anstatt euch ständig zu wiederholen?

1. Wartet, bis ihr die Aufmerksamkeit eurer Kinder habt

Geht zu eurem Kind, wartet, bis es eine Pause macht, mit was auch immer es gerade beschäftigt ist und legt ihm oder ihr dann eine Hand auf die Schulter. Dann am besten Augenkontakt herstellen. Erst wenn ihr die volle Aufmerksamkeit eures Kindes habt, sagt ihr, was ihr jetzt gerne von ihm oder ihr wollt.

Da es sich hier nicht um eine Wunderwaffe handelt, kann es natürlich trotzdem noch sein, dass ihr ein "Nein" hört, aber zumindest habt ihr dann die Aufmerksamkeit und werdet nicht angeschwiegen. Es ist deutlich schwieriger, jemanden zu ignorieren, den man gerade direkt ansieht.

2. Sofort durchziehen – wenn auch mit Hilfe

Wenn ihr wisst, dass euer Kind euch gehört hat, aber nicht reagiert, dann könnt ihr ihm oder ihr einfach dabei helfen. Ein Beispiel: Lisa soll ihre Schuhe anziehen. Als sie dazu aufgefordert wird, schaut sie kurz und spielt dann weiter. Als Elternteil kann man dann zu Lisa rüber gehen und sagen: "Wie ich sehe, brauchst du heute noch etwas Hilfe beim Schuhe anziehen."

Jetzt kann es entweder sein, dass sich Lisa helfen lässt oder, weil sie ja eigentlich schon groß ist, ihre Schuhe doch selbst anziehen will. Der Schlüssel ist Ruhe. Im ersten Moment erscheint es vielleicht etwas lästig dem Kind bei etwas zu helfen, was es eigentlich schon längst kann, aber mit der Zeit werden die Kleinen lernen, dass ihr es ernst meint, wenn ihr sie zu etwas auffordert. Wenn alles gut läuft, werden sie bald eurer Aufforderung schon beim ersten Mal nachkommen.

3. Kein Multitasking – lieber eine Pause einlegen

Häufig entstehen stressige Situationen genau dann, wenn man sie nicht gebrauchen kann – in Eile. Es ist schon fünf Minuten später, als man sonst eigentlich zur Kita aufbricht, ihr wirbelt noch in der Küche umher, um eine kleine Snackbox zu packen, sucht schon mal die Autoschlüssel und kramt im Schuhregal die richtigen Schuhe raus, während der Sprössling weiter seelenruhig auf dem Boden sitzt und spielt – die Aufforderung, schon mal die Jacke anzuziehen, wurde ignoriert.

Verlangsamt die Situation – meist geht dann am Ende alles schneller. Nehmt euch die Sekunde Zeit, um euch darauf zu konzentrieren, was ihr jetzt von eurem Kind wollt. Sprecht euer Kind mit dem Namen an und haltet kurz inne. Dann wieder Augenkontakt, bis eine Antwort kommt. Tipp: Es kann helfen, im Kopf bis fünf zu zählen. Kinder verarbeiten vieles deutlich langsamer. Die Pause impliziert dann eine Erwartungshaltung.

4. Kurzwörter als Erinnerung nutzen

Anstatt die ganze Bitte zu wiederholen, kann man einfach ein kurzes und knappes Wort als Erinnerung nutzen. Beim Schuheanziehen wäre es dann nur das Wort Schuhe. Mit Wiederholen ist jetzt nicht das ständige Wiederholen der Aufforderung in Dauerschleife gemeint, sondern die Einführung eines kurzen Wortes, mit dem zukünftig noch einmal an die jeweilige Bitte erinnert wird.

5. Vereinbart eine Antwort

So wie kleine Kinder lernen, dass man "Bitte" sagt und sich bedankt, wenn jemand etwas Nettes für einen getan hat, müssen sie auch lernen, dass man auf eine Frage antwortet. Dabei könnt ihr euer Kind einfach unterstützen, indem ihr darum bittet, dass das Kind "Ja, Mama" oder einfach "Okay" sagt, wenn es verstanden hat, was ihr gesagt habt.

6. Im Voraus besprechen, was ihr eigentlich von eurem Kind erwartet und warum

Gerade bei neuen Situationen ist es ratsam, mit dem Kind zu besprechen, welche Erwartungen an die jeweilige Aufgabe geknüpft sind. Versteht euer Kind zum Beispiel den Unterschied zwischen einer Regen- und einer normalen Jacke nicht, dann kann man es einfach erklären. So verknüpfen die Kinder schnell: Es regnet draußen, ich ziehe die Regenjacke an. Oder aber ihr wollt die Regel einführen, dass jeder sein Geschirr selbst in die Küche oder sogar den Geschirrspüler bringt, dann erklärt euren Kindern, warum das wichtig ist und ihr euch das wünscht.

Dieser Artikel erschien ursprünglich bei Brigitte


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