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Schwangerschaft Zu viel Fruchtwasser: Was tun bei einer Polyhydramnie?

Kleines Mädchen küsst im Sonnenlicht den schwangeren Bauch ihrer Mutter
© Black Kings, shutterstock
Wird zu viel Fruchtwasser gebildet oder zu wenig abtransportiert, sprechen Frauenärzte von einem Polyhydramnion (Polyhydramnie). Leichte Formen regulieren sich oft von selbst. Je nach Ursache kann die Störung der Fruchtwassermenge aber auch gefährlich für Mutter und Kind werden.

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Auf einen Blick

  • Eine Polyhydramnie ist eine eher seltene Komplikation.
  • Die Ursache kann bei der Mutter, beim Kind oder bei beiden liegen.
  • Zu viel Fruchtwasser wird oft bei einer Ultraschalluntersuchung festgestellt.
  • Eine Punktion des Fruchtwassers ist möglich – sie birgt aber auch Risiken.
  • Oft reguliert sich die Fruchtwassermenge von alleine.

Um es vorwegzunehmen: Zu viel Fruchtwasser haben nur sehr wenige schwangere Frauen. Nur in etwa 3 Prozent der Schwangerschaften produzieren die Organe von Mutter oder Kind zu viel Fruchtwasser, beziehungsweise bauen zu wenig ab. Häufig bleiben die Ursachen unerklärt. Oft sind die kindlichen Nieren oder eine Plazentaschwäche die Ursache. Ob du mit der Diagnose „zu viel Fruchtwasser“ behandelt werden musst, hängt von vielen Faktoren ab. Wir erklären, wie ein Hydramnion erkannt wird und welche Behandlungsoptionen Betroffene haben.

Fruchtwasser, kurz erklärt

Das Fruchtwasser umgibt dein Baby während der gesamten Schwangerschaft. Es hält dein Kleines warm und ist ein guter Stoßdämpfer gegen alle Einflüsse von außen. Durch das Fruchtwasser kann sich der Fötus in der Fruchtblase gut bewegen und sich entwickeln. Die Menge des Fruchtwassers nimmt dabei mit dem Wachstum des Babys stetig zu. In der 36. Schwangerschaftswoche ist mit 1000 bis 1500 Milliliter das Maximum erreicht, dann sinkt sie wieder.

Woher kommt das Fruchtwasser?

Am Anfang der Schwangerschaft wird das Fruchtwasser in erster Linie von der Mutter produziert. Die Flüssigkeit, die zu 99 Prozent aus Wasser besteht, wird von der Plazenta gebildet. In der zweiten Schwangerschaftshälfte übernimmt das Baby selbst den Großteil der Produktion. Denn ab der 14. Schwangerschaftswoche trinkt der Embryo sein eigenes Fruchtwasser. Dadurch wird die Flüssigkeit nicht nur durch die Nieren gefiltert und beim Ausscheiden regelmäßig komplett erneuert, durch das Schlucken wird auch die Entwicklung der Verdauung des Babys gefördert.

Was ist ein Polyhydramnion?

Ist nach einer Ultraschalluntersuchung bei deiner regelmäßigen Vorsorge von einem Polyhydramnion (auch Polyhydramnie, Hydramnion oder Fruchtwassersucht) die Rede, hast du zu viel Fruchtwasser. Zu viel bedeutet, dass die Menge bei über 2000 ml im 3. Trimester liegt. Da sowohl Baby als auch Mutter an der Fruchtwasserbildung beteiligt sind, kann die Ursache bei der Mutter oder beim Kind liegen. Häufig wird sie jedoch nicht eindeutig festgestellt.
Und um eine oft gestellte Frage schon an dieser Stelle zu beantworten: Nein, zu viel Fruchtwasser bekommt man nicht, wenn man viel trinkt! Ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, ist auch für Schwangere richtig, die an einem Hydramnion leiden.

Ursachen beim Baby:

  • Störung der Nierenfunktion: Beim Bartter-Syndrom steigt zum Beispiel die Harnausscheidung
  • Schluckstörungen in Folge einer Fehlbildung des Magen-Darm-Traktes, einer Blockade der Speiseröhre oder aufgrund neurologischer oder neuromuskulärer Erkrankungen
  • Gendefekte, zum Beispiel eine Trisomie

Ursachen bei der Mutter:

  • Plazentaschwäche: Der Abtransport des verbrauchten Fruchtwassers wird erschwert.
  • Parvovirus-Infektion (Ringelröteln)
  • Schwangerschaftsdiabetes: Hat die Mutter aufgrund eines Diabetes einen erhöhten Blutzuckerspiegel, führt das auch dazu, dass das Kind mehr Urin produziert und diesen in die Fruchtblase abgibt
  • ein Plazentatumor

Auch bei einer eineiigen Mehrlingsschwangerschaft mit separaten Fruchtblasen kann es zu einem Zuviel an Fruchtwasser kommen. In seltenen Fällen entsteht das sogenannte Transfusionssyndrom. Da sich die Kinder im Bauch der Mutter eine Plazenta teilen, wird eine Fruchtblase mit zu viel und die andere mit zu wenig Fruchtwasser versorgt.

Wie erkennt ihr ein Polyhydramnion?

Schwangere können eine erhöhte Fruchtwassermenge an einer akuten Zunahme des Bauchumfangs erkennen. Innerhalb weniger Tage wächst der Bauch schneller als sonst und fühlt sich hart an (akutes Polyhydramnion). Hinzu können Unterbauchschmerzen, Atembeschwerden, ein verstärkter Druck auf die Blase und Schwindel kommen. Auch vorzeitige Wehen können durch zu viel Fruchtwasser ausgelöst werden. Zögere in diesem Fall nicht, dich schnell in die Klinik bringen zu lassen oder einen Rettungswagen zu rufen.
Zu viel Fruchtwasser kann aber auch langsam entstehen (chronisches Polyhydramnion). Dann wird dies eher dein Arzt oder deine Hebamme feststellen, da schwangere Frauen die langsam zunehmenden Symptome häufig nur als normale Schwangerschaftsbeschwerden einstufen. Per Ultraschall kann dein Frauenarzt anhand des Fruchtwasserindex vergleichen, ob deine Fruchtwassermenge im Normbereich liegt, oder ob sich zu viel oder zu wenig Fruchtwasser (Oligohydramnie) in der Fruchtblase befindet. Der Normalwert schwankt zwischen 5 und 24 cm.

Was bedeutet zu viel Fruchtwasser für Mutter und Kind?

Befindet sich zu viel Flüssigkeit in der Fruchtblase, kann das bei der Schwangeren zu Komplikationen führen. Dazu gehören Infektionen des Harntrakts und Bluthochdruck. Außerdem kann durch die Überdehnung der Gebärmutter eine Frühgeburt ausgelöst und ein Kaiserschnitt notwendig werden. Auch das Kind kann durch ein Hydramnion geschädigt werden. Zum Beispiel, weil es mit einem zu geringen Geburtsgewicht auf die Welt kommt.

Wie sieht die Behandlung aus?

Ob und wie behandelt wird, hängt davon ab, wie viel Fruchtwasser vorhanden ist, in welcher SSW du bist, welche Ursache vermutet wird und wie es dir und dem Kind geht. Handelt es sich nur um eine leichte Polyhydramnie, ist es gut möglich, dass dein Arzt dir lediglich Ruhe verschreibt und ein Beschäftigungsverbot erteilt. Denn oft reguliert sich die Fruchtwassermenge auch selbst.
Führt die gestiegene Fruchtwassermenge zu starken Beschwerden, kann dein Arzt auch einen Teil des Fruchtwassers punktieren. Allerdings gehen mit dem Absaugen auch Risiken einher. Es kann zu Infektionen oder vorzeitigen Wehen kommen. Außerdem ist nicht ausgeschlossen, dass sich die Flüssigkeit nachbildet. Eine Alternative ist eine medikamentöse Hemmung der Fruchtwasserproduktion.
Wird ein Polyhydramnion in den letzten SSWs diagnostiziert, ist auch das Einleiten der Geburt eine mögliche Behandlungsoption.

Welche Auswirkungen hat zu viel Fruchtwasser auf die Geburt?

Die erhöhte Fruchtwassermenge kann eine Frühgeburt auslösen. Schon bevor du Wehen hast, besteht das Risiko, dass die Fruchtblase platzt. Falls das bei dir passiert, musst du dich sofort in die Klinik fahren lassen oder einen Rettungswagen rufen.
Auch wenn es nicht zu einer Frühgeburt kommt, wird dein Arzt dich nach der Diagnose unter besonderer Beobachtung stellen. Denn auch auf die Geburt selbst kann zu viel Fruchtwasser einen negativen Effekt haben:

  • Das Baby kann durch die viele Flüssigkeit keinen Kontakt zum Becken der Mutter herstellen.
  • Da es zu viel Platz hat, wird das Kind nicht in die optimale Geburtsposition gebracht. Viele Ärzte raten dann zu einem Kaiserschnitt.
  • Die Nabelschnur könnte beim Blasensprungin den Geburtskanal gezogen werden. Liegt sie vor dem Kopf des Babys, erfordert das einen Notkaiserschnitt.
  • Die überdehnte Gebärmutter zieht sich eventuell nach der Geburt nicht richtig zusammen. Daher haben Mütter mit einem Polyhydramnion ein höheres Risiko für Blutungen, beziehungsweise einen Blutsturz.

Verwendete Quellen

Amboss.com: Fruchtwasseranomalien
DocCheck Flexikon: Polyhydramnion
MSD Manuals: Polyhydramnion


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