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Schmerzen beim Stillen Wunde Brustwarzen: Das hilft dir jetzt

Wunde Brustwarzen
© FatCamera / iStock
Wenn die Brustwarzen wund werden, können sie das Stillen zur Tortur machen. Dabei lassen sie sich mit einer gründlichen Ursachenforschung gut behandeln. Wir erklären dir, worauf du achten kannst und welche Hilfsmittel bei der Heilung helfen.

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Auf einen Blick

  • Empfindliche Brustwarzen sind nach der Geburt ganz normal. Schmerzen, die über eine anfängliche Empfindlichkeit hinausgehen, sind allerdings immer ein Warnsignal.
  • Häufigste Ursachen: Ungünstige Stillposition, zu viel oder zu wenig Milch und anatomische Besinderheiten bei Mutter und Kind.
  • Das hilft: Bequeme Stillposition finden, Brustwarzen an der Luft trocknen lassen, Wollfett und Kompressen auftragen, Stillhütchen verwenden.
  • Ist die Ursache gefunden und behoben, heilen wunde Brustwarzen meist innerhalb weniger Tage.

Baby andocken, Milch laufen lassen, Baby satt, Mama und Kind glücklich. Stillen, die vermeintlich einfachste Sache der Welt, klingt so schön und unkompliziert – und ist für manche Frauen besonders in den ersten Tagen und Wochen vor allem eines: schmerzhaft! Der Grund: wunde Brustwarzen. Wenn dir schon der Gedanke an die nächste Mahlzeit deines Kindes Tränen in die Augen treibt, dann bist du damit nicht alleine. Viele Frauen haben einen schwierigen Stillstart. Mutter und Baby müssen sich erst aufeinander einstellen und das Stillen gemeinsam erlernen. Wir erklären dir hier, worauf du am besten achtest und was du tun kannst, wenn du wunde Brustwarzen hast.

Eine junge Mutter stillt ihr Baby im Bett.

Welche Ursachen haben wunde Brustwarzen?

Empfindliche Brüste nach der Geburt? Keine Sorge, das ist erstmal ganz normal. Die Muttermilch schießt ein, die Brüste werden größer und dann saugt auch noch dein Neugeborenes quasi ununterbrochen an den Brustwarzen. All das sind ungewohnte Belastungen, an die sich deine Brust erstmal gewöhnen muss. Viele Frauen empfinden diese Veränderungen als ein bisschen schmerzhaft. Normalerweise gibt sich das aber recht schnell innerhalb der ersten paar Tage.
Schmerzen, die über eine anfängliche Empfindlichkeit hinausgehen, sind allerdings immer ein Warnsignal. Der Ursache bitte unbedingt auf den Grund gehen! Zum einen natürlich, damit du deine Stillzeit bald genießen kannst und zum anderen um sicherzugehen, dass du keine Infektion bekommst, die eventuell auf das Drüsengewebe übergeht.
 
Mögliche Ursachen für wunde Brustwarzen:
 

  • Eine ungünstiges Stillposition: Achte darauf, dass du beim Stillen eine angenehme Position hast und nicht verkrampfst. Ein Stillkissen, eine Stütze im Rücken und eventuell ein Hocker für die Füße helfen dir, die bequeme Position auch während des gesamten Stillens zu halten. Wichtige Grundregel: Führe dein Baby immer zu deiner Brust, nicht umgekehrt. Dein Kind liegt am besten Bauch an Bauch in einer graden Linie vor dir. Liegt es zu tief, zu weit weg oder muss seinen Kopf drehen, erzeugt es einen höheren Saugdruck. Das reizt auf Dauer die Brustwarzen. Achte darauf, dass dein Kind seinen Mund beim Andocken weit öffnet und den gesamten Warzenhof in seinen Mund nimmt. Das Baby liegt optimal an, wenn seine Lippen nach außen gestülpt sind, Nase und Kinn die Brust berühren.
  • Zu viel Milch: Ist die Brust zu prall mit Muttermilch gefüllt, kann der Mund deines Babys die Brustwarze nicht optimal umschließen. Dein Kind saugt dann an der Spitze der Brustwarze mit voller Kraft und beansprucht sie stark. Dass du zu viel Milch hast, merkst du daran, dass du einen starken Milchspendereflex hast, deine Brust spannt, du vielleicht ausläufst und dein Baby sich zu Beginn der Stillmahlzeit verschluckt oder sehr hastig trinkt. Vermutlich gerät beim Trinken etwas Luft mit in den Bauch und es hat häufiger Blähungen oder muss spucken. Bitte wende dich in diesem Fall an deine Hebamme. Sie sagt dir, was du tun kannst, um deine Milchmenge ein wenig zu reduzieren.
  • Zu wenig Milch: Auch Frauen, bei denen die Milch nur langsam fließt, klagen häufig über wunde Brustwarzen. Der Grund: Das Baby baut beim Stillen ein zu hohes Vakuum auf, um die Milch aus der Brust zu bekommen. Vielen Müttern hilft dann eine Brustmassage kurz vor dem Stillen, regelmäßiges Trinken von Stilltee oder häufigeres Anlegen des Babys. Besprich alle Maßnahmen aber bitte mit deiner Hebamme. Sie kennt dich im besten Fall gut und weiß, wie sie dir am besten helfen kann.
  • Anatomische Besonderheiten bei Mutter oder Kind: Richtige Anlegetechnik, ausreichend Milch – und trotzdem sind deine Brustwarzen wund? Jetzt ist es wichtig, deine Hebamme oder einen Arzt um Rat zu bitten. Ab und zu gibt es nämlich auch anatomische Besonderheiten, die das Stillen erschweren. Wenn dein Baby gerne am Finger saugt, sich aber wegdreht, sobald du ihm die Brust gibst, ist das ein Zeichen dafür, dass deine Brustwarze den Gaumen des Kindes beim Stillen nicht erreicht. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn du Hohl- oder Flachwarzen hast. Häufig hilft hier schon ein Stillhütchen.

Auch möglich: Das Kind hat ein zu kurzes Lippenbändchen und kann die Milch mit seiner Zunge nicht aus der Brustwarze massieren. Etwa 2 bis 10 Prozent aller Neugeborenen sind davon betroffen. Berate dich bitte mit deiner Hebamme, denn je nach Ausprägung reicht es schon, die Stillposition zu verändern. Hilft das nicht, muss ein Arzt das Lippenbändchen eventuell durchtrennen.

Meine Brustwarzen sind wund. Was kann ich dagegen tun?

Stillpositionen
© RomanovaAnn / iStock

Eines vorweg: Schau dir die oben aufgezählten Gründe genau an und überlege, ob das ein oder andere auf dich zutrifft. Denn nur, wenn du die Ursache der wunden Brustwarzen kennst und gezielt angehst, bringen auch die Tripps zur Selbstbehandlung etwas. Wenn du unsicher bist, bitte deine Hebamme oder eine Stillberaterin um Hilfe.

Das kannst du selber bei wunden Brustwarzen tun:

  • Stille dein Baby nicht erst, wenn es richtig hungrig ist und gierig versucht, Milch zu bekommen.
  • Lass dir Zeit beim Anlegen. Überprüfe deine Stillposition und die deines Kindes. Docke dein Baby ruhig wieder ab, wenn ihr noch nicht optimal sitzt bzw. liegt. (Das geht am besten, wenn du ihm den kleinen Finger in den Mundwinkel schiebst, damit der Unterdruck aufgehoben wird.)
  • Wechsel die Stillposition mit jeder Mahlzeit, damit nicht immer dieselbe wunde Haut beansprucht wird. In unserem Video zeigen wir dir unterschiedliche Haltungen.
  • Docke dein Baby ab, sobald es nur noch nuckelt oder einschlafen will.
  • Sind die Brustwarzen nur leicht gereizt und haben keine offenen Wunden, kannst du nach dem Stillen den letzten Tropfen Muttermilch auf den Brustwarzen verstreichen. Ihre antibakteriellen Inhaltsstoffe schützen deine Brust vor Infektionen.
  • Lass deine Brustwarzen nach dem Stillen an der Luft trocknen. Das fördert den Heilungsprozess.
  • Verzichte auf einen BH und trage weite Kleidung, damit nicht noch zusätzlich Reibung an den gereizten Mamillen entsteht.
  • Achte auf Hygiene und wasche deine Hände regelmäßig mit Wasser und Seife. Auch die Brustwarzen bitte täglich mit warmem Wasser und einer pH-neutralen Seife waschen. Anschließend mit einem sauberen Handtuch gut abtrocknen.


Diese Hilfsmittel helfen bei wunden Brustwarzen:

  • Nachdem die Brustwarzen getrocknet sind, kannst du sie mit etwas Wollfett einreiben. Das Fett musst du auch nicht abwaschen, wenn dein Kleines noch einen Nachschlag möchte.
  • Auch die Verwendung von Stillhütchen kann Erleichterung verschaffen. Und keine Sorge: Das bedeutet nicht, dass du dein Kind bis zum Abstillen mit diesem Hilfsmittel stillen musst. Wenn ihr euch eingespielt habt und sich deine Brustwarzen erholt haben, kannst du es wieder ohne versuchen.
  • Wechsle regelmäßig deine Stilleinlagen. Achte darauf, dass sie atmungsaktiv sind und deine Brust trocken ist.
  • Lege nach dem Stillen kühle Kompressen auf deine Brustwarzen. Du kannst die Kompressen selber machen, indem du sie mit schwarzem Tee beträufelst, oder du kaufst fertige Kompressen (z.B. Multi-Mam-Kompressen) in der Apotheke. Sie lindern den Schmerz.
  • Hilft nicht nur beim wunden Babypo: Heilwolle. Nach dem Stillen einfach ein daumengroßes Stück auf die getrockneten Brustwarzen legen. Die Wolle wirkt entzündungshemmend und pflegt die beanspruchte Haut.
Schmerzen beim Stillen: Wunde Brustwarzen: Das hilft dir jetzt

Wie lange dauert der Heilungsprozess?

Wie du weiter oben gelesen hast, gibt es viele Dinge, die du ausprobieren kannst, um deine wunden Brustwarzen zu behandeln. Wichtig ist jedoch, dass du der Ursache auf den Grund gehst. Ist sie gefunden und behoben, heilen die Brustwarzen meist innerhalb weniger Tage. Der Schmerz lässt deutlich nach. Tritt dennoch keine Besserung ein, wende dich bitte an deine Hebamme oder einen Arzt. Eventuell liegt eine Infektion mit Hefepilzen (Soor) vor, die die Heilung erschweren.

Wunde Brustwarzen – soll ich das Stillen lieber lassen?

Milch abpumpen
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Wenn jede Stillmahlzeit zur Tortur und der Schmerz unerträglich wird, ist es klar, dass du darüber nachdenkst, das Stillen sein zu lassen und auf Fläschchen umzusteigen. Medizinisch gesehen gibt es dafür jedoch keinen Grund. Denn selbst wenn deine Brustwarzen eine offene Wunde haben, blutig sind oder eitern, schadet das deinem Baby nicht. Vielleicht spuckt es ein wenig bräunliche Milch oder hat einen dunklen Stuhl. Das ist aber kein Grund zur Sorge und vergeht meist, sobald die Brustwarzen verheilt sind.
Klar, die Schmerzen kosten dich Kraft und zehren an den Nerven. Da ist es sicher gut, dir eine Verschnaufpause zu verschaffen. Vielleicht kannst du eine vorübergehende Stillpause einlegen und die Milch abpumpen? So können sich deine Brustwarzen erholen und du kannst ein wenig Abstand zu dem schwierigen Stilstart gewinnen. Alles auf Null sozusagen und mit neuer Energie und richtiger Stilltechnik noch einmal von vorne beginnen. Wenn du dich mal unter Müttern umhörst, deine Hebamme fragst oder in unserem Urbia-Forum stöberst, wirst du feststellen, dass viele Frauen grade zu Beginn des Stillens Schwierigkeiten mit wunden Brustwarzen hatten. In den allermeisten Fällen konnte das jedoch gut behandelt werden und Mutter und Kind hatten später noch eine problemlose Stillzeit.
Und trotzdem ist das oberste Ziel, dass es dir als Mutter gut geht. Wenn du lieber abstillen möchtest, weil der Schmerz einfach zu groß ist, dann ist das auch völlig in Ordnung. Wichtig ist, dass ihr beide eine schöne und innige Zeit habt, ob mit Brust oder Fläschchen.

Quellen:
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe: S3-Leitlinie: Therapie entzündlicher Brusterkrankungen in der Stillzeit
La Leche Liga Deutschland e.V
www.familienplanung.de
www.still-lexikon.de
www.frauenaerzte-im-netz.de


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