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Wochenfluss Lasst uns über Blutungen sprechen!

Mutter mit ihrem Neugeborenen im Krankenhausbett
© tbate54 / Shutterstock
Schwangerschaft heißt für viele Frauen auch: endlich mal nicht jeden Monat Regelblutung. Doch auf die Geburt folgt die Ernüchterung: der Wochenfluss! Mit ihm scheint der Körper die Blutungspause regelrecht ausgleichen zu wollen. Was der Wochenfluss ist, wie er normalerweise verläuft und was sonst noch wichtig ist, liest du hier.

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Einer der Vorteile einer Schwangerschaft ist für zahlreiche Frauen zweifelsohne das Ausbleiben ihrer Regelblutung – klar, Menstruation ist einerseits das Natürlichste auf der Welt, aber andererseits ist es auch mal schön, nicht jeden Monat Krämpfe zu haben, Körperflüssigkeiten zu managen und Geld für Hygieneprodukte auszugeben. Mit der Geburt ist die Verschnaufpause allerdings vorbei.

Hier erfährst du, was dich erwartet, von Ausflussdauer bis Konsistenz – und wir fragen uns zum Schluss, warum das Thema Blutungen von Frauen in der Gesellschaft eigentlich immer noch so schwierig zu sein scheint. 

Wochenfluss: Warum bluten Frauen nach der Geburt?

Mit dem Ablösen der Plazenta entsteht eine Wunde an der Gebärmutterschleimhaut. Der Wochenfluss, medizinisch auch Lochien genannt, ist die Folge. Bei ihm handelt es sich um eine Mischung aus:

  • Blut,
  • kleinen Teilen der Gebärmutterschleimhaut,
  • Schleim
  • und weißen Blutkörperchen.

Ähnlich wie bei einer Periode wird diese postnatale Blutung dadurch verursacht, dass Teile der Gebärmutterschleimhaut abgestoßen werden und sich die Gebärmutter regeneriert. Die Gebärmutter zieht sich durch die Nachwehen zusammen und hilft so bei der Rückbildung

Wie lange dauert der Wochenfluss normalerweise?

Normalerweise dauert der Wochenfluss zwischen vier bis sechs Wochen nach der Geburt. Stillen verstärkt die Nachwehen übrigens und kann so die Dauer des Wochenflusses verkürzen. 

Wie sieht die Blutung eigentlich aus?

Der Wochenfluss bleibt nicht die ganze Zeit über gleich. Konsistenz und Farbe verändern sich über den Blutungszeitraum. 

  1. In den ersten 24 Stunden nach der Geburt ist der Wochenfluss am stärksten. Er ist hellrot, flüssig und enthält nicht selten geronnenes Blut in Form von Blutklümpchen, die Neu-Mamas aufgrund ihrer oftmals nicht unerheblichen Größe im ersten Moment erschrecken können. Es ist in diesen ersten 24 Stunden auch nicht ungewöhnlich, die Binde stündlich wechseln zu müssen.
  2. Ab dem zweiten Tag nimmt die Stärke der Blutung etwas ab und die Größe und Häufigkeit von Blutklümpchen verringert sich. Sie können immer noch vorkommen, allerdings sollten sie jetzt kleiner sein als noch kurz nach der Geburt.
  3. Nach etwa einer Woche ändert sich die Farbe des Ausflusses und liegt irgendwo zwischen pink-rot oder hellbraun. Die Stärke der Blutung lässt nun nach und du solltest deine Binden weniger häufig wechseln müssen.
  4. Nach etwa elf Tagen fühlen sich die meisten Frauen wieder aktiver – das kann vereinzelt zu rötlichem Ausfluss führen. Grundsätzlich ist der Wochenfluss nun heller (fast gelblich) und schwächer als zuvor.
  5. Zwischen den Wochen drei und vier nach der Geburt ist die Blutung normalerweise nur noch minimal. Allerdings ist es nicht ungewöhnlich, cremefarbenen beziehungsweise fast durchsichtigen Ausfluss in der Binde vorzufinden. Darin kann auch braunes oder rotes Blut vermischt sein.
  6. Die Wochen fünf und sechs des Wochenbetts leiten meistens auch das Ende der postnatalen Blutungen ein. Es kann dennoch vereinzelt zu Schmierblutungen kommen. 

Es gibt Zeiten im Wochenbett, an denen Frauen festgestellt haben, stärker zu bluten:

  • beim Stillen
  • am Morgen
  • nach körperlicher Anstrengung

Übrigens: Frauen, die ihr Kind per Kaiserschnitt auf die Welt bringen, sind ebenso vom Wochenfluss betroffen wie solche, die eine vaginale Geburt haben. Allerdings kann er insgesamt kürzer und schwächer ausfallen.

Welche Binden eignen sich im Wochenbett?

Direkt vorneweg: Tampons eignen sich nicht für den Wochenfluss. Abgesehen davon, dass sie gerade am Anfang kaum mit der Menge an Ausfluss klarkämen, können sie Bakterien übertragen! Und eine Geburt hinterlässt nun mal eine nicht zu unterschätzende Wunde im Inneren des Körpers, die sich im schlimmsten Fall infizieren kann. Und auch normale Binden – selbst in Maxi- oder Nacht-Ausführungen – können zumindest in der ersten Woche wenig ausrichten. 

Die Antwort sind also Wochenbett-Binden, die dicker und länger sind als die herkömmlichen Varianten. Allerdings scheinen deutschen Drogeriemärkte passende Binden für das Wochenbett nicht immer in ihrem regulären Sortiment zu führen. So muss Frau also meist ins Internet, um sich mit reichlich Wochenbett-Binden für die Krankenhaustasche einzudecken. Achte beim Kauf idealerweise darauf, dass sie atmungsaktiv und aus Baumwolle sind.   

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Symptome möglicher Komplikationen

So normal wie der Ausfluss nach der Geburt auch ist, solltest du doch im Blick behalten, wie er sich verändert. Denn es kann auch immer mal zu Komplikationen kommen, wie beispielsweise zu Wochenflussstau, medizinisch Lochialstau genannt. Dies geschieht, wenn der Ausfluss nicht richtig abfließen kann und sich stattdessen in der Gebärmutter staut. Das kann zu einer Infektion führen, die dann mit Antibiotika behandelt werden muss. 

Symptome, bei denen du deinen Arzt oder deine Ärztin konsultieren solltest:

  • wenn du nach den ersten 24 Stunden öfter als einmal pro Stunde deine Binde wechseln musst
  • wenn der Ausfluss auch nach mehr als einer Woche hellrot ist
  • fauliger Geruch, der auf eine Infektion hindeuten kann
  • Fieber und / oder Schüttelfrost
  • Schwindelgefühl
  • ein unregelmäßiger Herzschlag / Herzrasen

Warum ist es immer noch so ein Tabu, über Blutungen zu sprechen?

Manche werden jetzt sagen: Klar, in anderen, nicht westlichen Kulturen müssen Frauen vielleicht auch heute noch zum Menstruieren in Hütten abseits des Dorfes gehen, Männer sind bei den Geburten grundsätzlich unerwünscht und im orthodoxen Judentum schlafen Verheiratete nicht im selben Zimmer, wenn die Frau ihre Tage hat. 

Aber das ist nicht die ganze Geschichte: Denn die Stigmatisierung von weiblichem Blut ist auch in unserer vermeintlich aufgeklärten westlichen Gesellschaft im 21. Jahrhundert präsent – dies äußert sich nicht nur in zweifelhaften Erfindungen zur Entsorgung von Menstruationsprodukten, die im Privatfernsehen einem Millionenpublikum präsentiert werden, sondern bereits in der Suche nach einem modernen Begriff für Hygieneprodukte im Wochenbett. Da finden sich auf Webseiten von Online-Shops urzeitliche Bezeichnungen wie “Wöcherinnen-Vorlagen“

Und dass ein erfolgreicher Einkauf dieser “Wöcherinnen-Vorlagen“ in einem deutschen Drogeriemarkt dann noch nicht mal ohne Weiteres möglich ist, sagt auch etwas aus; Nämlich ungefähr das hier: Blut, wie peinlich – liebe Frauen bestellt eure Hygieneprodukte doch bitte schön dezent und unauffällig im Netz! Gleichzeitig findet sich in der Hygiene- und Verhütungsmittel-Abteilung nicht selten Sexspielzeug ...

Kurzum, es besteht noch viel Aufklärungsbedarf, der dann im Idealfall zu einer Entstigmatisierung von Blutungen bei Frauen im Allgemeinen und beim Thema Wochenfluss im Speziellen führen kann. Über Blutungen zu sprechen und sie nicht zu verheimlichen, ist ein guter Anfang.

Fazit: Der Wochenfluss ist ein natürlicher und notwendiger Heilungsprozess im Wochenbett. Stell dich darauf ein, dass er die ersten Tage stark sein wird. Wenn du dir Sorgen machst – ob nun über seine Stärke, Farbe oder die Größe der Blutklümpchen – sprich auf jeden Fall mit deiner Hebamme.

Quellen:

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ELTERN

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