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Fruchtbarkeit Wie lange überleben Spermien?

Spermien, die in unterschiedliche Richtungen schwimmen.
© BlackJack3D / iStock
Im Körper, an der Luft, auf der Hand oder tatsächlich im Mund: Wie lange Spermien überleben, liegt an ihrer Umgebung. Aber wo lebt es sich als Samenzelle leichter und wo überhaupt nicht gut? Wir haben für euch medizinische Studien gewälzt und die wichtigsten Fakten zusammengetragen.

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Auf einen Blick

  • Spermien machen weniger als ein Prozent des Ejakulats aus.
  • Um zu überleben, sind sie auf die Samenflüssigkeit angewiesen. Trocknet sie, sterben die Spermien schnell ab.
  • Nach ihrer etwa zehnwöchigen Entwicklung im Hoden, reifen und lagern die Samenzellen im Nebenhoden, wo sie bis zu einem Monat überleben können.
  • Samenfäden können bis zu fünf Tage in der Gebärmutter und in den Eileitern der Frau überleben.

Ob du gerade eine Schwangerschaft planst oder dir über deine Verhütung Gedanken machst: Die Spermien deines Partners spielen in jedem Fall eine erhebliche Rolle. Kleiner Spoiler-Alert vorne weg: Die kleinen Kerlchen haben es nicht leicht!

Aber zuerst einmal: Woraus bestehen sie eigentlich? Tatsächlich beträgt die Menge der Spermien weniger als ein Prozent des Ejakulats. Der Großteil ist Samenflüssigkeit, die sich aus Sekreten verschiedener Drüsen und dem Samenplasma zusammensetzt. Warum die Samenzellen für ihr Überleben auf so eine große Menge Flüssigkeit angewiesen sind, erklären wir im nächsten Absatz. Vorher aber noch mal zurück zum Aufbau eines Spermiums: Es ist nur 0,05 Millimeter groß. Um es zu betrachten, braucht man ein Mikroskop. Und wie sieht es aus? In seiner Form ähnelt ein Spermium ein bisschen einer Kaulquappe. Es hat einen ovalen Kopf, einen kurzen Hals, einen Mittelteil sowie einen verhältnismäßig langen Schwanz, den es zur Fortbewegung braucht.

Was braucht eine Samenzelle generell zum Überleben?

Ganz einfach: die Samenflüssigkeit! Ohne sie sind die winzigen Überlebenskämpfer schnell aufgeschmissen. Trockenheit, zu hohe Temperaturen oder nicht zuletzt das saure Millieu in der Scheide der Frau machen ihnen das Leben schwer. Welches Umfeld welche Schwierigkeiten birgt und wie du dennoch schwanger werden kannst (oder eben nicht), erläutern wir hier:
 

Fruchtbarkeit Männer

Wie lange überleben Spermien im Hoden?

Der Hodensack des Mannes bietet seinem Sperma einen wohltemperierten Heimathafen. Hier herrscht mit etwa 35 Grad Celsius das ideale Klima für die Samenproduktion. Im Hoden dauert die Reifung der männlichen Samenzellen um die zehn Wochen. Im Nebenhoden, wo sie nach ihrer Entwicklung reifen und lagern, können sie bis zu einem Monat überleben. 

Doch im äußeren Umfeld lauern Gefahren: Heißes Badewasser oder Sport, der den Intimbereich zum Schwitzen bringt, können die Temperatur des Hodens in die Höhe treiben. Umgekehrt ist zu viel Kälte auch nicht gut, da sie die Beweglichkeit der Samenzellen hemmt.

Aber kein Grund, in Panik auszubrechen: Der Samensack des Mannes ist auf solch widrige Einflüße vorbereitet. Eine Muskelschicht in der Haut des Hodensacks reguliert dessen Durchblutung. Bei kalten Temperaturen zieht sie sich zusammen, und so den Hodensack näher an den wärmenden Körper des Mannes heran. Bei Hitze lockert sie sich wieder. Mit dieser Funktion schützt der Samensack seinen wertvollen Inhalt bei Temperaturschwankungen.

Wie lange überleben Spermien im Körper der Frau?

Spermien auf ihrem Weg zur Eizelle.
© BlackJack3D / iStock

Grundsätzlich können Samenfäden bis zu fünf Tage in der Gebärmutter und in den Eileitern der Frau überleben. Dort müssen sie aber erst einmal hinkommen. Nicht ganz einfach, denn die Scheide ist erstmal Feind des Spermiums. Besonders an den unfruchtbaren Tagen im Zyklus herrscht in der Vagina ein für den männlichen Samen ungünstiges Klima. Das saure Scheidenmilieu setzt ihm zu und die Samenfäden sterben innerhalb von Minuten ab.

Anders ist es kurz vor dem Eisprung. Da ist der Gebärmutterhals, der sonst von dickem Schleim blockiert wird, etwas durchlässiger. Aber selbst bei guten Bedingungen rund um den Eisprung erreichen nur etwazehn Prozent der bis zu 200 Millionen Samenfäden überhaupt den Eingang des Gebärmutterhalses. Und dessen Schleim ist wiederum so strukturiert, dass er unförmige Kandidaten am Weiterschwimmen hindert.

Schafft es ein Spermium trotz aller Widrigkeiten, bis zur Eizelle durchzukommen und in sie einzudringen, beginnt die Zellteilung. Läuft jetzt alles gut, nistet sich die so genannte Blastozyte nach etwa drei Tagen in der Schleimhaut der Gebärmutter ein. Das Spermium hat sein Ziel erreicht: Du bist schwanger!

Wie lange überleben Spermien an der Luft?

Außerhalb des menschlichen Körpers befinden sich Spermien in noch feindlicherem Gebiet. An der Luft können sie zwar, in Ausnahmefällen (zum Beispiel in einer Art Samenpfütze), bis zu 24 Stunden überleben, normalerweise aber nur wenige Minuten. Denn sobald sich die Spermien nicht mehr frei in der Samenflüssigkeit bewegen können, trocknen sie aus. Und sind die sie erst einmal ausgetrocknet, können sie eigentlich nicht wieder ‚reanimiert‘ werden.

Eigentlich, denn es gibt eine Ausnahme: Manche Labore nutzen luftgetrocknete Spermien (air-dried sperm) für die künstliche Befruchtung der Frau. Hier wird das luftgetrocknete Sperma rehydriert und dann in die Eizelle eingeführt. Damit diese Methode gelingen kann, solltest du wissen, wann du deine fruchtbaren Tage hast.

Wie lange überleben Spermien an der Hand und auf der Haut?

Es geht weiter in der Abwärtsspirale des geeigneten Lebensraums. Für eine mögliche Befruchtung der Eizelle müssten sie mit der Hand direkt in die Vagina eingeführt werden. Aber die Wahrscheinlichkeit einer daraus resultierenden Schwangerschaft ist deutlich geringer, als sie es beim Geschlechtsverkehr wäre. Die Haut macht Spermien immobil, also bewegungsunfähig, und sie trocknen schnell aus. Sperma, dass nur äußerlich an die Scheide der Frau gerät, hat ebenfalls nur eine kurze Überlebensdauer.

Wie lange überleben Spermien im Badewasser?

Wie lange überleben Spermien?
© Christoph Burgstedt / iStock

Warmes oder heißes Badewasser ist ein wahrer Spermien-Killer. Tests im Labor haben gezeigt, dass sie, wenn sie mit dem Wasser in Berührung kommen, bereits nach wenigen Sekunden sterben. Wer also schwanger werden möchte, verzichtet besser auf Geschlechtsverkehr im warmen Wasser und verlegt ihn stattdessen an trockene Orte. Als hundertprozentige Verhütungsmethode können wir Wasserspiele dennoch nicht empfehlen.

Und wie lange überleben Spermien im Mund?

Studien scheint es hierzu bisher nicht zu geben. In den Weiten des Internets findet sich ein englischer Beitrag zur forensischen Forschung in dem festgestellt wird, dass es leichter ist die Präsenz von Sperma in Speichelproben nachzuweisen, als in einem Abstrich der Mundhöhle. Wenig überraschend: Die Überlebensdauer wurde hier nicht untersucht. Also bleibt nur die Geschichte vom „Samenraub“ in der Besenkammer. Ist es wirklich möglich, durch beim Oralverkehr gewonnenes Sperma schwanger zu werden? Diese Frage stellten sich damals sicher unzählige Menschen. Offiziell geklärt wurde sie nie.

Wann ist es sinnvoll, das Ejakulat untersuchen zu lassen?

All diese Berechnungen und Schätzungen gehen davon aus, dass das Sperma gesund und befruchtungsfähig ist. Aber das ist natürlich nicht immer der Fall. Wenn nach mehr als einem Jahr ungeschützten Geschlechtsverkehrs eine Schwangerschaft ausbleibt, ist es sinnvoll, die Qualität des Spermas zu prüfen, und zwar mit einem Spermiogramm. Kriterien für eine aussagekräftige Diagnose sind unter anderem die Anzahl der Spermien pro Milliliter Ejakulat, wie hoch deren lebendiger Anteil ist und wie viele der lebendigen Samenfäden sich tatsächlich fortbewegen können. Desweiteren spielen der pH-Wert, die Form der Spermien und die Anzahl der Leukozyten (weißen Blutkörperchen) eine Rolle in der Auswertung.

Kann Mann seinem Sperma auf die Sprünge helfen?

Auf Faktoren wie Luftqualität und die eigenen Gene hat Mann wenig Einfluß. Aber das heißt nicht, dass er gar nichts tun kann: Gesunde Ernährung, regelmäßiger Sport und der Verzicht auf Genussmittel wie Alkohol und Zigaretten wirken sich positiv auf die Qualität des Spermas aus. Und abgesehen davon, ein bisschen Körperertüchtigung zwischen den Bettlaken (oder anderswo) macht auch Spaß!

Quellen:

  • Ejakulatsdiagnostik: Spermiogramm nach den neusten WHO-Kriterien, PD Dr. med. Alexander Müller, Januar 2012.
  • World Health Organization: WHO Laboratory Manual for the Examination of Human Semen and Sperm-Cervical Mucus Interaction. 5. Auflage. Cambridge 2010.
  • Sperm transport in the female reproductive tract, S.S. Suarez, A.A. Pacey aus Human Reproduction Update, Ausgabe 12, 1. Auflage, Januar/Februar 2006, Seiten 23–37.
  • The Detection of Spermatozoa in the Mouth, G.M. Willott, M.A. Crosse aus Journal of the Forensic Science Society
    Ausgabe 26, 2. Auflage, März 1986, Seiten 125-128.
  • Fertility and Sterility, Wallace-Haagens MJ, Duffy BJ Jr, Holtrop HR, Studie: 1975.

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