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Kleinkind Ernährung Was kommt nach dem Brei?

Was kommt nach dem Brei?
Was kommt nach dem Brei?
© Thinkstock
Mit einem Jahr wollen Kinder essen, was die Großen auf dem Teller haben. Eine Köchin und eine Ernährungsexpertin sagen, worauf Sie dabei achten sollten.
Wie sieht bloß gesunde Ernährung für ein Kleinkind aus?

Mein Sohn Laurin ist dreizehn Monate alt und verweigert neuerdings sein Gläschen. Er schlägt mir den Löffel aus der Hand, schüttelt energisch den Kopf und sagt entschlossen: Neinnein! Dann deutet er begehrlich auf meinen Teller; davon will er haben! Vor mir liegt eine Fertigpizza, und natürlich ist mir klar, dass gesunde Ernährung für ein Kleinkind anders aussieht. Bloß wie?
Ich brauche Rat - und zwar ganz praktischen. Den bekomme ich von Traudi Wölk, Köchin in der städtischen Kinderkrippe Keilberthstraße, die nach dem Ernährungskonzept "OptimiX" des Forschungsinstituts für Kinderernährung arbeitet. Traudi Wölk kocht täglich für 48 Kinder im Alter zwischen sieben Monaten und drei Jahren und weiß daher, was Kinder gern essen. Sie sagt mir, was morgens, mittags, abends und zwischendurch auf den Tisch oder direkt in die Hand soll.
Alles, was ernährungswissenschaftlich wichtig ist, erfahre ich von Dr. Imke Reese, Ernährungsberaterin aus München. Sie hat mir bereits bei Fragen zur Fläschchennahrung und zur Gläschenkost beigestanden. Wie gesunde Mahlzeiten für einjährige Kinder, die dem Babybrei entwachsen sind, aussehen? Hier die Vorschläge der Expertinnen:

Ein Mädchen hält einen Bund Möhren vor ihr Gesicht.

Das Frühstück

Möglichst frische und naturbelassene Lebensmittel.

Naturjoghurt (3,5 % Fett) mit Flocken, Rosinen, frischem Obst oder 1 Scheibe Brot mit Butter und Käse, Wurst, Marmelade oder Honig und eine Tasse Milch

Das sagt die Köchin:
"Kinder sollen fünfmal am Tag frisches Obst oder Gemüse bekommen, also fange ich gleich morgens mit Müsli und Obst an. Für die ganz Kleinen ist es gut, die Flocken vorher einzuweichen, dann rutschen sie besser. Unser Basis-Müsli mischen wir aus Hafer- oder Hirseflocken, Sonnenblumenkernen und Leinsamen. Dazu geben wir Rosinen, getrocknete Aprikosen, Feigen und Datteln oder frisches Obst."

Das sagt die Ernährungsexpertin:
"Beide Frühstücksideen überzeugen mich. Wichtig ist, dass Eltern von Kleinkindern hochwertige Lebensmittel kaufen, weil die Kleinen noch nicht so viel essen und sich die wichtigen Nährstoffe nicht über eine große Menge Nahrung holen können. Also: frische und naturbelassene Lebensmittel möglichst aus dem Bioladen besorgen. Das Brot sollte aus dem vollen Korn gemahlen sein, damit es genügend Nähr- stoffe enthält. Dinkelbrot schmeckt Kindern nach meiner Erfahrung besonders gut. Grobkörniges Vollkornbrot mögen die meisten Kleinkinder nicht. Dass Vollkornbrot immer dunkel ist, stimmt nicht. Es kann auch aussehen wie Mischbrot. Fragen Sie den Bäcker.

Als Belag fürs Brot eignen sich: Schnittkäse (30–45 % Fett), Frischkäse, gekochter Schinken, Putenbrustaufschnitt. Salami enthält zu viele versteckte Fette. Gelbwurst und Wiener sollten aus dem Bioladen stammen, dann sind keine Bindemittel drin und der Fleischanteil ist höher. Zum Müsli: Es darf auch eine Fertigmischung sein, nur sollte sie keinen Zucker enthalten (auch als "Saccharose", "Fructose", "Glukose" oder "Maltodextrin" deklariert). Wenn doch, Finger weg oder das Ganze mit Basis-Müsli mischen. Noch gesünder wird ein Müsli, wenn es mit Weizenkeimen (Drogeriemarkt) angereichert ist, denn die liefern wichtige Folsäure."

Schnelle und gesunde Rezepte für Kinder

Eltern Fallbackbild

1. Zwischenmahlzeit

Obst

Das sagt die Köchin:
"Ich empfehle Obst der Saison: im Winter Äpfel, Birnen und Zitrusfrüchte, im Sommer Melonen, im Herbst Weintrauben. Kinder essen mit den Augen. Deshalb gibt es Obst bei mir in kleinen, ansehnlichen Stückchen."

Das sagt die Ernährungsexpertin:
"Manchen Kindern reicht Obst allein nicht. Dann kann man zusätzlich Müsli oder Joghurt geben (wenn es morgens Brot gab) oder einen Vollkornzwieback, eine Dinkelstange oder Reiswaffel."

Kleinkind Ernährung : Was kommt nach dem Brei?

Das Mittagessen

Zum Anbraten am besten Kokosfett oder Olivenöl.

Gemüse mit Kartoffeln/Reis/Nudeln/Hirse etc. und Fleisch/Fisch

Das sagt die Köchin:
"Mein Tipp: Kartoffeln mit Butter und Kohlrabigemüse. Aber auch wenn man Nudeln mit Tomatensauce kocht, kann man Gemüse wie Zucchini oder Blumenkohl in der Sauce 'verstecken'. Suppen sind schnell gemacht, und man hat zu Hause auch noch etwas für den nächsten Tag. Was Kinder auch mögen: Risotto mit Gemüse. Oder grüne Pfannkuchen: Einfach Gemüse in die Pfanne geben (Zucchinischeiben, Tiefkühlerbsen o. Ä.), den Teig darübergießen und ganz normal rausbacken. (Wenn Süßes gefragt ist, Gemüse durch Apfelscheiben ersetzen.)

Fleisch verarbeite ich gern zu Hackbällchen oder Frikadellen. Fisch dünste ich als Filets in der Pfanne, gebe Ananasstückchen dazu und würze mit wenig Curry und Salz. Dazu gibt es Reis. Und noch ein Tipp: Verwenden Sie zum heißen Anbraten Kokosfett und für niedrige Temperaturen ein gutes Olivenöl, so gehen die Fettsäuren nicht verloren."

Das sagt die Ernährungsexpertin:
"Gemüse und Obst sind die Lieferanten für Vitamine und Mineralstoffe. Besonders grüne Gemüsesorten (Spinat, Brokkoli, Endiviensalat) enthalten viel Folsäure, die Kinder im Wachstum brauchen. Fisch liefert Jod, am besten, man serviert ihn einmal pro Woche. Grätenfreier Seelachs ist sehr beliebt. Aber warum nicht mal zum Abendessen eine geräucherte Makrele? Für die Blutbildung brauchen kleine Kinder Eisen. Deshalb sollte Fleisch zwei- bis dreimal pro Woche auf den Teller kommen (Wochenanteil: 100 g). Dazu eine Tasse Orangensaftschorle, das erleichert dem Körper die Eisenaufnahme.

Frische Kartoffeln (Pell-, Folienkartoffeln, frischer Kartoffelbrei) sind besser als Fertigprodukte. Für Reis - er sollte ungeschält sein - und Nudeln gilt das Gleiche wie für Brot: lieber Vollkornprodukte nehmen. Wer von Anfang an daran gewöhnt ist, muss sich später nicht umstellen. Meist sind es die Eltern, die sich harttun mit der gesunden Ernährung. Aber es lohnt sich!"

2. Zwischenmahlzeit

Obst

Das sagt die Köchin:
"Alternativ kommen auch Fruchtjoghurt oder Fruchtpudding in Frage. Viele Kinder mögen am Nachmittag etwas Süßes."

Das sagt die Ernährungsexpertin:
"Ab und an ein Stück Kuchen oder ein Rosinenbrötchen ist erlaubt. Bei Kindern dürfen zehn Prozent der täglichen Energiezufuhr aus zucker- oder fettreichen Süßwaren (einschließlich Haushaltszucker) bestehen. Das entspricht z. B. einer Kugel Eiscreme und zwei Teelöffeln Marmelade."

Das Abendessen

1 Scheibe Brot mit Butter und Käse/Wurst und Rohkost (Gurke, Tomate, Radieschen etc.)

Das sagt die Köchin:
"Wir schneiden die Brotscheiben relativ dick und bestreichen sie dünn. Rohkost als Fingerfood geht schneller weg, als man schauen kann."

Das sagt die Ernährungsexpertin:
"Für gesunde Ernährung gibt es eine kurze Faustformel: reichlich pflanzlich, mäßig tierisch und sparsam Zucker und Fett. Im Klartext heißt das: viel Obst und Gemüse, mäßig Fleisch- und Milchprodukte,wenig Süßes."

Noch ein Wort zum Trinken

Am besten geeignet ist Leitungswasser oder Mineralwasser. Säfte (auch solche aus 100 % Frucht) haben einen genauso hohen Zuckeranteil wie Limonaden und liefern entsprechend Kalorien. Wer nicht verzichten möchte, sollte sie im Verhältnis 3:1 verdünnt ab und zu als Schorlen anbieten.

Stichwort Milch: Ein Kind sollte täglich etwa 300 ml Milch zu sich nehmen. Morgens Müsli, vormittags Joghurt, mittags Nudeln in Sahnesauce und abends Käse wären definitiv zu viel. Ab dem ersten Geburtstag sollten Kinder Milch aus der Tasse trinken. Der Grund: Aus der Flasche trinken sie oft deutlich mehr.


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