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Geburt Wassergeburt: Alle Vor- und Nachteile auf einen Blick

Wassergeburt: Neugeborenes
© mshallenberg / iStock
Mehr als ein Drittel aller schwangeren Mütter wünscht sich eine Wassergeburt. Und viele Kliniken bieten Wassergeburten an. Trotzdem schwimmen nur die wenigsten Babys tatsächlich auf die Welt. Warum? Was spricht gegen eine Geburt im Wasser – und was dafür?

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Wie verläuft eine Wassergeburt?

Einen festen Ablauf für eine Wassergeburt gibt es nicht. Sicher ist nur: Die wenigsten Frauen verbingen die Geburt von der ersten bis zur letzten Wehe im Wasser. Denn welche Phasen der Geburt die werdende Mutter im Wasser verbringen möchte, ist ganz verschieden. Manche Frauen verbringen gerne die ersten Stunden im Wasser, andere entscheiden sich erst dazu, wenn wenn die Geburt schon weiter fortgeschritten ist. Empfindet die Frau Wanne oder Wasser als unangenehm, kann sie jederzeit wieder aussteigen. Anders als die Badewanne zu Hause sind die Geburtsbecken in Klinik oder Geburtshaus mit Stützen und Griffen versehen. Das ist praktisch, um sicher und bequem in die Wanne zu kommen und wieder auszusteigen.

Was passiert direkt nach der Wassergeburt?

In der Wehenarbeit mögen die meisten Frauen oft eher lauwarmes Wasser um 32 bis 35 Grad Celsius. Kurz bevor das Baby kommt, lassen die Hebammen so viel warmes Wasser zulaufen, dass um die 37 Grad erreicht werden: die vertraute Temperatur, die es vom Fruchtwasser kennt. Das genießen Neugeborene – Wasserbabys sind oft besonders entspannt und wach.
Wird das Kind im Wasser geboren, kann die Mutter das Neugeborene direkt zu sich auf die Brust legen. Abnabeln hat genauso viel Zeit wie an Land. Viele Wasser-Mütter bleiben noch bis zu einer halben Stunde mit Baby im Wasser. Und steigen dann mit dem Kleinen auf dem Arm an Land. Auch das erste Anlegen geht gut in der Wanne: ein bisschen hochrutschen, ein kleines Schwimmkissen im Rücken und schon kann dieser erste innige Kontakt zwischen Mami und Kind beginnen.

Besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko?

Nein. Wassergeburten gibt es in Deutschland seit über 30 Jahren. Genauso lang gibt es Studien zum Infektionsrisiko, und das ist nicht größer als bei Geburten auf dem Land. Selbst wenn das Wasser nach der Geburt nicht so ganz klar ist, wie es aus der Leitung kam. Doch wer sich einmal beim Spülen an einem Glas geschnitten hat, weiß, wie viel Wasser man mit ein bisschen Blut dramatisch einfärben kann.

Wo kann mein Kind im Wasser zur Welt kommen?

Fast überall. Viele Geburtskliniken und Geburtshäuser bieten Wassergeburten an. Auch bei der Hausgeburt kann das Kind in der Badewanne geboren werden. Wirklich freie Wahl zwischen Badewanne und Land gibt es vor allem in Geburtshäusern und im eigenen Badezimmer. Laut Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe liegt die Quote der ambulanten Wassergeburten im Geburtshaus oder zu Hause in der Badewanne bei fast 25 Prozent. Das liegt daran, dass die Hebammen dort nicht den Sachzwängen ihrer Kolleginnen unterliegen, die in der Klinik arbeiten.

Wie wähle ich die richtige Klinik für die Wassergeburt aus?

Gebärwanne im Krankenhaus
© upixa / iStock

Frag nach exakten Zahlen. Jede Geburtsklinik dokumentiert ihre Entbindungen, daher kann jedes Krankenhaus genau sagen, wie viele von 100 Kindern im Wasser geboren werden. Erst ab einer Quote von 25 Prozent darf sich Ihre Klinik wirklich zu den Befürwortern der Entbindung in der Wanne rechnen. Das ist auch gut so, denn je weniger Erfahrung ein Krankenhaus mit Wassergeburten hat, umso häufiger haben die Geburtshelfer Angst, in der Wanne könnte womöglich mehr passieren als im Trockenen – und werden abraten.
Außerdem wichtig: Frag deine Hebamme, zu welchem Zeitpunkt unter der Geburt sie Frauen empfiehlt, in die Wanne zu steigen. Idealerweise tut sie es dann, wenn der Muttermund bereits drei bis fünf Zentimeter geöffnet ist. Das erhöht die Chance, dass die Gebärende tatsächlich bis zur Austreibungsphase im Wasser bleibt. Denn stundenlang im Wasser treiben, das mögen nur wenige Schwangere.

Ist die Wassergeburt besonders anstrengend?

Ja, vor allem für die Geburtshelfer. Denn auch wenn moderne Gebärwannen höher gebaut sind als die normale Badewanne zu Hause – Hebammen und Ärzte müssen in die Knie gehen und sich weit vorbeugen, um die Schwangere zu untersuchen. Das ist alles andere als bequem, daher geht eine Wassergeburt in der Klinik oft so: Nach etwa einer Stunde Wehen, also noch in der Eröffnungsphase, darf die werdende Mutter ins Wasser, sofern sie Lust darauf hat. Wird es ernst, wird sie meist dazu ermuntert, wieder rauszukommen. Denn neben dem CTG sieht jedes Haus vaginale Untersuchungen in bestimmten Abständen vor. Das stellt zwar aus medizinischer Sicht überhaupt kein Problem dar, ist aber mühsamer, wenn die Frau in der Wanne liegt. Zusätzlich anstrengend für die Geburtshelfer: Dammschutz und schließlich das Baby auf die Welt führen, denn auch das geht in rückenschonender Höhe einfach besser. Ideal für die Zusammenarbeit ist es daher, wenn die Geburtshelfer zur Frau ins Wasser steigen. Doch das kompliziert den Klinikalltag, weil die Geburtshelfer oft zwischen zwei oder noch mehr Geburten in benachbarten Räumen pendeln müssen – schlecht möglich mit nasser Kleidung.

Eine schwangere Frau und ein Mann packen einen Koffer.

Welche Argumente gegen die Wassergeburt werden gern vorgeschoben?

Da die Geburt im Wasser für die Geburtshelfer mit so viel mehr Aufwand verbunden ist, gibt es ein paar kleine Tricks, die in manchen Kliniken gern mal vorgeschoben werden, in Wahrheit aber gar nicht gegen das Wasser sprechen. Diese solltest du kennen:

  • „Die Wehen sind zu heftig.“ Na und? Im Wasser lassen sie sich in der Regel besser ertragen.  Lass dich daher nicht von dem Hinweis verunsichern, dass im Wasser die Wehen noch heftiger werden und die Schmerzen sich schneller steigern können.
  • „Das Köpfchen rutscht nicht voran, wie es sollte.“ Das möchte man als Mutter zwar nicht hören, aber es ist auch kein Grund, der gegen die Wanne spricht.

Also ab mit dir ins Wasser, wenn du Lust darauf hast!

Geburt im Wasser: Alles Wichtige für Mutter und Kind auf einen Blick:

Das spricht dafür

Das spricht dagegen

Eine besonders sanfte Methode der Geburt

Komplikationen in der Schwangerschaft, zum Beispiel Gestose

Warmes Wasser entspannt und lindert Wehenschmerzen

Eine Geburt vor der 38. Woche

Die Wehen werden im Wasser gleichzeitig kraftvoller, was den Geburtsvorgang beschleunigt

Eine Mehrlingsgeburt

Dammschnitte sind seltener

Eine Beckenendlage

Deutlich weniger Schmerzmittel

Schwache kindliche Herztöne

Besonders sanfte Ankunft fürs Baby

eine Periduralanästhesie


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