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Vierfach-Mama gesteht "Ich vermisse es, unreif und egoistisch zu sein"

traurige Mutter
© SolStock / iStock
Jessica Hood weiß, was es bedeutet, Mutter zu sein. Jetzt traut sie sich ein Thema anzusprechen, das viele lieber verdrängen: Die Schattenseite des Mutterseins, Selbstzweifel und den Drang, wegzulaufen.

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Jessica Hood ist vierfache Mutter. In den letzten sechs Jahren hat sie nicht nur gelernt, Windeln zu wechseln und Kinder zu bespaßen – sondern auch, dass das Muttersein seine Schattenseiten hat. Das bekommt jedes Elternteil einmal zu spüren, nachdem es nächtelang Schlaf gegen Babyschreie getauscht hat. Doch im Gegensatz zu Jessica traut sich kaum jemand, es auszusprechen: "Es ist hart, eine Mutter zu sein, selbst an einem guten Tag."

Vierfache Mutter: "Wir sitzen alle im selben Boot"

Ehrlichkeit ist es, was Jessica Hood auf ihrem Instagram-Account "houseofhoods_" vermitteln will. Dort strahlen einem zwar auch viele Friede-Freude-Eierkuchen-Momente aus ihrem Familienleben entgegen – aber eben nicht nur. Genauso bekommt man bei den Hoods wütende Kinder und eine traurige Mama zu sehen. "Um allen Eltern einen Einblick in unseren Alltag zu geben und damit sie realisieren … Wir sitzen alle im selben Boot!", schreibt Jessica dazu auf ihrem Blog.

Jetzt hat die 31-Jährige ein Bild veröffentlicht, das sie in einem Moment zeigt, in dem sich die meisten Menschen unter der Bettdecke verkriechen wollen. Jessica weint. Zwei dicke, runde Tränen kullern über ihre Wangen. Trotzdem ist ihr Blick direkt in die Kamera gerichtet. Sie schaut hin, in die Linse und auf ihre Gefühle. Sie verdrängt sie nicht, sondern spricht sie aus – und damit vielen Müttern (und vielleicht auch Vätern) aus der Seele.

Ich ertrinke in Tränen der Schuld, Frustration und Überforderung



Wer eine glückliche Mutter ist, darf nicht traurig sein? Zweifeln? Und sich manchmal ganz weit weg wünschen? Falsch. Mit diesem Vorurteil will Jessica Hood aufräumen: "Ich bin genau wie du. Zweifle täglich an meinen Entscheidungen für die Familie. Frage mich, ob ich je gut genug sein werde", schreibt sie offen und ehrlich und fügt hinzu: "Selbst an guten Tagen ist es hart, eine Mutter zu sein".

Jeden Tag gibt Jessica, wie viele andere Mütter weltweit, ihr Bestes für ihre Familie. Sie ist Hausfrau, was viele Menschen noch immer als "Entschuldigung, arbeitslos und faul zu sein" bewerten. Sie schmiert Brote, sie kümmert sich um ihre vier Kinder. Und ertappt sich dabei bei der Fantasie, "auf eine einsame Insel mit endlosen Cocktails und Sonnenschein zu fliehen".

Ist es okay, davon zu träumen, auf eine einsame Insel mit endlosen Cocktails und Sonnenschein zu fliehen?

Mit diesem Gedanken ist Jessica nicht alleine. Das zeigen die zahlreichen Kommentare unter dem Beitrag. Es ist okay, wenn einem manchmal alles zu viel wird. Es ist okay, darüber zu schreiben, wie sie es tut: "Manchmal möchte ich nicht die Verantwortungsvolle sein. Das Gewicht auf meinen Schultern tragen." Stattdessen vermisst sie "unreif und egoistisch zu sein". Mal Geld für sich selbst auszugeben, nur an sich zu denken – diese Wünsche kreuzen die Gedanken vieler Eltern. Doch viele trauen sich nicht, sie in Worte zu fassen.
 


 

Wie Mütter sich gegenseitig helfen können

Jessica wollte eine der "fantastischen, spaßigen Mütter sein, von denen wir so viel hören, die wir aber nie wirklich treffen". Vielleicht, weil es sie gar nicht gibt? Ist es nicht gerade dieses perfekte, unrealistische Bild des Mutterseins, das Frauen so unter Druck setzt? Daran möchte Jessica etwas ändern. Indem sie auch über die Schattenseiten spricht, die der neue Lebensabschnitt mit Kindern eben mit sich bringt: "Muttersein bringt deine psychische Gesundheit durcheinander. Es nimmt alles, was du einmal warst, entfernt es vollständig, bis du als brandneue Person da stehst, die du nicht wieder erkennst."

Dabei wäre es so einfach, die Last zu verringern – indem man sie gemeinsam schultert. Indem man sie nicht verdrängt, aus Angst, verurteilt zu werden: "Meine Kinder sind großartig, das Beste was mir je passiert ist, aber ich wünschte, es würde jemand zuhören und verstehen, ohne zu urteilen." Deswegen ruft Jessica in ihrem Beitrag dazu auf, offener miteinander zu sprechen. Nicht nur im Internet, im Schutz der Anonymität, sondern in der Realität. Denn dann wird jede Frau feststellen: Sie ist nicht allein. Und gemeinsam träumt es sich viel ungenierter vom Strand in der Karibik.

Dieser Artikel ist zuerst erschienen bei BRIGITTE.de.

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