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Geburt Väter im Kreißsaal: Begleiter - nicht Helfer!

Mann hält den Bauch seiner schwangeren Frau
© Manuel-F-O / iStock
Über 90 Prozent der Väter sind bei der Geburt dabei. Ein wunderbares Erlebnis! Besonders, wenn Männer vorher einiges wissen.

Männer im Kreißsaal

Rückzug ist eigentlich kaum möglich - es wird heute als nahezu selbstverständlich angenommen, dass werdende Väter ihre Partnerin durch die Geburt begleiten. Männer wagen es oft nicht mehr, Bedenken auszusprechen: Stehe ich das durch? Kann ich es aushalten, mit anzusehen, wie sich meine Frau bei der Geburt in den Wehen quält? Werden mich die Vorgänge erschrecken? Bin ich überhaupt ein Beistand oder viel zu ängstlich? Und schließlich: Fließt bei einer Geburt viel Blut? Diese bange Frage haben viele Männer, die schon bei ein paar Tropfen nach einem Unfall beim Zwiebelnschneiden Ameisenkribbeln im Kopf spüren.
Bedenken, die werdende Väter aber ernst nehmen müssen. Eine Geburt ist ein viel zu aufrührendes Ereignis, um da einfach nur hineinzustolpern. Zum Glück lässt die Natur Männern aber Zeit für die Entscheidung: Schwangerschaft ist nicht nur für die Frau etwas zum Hineinwachsen. Viele Männer, die sich bei den leisen Anfängen des neuen Lebens ihre Vaterrolle nicht vorstellen konnten, streicheln den runden Neun-Monats-Bauch und sind dann überzeugt: Ich will von Anfang an dabei sein!

Ein Mann hält einer Frau die Hand während sie gebärt.

Die beste Vorbereitung für Männer: Viele Gespräche

Nehmen Sie die Ängste und Fragen Ihres Mannes ernst!

Ganz nah dran am Körper der Frau, ganz nah dran am Leben - die meisten Männer müssen sich langsam an die Neuigkeiten herantasten. Und zwar im Wortsinn: Sie versuchen, ihr Kind im Bauch zu fühlen, sie sind stolz und gerührt, wenn es strampelt. Gleichzeitig macht ihnen aber auch der Gedanke Angst, dass das immer größer werdende Baby durch eine enge Pforte hindurch auf die Welt kommen muss. Bitte die Ängste der Männer nicht klein reden ("Ich muss ja das Kind kriegen, du brauchst nur zuzuschauen")!

Es schafft eine ganz neue Nähe, sich gemeinsam an das große Ereignis Geburt anzunähern. Denn schließlich ist es ja eine Liebeserklärung, wenn der Mann Angst um seine Frau hat. Wenn er sich in tiefster Seele prüft, ob er ihr in den Wehen Beistand sein kann.
Fast genauso wichtig wie die Gespräche zwischen den werdenden Eltern sind die Erfahrungsberichte unter Männern. Viele Väter schildern begeistert, aber auch ehrlich, wie es ist, bei der Geburt des Kindes dabei zu sein. Wenn es im Freundeskreis keine "frischen" Väter gibt: Viele Kurse zur Geburtsvorbereitung bieten heute auch reine Männerabende an, zu denen junge Väter eingeladen werden.
Hilfreich und entlastend ist auch viel Information darüber, wie eine Geburt abläuft. Für diese Schilderung sind die Hebammen zuständig. Ganz persönliche Fragen können Männer auch vor der Geburt schon der Nachsorgehebamme stellen. Sie kommt oft sogar ins Haus - im privaten Rahmen fällt es vielen Männern am leichtesten, einfach alles anzusprechen, was sie bewegt. Videos über die Geburt zeigen sehr deutlich, was die werdenden Eltern erwartet. Es ist aber oft gut, sich diese Filme nicht allein zu Hause anzusehen, sondern zum Beispiel bei einem Kursabend mit der Hebamme. So können Männer gleich alle ängstlichen Fragen stellen, die sicher auftauchen.

Keine Angst: Ein Rückzieher geht noch in der Klinik

Der Platz des Mannes bei der Geburt: Am Kopf der Frau

Nach Umfragen in Kursen zur Geburtsvorbereitung sind keineswegs fast alle Männer von Anfang an entschieden, mit in den Kreißsaal zu wollen. Und es gibt werdende Mütter, die bis kurz vor der Geburt warten, bis sie wissen, ob ihr Partner sie begleiten darf. Das ist mitnichten ein Zeichen einer wackeligen Partnerschaft oder gar ein Zeichen von Feigheit. Eingestandene Zweifel sind gut, weil sie Enttäuschungen verhindern.

Für viele Männer ist es erleichternd, wenn sie sich ein Hintertürchen offen lassen können. Das heißt: Sie bringen ihre Frau in die Klinik, sind bei den Aufnahmeformalitäten dabei, gehen mit in den Kreißsaal und sehen, was sie verkraften können. Für die letzte, heftige Phase der Geburt können sie den Rückzug antreten. Kaum ein Mann hat aber diese Hintertür je benutzt. Denn eine Geburt ist ein Ereignis mit sich langsam steigernder Dramatik, man ist also auf den Höhepunkt vorbereitet. Und: Der Platz des werdenden Vaters im Kreißsaal ist am Kopf seiner Frau. Nur Hebamme und Arzt sind am Ort des Geschehens.

Geburt: Väter im Kreißsaal: Begleiter - nicht Helfer!

Baby, nagelneu: Dieses Glück ist unvergleichlich

Der erste Blick aufs Kind - das ist wie mit mindestens einem Auge im Himmel.
Einfach ein Wunder, ein ganzer neuer Mensch ist geboren, etwas Eigenes und doch ein Stück von einem selbst. Selbst wenn viele Männer ein eher sachliches "Zum Glück ist alles dran" murmeln, sind sie ganz Gefühl. In vielen Kliniken dürfen die Väter die Nabelschnur durchtrennen (keine Angst, das tut dem Kind nicht weh!). Dahinter steckt viel Symbolik - die Symbiose von Mutter und Kind ist aufgehoben, jetzt gehört der Vater mit dazu. Viele Männer bestätigen, dass die Nähe der allerersten Stunde ein wichtiges Mosaiksteinchen der guten Beziehung zum Kind ist.


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