VG-Wort Pixel

Väter 2014 Zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Sie wollen nicht mehr außen vor sein, sondern mitten drin im Familienalltag. Sie haben klare Vorstellungen davon, was einen guten Vater ausmacht. Sie wickeln, schmusen, helfen im Haushalt - und bleiben doch die Vollzeit-Ernährer. Das zeigen die Ergebnisse einer Forsa-Umfrage, die wir hier zusammengestellt haben.

Väter im Jahre 2014 - wie denken sie, was wünschen sie sich?

Er macht einiges anders als früher, aber ein Revolutionär ist der moderne Vater nicht. Seine Ansprüche ans Vatersein haben sich geändert, er will teilhaben am Alltag seines Kindes, er will nicht nur Ernährer sein, auch wenn er es in den allermeisten Partnerschaften immer noch ist. Er arbeitet hart, um seiner Familie den Rücken freizuhalten und sehnt sich gleichzeitig nach mehr Zeit mit seinem Kind.
Vatersein heute heißt: sich zwischen Wunsch und Wirklichkeit zu arrangieren. Wie neu, wie anders diese Situation ist, konnten sich zwei Drittel der Männer vorher nicht vorstellen. Für acht Prozent der rund 1.000 Väter und Stiefväter zwischen 20 und 55 Jahren, die in der großen, von ELTERN in Auftrag gegebenen Forsa-Umfrage zu Wort kommen, ist das Leben mit Kind sogar "überhaupt nicht so", wie sie es sich vorgestellt hatten.
Willkommen in der Erlebniswelt Vater, die so alt ist wie die Menschheit und doch für jeden Mann, der sie betritt, aufregend neu und einzigartig. Neugierig? Dann finden Sie hier die wichtigsten Ergebnisse der Studie zusammen gefasst. Klicken Sie einfach auf den Link zu dem Thema, das Sie am meisten interessiert - oder blättern Sie sich durch den gesamten Artikel.

"Meinungen und Einstellungen der Väter in Deutschland" - die Studie:

Hier können Sie sich die Forsa Studie "Meinungen und Einstellungen der Väter in Deutschland" herunterladen.

Sind die Väter 2014 glücklich?

Die gute Nachricht vorweg: 58 Prozent der Väter finden, ihr Leben sei dank der Geburt ihres Kindes "glücklicher und erfüllter" geworden, bei einer Wahl würde man von absoluter Mehrheit sprechen. Dabei sind nun die Zeiten vorbei, als man am Wochenende noch ein paar Stündchen für sich hatte und für seine Frau oder Freundin oder die Nummer eins im Leben war.
Papa werden verändert vor allem die Partnerschaft. 57 Prozent der befragten Männer geben an, dass sie weniger Sex haben als früher, bei den jungen Vätern mit Kindern bis sechs Jahre sind es sogar 63 Prozent. Jeder vierte streitet sich mit seiner Partnerin häufiger als früher, und jeder fünfte sagt: "Unsere Partnerschaft wird durch das Kind belastet."
Von den Vätern unter 40 geben 39 Prozent an, sie hätten kaum noch Zeit für sich - und 17 Prozent von ihnen fühlen sich manchmal sogar "völlig überfordert". Bei den Befragten über 50 sagen das nur noch jeweils halb so viele. Irgendwie tröstlich, denn es lässt hoffen, dass man als Vater mit den Jahren gelassener wird.

Welches Rollenmodell vertreten die Väter 2014?

Der Vater hat sich zum Generalisten entwickelt

Nach außen hin bleibt der Vater heute dem traditionellen Männerbild verbunden, immerhin sind drei Viertel der Befragten "größtenteils für die finanzielle Versorgung der Familie zuständig". Aber die Männer engagieren sich durchaus auch zu Hause: 71 Prozent sagen, sie hätten sich von Anfang an um die Babypflege gekümmert, 58 Prozent geben an, sie seien bei Babygeschrei nachts aufgestanden, und 54 Prozent der Männer toben nach eigener Aussage viel mit dem Kind herum, und jeder zweite schmust gern und viel.
Der Vater hat sich zum Generalisten entwickelt. Vorbei die Zeiten, als er sich noch darauf beschränkte, mit dem Kind herumzutollen und alle Unannehmlichkeiten der Mutter zu überlassen. Die meisten Männer haben eine klare Vorstellung davon, was einen guten Vater ausmacht: Er interessiert sich für die schulische Situation seines Kindes, sagen 89 Prozent. Er verbringt so viel Zeit wie möglich mit seinem Kind (81 Prozent). Er sorgt durch sein Einkommen dafür, dass es der Familie gut geht (61 Prozent). Er wickelt und füttert sein Baby regelmäßig (56 Prozent).
Hier merkt man, wie sich das Bewusstsein im Laufe der Jahre verändert hat - in der ELTERN-Väterbefragung von 2005 waren es nur 43 Prozent der Väter, die Wickeln und Füttern wichtig fanden. Alles in allem: Der Vater, der da ist und sich kümmert, genießt in den Augen der Männer ein höheres Ansehen als der Versorger und Ernährer.
Die Veränderungen im Rollenverständnis schließen auch den Bereich ein, der für Männer einst verpönt war: den Haushalt. Vorbei die Zeiten, als Spülen und Putzen das Hoheitsgebiet der Frau war. 27 Prozent der Männer geben an, ungefähr die Hälfte der Hausarbeit zu erledigen, 52 Prozent sind zu einem kleinen Teil beteiligt, der Anteil der Väter, die kaum einen Finger krümmen, liegt bei neun Prozent.
Interessant: In der hausmännischen Evolution sind die Väter im Osten einen Schritt weiter. Hier beteiligen sich 37 Prozent etwa zur Hälfte an den täglichen Tätigkeiten wie Waschen, Spülen und Saugen.

Was ist den Vätern 2014 wichtiger: Familie oder Job?

Der moderne Mann mag das Rollenverständnis der Vätergeneration antiquiert finden - was den Beruf angeht, neigt er allerdings nicht zum Experimentieren. 89 Prozent der Väter arbeiten in Vollzeit, nur vier Prozent in Teilzeit. Und zwei Drittel der Befragten wollen das auch so. Ein Drittel allerdings würde gern eine Teilzeit arbeiten.
Das sind die Widersprüche der berufstätigen Väter von heute: 43 Prozent von ihnen hätten gern mehr Zeit für die Familie, 15 Prozent haben sogar das Gefühl, weder im Beruf noch in der Familie allen gerecht zu werden - und trotzdem ist die Mehrheit nicht bereit, in Teilzeit zu arbeiten.
Zwar nehmen immer mehr Väter Elternzeit - bei den Vätern mit Kindern bis sechs Jahre sind es sogar 44 Prozent. Doch die große Mehrheit von ihnen (80 Prozent) nimmt nur zwei Monate. Lediglich elf Prozent nutzen die Möglichkeit, sich länger als sechs Monate ums Kind zu kümmern.
Ist es Sorge um den Job? Immerhin vermuten 41 Prozent der abhängig beschäftigten Väter, die Elternzeit wirke sich "sehr oder eher negativ" auf die Karriere aus. 40 Prozent glauben nicht, dass die Elternzeit eine Rolle spielt und immerhin zehn Prozent sehen die Auswirkung einer Elterzeit sogar "eher oder sehr positiv". Diese Wahrnehmung hat sich seit 2011 etwas verschoben. Damals waren 45 Prozent von negativen Konsequenzen ausgegangen und 35 Prozent glaubten, eine Elternzeit habe keinen Einfluss auf die Karriere.

Stehen die Väter 2014 unter Druck?

Wie ein guter Vater sein sollte, das ist das eine - wie viel er in der Realität für die Familie da ist, etwas anderes. Vollzeitbeschäftigt im Beruf und teilzeitbeschäftigt in der Familie - so könnte man die Situation des Vaters 2014 beschreiben. 30 Prozent der Väter verbringen wochentags im Schnitt nur eine halbe bis eine Stunde mit ihrem Kind/ihren Kindern, bei 29 Prozent sind es ein bis zwei Stunden, lediglich 18 Prozent sehen den Nachwuchs mehr als drei Stunden am Tag. 54 Prozent halten diese Papa-Kind-Zeit für "eher nicht" oder "überhaupt nicht" ausreichend.
Das könnte heißen: Väter stellen heute andere Ansprüche an das Vatersein und setzen sich entsprechend auch mehr unter Druck als noch vor ein oder zwei Generationen. Sie wollen weder im Beruf noch in der Familie zurückstecken.
Vollzeit im Beruf und möglichst viel Zeit in der Familie - das sind Wünsche, die ihren Preis haben. 24 Prozent der befragten Männer fühlen (oder fühlten) sich den neuen Anforderungen durch die Geburt des Kindes nicht immer gewachsen.

Wie verändert sich das Leben für Väter 2014?

Väter 2014: Vollzeitbeschäftigt im Beruf und teilzeitbeschäftigt in der Familie

Ebenfalls ein knappes Viertel gibt zu, es komme jetzt häufiger als früher zum Streit mit der Partnerin. Die häufigsten Gründe dafür: 1. zu wenig Zeit als Paar. 2. unterschiedliche Meinungen zur Kindererziehung, erst dann werden Aufteilung der Hausarbeit, Probleme im Bett und Geldsorgen genannt.
Kinder verändern das Leben - und sie verändern uns als Menschen. Einige der befragten Väter beobachten das bei sich selbst: 27 Prozent sagen, sie seien selbstbewusster geworden, 19 Prozent finden, das Kind habe sie verletzlicher gemacht. Nur für eine kleine Gruppe von Männern (7 Prozent) ist trotz Kind eigentlich alles beim Alten geblieben.


Neu in Familie & Urlaub