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Übergewicht Ab wann ist ein Kind dick?

Mädchen beißt in einen Donut
© LisaValder / iStock
Babys dürfen rund sein. Aber wann ist der Zeitpunkt gekommen, darauf zu achten, dass ein Kind nicht zu dick wird? Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Übergewicht.

"Deutschlands Nachwuchs - immer dicker und träger." "Unsere Kinder sind zu dick!" "Übergewicht macht unsere Kinder krank." Mit solchen Schlagzeilen wird seit einigen Jahren regelmäßig Alarm geschlagen. Doch was sie suggerieren, stimmt nicht. Es gibt genauso viele dünne und dicke Kinder wie vor 20 Jahren. Was sich verändert hat: Die Dicken werden seither immer dicker. Schuld sind die Lebensbedingungen unserer Kinder: zu wenig Bewegung, zu kalorienreiche Kost. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Übergewicht:

Kind zu dick oder zu dünn?

Wann entsteht Übergewicht?

Wenn man langfristig mehr Kalorien aufnimmt, als man verbraucht. Der Körper lagert die überschüssige Energie in die Fettzellen ein, die sich zunächst vergrößern, später auch vermehren. Weil sich viele Kinder nicht genug bewegen, verbrauchen sie zu wenig Energie. Essen sie gleichzeitig viel Fettes und Süßes, gerät die Energiebilanz aus dem Lot. Das Körpergewicht steigt.

Ab wann ist ein Kind zu dick?

Wenn es 20 Prozent mehr wiegt als der Durchschnitt der Kinder in seinem Alter. Wo dieser Durchschnitt für die einzelnen Altersgruppen liegt, zeigt die Gewichtskurve im gelben Vorsorgeheft. Dort trägt der Kinderarzt regelmäßig ein, wie viel das Kind wiegt. Übersteigt die individuelle Gewichtskurve die 90. oder gar die 97. so genannte Perzentile der Durchschnittskurve, gilt das Kind als übergewichtig bzw. adipös, also fettleibig.
Auch der Body Mass Index (BMI) hilft bei der Einschätzung, ob ein Kind Übergewicht hat. Er gibt an, wie sich das Körpergewicht zur Körpergröße verhält und wird damit dem einzelnen Kind besser gerecht als die reine Gewichtskurve. Einen BMI-Rechner für Kinder und Jugendliche finden Sie auf den Seiten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Auch für den BMI gilt: Ab der 90. bzw. 97. Perzentile beginnen Übergewicht bzw. Adipositas.

Wie mollig darf ein Baby sein?

Für Babys gelten andere Regeln: Sie dürfen richtig rund sein, denn sie brauchen ihren Speck: Er hilft beim Wachsen, hält warm, schützt die Knochen und liefert bei Krankheit Energie nach. Der Anteil des Babyspecks am gesamten Körpergewicht wächst im ersten Lebenshalbjahr von anfangs elf Prozent auf rund 25 Prozent. Ende des ersten Lebensjahres hat sich das Geburtsgewicht verdreifacht, und der BMI erreicht das Maximum. Danach sinkt der Anteil des Körperfetts normalerweise wieder

Werden aus dicken Kindern dicke Erwachsene?

Wenn das Kind etwa fünfeinhalb Jahre alt ist, sollte der BMI seinen Tiefpunkt erreicht haben. Normalgewichtige Kinder sind in diesem Alter schlank, fast dünn. Falls nicht, tun sie sich später relativ schwer, überflüssige Pfunde wieder loszuwerden. Faustregel: Je länger ein Kind Übergewicht hat, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es auch als Erwachsener zu dick sein wird. Die besten Chancen, dass sich ihre Körperfülle noch "verwächst", besitzen Kinder, deren Eltern beide schlank sind.

Welche Kinder haben besonders häufig Übergewicht?

Kinder aus sozial schwachen Familien.Wenn das Geld knapp ist und beide Eltern arbeiten müssen, bleibt oft wenig Zeit und Kraft, sich um ausreichend Bewegung und gesunde Ernährung für die Kinder zu kümmern. Konkrete Zahlen zum Übergewicht bei Kindern gibt es erst ab dem Schulalter:Von den Abc-Schützen sind vier Prozent zu dick, von den größeren zehn Prozent und von den Jugendlichen 18 bis 20 Prozent.

Wie kann man Übergewicht bei Kindern vorbeugen?

  • In der Schwangerschaft: nicht rauchen. Kinder von rauchenden Schwangeren neigen später zu Übergewicht.
  • Beim Baby:Stillen! Studien belegen, dass Muttermilch einen langfristigen Schutz vor Übergewicht bietet. Außerdem sind Brustkinder schon im Säuglingsalter leichter als Flaschenbabys. Möglicherweise hat das mit dem im Vergleich zur Muttermilch höheren Eiweißgehalt von Flaschenmilch zu tun. Hinzu kommt: An der Brust trinkt ein Baby nicht mehr, als es braucht. Flaschenkinder dagegen kann man leicht überfüttern - indem man zum Beispiel mehr Milchpulver anrührt als in der Anleitung angegeben. Oder dem Kind die Flasche hinhält, bis sie restlos leer getrunken ist. Beides gewöhnt das Kind an zu üppige Portionen. Auch psychisch werden oft im Babyalter die Weichen zum Dickwerden gestellt. Dann nämlich, wenn Eltern ihr Kind bei jedem Mucks füttern. So lernt das Baby: Ob ich mich langweile, ärgere oder müde bin - essen hilft.
  • Ab dem Kleinkindalter: Für viel Bewegung, gesunde Ernährung und kalorienarme Getränke sorgen. Dann verbraucht das Kind mindestens so viel Energie, wie es aufnimmt, und bleibt dabei schlank.

Gibt es auch in anderen Ländern Kinder, die immer mehr wiegen?

Dieses Thema existiert in allen Industrieländern, in denen Kinder mit Fertignahrung und Fernsehen aufwachsen. In Europa gibt es ein Nord-Süd-Gefälle: Je weiter man nach Süden kommt, desto größer die Zahl der übergewichtigen Kinder. Dahinter stecken vermutlich genetische Ursachen. Die Nord-Süd-Unterschiede zeigen sich auch beim Vergleich deutscher Kinder mit Kindern aus italienischen, griechischen, türkischen Familien.


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