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Entwicklung U9 Untersuchung: Das erwartet euch und euer Kind

Mädchen wird geimpft
© LightFieldStudios / iStock
Die U9 ist die zehnte und letzte der U-Untersuchungen und auch die umfangreichste. Die körperliche und geistige Entwicklung eures Kindes wird genau unter die Lupe genommen. Das ist besonders wichtig, da die Einschulung näher rückt.

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Der Alltag eines fünfjährigen Kindes

Die Kleinkindzeit neigt sich dem Ende zu und es ist das letzte Jahr vor der Einschulung. Ihr erinnert euch sicher noch lebhaft an die Geburt und die U1 direkt nach der Entbindung. Die ersten Lebensjahre gingen gefühlt rasend schnell vorbei. Wahnsinn, wie sich der kleine Krümel entwickelt hat! Euer Kind ist mit fünf Jahren nun schon ganz schön eigenständig. Kinder in diesem Alter können sich allein anziehen, benutzen selbstverständlich die Toilette und gießen sich schon mal selbst was zu Trinken ein. Außerdem hängt euer Kind in diesem Alter wahrscheinlich nicht mehr so sehr an eurem Rockzipfel, spielt gern allein oder mit Freunden und Geschwistern. Die Zeit der pausenlosen Intensivbetreuung hat ein Ende, ebenso die für Eltern oft so anstrengende Autonomiephase (Trotzphase). Allerdings kann es sein, dass sich eure Tochter oder euer Sohn ein wenig – nun ja – pubertär verhält. Dazu gehören Stimmungsschwankungen. In einem Moment ist er oder sie von etwas total begeistert – und bricht dann wenig später in Tränen aus? Keine Sorge, das ist normal, und ihr tut am besten das, was ihr als Eltern wahrscheinlich schon die letzten Jahre geübt habt: versuchen, Geduld zu haben und euren Schatz liebevoll zu begleiten.
Auch in diesem Lebensjahr steht also wieder eine Vorsorgeuntersuchung an. Bei der letzten "U" der insgesamt zehn Untersuchungen vor Schuleintritt erfahrt ihr alles über den Gesundheitszustand und die Entwicklung.

Eltern Fallbackbild

U9 Untersuchung: Was macht der Kinderarzt?

Wie bei allen anderen Vorsorgeuntersuchungen auch, wird der Arzt die Körpergröße, das Gewicht und den Kopfumfang eures Kindes messen. Wie schon zur U8 bringt ihr bitte auch zur U9 eine Urinprobe mit. Ein Toilettengang in der Arztpraxis geht natürlich auch. Der Urin wird unter anderem auf Eiweiß, Blutbestandteile, Zucker und Bakterien untersucht. Zur Vorsorge gehören auch diesmal wieder ein Seh- und ein Hörtest. Entdeckt der Kinderarzt Auffälligkeiten, werdet ihr wahrscheinlich eine Überweisung an einen Facharzt erhalten. Vielleicht erkennt der Arzt während der Untersuchung die Anzeichen für eine Fehlsichtigkeit. Ob euer Kind aber eine Brille brauchen wird, kann nur die noch umfassendere Untersuchung beim Augenarzt ergeben. Nehmt den Verdacht auf eine Sehschwäche bitte ernst, denn je früher man sie erkennt, desto besser lässt sie sich korrigieren. Insbesondere bei Weitsichtigkeit kann sich mit Hilfe einer Brille die Sehkraft im Laufe der Kindheit sogar extrem verbessern.
Im Fokus der U9 Untersuchung stehen die Entwicklung der Sprache und Motorik. Im Gespräch mit eurem Kind wird sich der Arzt etwa ein Bild von seiner Aussprache machen. Bildet es komplexe Sätze? Artikuliert es Konsonanten und Vokale richtig?

Der Arzt untersucht folgende sprachliche Fähigkeiten:

  • Logische, fließende Sprache
  • Berichten von Erlebnissen/ Witze erzählen
  • Mengen bis 5 benennen
  • den eigenen Namen schreiben

Eine Untersuchung der Motorik ist auch Teil der U9. Der Arzt schaut zu, wie euer Kind folgende Übungen meistert:

  •       Rückwärts laufen
  •       Auf einem Bein stehen
  •       Auf Zehenspitzen und Fersen laufen
  •       Einen Menschen zeichnen
  •       Dreieck, Kreis und Quadrat zeichnen und ausmalen

 Aber auch Sozialverhalten und Bindung zu Bezugspersonen überprüft der Arzt während der Vorsorgeuntersuchung. Wie berichtet euer Spross vom Spiel mit Altersgenossen? Wie ist seine Beziehung zu den Eltern? Eine Balance zwischen Nähe- und Abnabelungsbedürfnis ist gesund. Aber keine Panik, wenn euer Vorschulkind noch immer sehr an Mama oder Papa hängt. Das kann verschiedene Ursachen haben, wie etwa Schüchternheit oder eine starke Reizempfindlichkeit. Die U9 Untersuchung ist auch dazu da, solche Dinge anzusprechen und Lösungen und Unterstützungsmöglichkeiten zu erörtern.
Ganz wichtig: Habt ihr selbst auch nur leiseste Zweifel an der altersgerechten Entwicklung? Dann äußert sie unbedingt im Rahmen der Untersuchung. Schließlich kennt ihr als Eltern euren Nachwuchs am allerbesten und seid die Experten. Euer Kinderarzt gibt euch Feedback und kann euch auch in Sachen Förderungsmaßnahmen – z.B. Logopädie oder Ergotherapie – beraten.

U9 Untersuchung: Worüber werde ich aufgeklärt?

Vater und Tochter im Straßenverkehr
© skynesher / iStock

Die U9 dient der Vorsorge, sodass bei Bedarf eine Förderung oder Behandlung folgen kann. Der Arzt wird euch seine Beobachtungen mitteilen und Tipps geben, worauf ihr im Alltag achten könnt. Stellt er bei dieser Vorsorgeuntersuchung zum Beispiel Haltungsfehler fest, so ist das nicht immer gleich ein Fall für den Physiotherapeuten. Vielleicht könnt ihr selbst korrigierend eingreifen. Ihr werdet wahrscheinlich ermuntert, weiterhin viel vorzulesen, die eine oder andere Schreibübung oder einfache Zahlenaufgabe anzuregen – rein spielerisch natürlich. Beschäftigungen wie Malen und Basteln fördern die feinmotorische Entwicklung und Fantasie. Und machen den meisten Fünfjährigen großen Spaß.
Trotz allem, was euer Schatz im sechsten Lebensjahr schon alleine kann, gibt es noch genügend Gefahrenquellen. Der Kinderarzt klärt euch darüber auf, was Kinder geistig und körperlich bewältigen können – und wo ihr sie lieber noch an die Hand nehmt. Sei es beim Sport, im Schwimmbad oder im Straßenverkehr. Das Gute bei Fünfjährigen: Sie können Warnungen jetzt gut einordnen, vielleicht sogar selbst Gefahren erkennen. Ihr Vermögen, sich in abstrakte Situationen einzufühlen, ist gewachsen. Ihr Risikobewusstsein ist geschärft. Sprecht mit dem Kind über das, was es sieht und erlebt. Keine Sorge, ihr werdet selbst schon einschätzen, was ihr ihm zutrauen könnt und was eben nicht. Und nach wie vor sind eure noch kleinen Kinder ja nie unbeaufsichtigt.
Außerdem wird euer Kinderarzt schon mal die Schuleingangsuntersuchung (SEU) mit euch besprechen. Diese führt das Gesundheitsamt ebenfalls im sechsten Lebensjahr und zeitnah zur Einschulung durch.

Wann steht die nächste Impfung an? 
Während die U8 noch ohne Pieks vonstatten ging, ist es jetzt wieder Zeit, Krankheiten vorzubeugen. Genauer gesagt für die Auffrischimpfung gegen Tetanus (Wundstarrkrampf), Keuchhusten, Diphterie, Kinderlähmung, Haemophilus influenzae Typ b, Hepatitis B und Pneumokokken (7-fach-Impfung). Außerdem werden auch die zweite MMR (Masern, Mumps, Röteln) und die Windpocken-Impfung empfohlen. Diese müssen natürlich nicht alle während der U-Untersuchung verabreicht werden. Macht doch einfach separate Termine. 

Übrigens: Die Kosten für empfohlene Impfungen übernimmt die Krankenkasse. Empfohlen werden sie von der Ständigen Impfkommission (abgekürzt STIKO), einem unabhängigen Expertengremium. 
Habt ihr dazu Fragen? In unserem Artikel über Impfungen für Kinder findet ihr viele Antworten.

Mädchen isst Salat
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Ernährung und Bewegung im Kleinkindalter: Was ist jetzt wichtig?
Wie schon bei den vorherigen Untersuchungen, wird der Arzt auch bei der U9 die Themen Ernährung und Bewegung ansprechen. Söhnchen oder Töchterlein hat früher gern Gemüse gegessen, verschmäht es jetzt aber total? Macht euch keine Sorgen um die Gesundheit. Viele Kinder im Kindergarten- und Vorschulalter meiden über einen erstaunlich langen Zeitraum bestimmte (gesunde) Nahrungsmittel. Das ist tatsächlich ganz normal. Es liegt am Drang, eigene Entscheidungen zu treffen  – auch beim Essen. Achtet einfach mal auf die Form, in der ihr Gemüse und Obst anbietet. Euer Steppke mag keine Brokkoliröschen, dafür aber Kartoffelbrei oder Kürbissuppe? Vollkornnudeln mit frischer Tomatensoße werden anstandslos gegessen? Ist doch prima! Süßigkeiten in Maßen dürfen nun auch auf dem Programm stehen. Entweder in Form eines wöchentlichen „Süßigkeitentages“ oder einer täglichen kleinen Portion, die ihr zuteilt. Und wenn der Süß-Jieper zwischendurch mal richtig zuschlägt, darf es ja auch mal Naturjoghurt mit Honig sein. Bis zum Vorschulalter macht die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) folgende Empfehlungen: 

  •       Viel trinken, und zwar Wasser, ungesüßten (Früchte-)Tee und Saftschorlen (ein Teil 100-prozentiger Fruchtsaft zu drei Teilen Wasser). Bei Kindern zwischen 2 und 6 Jahren wird eine tägliche Flüssigkeitszufuhr von bis zu einem Liter empfohlen. Die BZgA betont aber, dass nicht jedes Kind gleich ist und die Menge auch schwanken darf.
  •       Fertige Fruchtjoghurts und Desserts und gezuckertes Müsli lassen sich gut durch Eigenkreationen ersetzen. Zum Beispiel durch selbstgemachten Bananenshake oder warmen Porridge mit Früchten. Übrigens: Honig, Agavendicksaft und Sirup sind auch Zuckerbomben. Ihr müsst nicht aufs Süßen von Speisen verzichten, aber dosiert sparsam. Dadurch gewöhnt ihr die Kinder auch nicht daran, dass alles extrem süß schmecken muss.
  •       Laut BZgA begünstigt eine schlechte Nährstoffaufnahme die Stressanfälligkeit von Kindern. Achtet ihr auch vollwertige Kost, wirkt sich das direkt positiv auf das seelische Wohlbefinden aus.
  •       Bietet weitgehend pflanzliche Lebensmittel an, wie Getreideprodukte, Gemüse und Obst. Tierische Lebensmittel bitte nur in Maßen. Dazu gehören Fleisch, Wurst, Fisch, Eier, aber auch Milch, Käse und Quark.

Ein gesunder Lebensstil ab Geburt gilt als Schlüssel zur Vorbeugung von Übergewicht und ernährungsabhängigen Erkrankungen. Das heißt, ihr solltet unbedingt die Hunger- und Sättigungssignale respektieren und das Kind nicht dazu überreden oder sogar zwingen, weiterzuessen, wenn es satt ist. Schön ist es, wenn ihr als Familie mindestens eine Mahlzeit gemeinsam einnehmt und währenddessen auch nicht abgelenkt werdet, etwa durch Smartphones. Zusammen essen und sich unterhalten – das geht mit eurem Fünfjährigen sicher schon bestens.

Kinder im Herbstlaub
© RyanJLane / iStock

Achtet auch darauf, dass sich euer Spross über den Tag hinweg genügend bewegt und nicht zu lange Zeit im Sitzen verbringt. Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang, und solange keine ernsthaften Gefahren drohen, ist es sinnvoll, diesen nicht zu unterbrechen. Lasst euren Sohn oder eure Tochter gerne draußen rumtoben – natürlich nur unter Aufsicht. Oder ihr geht mit eurem Schatz zum Eltern-Kind-Turnen oder zu anderen Bewegungsangeboten wie Tanzen. Generell fördert rhythmische Bewegung genauso wie Klettern und Ballspielen die motorische Entwicklung von Kindern.

U9 Untersuchung: Zusammenfassung

Diese Bereiche und Aspekte werden bei der zehnten U-Untersuchung überprüft:

  •       Körpergröße und Gewicht
  •       Urinprobe
  •       Blutdruck
  •       Sehkraft
  •       Untersuchung der Ohren / Hörtest
  •       Untersuchung des Kopfes inkl. Mundhöhle, Kiefer, Nase und Augen
  •       Untersuchung des Herzes, der Lunge und des Bauches mit dem Stethoskop
  •       Untersuchung der Haut
  •      Untersuchung der Genitalien
  •       Sprachentwicklung
  •       Grob- und Feinmotorik
  •       Sozialverhalten und Emotionalität
  •       Krankheiten / OPs seit der U7 oder U7a
  •       Essverhalten
  •       Zahnpflege 

U-Untersuchungen im Überblick:
U1: Gleich nach der Entbindung
U2: 3.-10. Lebenstag
U3: 4.- 5. Lebenswoche
U4: 3.- 4. Lebensmonat
U5: 6.- 7. Lebensmonat
U6: 1 Jahr (10.-12. Lebensmonat)
U7: 2 Jahre (21.-24 Lebensmonat)
U7a: 3 Jahre (34.-36. Lebensmonat)
U8: 4 Jahre (46.-48. Lebensmonat)
U9: 5 Jahre (60-64. Lebensmonat)

Was kosten die U-Untersuchungen?

Die Vorsorgeuntersuchungen sind in Deutschland nicht verpflichtend, werden aber dringend empfohlen. Sie sind eine Pflichtleistung der Krankenkassen. Das heißt, ihr  braucht für die Untersuchungen nichts zu zahlen. Ausnahme: Bringt ihr euer Kind zu spät, also nach dem empfohlenen Zeitraum, zur Untersuchung, gilt es als eine individuelle Gesundheitsleistung (iGel-Leistung) und ihr müsst sie doch selber zahlen. Also vereinbart am besten schon frühzeitig Termine für die anstehenden Untersuchungen. Die U9 könnt ihr zwischen dem 60. und 64. Lebensmonat wahrnehmen. Übrigens: Nach den U-Untersuchungen ist... vor den U-Untersuchungen? Ja, tatsächlich gibt es auch eine U10 und eine U11. Sie sind im Grundschulalter dran, und durch sie werden vor allem Verhaltensauffälligkeiten oder Lernschwächen diagnostiziert. Der Arzt erörtert mit euch auch Medienkonsum und Ernährung und dokumentiert die Ergebnisse der Untersuchuung in einem neuen, grünen Heft dokumentiert. Nicht alle Krankenkassen übernehmen für diese zusätzlichen U-Untersuchungen die Kosten.

Verwendete Quellen:

www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/kindergesundheit/frueherkennungsuntersuchung-bei-kindern.html
www.g-ba.de/themen/methodenbewertung/ambulant/frueherkennung-krankheiten/kinder
www.g-ba.de/downloads/62-492-1967/Kinder-RL_2019-08-15_iK-2019-11-16.pdf
www.kindergesundheit-info.de/themen/entwicklung/frueherkennung-u1-u9-und-j1/das-gelbe-heft
www.kindergesundheit-info.de/themen/entwicklung/frueherkennung-u1-u9-und-j1/untersuchungen-u1-bis-u9
www.kinderaerzte-im-netz.de/vorsorge


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