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Entwicklung U8 Untersuchung: Das erwartet euch beim Kinderarzt

Junge bei der Ohrenuntersuchung
© Imgorthand / iStock
Die U8 ist eine sehr umfassende Untersuchung eures Kindes. Getestet werden neben sprachlichen, sozialen und motorischen Fähigkeiten auch Gehör und Sehkraft. Alles über den Ablauf und Inhalt der U8 erfahrt ihr bei uns.

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Der Alltag eines vierjährigen Kindes

Euer Kind ist nun schon fast vier Jahre alt und hat nicht nur seinen eigenen Kopf – es diskutiert auch schon fleißig mit euch, wenn es anderer Meinung ist als ihr. Das kann es nämlich recht gut, schließlich verfügt euer Spross schon über einen beachtlichen Wortschatz. Vielleicht habt ihr einen eher ruhigen Zeitgenossen, der nicht so viel redet. Oder das Gegenteil ist der Fall, sodass ihr euer Plappermaul auch mal bremst: „Jetzt unterhalten sich Mama und Papa kurz miteinander. Lass uns bitte ausreden, dann bist du dran.“ So etwas sagt ihr in diesen Zeiten wohl häufiger. Dennoch macht es natürlich großen Spaß, eurem Schatz zuzuhören, wie er vom Kindergarten und seinen Freunden berichtet oder auch so manchen Witz erzählt. Wahrscheinlich tobt und klettert euer Sohn oder eure Tochter gern, malt und bastelt und fährt vielleicht sogar schon Fahrrad. Seit der letzten Vorsorgeuntersuchung U7a mit drei Jahren hat sich wieder einiges getan in Sachen Entwicklung. Zeit für die nächste Vorsorgeuntersuchung – die U8.

Eltern Fallbackbild

U8 Untersuchung: Was macht der Kinderarzt?

Wie bei vorigen Vorsorgeuntersuchungen auch, steht eine umfassende Untersuchung des Gesundheitszustandes an. Sie dient einer ersten Diagnostik und mündet gegebenenfalls in der Überweisung an einen Facharzt. Der Kinderarzt wird euer Kind messen, wiegen und mit dem Stethoskop Herz, Bauch, und Lunge abhören. Außerdem wird der Urin untersucht auf Bakterien, Zucker, Eiweiß und Blutbestandteile. (Kleiner Tipp: Ihr könnt schon absehen, dass euer Kind sicher nicht in der Arztpraxis eine Urinprobe abgeben will? Dann bringt am besten eine Urinprobe von zuhause mit.)
Abgesehen von der körperlichen Untersuchung wird sich der Arzt ein wenig mit dem Kind unterhalten, um herauszufinden, auf welchem Niveau sich sein Wortschatz befindet und wie es von Erlebnissen berichten kann. Der Arzt wird auch euch Eltern Fragen stellen. Geht euer Kind eigenständig auf die Toilette? Schläft es gut? Wie ist das Verhalten gegenüber den Mitmenschen? Ist es manchmal schwer, ihm Grenzen zu setzen? Oder ist euer Kindergartenkind eher schüchtern? Es kann sein, dass der Kinderarzt euch einen Fragebogen für die Erzieher in der Kita mitgibt. Er umfasst Themen wie Sozialverhalten, Gefühlswelt, Stärken und Interessen, Motorik und geistige Entwicklung.

Außerdem untersucht der Arzt die Körperbeherrschung eures Vierjährigen:

  •  Kann euer Sohn oder eure Tochter auf einem Bein stehen oder 20 bis 30 Zentimeter mit beiden Beinen gleichzeitig springen?
  •  Wie ist der Umgang mit Schere und Stiften?
  •  Wie klappt es mit dem selbstständigen An- und Ausziehen?
  •  Macht euch keine Sorgen, wenn euer Kleines nicht alle Aufgaben perfekt meistert. Die Definition von normal ist sehr weit gefasst. Sollte der Arzt tatsächlich einen Entwicklungsrückstand feststellen, wird er euch darüber informieren und ggf. Maßnahmen vorschlagen.

Auch ein Hörtest und ein Sehtest stehen auf dem Programm der Untersuchung. Bei der Untersuchung der Ohren können etwa Polypen oder auch eine latente Mittelohrentzündung festgestellt werden. Das ist wichtig, denn diese können das Gehör beeinträchtigen. Gibt es Auffälligkeiten, erhaltet ihr eine Überweisung an den Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Dasselbe gilt bei Verdacht auf eine Sehschwäche. Es wird euch eine zusätzliche Untersuchung beim Augenarzt ans Herz gelegt? Keine Panik. Je früher eine Fehlsichtigkeit erkannt wird, desto besser lässt sie sich korrigieren.
Ganz wichtig: Habt ihr selbst auch nur leiseste Zweifel an der altersgerechten Entwicklung eures Kindes? Dann äußert sie unbedingt im Rahmen der Untersuchung. Schließlich kennt ihr euren Nachwuchs am allerbesten und seid die Experten. Euer Kinderarzt gibt euch Feedback und kann euch auch in Sachen Förderungsmaßnahmen – z.B. Logopädie oder Ergotherapie – beraten.
Die Punkte Sprachentwicklung und Sozialkompetenz werden übrigens auch bei der U9 vertieft, der Vorsorgeuntersuchung, die mit fünf Jahren stattfindet.

U8 Untersuchung: Worüber werde ich aufgeklärt?

Mädchen putzt sich mit Papa die Zähne
© jacoblund / iStock

Ein Bestandteil der U8 ist die Untersuchung der Zähne. Wenn euer Vierjähriger noch keine Untersuchung beim Zahnarzt erlebt hat, wird euch der Kinderarzt nun dringend dazu raten. Er wird sich aber auch selbst ein Bild vom Milchzahnstatus machen. Euer Kind kann mit vier Jahren bestimmt schon recht gut seine Zähne putzen. Viele Kitas bekommen regelmäßig Besuch von der „Zahnfee“, die den Zwergen die richtige Putztechnik nahebringt. Auch Erzieher achten oftmals darauf. Zu Hause seid natürlich ihr gefragt. Lasst eurem Kleinen gern die Freiheit, sich selbst die Zähne zu putzen. Seid aber dabei und helft ein wenig. Oder putzt hinterher noch mal nach.

Wann steht die nächste Impfung an? 
Ihr habt alle bisher empfohlenen Impfungen wahrgenommen? Toll, dann ist euer Kind zurzeit so gut geschützt, dass in diesem Lebensalter keine Impfung nötig ist. Die U8 Untersuchung kann also ganz ohne Piekser vonstatten gehen. Die nächsten Impfungen wären dann erst wieder bei der U9 dran. Aber vielleicht habt ihr ja doch irgendwelche bisherigen Impfungen versäumt. Dann ist es jetzt ratsam, sie nachzuholen – entweder gleich bei der Untersuchung oder bei einem separaten Termin.

Übrigens: Die Kosten für empfohlene Impfungen übernimmt die Krankenkasse. Empfohlen werden sie von der Ständigen Impfkommission (abgekürzt STIKO), einem unabhängigen Expertengremium. 
Habt ihr dazu Fragen? In unserem Artikel über Impfungen für Kinder findet ihr viele Antworten.

Junge kletter auf einem Baum
© romrodinka / iStock

Ernährung und Bewegung im Kleinkindalter: Was ist jetzt wichtig?
Wie schon bei den vorherigen Untersuchungen, wird der Arzt auch bei der U8 die Themen Ernährung und Bewegung ansprechen.
Achtet auch darauf, dass sich euer Spross über den Tag hinweg genügend bewegt und nicht zu lange Zeit im Sitzen verbringt. Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang, und solange keine ernsthaften Gefahren drohen, ist es sinnvoll, diesen nicht zu unterbrechen. Lass dein Kind gerne draußen rumtoben – natürlich nur unter Aufsicht. Oder ihr geht mit eurem Schatz zum Eltern-Kind-Turnen oder zu anderen Bewegungsangeboten wie Tanzen. Generell fördert rhythmische Bewegung genauso wie Klettern und Ballspielen die motorische Entwicklung von Kindern.

Euer Kind hat früher gern Gemüse gegessen, verschmäht es jetzt aber total? Keine Sorge. Viele Vierjährige sind sehr wählerisch. Sie möchten nun verstärkt ihre eigenen Entscheidungen treffen – auch beim Essen. Achtet einfach mal auf die Form, in der ihr Gemüse und Obst anbietet. Euer Steppke mag keine Brokkoliröschen, dafür aber Kartoffelbrei oder Kürbissuppe? Vollkornnudeln mit frischer Tomatensoße werden anstandslos gegessen? Ist doch prima! Süßigkeiten in Maßen dürfen nun auch auf dem Programm stehen. Entweder in Form eines wöchentlichen „Süßigkeitentages“ oder einer täglichen kleinen Portion, die ihr zuteilt. Und wenn der Süß-Jieper zwischendurch mal richtig zuschlägt, darf es ja auch mal Naturjoghurt mit Honig sein. Für Kinder bis zum Vorschulalter macht die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) folgende Empfehlungen: 

  • Viel trinken, und zwar Wasser, ungesüßten (Früchte-)Tee und Saftschorlen (ein Teil 100-prozentiger Fruchtsaft zu drei Teilen Wasser). Bei Kindern zwischen 2 und 6 Jahren wird eine tägliche Flüssigkeitszufuhr von bis zu einem Liter empfohlen. Die BZgA betont aber, dass nicht jedes Kind gleich ist und die Menge auch schwanken darf.
  • Fertige Fruchtjoghurts und Desserts oder gezuckertes Müsli lassen sich gut durch Eigenkreationen ersetzen. Zum Beispiel durch selbstgemachten Bananenshake oder warmen Porridge mit Früchten. Übrigens: Honig, Agavendicksaft und Sirup sind auch Zuckerbomben. Ihr müsst nicht aufs Süßen von Speisen verzichten, aber dosiert sparsam. Dadurch gewöhnt ihr die Kinder auch nicht daran, dass alles extrem süß schmecken muss.
  • Laut BZgA begünstigt eine schlechte Nährstoffaufnahme die Stressanfälligkeit von Kindern. Achtet ihr auch vollwertige Kost, wirkt sich das direkt positiv auf das seelische Wohlbefinden aus.
  • Bietet weitgehend pflanzliche Lebensmittel an, wie Getreideprodukte, Gemüse und Obst. Tierische Lebensmittel bitte nur in Maßen. Dazu gehören Fleisch, Wurst, Fisch, Eier, aber auch Milch, Käse und Quark. 

Ein gesunder Lebensstil gilt als Schlüssel zur Vorbeugung von Übergewicht und ernährungsabhängigen Erkrankungen. Das heißt, ihr solltet unbedingt die Hunger- und Sättigungssignale respektieren und das Kind nicht dazu überreden oder sogar zwingen, weiterzuessen, wenn es satt ist. Schön ist es, wenn ihr als Familie mindestens eine Mahlzeit gemeinsam einnehmt und währenddessen auch nicht abgelenkt werdet, etwa durch Smartphones. Zusammen essen und sich unterhalten – ja, das ist mit eurem Vierjährigen jetzt möglich.

U8 Untersuchung: Zusammenfassung

Diese Bereiche und Aspekte werden untersucht:

  •       Körpergröße und Gewicht
  •       Urinprobe
  •       Blutdruck
  •       Sehkraft
  •       Untersuchung der Ohren / Hörtest
  •       Untersuchung des Kopfes inkl. Mundhöhle, Kiefer, Nase und Augen
  •       Untersuchung des Herzes, der Lunge und des Bauches mit dem Stethoskop
  •       Untersuchung der Haut
  •      Untersuchung der Genitalien
  •       Sprachentwicklung
  •       Grob- und Feinmotorik
  •       Sozialverhalten und Emotionalität (ggf. Fragebogen an die Kita)
  •       Trocken- und Sauberwerden
  •       Betreuungssituation
  •       Schwerwiegende Erkrankungen / OPs seit der U7 oder U7a
  •       Essverhalten
  •       Zahnpflege

U-Untersuchungen im Überblick:
U1: Gleich nach der Entbindung
U2: 3.-10. Lebenstag
U3: 4.- 5. Lebenswoche
U4: 3.- 4. Monat
U5: 6.- 7. Monat
U6: 1 Jahr (10.-12. Lebensmonat)
U7: 2 Jahre (21.-24 Monate)
U7a: 3 Jahre (34.-36. Monat)
U8:  4 Jahre (46.-48. Monat)
U9: 5 Jahre (60-64. Lebensmonat)

Was kosten die U-Untersuchungen?
Die Vorsorgeuntersuchungen sind in Deutschland nicht verpflichtend, werden aber dringend empfohlen. Sie sind eine Pflichtleistung der Krankenkassen. Das heißt, ihr  braucht für die Untersuchungen nichts zu zahlen. Ausnahme: Bringt ihr euer Kind zu spät, also nach dem empfohlenen Zeitraum, zur Untersuchung, gilt es als eine individuelle Gesundheitsleistung (iGel-Leistung) und ihr müsst sie doch selber zahlen. Also vereinbart am besten schon frühzeitig Termine für die anstehenden Untersuchungen. Die U8 könnt ihr frühestens im 43. und spätestens bis zum 50. Lebensmonat wahrnehmen.

Verwendete Quellen:

www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/kindergesundheit/frueherkennungsuntersuchung-bei-kindern.html
www.g-ba.de/themen/methodenbewertung/ambulant/frueherkennung-krankheiten/kinder
www.g-ba.de/downloads/62-492-1967/Kinder-RL_2019-08-15_iK-2019-11-16.pdf
www.kindergesundheit-info.de/themen/entwicklung/frueherkennung-u1-u9-und-j1/das-gelbe-heft
www.kindergesundheit-info.de/themen/entwicklung/frueherkennung-u1-u9-und-j1/untersuchungen-u1-bis-u9
www.kinderaerzte-im-netz.de/vorsorge


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