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Kinderbetreuung Tagesmutter oder Kita: Was ist besser für unser Kind?

Kinderbetreuung
© wundervisuals / iStock
Lieber in kleiner Runde mit Familienanschluss oder in einer großen Kitagruppe? Das fragen sich viele Eltern auf der Suche nach einer Betreuung fürs Kind. Doch was zeichnet eine Tagesmutter/ einen Tagesvater eigentlich aus und wo liegen die Unterschiede zur Betreuung in der Kita?

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Tagesmütter: Was zeichnet sie aus?

Bevor wir euch die Unterschiede zwischen Tagesmüttern und Kitas vorstellen, ist es erst einmal wichtig zu wissen, was überhaupt eine Tagesmutter auszeichnet: Die Betreuung durch Tagesmütter und Tagesväter wird generell unter dem Begriff Kindertagespflege zusammengefasst und ist eine gesetzlich anerkannte Betreuungsform im familiennahen Umfeld. Sie ist rechtlich gleichrangig mit der Betreuung in einer Kita. Jede Tagesmutter braucht laut § 43 SGB VIII für die Ausübung ihrer Tätigkeit eine Erlaubnis vom Jugendamt, die für jeweils fünf Jahre gilt. Die Kriterien für diese Erlaubnis unterscheiden sich je nach Bundesland. Viele Bundesländer stellen aber folgende Bedingungen:  

  • Die Person muss eine persönliche Eignung für die Betreuung von Kindern vorweisen. Das heißt: Sie pflegt einen liebevollen Umgang mit Kindern, ist verantwortungsbewusst und interessiert an Fortbildungen. 
  • Sie muss ein erweitertes Führungszeugnis zum Kinder- und Jugendschutz vorlegen. 
  • Sie muss geeignete Räume haben, in denen es genügend Platz und Möglichkeiten zum Spielen und Schlafen gibt und die es den Kindern ermöglicht, in der näheren Umgebung Natur zu erleben. Außerdem müssen die Räume unfallverhütend eingerichtet sein. 
  • Das Essen, das sie anbietet, ist ausgewogen und wird unter hygienischen Bedingungen zubereitet. Es muss nahrhaft sein und natürlich auch den Kleinen gut schmecken.
  • Sie muss eine Grundqualifizierung in der Kindertagespflege von mindestens 160 Stunden, häufig auch von 300 Stunden durchlaufen.
  • Sie muss sich jährlich mindestens 20 Stunden fortbilden. 
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© DKJS/Franziska Schmitt

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Eine Tagesmutter darf maximal bis zu fünf fremde Kinder gleichzeitig betreuen – ihre eigenen Kinder sind davon ausgenommen. Im Einzelfall kann die Erlaubnis auch nur für weniger Kinder erteilt werden. Verfügt die betreuende Person über eine pädagogische Ausbildung, kann sie in manchen Bundesländern auch mehr als fünf gleichzeitig anwesende Kinder betreuen. 
 

Kita oder Tagesmutter?

Verschiedene Betreuungsformen der Kindertagespflege

Genauso, wie es verschiedene Kita-Größen und -Arten gibt, gibt es auch in der Kindertagespflege unterschiedliche Formen der Betreuung:

Betreuung im Haushalt der Eltern
Eine Tagesmutter kann dein Kind (oder auch mehrere) bei euch zu Hause betreuen. Umgangssprachlich spricht man dann von einer Kinderfrau oder Kinderbetreuerin. In diesem speziellen Fall braucht die Tagesmutter allerdings keine Erlaubnis vom Jugendamt, sondern arbeitet für euch in einem angestellten Arbeitsverhältnis und ist weisungsabhängig von euch. Möchtest du mehr über diese Betreuungsform im Angestelltenverhältnis wissen, kannst du dich beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend informieren. 

Betreuung im Haushalt der Tagesmutter 
Viele Tagesmütter nutzen ihre Elternzeit, um weitere Kinder bei sich zu Hause zu betreuen. Dafür brauchen sie die oben genannte Erlaubnis und müssen die gleichen Kriterien erfüllen. 

Betreuung in anderen geeigneten Räumen
Die Betreuung kann – außer im Haushalt der Eltern oder im Haushalt der Tagesmutter – auch in anderen geeigneten Räumen erfolgen. Nicht in jedem Bundesland ist diese Form der Betreuung möglich, aber die meisten Bundesländer machen davon Gebrauch.  

Betreuung als Großtagespflege
In einigen Bundesländern können sich mehrere Tagesmütter zu einer sogenannten Großtagespflege zusammenschließen. Dort betreuen sie die Kinder in der Regel mit einem Betreuungsschlüssel von eins zu fünf. 

In diesen Punkten gleichen sich Tagesmutter und Kita

  • Bildungs- und Erziehungsauftrag: Bildung, Erziehung und Betreuung – das ist der Auftrag für Tagesmütter und für Erzieher/innen in Kitas. Ihr könnt also sicher sein, dass euer Kind in beiden Betreuungsformen kindgerecht versorgt wird und auf eine altersgerechte Unterstützung in der Entwicklung geachtet wird. Jede betreuende Person muss den Kindern Möglichkeiten und Anregungen zur Förderung der Entwicklung geben.
  • Pädagogisches Konzept: In Kita gibt es immer ein pädagogisches Konzept. Aber auch die meisten Tagesmütter haben zum Beispiel während ihrer Grundqualifizierung ein pädagogisches Konzept erarbeitet. 
  • Soziale Kompetenzen: Euer Kind wird bei der Kita und bei der Tagesmutter auf Kinder unterschiedlichen Alters treffen und soziale Kompetenzen erlernen. Die Kinder fassen untereinander Vertrauen zueinander, versuchen, Konflikte zu lösen, helfen und trösten sich gegenseitig. Sie lernen in einem sozialen Umfeld. 
  • Infekte: Auch Infekte gehören zum Betreuungsalltag in der Kita oder bei einer Tagesmutter dazu. Vor allem das erste Jahr der Betreuung ist bei den meisten Kindern von vielen kleinen Infekten geprägt. Ob Erkältung, Magen-Darm-Virus oder Hand-Mund-Fuß-Krankheit: Das alles ist leider zu erwarten, wenn viele kleine Menschen zusammen kommen, die alles in den Mund stecken. 
  • Krankheitsfälle: Natürlich sind auch Erzieher/innen und Tagesmütter nicht ausgenommen von Infekten und fallen mal aus. In Krankheitsfällen springt in einer Kita meistens ein den Kindern bekannter Kollege/in ein und gewährleistet somit, dass die Kinder weiterhin betreut werden können. Doch aufgrund von Personalmangel und hoher Arbeitsbelastung sieht es in der Praxis häufig anders aus: Viele Kitas müssen sich mit Auszubildenden oder Honorarkräften aushelfen. 

    Tagesmütter sind bei Krankheitsfällen Kitas auch hier gesetzlich gleichgestellt: Eine Ersatzbetreuung sollte durch das Jugendamt geregelt sein, wie §23 Achtes Sozialgesetzbuch (SGB VIII) es vorschreibt. Aber auch bei Tagesmüttern sieht es in der Praxis häufig anders aus: Die Jugendämter sind überlastet und kommen nicht dazu, allen Tagesmüttern eine Vertretung zuzuweisen. Eine engagierte Tagesmutter hat sich in so einem Fall ein Netzwerk aufgebaut und kann selber auf Vertretungen zurückgreifen, so dass der Ausfall nicht zu Lasten der Eltern geht. Leider ist aber auch das nicht immer die Regel. 
  • Unterschiedliche Altersgruppen: In beiden Gruppen gibt es Kinder unterschiedlichen Alters, die von einander lernen können. Wie man zum Beispiel ein Haus malt oder dass es nicht erlaubt ist, andere Kinder mit der Schaufel zu hauen. Natürlich begleiten die betreuenden Personen den Ablauf und die Regel der Gruppen, aber auch die älteren Kinder geben ihr Wissen an Jüngere weiter. 
Eltern Fallbackbild

Betreuung bei der Tagesmutter oder in der Kita: Das sind die Unterschiede

  • Ausbildung: Betreuungspersonen in der Kita haben eine mehrjährige Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieher/in durchlaufen. Für Tagesmütter gibt es dagegen keine einheitlich geregelte Ausbildung. Ob die Tagesmutter, die für euch infrage kommt, ausgebildete Erzieherin ist oder Mutter mit Grundqualifizierung und eventuellen Fortbildungen, müsst ihr erfragen. Zudem unterstützen Sozialassistenten die pädagogische Arbeit in der Kita. Sofern es Inklusionskinder in der Kita gibt, können auch Logopäden, Ergotherapeuten und weitere Spezialisten hinzukommen. Dieses Angebot kann eine Tagesmutter meistens nicht bieten. 
  • Gruppengröße: Bei einer Tagesmutter werden die Kinder in wesentlich kleineren Gruppen betreut – maximal fünf Kinder pro Tagesmutter sind erlaubt. Das heißt natürlich auch, dass eine viel intensivere Betreuung möglich ist und dass die betreuende Person wesentlich mehr Rücksicht auf die Förderung von speziellen Bedürfnissen der Kinder, z. B. die individuelle Entwicklung des Kindes, nehmen kann. Gerade für Einzelkinder ist die enge geschwisterähnliche Konstellation mit den anderen Kindern besonders bereichernd. Und: Ein Kind, das bei einer Tagesmutter betreut wird, muss die Spielsachen nicht mit so vielen anderen Kindern teilen.

    In Kitas dagegen ist der Betreuungsschlüssel nicht einheitlich geregelt und weicht von Kita zu Kita stark ab. 2018 lag der durchschnittliche Betreuungsschlüssel laut Destatis – Statistisches Bundesamt von Kindern unter drei Jahren bei 1 zu 4,2 und bei Kindern zwischen zwei und acht Jahren sogar bei 1 zu 8,4. Eine intensive Einzelbetreuung, besonders bei älteren Kindern, ist in Kitas selten umsetzbar. Hinzu kommt, dass die Kinder in Kitas oft einem extremen Geräuschpegel ausgesetzt sind – das ist auch für Kinder anstrengend und kostet Kraft. Für schüchterne oder geräuschempfindliche Kinder kann die Betreuung durch die Tagesmutter, die weniger Kinder betreut, die bessere Alternative sein. 
  • Betreuungszeiten: Tagesmütter können in der Regel ihre Betreuungszeiten viel flexibler und individueller an die Bedürfnisse der Eltern anpassen, Kitas sind meistens starrer in der Zeiteinteilung. So müssen in vielen Kita die Kinder zu den Kernzeiten da sein und dürfen nicht später gebracht oder früher geholt werden. Auch Früh-  und Spätdienst bieten in der Regel nur die großen Kitas an. 
  • Bezugsperson: In Kitas gibt es häufig Schichtwechsel und somit auch einen Wechsel der Ansprechpartner für die Kinder. Bei Tagesmüttern werden die Kinder den ganzen Tag von einer Person begleitet. Diese konstante Bezugsperson ist besonders für junge Kinder, Kinder mit besonderem Förderbedarf und Kinder aus Familien mit Fluchterfahrungen wichtig, um sich optimal entwickeln zu können. 
  • Soziale Kontrolle: Ganz gleich, in welcher Betreuungsform, der persönliche Eindruck ist besonders wichtig, genauso wie Vertrauen zu der betreuenden Person. Vertrauen zu einer Tagesmutter ist aber insbesondere wichtig, wenn sie alleine arbeitet, weil es dann keine soziale Kontrolle gibt wie in einer Kita mit mehreren Angestellten. 
  • Angebote: Eine Kita hat mehrere Räume zur Verfügung, in denen verschiedene Angebote stattfinden können. Sie sind extra auf die Bedürfnisse der Kinder zugeschnitten. Sei es ein Turnraum, so dass auch im Winter für genug Bewegung gesorgt ist oder ein Atelier, in dem die Kinder viele Materialien finden, die sie ausprobieren können. Je mehr Erzieher dort arbeiten, umso vielfältiger sind die pädagogischen Aspekte, die sie einbringen. Da die meisten Tagesmütter die Kinder in ihrem Privathaushalt betreuen, ist das Raum- und Spielangebot natürlich begrenzter als in Kitas. Aber auch Tagesmütter haben kindgerechte und liebevoll eingerichtete Räume und individuelle Angebote an Aktivitäten.
  • Einbezug der Eltern: In Kitas gibt es Elternvertreter für jede Gruppe, so dass ihr in Konfliktfällen dort Unterstützung für euer Anliegen findet. Bei einer Tagesmutter lässt sich andererseits aufgrund der wenigen Eltern oft schneller eine Einigung finden, da nicht erst die ganze Gruppe mitdiskutiert wie in einer Kita. 
  • Betreuung der eigenen Kinder: Viele Tagesmütter betreuen ihre eigenen Kinder mit. Wenn du das Gefühl hast, hier könnte ein Interessenskonflikt entstehen, kannst du immer das persönliche Gespräch suchen. Die meisten Tagesmütter können diese Situation gut meistern. Höre dabei auf dein Bauchgefühl. 

Entscheidet ihr euch für eine Tagesmutter, solltet ihr unbedingt einen Betreuungsvertrag mit der Person abschließen. Was in dem Vertrag stehen sollte, erfahrt ihr im Handbuch Kindertagespflege