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Baby Stillhütchen: Vor- und Nachteile der Stillhilfe

Frau hält Stillhütchen in der Hand
© ArtShotPhoto / iStock
Stillhütchen können gerade zu Beginn das Stillen erleichtern, wenn Brustwarzen noch nicht auf ein nuckelndes Neugeborenes eingestellt sind. Doch bergen die Stillhilfen auch zahlreiche Nachteile. Welche das sind, wie man richtig mit Stillhütchen umgeht und warum manche Babys sie so gerne haben, erfährst du hier.

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Auf einen Blick

  • Stillhütchen gibt es in den verschiedensten Formen und Größen.
  • Je dünner das Material ist, desto besser ist es für Mutter und Kind.
  • Frühchen profitieren zu Beginn häufig von der Saughilfe.
  • Stillhütchen sind nicht als Dauerlösung gedacht.

Stillhütchen sind künstlich geformte, überbetonte Nachbildungen von Brustwarzen. Sie bestehen meist aus Silikon, Latex oder Gummi. Es gibt sie in verschiedenen Größen und Formen. Meist empfehlen Ärzte, Krankenschwestern oder Hebammen Stillhütchen, wenn Babys es nicht schaffen richtig oder ausdauernd zu saugen oder wenn sie die Brustwarze nicht richtig zu fassen kriegen.

Welche Größe muss das Stillhütchen haben?

Das kommt ganz auf deine Brust an. Es gibt Stillhütchen in verschiedensten Formen und Größen. Es gibt ein paar Regeln, die die Auswahl der Größe erleichtern:

  • Das Stillhütchen sollte so groß wie nötig, aber so klein wie möglich sein.
  • Je dünner das Material, desto besser, da es sich für Mutter und Kind natürlicher anfühlt.
  • Das Hütchen sollte so groß sein, dass die Brustwarze komplett in der Erhöhung des Stillhütchens liegt und sie sich beim Säugen voll ausdehnen kann.

Am besten probierst du verschiedene Größen und Formen aus. Deine Hebamme oder Frauenärztin wird dich sicherlich dabei beraten.

Was sind die Vorteile von Stillhütchen?

Junge Mutter hält ihr Kind im Arm
© FG Trade / iStock

Gerade zu Beginn, wenn das Neugeborene noch sehr klein ist und die ganze Situation für Mama und Baby noch neu ist, können Stillhütchen durchaus sinnvoll sein.

  1. Für Neugeborene – gerade für Frühchen – kann es zu Beginn noch sehr anstrengend sein, an der Brust zu saugen. Stillhütchen können dem Baby das Saugen erleichtern.
  2. Mamas Brust ist am Anfang noch nicht auf regelmäßiges Stillen eingestellt und kann deswegen leicht wund werden und wehtun. Stillhütchen können die Schmerzen lindern oder gar ganz beseitigen.
  3. Bei Müttern mit Schlupf-, Hohl- oder Flachwarzen kann es anfänglich zu Schwierigkeiten beim Anlegen kommen. Brusthütchen sorgen für die richtige Form und können das Stillen erleichtern.
  4. Manchmal wissen Neugeborene noch nicht, wie sie richtig saugen. Stillhütchen können beim Säugling durch ihre überproportionierte Form einen stärkeren Saugreflex auslösen.
  5. Durch den Hohlraum zwischen Hütchen-Hülle und Haut bleibt immer etwas Milch zurück. Der Geruch der Milch animiert das Kind zu weiterem Saugen
Eine junge Mutter stillt ihr Baby im Bett.

Wie nutzt du das Stillhütchen richtig?

Zunächst solltest du dir die Hände waschen. Feuchte anschließend die Innenseite des Stillhütchens an, damit es nicht verrutscht. Achte beim Anlegen darauf, dass die Erhöhung des Hütchens genau über der Brustwarze liegt. Dadurch wird ein Vakuum erzeugt und deine Brustwarze kann sich bestmöglich ausdehnen. 

Wichtig: Achte auch beim Säugen mit Stillhütchen darauf, möglichst viel Körperkontakt mit deinem Baby zu haben. Wenn es geht, lass dein Kind deine Brust mit seinem Kinn berühren. Manche Stillhütchen bieten dafür extra Aussparungen am Rand.

Reinige deine Stillhütchen bitte nach jedem Stillen mit warmem Wasser und einem sanften Spülmittel und koche sie alle 24 Stunden für mindestens fünf Minuten ab. Das tötet alle etwaigen Keime.

Was sind die Nachteile von Stillhütchen?

Mutter stillt ihr Baby im Bett
© SolStock / iStock

So viele Vorteile Stillhütchen auch haben mögen, aus Sicht vieler Mütter, Ärzte und Hebammen überwiegen die Nachteile:

  1. Da das Saugen an Stillhütchen für Neugeborene viel leichter ist, gewöhnen sie sich schnell daran. Beim Abgewöhnen wird es für Säuglinge dann nur umso schwerer, direkt an der Brust zu trinken.
  2. Da die Brust durch den fehlenden Hautkontakt nicht so stark stimuliert wird, kann die Milchproduktion abnehmen oder gar nicht erst richtig in Gang kommen.
  3. Infolge der niedrigen Milchproduktion kann es passieren, dass das Kind nicht genug zunimmt.
  4. Bei richtiger Anwendung können Stillhütchen wunde Brustwarzen schonen, bei falscher Anwendung können sich die Schmerzen allerdings auch verschlimmern. Außerdem sind wunde Brustwarzen in vielen Fällen das Resultat einer falschen Stillposition. Daran ändern auch Stillhütchen nichts.
  5. Werden Stillhütchen falsch angelegt, sind sie zu klein oder zu groß, können daraus sogar erst wunde Brustwarzen und damit Schmerzen entstehen.
  6. Nach dem Anlegen können an der Brustwarze Verhärtungen auftreten, da es passieren kann, dass dein Baby die Brust nicht richtig leertrinkt. Daraus kann sich ein Milchstau entwickeln.
  7. Babys können nicht spontan gestillt werden. Ob unterwegs oder in der Nacht: Das richtige Aufsetzen eines Stillhütchens benötigt Aufmerksamkeit und Zeit. Diskretes Stillen in der Öffentlichkeit ist schwieriger, nachts fehlen Schlaf und Erholung.
  8. Mutter und Kind sind abhängig von einem Stück Plastik. Und: Stillhütchen müssen regelmäßig gereinigt und abgekocht werden.

Zu guter Letzt: Im Krankenhaus oder im Wochenbett werden Stillhütchen oft empfohlen, weil es für den Anfang der unkomplizierte und schnellere Weg ist. Oft ist ein Stillhütchen aber gar nicht nötig. Eine richtige und ausführliche Beratung könnte etwaige Probleme beim Stillen viel besser und dauerhaft lösen. Stillhütchen dagegen verlagern die Stillschwierigkeiten nur in die Zeit nach der Entlassung aus dem Krankenhaus oder nach dem Wochenbett.

Verschiedene Stillpositionen

Wie entwöhne ich mein Kind vom Stillhütchen?

Stillhütchen werden nie als Dauerlösung empfohlen. Im besten Fall nutzt du Stillhütchen so lange wie nötig, aber so kurz wie möglich. Doch auch bei einer nur kurzen Nutzung von Brusthütchen kann es danach zu einer Verweigerung der Brust kommen, weil das Saugen an den Plastik-Hütchen so einfach ist. Diese Verweigerung nennt man auch Saugverwirrung.

Um einer Saugverwirrung entgegenzuwirken oder sie gar nicht erst aufkommen zu lassen, gibt es ein paar Tricks, wie du dein Baby (wieder) an die Brust gewöhnst:

  • Sobald der erste Hunger deines Babys gestillt ist, entferne das Stillhütchen behutsam, lass das Baby aber sofort weiter trinken.
  • Beginne das Stillen ohne Brusthütchen, pumpe aber vorher ein bisschen Milch ab. Dadurch kann die Milch besser fließen und dein Kleines die Brustwarze besser packen.
  • Was auch funktionieren kann: Dein Kind während des Stillens langsam von der Brust mit Stillhütchen zur Brust ohne Stillhütchen führen. Mit dem Footballgriff geht diese Taktik besonders gut (die Bildergalerie oben erklärt, wie der Footballgriff funktioniert).

Falls es trotz der Tipps nicht gleich klappt: Setz dich beim Abgewöhnen nicht unter Zeitdruck und versuche es nicht gerade, wenn es dir oder deinem Baby nicht so gut geht oder ihr schlecht geschlafen habt. Versucht es einfach an einem entspannteren Tag noch einmal.

Quellen:
Frauenärzte im Netz: Probleme beim Stillen
Bundesinstitut für Risikobewertung: Leitlinienentwicklung zu Brusterkrankungen in der Stillzeit
Gesund ins Leben: Ernährung von Säuglingen
 


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