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Steißgeburt So kommt ein Baby mit dem Po zuerst auf die Welt

Steißgeburt: Hochschwangere
© AndreyUG / Shutterstock
Einige Babys drehen sich am Ende der Schwangerschaft nicht mehr in die ideale Geburtsposition, sondern verharren in der Beckenendlage. Wir erklären, was das für die Entbindung bedeutet, welche Risiken mit einer vaginalen Steißgeburt verbunden sind und beantworten die Frage, ob ein Kaiserschnitt nicht sicherer ist.

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In drei bis fünf Prozent der Geburten möchte das Baby mit dem Po voran auf die Welt. Für Mutter und Kind bedeutet die Steißlage, dass die Geburt anstrengender wird. Und auch die gesundheitlichen Risiken sind für das Neugeborene etwas größer als bei Kindern, die mit dem Kopf zuerst das Licht der Welt erblicken. Dennoch wird bei einer Beckenendlage heute nicht automatisch ein Kaiserschnitt empfohlen...

Ist eine Steißgeburt immer ein Kaiserschnitt?

Wenn euer Baby mit dem Po voran auf die Welt kommen möchte, heißt das nicht automatisch, dass nur ein Kaiserschnitt möglich ist. Neuere Studien kommen zu dem Ergebnis, dass eine vaginale Geburt in Steißlage keinen eindeutig negativen Effekt auf die Gesundheit des Neugeborenen hat. Gerade bei Folgeschwangerschaften sei für die Mutter eher der Kaiserschnitt die risikoreichere Variante. Noch bis 2000 ging man aufgrund älterer Untersuchungen davon aus, dass eine vaginale Geburt ein größeres Risiko für Mutter und Kind darstellt. In der Folge setzte sich der Kaiserschnitt an vielen Geburtskliniken als Entbindungsmethode der Wahl bei einer Beckenendlage durch. 

Heute bieten deutsche Kliniken mit geschulten Geburtshelfern den Betroffenen vermehrt die Möglichkeit, auf natürlichem Weg zu entbinden. Als Schwangere habt ihr aber natürlich auch mitzureden. Nach einer umfassenden Voruntersuchung und einer ausführlichen Aufklärung entscheidet ihr gemeinsam mit dem Arzt oder der Ärztin, welche Methode für dich und dein Baby die beste ist.

Welche Nachteile hat eine Steißgeburt?

Etwa fünf Prozent der Babys befinden sich kurz vor dem Geburtstermin in einer Beckenendlage. Bei einer vaginalen Geburt tritt der Po (Steiß) zuerst in den Geburtskanal und der Kopf wird zuletzt geboren. Das führt zu den folgenden Risiken:

  • Der Kopf quetscht die Nabelschnur, wenn er sich im engen Beckenring befindet. Das ist kein Problem, wenn die Geburt zügig vorangeht. Steckt der Kopf aber zu lange im Becken, drohen schwere Geburtsschäden oder gar der Tod des Babys.
  • Bei einer Schädellage ist mit dem Austritt des Kopfes der anstrengendste Teil geschafft, da er den größten Durchmesser hat. Bei einer Steißgeburt kommt die größte Herausforderung zum Schluss. Das ist anstrengend für Mutter und Kind. Auch eine Wehenschwäche kann daraus resultieren und einen Wehentropf notwendig machen.
  • Die Nabelschnur kann am Steiß vorbeirutschen (Nabelschnurvorfall).
  • Beine oder Arme des Babys können sich verhaken. Müssen sie durch Ziehen gelöst werden, kann es zu Brüchen kommen (diese heilen in der Regel gut aus). 
  • Auch Verletzungen des peripheren Nervensystems können vorkommen, etwa Lähmungen.
  • Häufig kommt es durch eine Geburt in Beckenendlage zu einem muskulären Schiefhals des Babys.
  • Eine Steißgeburt steigert das Risiko einer Hüftdysplasie des Neugeborenen.

Welche Risiken birgt eine Normalgeburt in Beckenendlage für die Mutter?

Haben die Voruntersuchungen am Ende der Schwangerschaft gezeigt, dass die Voraussetzungen für eine vaginale Geburt trotz Steißlage gut sind, ist das Risiko einer vaginalen Geburt im Vergleich zu einem Kaiserschnitt nicht größer. Aber sie erfordert noch mehr Kooperation von der Gebärenden, die den Anweisungen der Ärzte folgen muss, um das Köpfchen schnell aus dem Geburtskanal zu pressen. Das fühlt sich dann vielleicht nicht nach der erhofften natürlichen Geburt an, bei der die werdende Mama bestimmt, welche Körperhaltung ihr gerade guttut. 

Oft ist eine hockende oder aufrechte Position am besten für Steißgeburten geeignet. Auch das Risiko für Geburtsverletzungen (z.B. ein Dammriss) kann durch diese Geburtspositionen gesenkt werden. Ob unter der Geburt ein Dammschnitt gesetzt werden muss, um die Geburt zu beschleunigen und einen Sauerstoffmangel des Babys zu verhindern, entscheiden die Geburtsbegleiter individuell. Auch eine Periduralanästhesie kann der Mutter helfen, besser zu entspannen und die Schmerzen nicht so stark zu spüren.

Wie läuft eine vaginale Steißgeburt ab?

Auch während einer Steißgeburt muss dein Kind sich in den Geburtsweg einfügen und drehen. Ist der Po draußen, muss es schnell gehen. Denn sobald der Kopf sich im Beckenring befindet, drückt er in der Regel auf die Nabelschnur und unterbricht kurzzeitig die Versorgung mit Sauerstoff. Auch der Kopf muss sich jetzt drehen, um den Weg nach draußen zu finden. Ärzte und Hebamme können hier eingreifen und dem Baby seine Geburt mit bestimmten Handgriffen erleichtern. 

Die dazu notwendige Zusatzausbildung haben meistens nur Geburtshelfer in spezialisierten Perinatalzentren. Daher ist es wichtig, dass du dir für eine Entbindung in Steißlage eine Geburtsklinik aussuchst, die regelmäßig vaginale Steißgeburten begleitet. Dann steht einer unkomplizierten Geburt nichts mehr im Wege. 

Kann eine äußere Wendung eine Geburt in Steißlage verhindern?

Bevor ihr bei einer Steißlage an eine äußere Wendung denkt, könnt ihr noch eine Weile abwarten. Es kommt sehr häufig vor, dass sich ein Baby zum Ende der Schwangerschaft noch selbst in die optimale Schädellage dreht. Ist das bis zur 36. Woche nicht geschehen, werden deine Ärzte mit dir dann vermutlich über eine äußere Wendung sprechen.

Die äußere Wendung hört sich für dich vielleicht abenteuerlich an. Doch erfahrene Gynäkologen beherrschen diese manuelle Technik so gut, dass sie in mehr als 50 Prozent der Fälle zum Erfolg führt. Dabei wird die Ärztin oder der Arzt in der 37. Schwangerschaftswoche versuchen, den Po deines Babys durch Druck auf deinen Unterbauch aus dem Becken zu heben. Währenddessen führt ein:e weitere:r Geburtshelfer:in den Kopf des Kindes sanft in eine Rolle. 

Auch wenn Komplikationen bei der äußeren Wendung eher selten sind, steht während des Eingriffs ein OP-Team bereit, um im Notfall schnell einen Kaiserschnitt durchführen zu können. 

Was spricht für eine vaginale Entbindung bei einer Beckenendlage?

Wenn du bei den folgenden Punkten getrost ein Häkchen machen kannst, ist eine vaginale Entbindung für dich eine Möglichkeit:

  • Du hast eine unkomplizierte Schwangerschaft
  • Du fühlst dich fit und gesund
  • Dein Baby zeigt keine Auffälligkeiten
  • Der Durchmesser des Kopfes ist normal groß
  • Dein Becken ist weit genug
  • Du hast eine Geburtsklinik gefunden, in der vaginale Beckenendlagen-Entbindungen regelmäßig von erfahrenen Spezialist:innen begleitet werden.

Wann ist ein Kaiserschnitt die bessere Wahl?

Nicht immer ist eine Normalgeburt in Steißlage möglich und empfehlenswert. Wenn diese Punkte bei dir zutreffen, ist ein geplanter Kaiserschnitt eine bessere Option:

  • Du hast ein zu enges Becken für eine Steißgeburt (das wird zuvor im Ultraschall geprüft)
  • Dein Baby ist sehr groß (über 3.500 Gramm)
  • Dein Baby ist sehr klein (sehr großer Kopf im Verhältnis zum Rumpf)
  • Du hat nach einem Blasensprung einen Nabelschnurvorfall (es droht eine Mangelversorgung)
  • Du fühlst dich nicht fit oder hast Vorerkrankungen (z.B. Diabetes)
  • Es handelt sich um eine Frühgeburt
  • Du hast eine tief liegende Plazenta
  • Du wirst Zwillinge auf die Welt bringen
  • Es liegt eine Risikoschwangerschaft vor
  • Es liegt eine Präeklampsie vor
  • Die CTG- oder Dopplerwerte sind nicht optimal
  • Du bist bereits nach dem errechneten Termin (ET)
  • Die Füße deines Babys zeigen nach unten, die Beine sind angehockt (Steiß-Fußlage)

Quellen

Hannah, Mary E. et al. (2000): Planned caesarean section versus planned vaginal birth for breech presentation at term: a randomised multicentre trial, in: Lancet 2000; 356: 1375-83.

Hagenbeck, Carsten et al. (2021): Die äußere Wendung – sanft und sicher, in: Der Gynäkologe, Vol. 54, 291-295.

Krause, Michael (2006): Der Term Breech Trial: Aufstieg und Fall einer internationalen, multizentrisch randomisierten, kontrollierten Studie – Eine kritische Bilanz, in: Zeitschrift für Geburtshilfe, Neonatol 2006; 210: 121-125.

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (2020): Zahlen und Fakten des universitären Perinatalzentrums.

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