VG-Wort Pixel

Sex in der Schwangerschaft Alles Wichtige über Sex, wenn du ein Baby erwartest

Mann und Frau sind kurz davor sich zu küssen
© proud_natalia / iStock
Manche Frauen haben während der Schwangerschaft Lust wie nie, andere würden sich am liebsten einen Keuschheitsgürtel umschnüren. Und gerade beim ersten Kind haben nicht wenige Paare Bedenken: Schadet der Sex dem heranwachsenden Baby?

Artikelinhalt

Die schönste Nebensache der Welt bringt in der Schwangerschaft eine Reihe ungewohnter Überlegungen mit sich. Werdende Eltern machen sich oftmals Sorgen, das ungeborene Kind könnte etwas von ihrem intimen Treiben mitbekommen. Ganz nach dem Motto: Baby hört mit. Und ganz auszuschließen ist das tatsächlich nicht. Denn ab der 20. Schwangerschaftswoche können Babys bereits hören. Dennoch dürften Eltern beruhigt sein – werden die sexuellen Begleitgeräusche doch gut durch die Gebärmutterwand gedämmt. Aber das ist längst nicht alles, was werdende Eltern jetzt beschäftigt.

Wie wirkt sich die Schwangerschaft auf die Lust aus?

Eine Schwangerschaft wirbelt den Hormonhaushalt gründlich durcheinander. Die gesteigerten Östrogen- und Progesteron-Werte sorgen sowohl körperlich als auch emotional für allerlei ungewohnte Empfindungen.
 
Aber erstmal vorneweg, beim Thema Lust gibt es keine allgemeingültigen Aussagen: Jede Frau empfindet Sex anders – gerade während der Schwangerschaft!

1. Trimester
Die ersten Schwangerschaftswochen bedeuten für viele Frauen vor allem eins: ständiges Unwohlsein, Müdigkeit und Erbrechen. Denn zwischen der achten und zwölften Schwangerschaftswoche ist der hCG-Wert (das Schwangerschaftshormon humane Chorion Gonadotropin) am höchsten. Auch die Brüste spannen, manche Frauen berichten von fast schmerzhafter Sensibilität der Brustwarzen. Klingt alles erstmal nicht so, als wäre Sex besonders weit oben auf der Agenda. Und so ist es Studien zufolge tatsächlich auch: Demnach sinkt bei den meisten Frauen im ersten Trimester das Bedürfnis nach Sex. Sie wollen lieber in Ruhe gelassen werden.

2. Trimester
Das zweite Trimester empfinden viele Frauen als die beste Zeit für Intimität. Die Hormone haben sich stabilisiert. Dein Körper verändert sich zwar weiter, allerdings nun so, dass diese Veränderungen von vielen Schwangeren als positiv empfunden werden. Größere Brüste, glänzende Haare, ein wachsender Babybauch und nicht zuletzt das nachlassende Unwohlsein verhelfen ihnen zu dem vielgepriesenen Schwangerschaftsglow. Bei manchen Frauen kommt nun nicht nur das Bedürfnis nach körperlicher Intimität zurück, sie haben sogar ein gesteigertes Lustempfinden. Dies liegt unter anderem an dem stärker durchbluteten Genitalbereich. Ein weiterer Nebeneffekt: Die stärkere Durchblutung kann intensivere Orgasmen zur Folge haben.

3. Trimester
Hier hört für viele Schwangere der Spaß so langsam wieder auf. Sobald es schwierig wird, die eigenen Zehen zu sehen oder die Teetasse auf dem eigenen Bauch abstellt werden kann, ist es oft vorbei mit der Lust.

Schadet Sex in der Schwangerschaft dem heranwachsenden Kind?

Kurz gesagt, nein. Außer dein Gynäkologe hat dich ausdrücklich darauf hingewiesen, dass bei dir Gründe vorliegen, vorübergehend auf Sex zu verzichten. Welche Gründe das sein können, erfährst du im nächsten Abschnitt.
 
Woher kommt dann diese Annahme? Studien haben gezeigt, dass die größte Sorge der Männer beim Sex mit ihrer schwangeren Partnerin ist, dass ihr Penis das heranwachsende Kind verletzen könnte. Diese Sorge ist tatsächlich unbegründet. Der Penis kann nur bis zum geschlossenen Muttermund vordringen. Das Baby befindet sich derweil gut geschützt in der Gebärmutter.
 
Übrigens kann sich Sex in der Schwangerschaft auch positiv auf das heranwachsende Baby auswirken. Erlebt die Frau nämlich einen Orgasmus, wird Oxytocin ausgeschüttet – was wiederum entspannt und Glücksgefühle auslöst. Gleichzeitig fördert der Orgasmus das Herz-Kreislauf-System. Diese positiven Auswirkungen werden eben auch an das ungeborene Kind weitergegeben.
 
Verläuft deine Schwangerschaft also gut und es spricht medizinisch nichts dagegen – dann kannst du dich bedenkenlos vergnügen. Du solltest dich aber gleichzeitig auf keinen Fall verpflichtet fühlen, die Erwartungen deines Partners zu erfüllen. Sex sollte immer etwas Schönes sein, dass beide Seiten wollen. Denn weder jede Schwangere noch jeder Mann haben in dieser Phase Lust auf körperliche Intimitäten. Und das ist auch okay so.

Wann solltest du vorsichtig sein?

Also zurück zu den Gründen, die es eventuell medizinisch notwendig machen, sich in Abstinenz zu üben:

  • Eine diagnostizierte Risikoschwangerschaft: Hier gilt zu beachten, dass sich dies nicht per se auf alle Risikoschwangeren bezieht. Denn nur weil eine Frau über 35 Jahre alt ist oder ein paar Kilo zu viel wiegt, gefährdet sie durch Geschlechtsverkehr nicht zwangsläufig ihr Baby. Solltest du dir unsicher sein, ob du in diese Kategorie fällst, sprich auf jeden Fall mit deiner behandelnden Ärztin.
  • Geschlechtskrankheiten: Durch Sex übertragbare Infektionskrankheiten wie HIV oder Hepatitis können schlimme Folgen für dein ungeborenes Kind haben. Selbst Lippenherpes ist gefährlich. Falls du betroffen bist – oder vermutest es zu sein, dann sprich unbedingt mit deiner Gynäkologin.
  • Placenta praevia (der Mutterkuchen liegt im unteren Gebärmutterbereich)
  • Eine Fehl- oder Frühgeburt droht (zum Beispiel aufgrund eines vorzeitig geöffneten Muttermundes oder vorzeitiger Wehen)
  • Fruchtwasserverlust oder Abgang des Schleimpfropfs

Solltest du dir Sorgen machen, dass einer dieser Gründe auf dich zutreffen könnte, dann sprich auf jeden Fall mit deiner behandelnden Gynäkologin.

Kann Geschlechtsverkehr Wehen auslösen?

Ein Mann und eine Frau vergnügen sich im Bett
© diego_cervo / iStock

Ja, aber bei einer normal verlaufenden Schwangerschaft erst kurz vor der Geburt, wenn der Körper der Frau auch bereit dafür ist. Denn das im Sperma des Mannes enthaltene Prostaglandin kann zwar kurz vor der Geburt den letzten Anstoß geben, der Prostaglandin-Gehalt ist aber grundsätzlich zu gering, um Wehen auszulösen. Und das bei körperlicher Nähe ausgeschüttete Glückshormon Oxytocin löst zwar ein positives Gefühl aus und spielt bei der Geburt eine Rolle, verursacht aber keine Fehlgeburten.

Gibt es besondere Hygiene-Regeln?

Tatsächlich spielt Hygiene eine wichtige Rolle. Zwar sollten Frau und Mann ihren Intimbereich ohnehin pflegen, aber vor allem während einer Schwangerschaft ist dies unabdingbar. Denn nur so kann verhindert werden, dass sich Bakterien ungehindert ausbreiten. Bei der Pflege des Intimbereiches gilt – mit klarem Wasser waschen. Seife kann nämlich den pH-Wert der Scheide ansteigen lassen – und dieser ist jetzt ohnehin höher als sonst. Ein erhöhter pH-Wert begünstigt wiederum bakterielle Infektionen, die dann zu einer Fehl- oder Frühgeburt führen können. Falls du also eine Infektion im Intimbereich vermutest, suche unbedingt deinen behandelnden Arzt auf.

Wie sieht es eigentlich mit der männlichen Libido aus?

Haben Männer mehr oder weniger Lust auf Sex mit ihrer schwangeren Partnerin? Auch hier gibt es keine allgemeingültige Antwort. Manche fühlen sich stärker zu ihrer Partnerin hingezogen als zuvor, andere sind verunsichert. Hier hilft es, das offene Gespräch zu suchen, um Gefühle und Bedürfnisse klar zu äußern. Nur so verlieren beiden Seiten ihre Verunsicherung.
 
Eine Studie über männliche Sexualität hat gezeigt, dass die darin befragten Männer während der Schwangerschaft ihrer Partnerin tendenziell weniger sexuell aktiv waren. Überwiegender Grund war die bereits beschriebene und unbegründete Sorge, das ungeborene Kind zu verletzen (80 Prozent). Interessanterweise hatte dies aber keinen Einfluss darauf, wie befriedigt sich die Männer gefühlt haben. Dafür war die emotionale Intimität mit der Partnerin entscheidend. 

Welche Stellungen eignen sich und welche nicht?

Eine schwangere Frau hat mit ihrem Partner Sex, indem sie auf seinem Schoß sitzt
© nd3000 / iStock

Am besten findet ihr selbst heraus, welche Stellungen in welcher Schwangerschaftsphase am besten für euch geeignet sind. Ganz klar, die Missionarsstellung ist für Schwangere nicht zu empfehlen, vor allem im dritten Trimester. Überhaupt alle Stellungen, bei denen die Frau längere Zeit auf dem Rücken liegt, sollten vermieden werden, da diese den Blutfluss beeinträchtigen. Und natürlich eignen sich alle Sexstellungen, bei denen starker Druck auf den Bauch ausgeübt wird, in dieser Zeit nicht.
 
Was hingegen gut geht, sind Klassiker wie die Löffelchen-Stellung, Doggy-Style oder die Reiter-Stellung. Die sind auch noch im dritten Trimester möglich – und die Frau kann hier gut Kontrolle über den Sexverlauf ausüben.
 
Mit anderen Worten: Tut das, was Spaß macht und sich gut anfühlt!

Auf einen Blick

  • Die Lust auf Sex ist bei Schwangeren stark davon abhängig, in welchem Trimester sie sich gerade befinden.
  • Geschlechtsverkehr ist bei einem normalen Schwangerschaftsverlauf für das Kind unbedenklich.
  • Sex kann wehenfördernd sein – allerdings nur, wenn der Körper der Schwangeren auch für die Geburt bereit ist.
  • Die Pflege des Intimbereichs mit klarem Wasser ist wichtig, um bakterielle Infektionen zu vermeiden.

Quellen:

ELTERN

Mehr zum Thema