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Grippeimpfung für Schwangere Neue Studie belegt: So schützt eine Immunisierung Mutter und Baby

Frau mit Schnupfen liegt im Bett
© True Touch Lifestyle / Shutterstock
Ausgerechnet Schwangeren raten Experten der Stiko zur Grippeimpfung? Ja, und sie haben große internationale Studien auf ihrer Seite. Demnach schützt die Impfung nicht nur die Gesundheit der Mutter, sondern auch die ihres ungeborenen Babys. Hier alle wichtigen Fragen und Antworten.

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Was hat eine Schwangere davon, sich gegen Grippe impfen zu lassen?

Im Gegensatz zu einer Erkältung, die oft auch Grippe oder grippaler Infekt genannt wird, ist eine echte Grippe ( Influenza) eine schwere Krankheit, die Wochen dauert, den Körper sehr schwächt und anfällig für bestimmte Bakterien macht. Bei schweren Verläufen droht zum Beispiel eine Lungenentzündung.
Zwar lassen sich die Symptome der Grippe mit bestimmten Medikamenten abschwächen. Wie viele andere Medikamente auch, können virale Grippemedikamente in der Schwangerschaft aber nur nach strenger Prüfung im jeweiligen Einzelfall gegeben werden. Deshalb ist es sicherer, die Infektion mit der Impfung zu verhindern. Die Kosten für den Impfschutz übernehmen übrigens die Krankenkassen. Und: Auch die WHO spricht sich für die Influenza-Impfung in der Schwangerschaft aus.

Kann eine Virusgrippe in der Schwangerschaft auch dem Ungeborenen schaden?

Ja. Zum einen erhöht eine Influenza in der Schwangerschaft die Gefahr von Wachstumsverzögerungen beim Ungeborenen sowie von Fehl- oder Frühgeburten.
Zum andern: Erst vor kurzem hat sich herausgestellt, dass Babys, deren Mütter in der Schwangerschaft eine Virusgrippe durchmachten, oft noch lange Zeit anfälliger für Infekte sind, und zwar durch Viren und Bakterien. (Mehr zu der Forschungsarbeit hier.)

Nützt die Grippeimpfung wirklich auch dem Baby?

Ja, und zwar gleich auf mehrfache Weise. Das Baby kommt ja mit dem Nestschutz auf die Welt, mit dem es in den ersten Lebensmonaten gegen alle Keime geschützt ist, gegen die auch die Mutter immun ist. Wenn sie sich hat impfen lassen, gilt der Impfschutz auch für das Baby.
Was das in der Praxis bedeutet, haben Forscher:innen von der Universität Utah in Salt Lake City genauer untersucht. Sie sahen sich die Gesundheitsdaten von fast 250.000 Schwangeren und ihren Kindern an, und zwar während neun Wintern in den Jahren 2005 bis 2014. (Die Daten hatte eine Krankenkasse gesammelt.) Rund zehn Prozent der Schwangeren hatten sich nach eigenen Angaben gegen Influenza impfen lassen.
Im untersuchten Zeitraum erkrankten 658 Babys (bis sechs Monate) an Influenza, 638 von nicht geimpften Müttern, 20 von geimpften Müttern. 151 dieser Babys mussten sogar im Krankenhaus behandelt werden, bis auf drei alle von ungeimpften Müttern. Wegen dieser klaren Ergebnisse plädieren die Wissenschaftler:innen für eine Grippeimpfung von Schwangeren – zum Schutz der Babys.Hier kann man die Studie nachlesen (auf Englisch).

Wann sollen Schwangere sich impfen lassen?

Die Ständige Impfkommission (Stiko), eine unabhängige Expertengruppe, empfiehlt allen gesunden Schwangeren die Grippeimpfung ab dem vierten Schwangerschaftsmonat. Schwangere mit chronischen Grunderkrankungen wie Asthma, Diabetes oder Bluthochdruck sollten sich bereits im ersten Schwangerschaftsdrittel gegen Grippe impfen lassen, weil bei ihnen die Gefahr von Komplikationen besonders hoch ist.

Warum wird nicht allen Schwangeren empfohlen, sich schon in den ersten drei Monaten impfen zu lassen?

Das Robert Koch-Institut erklärt es so: Die Impfung ist grund­sätz­lich in jedem Stadium der Schwangerschaft unbedenklich. Allerdings gibt es im ersten Drittel der Schwangerschaft natürlicherweise vermehrt Fehlgeburten. Würden Schwangere sich in den ersten Wochen gegen Grippe impfen lassen und bald darauf zufällig eine Fehlgeburt erleiden, so würde sie das seelisch wahrscheinlich sehr belasten, weil sie annehmen könnten, die Impfung sei die Ursache.

Wieso ist sich die Ständige Impfkommission so sicher, dass die Impfung Schwangeren nicht schadet?

Bei der Impfung werden nur Teile abgetöteter Erreger verwendet. Deshalb ist es ausgeschlossen, dass Mutter und Kind sich durch die Impfung mit dem Grippeerreger anstecken. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass nach einer Grippeimpfung die Gefahr einer Frühgeburt oder eines Kaiserschnitts nicht erhöht ist, und dass der Gesundheitszustand des Neugeborenen nicht beeinträchtigt ist.

Was kann die Grippeimpfung nicht?

  • Hundertprozentig vor Influenza schützen. Bei Kindern liegt die Erfolgsrate bei bis zu 75 Prozent, bei Erwachsenen bei bis zu 67 Prozent. 
  • Vor Erkältungen schützen. Erkältungen werden von anderen Erregern ausgelöst und haben mit der echten Influenza nichts zu tun.
  • Unbegrenzte Zeit vor Grippe schützen: Jedes Jahr gehen neue Influenza-Viren um die Welt. Damit die Menschen gegen die jeweils neuen Erreger geschützt sind, müssen sie neu geimpft werden.

Was kann ich sonst noch tun, um mich vor einer Infektion zu schützen?

Kurz und bündig: Alle Hygiene-Maßnahmen, die vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus schützen, verringern auch die Gefahr, sich eine Virusgrippe einzufangen.

Quellen:

Robert Koch-Institut: FAQ Grippeschutzimpfung (Stand: 10.9.2021)

Impfen-Info: Grippeimpfung für Schwangere

Frauenärzte im Netz: Impfung gegen Grippe (Influenza) in der Schwangerschaft

Prof. Gülşah Gabriel et al.: "Offspring born to influenza A virus infected pregnant mice have increased susceptibility to viral and bacterial infections in early life", in Nature.com


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