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Nach der Geburt Darüber sprechen wir doch!

Nach der Geburt: Darüber sprechen wir doch!
© Koldunov / iStock
Keine junge Mutter spricht gern über Probleme im Intimbereich. Verstopfung, Schmerzen beim Stuhlgang, Hämorrhoiden, erweiterte, schmerzhafte Venen oder eine Blasenschwäche sind jedoch weit verbreitete Beschwerden. Und man kann einiges tun, um sie loszuwerden.

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Die ersten Tage nach der Geburt haben viele, viele Sonnenseiten - in Form des gerade geborenen entzückenden Babys - aber auch ein paar Schattenseiten. Dazu zählen Verstopfung, Probleme und Schmerzen beim Stuhlgang, Brennen oder Jucken am After oder eine Blasenschwäche. Während der Geburt musste schon genug Intimsphäre geopfert werden, viele frisch Entbundene scheuen sich, das Thema beim Arzt anzusprechen. Wir helfen Ihnen mit vielen Infos weiter! Bevor Sie weiterlesen noch ein Hinweis: So unangenehm diese Probleme erstmal sind: sie vergehen wieder, keine Sorge!

Wichtig: Eine genaue Diagnose

Eine genaue Diagnose ist wichtig. Denn sehr häufig wird falsch behandelt, weil falsch diagnostiziert wurde. Schmerzen beim Stuhlgang, Brennen oder Jucken am After: Das sind nicht zwangsläufig Beschwerden durch Hämorrhoiden. Solche Probleme können auch die harmlosen Analvenenthrombosen verursachen. Diese verschwinden übrigens auch ohne Therapie nach ein paar Wochen von selbst wieder.

Verstopfung

Was man spürt:
Vorweg: Keiner muss täglich müssen! Alles zwischen drei Mal am Tag und drei Mal pro Woche ist in Ordnung. Von Verstopfung spricht der Arzt, wenn man weniger als drei Mal pro Woche muss, wenn der Stuhl zu hart ist und der Stuhlgang schmerzhaft, wenn es fünf Tage dauert, bis die Nahrung den Körper passiert hat, wenn Patienten ständig pressen müssen und wenn sie nach dem Toilettengang das Gefühl einer unvollständigen Entleerung haben.

Wie man sie bekommt:
Schwangerschaftshormone wirken auf den Stoffwechsel, die Folge: Darmträgheit. Außerdem entpannen und beruhigen die Hormone die Muskulatur des Darms. Ansonsten ist Verstopfung oft eine Nebenwirkung von Medikamenten (z. B. Schmerzmittel, Antidepressiva) oder Folge ungünstiger Ernährung: zu viel schwarzer Tee, Schokolade oder Weißmehlprodukte, zu wenig Wasser oder Früchte-/Kräutertee. Auch eine sitzende Tätigkeit oder langes Liegen kann Verstopfung begünstigen.

Das macht der Arzt:
Eine gesunde Lebensführung ist für Verstopfungsgeplagte wichtig. Allerdings leiden viele unter einer sogenannten funktionellen Verstopfung, bei der keine eindeutigen Ursachen zu erkennen sind. Hier wird der Arzt ein leichtes Abführmittel empfehlen, um den Darm in Schwung zu bringen. Übrigens: Auch für Mütter gibt es Mittel, die sie während der Stillzeit problemlos einnehmen dürfen.

Das kann man selbst tun:
Bei Verstopfung kann man selbst einiges machen. Allerdings: Mehr Ballasstoffe, mehr Trinken und mehr Bewegung helfen nicht immer - weniger Stress und mehr Ruhe helfen dagegen häufig, den Darm in Schwung zu bringen.

Bei Beschwerden am Enddarm - ob Hämorrhoiden oder Thrombosen - hilft:

  • Ausreichend Flüssigkeit. Mindestens zwei bis drei Liter Wasser, Tee oder verdünnte Säfte sollten Sie trinken, das beugt Verstopfung vor.
  • Ballaststoffreiche Ernährung. Sie hält die Verdauung ebenfalls in Schwung.
  • Leinsamen, Kleietabletten oder indische Flohsamenschalen.
  • Wichtig ist eine gute Analhygiene. Vermeiden Sie feuchtes Toilettenpapier, es kann Allergien und Reizungen auslösen. Besser sind Einmalwaschlappen. Hebammen empfehlen Sitzbäder mit Eichenrinde. Dafür 500 Gramm geschnittene Eichenrinde aus der Apotheke in fünf Liter Wasser 20 Minuten aufkochen. Dann abseihen, auf Körpertemperatur abkühlen lassen und fünf bis zehn Minuten Sitzbad genießen.
  • Viel Bewegung - aber natürlich erst, wenn Sie sich wieder fit genug fühlen, das Wochenbett abgeschlossen ist und Sie sonst keine Beschwerden haben. Bewegung kurbelt die Verdauung an. Regelmäßiger Stuhlgang sorgt dafür, dass Sie nicht mit so viel Druck auf die Toilette müssen.

Was, wenn die Empfehlung "Mehr trinken, mehr bewegen, mehr Ballaststoffe" nicht hilft?

Auch Ballaststoffe können lästige oder unangenehme Nebenwirkungen haben. Sie führen oft zu Völlegefühl und Blähungen, manchmal wird die Verstopfung sogar schlimmer.
Nach Ansicht des Düsseldorfer Internisten Professor Dr. Joachim F. Erckenbrecht verbergen sich hinter einer hartnäckigen Verstopfung meist zwei unterschiedliche Störungen des Nahrungstransports:

1. Der zunächst normal weiterbeförderte Darminhalt stockt im ersten Abschnitt des Enddarms. Ein häufiger Grund: Die Empfindlichkeit der Nerven im letzten Darmabschnitt ist herabgesetzt, der Patient spürt nicht, wann er "muss". Diese Ausscheidungsstörung lässt sich mit Abführmitteln nicht beheben. Der Arzt muss versuchen, die örtliche Ursache zu finden.

2. Eine weitere Störung ist die so genannte "slow transit constipation". Hier ist der Transport des Nahrungsbreis durch den gesamten Dickdarm verlangsamt. Bei dieser Form der Verstopfung können Medikamente zur Steigerung der Darmbewegung hilfreich sein. So wird dessen Inhalt schneller transportiert und bleibt flüssiger. Am häufigsten verwendet wird hier der Wirkstoff Bisacodyl, der auch während der Stillzeit genommen werden darf.

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"Wenn es weh tut, sind es keine Hämorrhoiden"

Die Öffnung, durch die das Kind geboren wurde, tut noch weh und muss heilen. Das ist jungen Müttern klar. Aber woran liegt es, dass der Enddarm jetzt Probleme macht? ELTERN sprach mit dem Proktologen Dr. Bernhard H. Lenhard aus Heidelberg.

ELTERN: Warum haben viele Frauen in der Schwangerschaft oder nach der Geburt Probleme am Enddarm?
Lenhard: Analthrombosen oder vergrößerte Hämorrhoiden werden durch einen hohen Druck auf den Beckenboden und starkes Pressen begünstigt. Beides hängt naturgemäß mit Schwangerschaft und Geburt zusammen.

ELTERN: Woran erkennen Frauen, was wirklich hinter den Beschwerden steckt?
Lenhard: Wenn es nach der Geburt schmerzt, sind es hundertprozentig keine Hämorrhoiden! Denn was wehtun kann, sind erst die Folgen der Hämorrhoiden. Es vergehen fast immer viele Jahre bis es so weit ist: Krankhaft angeschwollene Hämorrhoiden können austreten und vom Schließmuskel des Afters abgeklemmt werden. Erst dieser Blutstau verursacht Schmerzen. Schwangerschaft und Geburt beschleunigen Probleme mit Hämorrhoiden. Schwangere oder frisch Entbundene leiden häufiger an einer Analvenenthrombose als an Hämorrhoiden. Es handelt sich dabei um ein Blutgerinnsel in einer Analrandvene, das zu einer schmerzhaften Schwellung von Linsen- bis Pflaumengröße führt. Durch das Pressen bei der Geburt kann das Gerinnsel innerhalb von wenigen Stunden entstehen. Schmerzen beim Stuhlgang sind dann die ersten Hinweise.

ELTERN: Ist bei Problemen immer eine Untersuchung am After notwendig?
Lenhard: Ein Enddarm-Spezialist, ein so genannter Proktologe, kann durch eine äußerliche Untersuchung erkennen, ob es sich um eine Analvenenthrombose oder um Hämorrhoiden handelt. Bei Juckreiz, Blutungen am After oder Brennen ist aber eine Proktoskopie notwendig. Diese Untersuchung wird mit einem so genannten Afterspiegel durchgeführt und ist korrekt ausgeführt völlig schmerzfrei. Hat die Patientin allerdings eine Dammnaht, sollte man, wenn möglich, ein bis zwei Wochen warten.

ELTERN: Welche Therapien helfen gegen die Analvenenthrombose, welche gegen hämorrhoidale Beschwerden?
Lenhard: Bei Analvenenthrombosen lindern bereits Salben und abschwellende Medikamente die Schmerzen. Gegen Hämorrhoiden hilft nur eine Lebensumstellung. Mehr Bewegung, ballaststoffreiche Ernährung,weniger Pressen beim Stuhlgang etc. Medikamente wie Salben, Zäpfchen oder Analtampons können nur die Beschwerden lindern, die Ursache aber nicht beseitigen. Je nach Grad der Vergrößerung der Hämorrhoiden können sie verödet, durch eine Gummibandligatur abgeklemmt oder operativ entfernt werden.

  • Nehmen Sie sich Zeit für die Mahlzeiten.
  • Und: Nehmen Sie sich Zeit für den Gang zur Toilette. Wenn Sie hier Probleme haben, versuchen Sie herauszufinden, was Sie davon hält, auf die Toilette zu gehen (zu wenig Zeit, Probleme mit fremden Toiletten etc.).
  • Verstopfung hat viel mit Stress zu tun: Deshalb sorgen Sie für mehr Ruhe im Alltag und gönnen Sie sich Auszeiten.
  • Wenn Sie der Verstopfung selbst nicht Herr werden, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.

Gut zu wissen:
Verstopfung ist harmlos - aber der Gebrauch und Verkauf von Abführmitteln zeigt die Not der Betroffenen. Wichtig: Die meisten pflanzlichen Abführmittel, die z. B. Sennesblätter enthalten, darf man in der Schwangerschaft nicht nehmen. Sie bringen zwar den Darm auf Trab - können aber auch Wehen auslösen!

Hämorrhoiden

Was man spürt:
Häufigstes Symptom: hellrotes Blut am Toilettenpapier, weil eine kleine Ader, ein kleines Polster geplatzt ist. Außerdem: Jucken, Brennen, Nässen - und bei größeren Hämorrhoiden auch Schmerzen. Schätzungen gehen davon aus, dass drei von zehn Menschen betroffen sind.

Wie man sie bekommt:
Hämorrhoiden sind kleine Gefäßpolster im Darm. Vergrößern sie sich, staut sich das Blut in ihnen - genau wie bei Krampfadern. Während der Schwangerschaft und bei der Geburt wird der Beckenboden stark belastet. Zudem sind durch den hohen Spiegel des Hormons Östrogen die Gefäße weiter - was Venenprobleme verschlimmert. So kann es auch am Po zu unangenehmen Reizungen kommen.

Das macht der Arzt:
Hämorrhoiden sind harmlos - aber weil Blut im Stuhl auch auf Darmkrebs hinweisen kann, sollte man zum Arzt gehen. Es gibt Salben, Zäpfchen und Analtampons, die desinfizieren, betäuben und entzündungshemmend wirken. Ballaststoffreiches Essen macht den Stuhl weicher, dann geht es auf der Toilette schneller und ohne Pressen.

Das kann man selbst tun:
Angenehm sind Sitzbäder mit Eichenrinde, Kamille oder Hamamelis. Absteigende Bäder von 30 Grad bis auf 15 Grad wirken entstauend. 20 Prozent der Beschwerden bekommt man mit guter Analhygiene weg: nach jedem Stuhlgang mit Wasser waschen, gut abtrocknen, für unterwegs Baby-Feuchttücher mitnehmen.

Gut zu wissen:
Für Naturheilkundler weisen Hämorrhoiden auf eine Leberschwäche hin. Sie empfehlen deshalb Tees mit Löwenzahn, Mariendistel, Heidelbeerfrüchten - je nach Geschmack einzeln oder gemischt.

Schmerzender Dammschnitt

Hier hilft ein Sitzbad aus Eichenrinde, Salz aus dem Toten Meer oder Kamille. Sie können sich auch Ihr eigenes Sitzbad aus ätherischen Ölen herstellen: 300 Gramm Salz aus dem Toten Meer, angereichert mit je fünf Tropfen Kamillenextrakt, Lavendelöl, Ringelblumenöl und Scharfgarbenöl. Geben Sie von der Salz-Öl-Mischung ein bis zwei Esslöffel ind das Sitzbad. Nach fünf Minuten die Naht trockenfönen.

Auch Honig, Beinwellsalbe oder Dammöl (fragen Sie Ihre Hebamme danach), auf die Naht gerieben, wirkt heilend.

Nach der Geburt: Darüber sprechen wir doch!

Wenn die Blase nicht dicht hält

Viele junge Mütter erleben nach der Geburt, dass ihre Blase beim Husten, Lachen, Heben oder Laufen nicht dicht hält. Wie kommt es dazu? Nach einer Geburt ist die Beckenbodenmuskulatur geschwächt - der Verschlussmechanismus funktioniert nicht mehr richtig. In den meisten Fällen bessert sich diese Inkontinenz in den ersten Wochen nach der Geburt von selbst, wenn die Organe mit der Rückbildungsgymnastik ihre ursprüngliche Position zurückgefunden haben und der Beckenboden wieder straff ist.

Tipps, die im Alltag helfen

Für den Anfang helfen einfache Tipps, das Problem zu lindern: Beim Heben von Gegenständen immer in die Knie gehen und die Gegenstände nah am Körper halten. Außerdem: Beim Husten und Niesen den Kopf über die Schulter drehen. So kann man verhindern, dass sich der Oberkörper nach vorne krümmt und mit seinem Gewicht auf den Bauch drückt.

Die einfachste Lösung ist in jedem Fall ein gezieltes Beckenbodentraining. Hierzu zählt auch das Training mit Liebeskugeln! Das sind kleine Kugeln, die eingeführt werden, und die durch ihr Gewicht den Beckenboden kräftigen. Beim Kauf darauf achen, dass sie schadstofffrei und leise sind. Der Nebeneffekt: Mehr Spaß beim Sex!

Wenn das Problem der Harninkontinenz bleibt, sollten Sie sich nicht scheuen, einen Gynäkologen oder Urologen anzusprechen.


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