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Pucken Vor- und Nachteile der Wickeltechnik für mein Baby

Babys beruhigt pucken
© ideabug / iStock
Pucken kann unruhigen Babys ein sicheres und geborgenes Gefühl geben – fast wie im Mutterleib. Doch es gibt auch kritische Stimmen, die vor der traditionellen Wickeltechnik warnen. Wir verraten euch die Vor- und Nachteile des Puckens.

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Beim sogenannten Pucken wird das Baby eng in ein Tuch gewickelt oder in einen speziellen Pucksack gelegt. Diese Begrenzung soll dem Neugeborenen ein ähnliches Gefühl wie im Mutterleib geben. In der Gebärmutter spüren Babys bei jeder Bewegung eine Begrenzung und lernen so die Grenzen des eigenen Körpers kennen. Nach der Geburt verändert sich alles. Von der engen, wohligen Geborgenheit in Mamas Bauch kommt das Baby in eine große, helle Welt, ganz ohne Grenzen, ein leerer Raum. Gerade am Anfang haben Babys deshalb ein großes Bedürfnis nach engem Körperkontakt und schlafen viel besser auf dem Arm der Mutter oder des Vaters als im Babybettchen ohne jeden Halt.

Wärme, beruhigende Geborgenheit, genau das soll auch das Pucken den Säuglingen geben. In ein Tuch oder eine leichte Decke gewickelt, spürt sich das Baby selbst und fühlt sich geborgen wie im Bauch seiner Mutter. In vielen Ländern dieser Erde hat das Pucken Tradition. Bereits im Mittelalter kannten Eltern die damals noch "Fatschen" genannte Technik. So zeigen viele Gemälde und Skulpturen dieser Zeit den kleinen Jesus als im Tuch gepucktes Baby. Doch welche Vor– und Nachteile hat eigentlich das Pucken?

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Vorteile: Wann ist Pucken sinnvoll?

Es gibt einige gute Gründe, die für die sanfte Begrenzung durch das Pucken sprechen.

  • Manche Babys finden besser in den Schlaf
  • Schreikinder kann das Pucken helfen, sich besser zu beruhigen
  • Auch gegen Bauchschmerzen und Blähungen soll die wohlige Enge helfen

Vorausgesetzt natürlich, das Einwickeln stößt beim Baby auch auf Gegenliebe. Gerade sehr bewegungsfreudige Neugeborene mögen oft die Begrenzung durch ein Tuch nicht. Gleiches gilt für Babys, die schon früh mit ausgestreckten Armen und Beinen schlafen.

Warum hilft Pucken sehr kleinen Babys beim Einschlafen?


Ein wichtiger Grund dafür ist der Moro-Reflex. Dieser Umklammerungsreflex wird ausgelöst, wenn das Baby in Rückenlage nach hinten fällt oder aber durch Schrecksituationen. Er ist ein natürlicher Bestandteil der kindlichen Entwicklung und endet zwischen dem dritten und sechsten Lebensmonat. Trotzdem kann er dazu führen, dass die Babys nur schwer in den Schlaf finden oder immer wieder hochschrecken. Ein sanftes Anlegen der Arme an den Körper verhindert die unkontrollierten Bewegungen des Moro-Reflexes. Manche Hebammen raten deshalb, Babys in den ersten Lebenswochen vor allem in Ruhephasen oder vor dem Schlaf zu pucken, jedenfalls solange der Moro-Reflex auftritt. 

Wann wird das Pucken überflüssig?

  1. Wenn der Säugling anfängt sich zu drehen: Es besteht die Gefahr, dass sich das gepuckte Baby selbst in die Bauchlage bringt, ohne dann seine Arme in dieser Lage einsetzen zu können.
  2. Wenn das Kind nach der Welt greift: Babys beginnen ungefähr ab dem dritten Monat damit, ihre Umwelt auch mit den Händen zu erkunden. Ihre Arme nun fest an den Körper zu binden, hemmt diese wichtige Entwicklung.

Nachteile: Was spricht gegen das Pucken?


Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte warnt seit 2012 explizit vor der Technik. Dr. Hermann Josef Kahl, Experte für Prävention im Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, sagt dazu in einer offiziellen Mitteilung: „Gerade an heißen Tagen ist das Pucken für Babys eine Qual. Sie können ihre Körperwärme nicht an die Umgebung abgeben. Es besteht die Gefahr eines Hitzschlags bzw. einer Dehydrierung. Manche Kinder werden so eng gepuckt, dass Nerven abgeklemmt werden.“ Achtung! Diese Kritik bezieht sich vor allem auf sehr enges, sehr lang andauerndes und unsachgemäßes Pucken. Viele Hebammen empfehlen deshalb inzwischen die Benutzung von Pucksäcken mit großer Beinfreiheit. Damit kann man deutlich weniger falsch machen.

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Umstritten ist bei Kinderorthopäden: die Stellung der Beine


Beim traditionellen Pucken werden die Beine in die Streckung gezwungen. Die natürliche Haltung der Babys ist aber die sogenannte Sitz-Hock­stellung, mit leicht gespreizten Beinen und leicht angehockt. „Im Mutterleib liegt das Kind in der typischen Embryonalhaltung, es kann sich dort in Grenzen auch bewegen, etwa treten. Gepuckte Babys liegen dagegen ausgestreckt und können weder Arme noch Beine bewegen“, kritisiert Josef Kahl.

Durch die künstliche Streckung entstehen aber sogenannte Scherkräfte, die die Gelenkpfanne daran hindern können, sich richtig zu entwickeln. Die Folgen können sekundäre, also nicht angeborene Dysplasien sein. Bei dieser Fehlstellung ist die Pfanne des Hüftgelenks nicht richtig ausgebildet. Bleibt die Fehlstellung in den ersten Monaten unbehandelt, besteht das Risiko, dass die Kinder irgendwann eine Gehbehinderung entwickeln. Außerdem erhöht sie das Arthrose-Risiko im Erwachsenenalter.

Mehrere Studie sprechen gegen zu enges Pucken

Unterstützung für die Sorge der Kinderärzte kommt von einer kanadischen Studie. Die Wissenschaftler untersuchten Risikofaktoren für spät diagnostizierte Hüftfehlstellungen und werteten dafür Daten von rund 400 Kindern aus den USA, Australien und Europa aus. Bei 133 wurde die Fehlstellung erst nach dem dritten Monat festgestellt, viele von ihnen wurden gepuckt.  Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Studie aus der Türkei. Bei der Untersuchung von 3.540 Kindern fanden die Ärzte 208 krankhaft veränderte Hüften. Als Hauptrisikofaktor bewerten die Wissenschaftler das Pucken. Das enge Einwickeln liegt aus ihrer Sicht noch vor anderen Risiken wie einer genetischen Veranlagung und eine Beckenendlage. Auch in Japan kam Forscher zu einer ähnlichen Erkenntnis. Hier führte die Abkehr vom traditionellen Pucken zu einem Rückgang der Hüftfehlstellung von bis zu 3,5 Prozent auf 0,2 Prozent.

Das klassische Pucken stirbt in Deutschland aus


Doch kein Grund zur Sorge:In Deutschland werden Neugeborene routinemäßig in der vierten oder fünften Lebenswoche per Ultraschall auf Hüftfehlstellungen untersucht. In dieser Zeit lassen sich Dysplasien bei Säuglingen fast immer einfach mit einer Spreizhose korrigieren. Werden die Fehlstellungen aber später entdeckt oder entstehen sie später, ist eine Therapie deutlich schwieriger. Außerdem bezogen sich viele der Untersuchungen vor allem auf das klassische Pucken, bei dem das Baby von der Fußspitze bis zum Hals eingewickelt wird. Diese Technik ist bei deutschen Hebammen längst umstritten. Der Berufsverband empfiehlt dagegen ein sanftes Pucken, wenn die Kinder nicht zu eng und nicht gegen ihren Willen eingepackt werden.

Babys halten und tragen

Sichere Alternativen zum Pucktuch: Tragetuch und Pucksack

Doch wann sitzt das Tuch eigentlich eng? Diese Frage ist gerade für junge Eltern schwer zu beantworten, gerade weil auch eine lockere Wickelung Gefahren birgt. Ist das Tuch zu locker, kann es über das Gesicht rutschen und es droht Erstickungsgefahr. Auch wenn im Internet unzählige Anleitungen kursieren, sollten unsichere Eltern lieber zu den Alternativen greifen.
 

  1. Tragetuch: Das Tragen des Babys im Tuch oder einer Babytragen bietet viel körperliche Nähe zu Mama oder Papa und Geborgenheit. Gleichzeitig sind die Beine des Babys hüftfreundlich gespreizt. Außerdem haben tragende Eltern ihr Kinder immer im Blick, dadurch sinkt zum Beispiel die Gefahr des Überhitzens. Natürlich sind nicht alle Kinder Trage-Fans.
  2. Pucksäcke: Sie geben den Babys an Armen und Schultern Begrenzung und verhindern so das Aufschrecken durch den Moro-Reflex. Sie schlafen ruhiger, können aber ihre Beine frei bewegen und haben genug Platz zum Strampeln.
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Bei beiden Varianten können sich Eltern dann wirklich ganz sicher sein, dass die Hüfte ihres Babys keinen Schaden nimmt.

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