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Pflegekind Elternschaft auf Zeit

Ein Pflegekind aufnehmen? Eine gute Entscheidung! Denn Sie können einem Kind, das bisher nicht auf der Sonnenseite gelebt hat, ganz viel Liebe und Stabilität schenken. Aber auch eine Entscheidung, die wohl überlegt sein sollte! Denn die Pflegeelternschaft ist eine Aufgabe, die viel Geduld, Mut und eine ordentliche Portion Idealismus erfordert.

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Glück auf Zeit mit einem Pflegekind

Pflegekind: Elternschaft auf Zeit
Pflegekind: Elternschaft auf Zeit
© Thinkstock

Ein Pflegekind zu haben, bedeutet Elternschaft auf Zeit. Anders als bei einer Adoption bleibt das Sorgerecht zu großen Teilen bei den leiblichen Eltern oder dem Vormund. Pflegefamilien wissen nie, wie lange das Kind letztlich bleiben wird. Zwar kann die so genannte Vollzeitpflege, bei der das Pflegekind für eine unbestimmte Zeit oder auf Dauer in der Pflegefamilie lebt, manchmal auch in eine Adoption übergehen. Aber die Fähigkeit, loslassen zu können, ist für Pflegeeltern ganz wichtig. Manche Paare entscheiden sich übrigens bewusst für eine kurze Pflegezeit: die Bereitschaftspflege, bei der das Kind maximal ein halbes Jahr aufgenommen wird.

Welche Kinder werden zu Pflegekindern?

Pflegekinder bringen in den meisten Fällen eine längere Leidensgeschichte mit. Zum Beispiel, weil die Eltern durch Krankheit, finanzielle Not oder Drogenabhängigkeit nicht in der Lage sind, sich gut um ihr Kind zu kümmern. Weil der zweite Elternteil nicht da oder sogar unbekannt ist. Pflegekinder haben häufig Vernachlässigung erlebt, sind geschlagen worden oder haben psychische Gewalt erfahren. Und diese Erfahrungen haben sie natürlich geprägt und werden das Zusammenleben in einer neuen Ersatz-Familie nie ganz einfach machen.
Pflegekinder werden in der Regel gegen den Willen der leiblichen Eltern aus der Familie genommen. Daher ist eine Adoption der betreffenden Kinder zunächst nicht möglich. Erst wenn aus der Zwischenlösung zum Schutz des Kindes in vielen Fällen ein Dauerpflegeverhältnis wird und die leiblichen Eltern einer Freigabe zustimmen, könnte sich eine Adoption anschließen.

Sind wir als Pflegeeltern geeignet?

Die Frage, ob ein Paar für die Pflegeelternschaft geeignet ist, hängt nicht nur davon ab, wie viel die Partner verdienen oder in welchen Lebensumständen sie leben. Sondern vor allem davon, wie stark ihre Bereitschaft ist, dem Pflegekind Aufmerksamkeit, Liebe und Toleranz entgegen zu bringen.

  • Verheiratet, liiert oder alleinerziehend:
    Paare, die gerne Pflegeeltern werden wollen, müssen nicht verheiratet sein. Auch gleichgeschlechtliche Paare können Pflegekinder aufnehmen. Ebenso werden Einzelpersonen mit eigenen Kindern oder ohne eigene Kinder als Pflegemütter oder Pflegeväter akzeptiert. Aber es kommt immer auf die einzelne Situation an: So kann es für ein bestimmtes Pflegekind besser sein, wenn Mutter und Vater als Rollenvorbilder da sind. Oder wenn Geschwister dem Pflegekind dabei helfen können, soziales Verhalten zu lernen.
  • Finanziell abgesichert:
    Pflegeeltern sollen in gesicherten finanziellen Verhältnissen leben und eventuell auch auf das Einkommen eines Partner verzichten können, damit das Pflegekind gut betreut werden kann. Pflegeeltern erhalten vom Jugendamt zwar mit dem Pflegegeld eine finanzielle Unterstützung, sie ist aber vor allem für die Unterhaltskosten des Kindes gedacht. Auch sollte die Wohnung groß genug sein, damit das Pflegekind seinen Platz finden kann. Pflegeeltern brauchen für die Bewerbung außerdem ein Gesundheitsattest und ein polizeiliches Führungszeugnis.
  • Belastbar, geduldig und kooperativ:
    Ein Kind zu erziehen, ist nie ein Spaziergang - egal, ob es ein leibliches, adoptiertes oder in Pflege aufgenommenes Kind ist. Aber im Gegensatz zu leiblichen Eltern müssen sich künftige Pflegeeltern darüber im Klaren sein, dass sie Entscheidungen nicht immer allein treffen werden. Sie werden mit dem Jugendamt zusammenarbeiten und eventuell auch direkt mit den Eltern des Kindes. Aber die sicher größte Herausforderung wird es sein, sich in die Gefühle und Vorstellungswelt des Kindes einzufühlen. Das Pflegekind so anzunehmen, wie es ist - mit seiner Vergangenheit und den daraus entstandenen Problemen. Und an seinen Erziehungszielen festzuhalten, auch wenn Schwierigkeiten auftreten. Viele Pflegekinder haben aufgrund von Trennung, Vernachlässigung und erfahrener körperlicher oder psychischer Gewalt Verhaltensweisen entwickelt, auf die Pflegeeltern intensiv eingehen müssen: So klammern Pflegekinder häufig sehr stark. Andere lassen niemanden an sich heran. Und viele Pflegekinder haben Entwicklungsstörungen, werden zum Beispiel erst spät sauber.

Wie und wo bewerben wir uns um ein Pflegekind?

Bevor Sie sich für diesen Schritt entscheiden, ist es sinnvoll, den Kontakt mit anderen Pflegefamilien zu suchen und so erste Eindrücke zu sammeln. Ihr zuständiges Jugendamt hilft Ihnen sicher gerne dabei. Haben Sie sich entschlossen, ein Pflegekind aufzunehmen, bewerben Sie sich auch dort. Etwas Geduld müssen Sie mitbringen: In der Regel dauert das Bewebungsverfahren mehrere Monate. Werden Sie als Bewerber für eine Pflegeelternschaft akzeptiert, dann wird sich das Jugendamt früher oder später bei Ihnen melden. Sie erhalten dann ausführliche Informationen über das mögliche Pflegekind, über seine Vorgeschichte und seine leibliche Familie. Sie haben dann Ruhe und Zeit, sich für diese neue und wichtige Aufgabe zu entscheiden.

Als kinderloses Paar ein Pflegekind aufnehmen - geht das?

Wir bekommen einfach kein Kind! Nach oft jahrelangen Versuchen müssen manche Paare das akzeptieren, so schmerzhaft es auch ist. Die Alternative Adoption - sie ist bei vielen Paaren aufgrund ihres Alters schon nicht mehr gegeben. Und wenn man ein Pflegekind aufnimmt? Und sich damit zumindest für eine gewisse Zeit um ein Kind kümmert, das es im Leben bisher nicht so gut gehabt hat? Schon für viele Paare, die bereits leibliche Kinder haben, ist das eine große Aufgabe, die auch Mut und eine Portion Idealismus erfordert. Und für Paare, die sich bisher mit Erziehung nur theoretisch beschäftigt haben? Ist das ein zu große Herausforderung? Nein, es gibt kinderlose Paare, die Pflegekinder aufnehmen und in dieser Aufgabe voll und ganz aufgehen.

Entscheidung für ein Pflegekind? Nützliche Adressen!

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